Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ch@t mit meiner Lehrerin
Ch@t mit meiner Lehrerin
Ch@t mit meiner Lehrerin
eBook298 Seiten3 Stunden

Ch@t mit meiner Lehrerin

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die beste Freundin als Austauschschülerin in England, von den Mitschülern wegen ihrer guten Noten gemobbt und verliebt in die Mathelehrerin. Das klingt nicht gerade nach einer Lebenssituation, die man sich wünscht. Genauso sieht Gretas Leben aber gerade aus.

Eines Tages entdeckt sie das Profil ihrer Mathelehrerin Simone auf einer Lesbendatingseite und schreibt ihr unter einem anderen Namen. Zunächst scheint alles gut, sie schreiben regelmäßig miteinander und chatten sogar. Doch Simone drängt auf ein Treffen. Greta lässt sich eine Ausrede nach der anderen einfallen, woraufhin Simone den Kontakt zu ihr abbricht. Aber wenn eine Liebe wahr ist, übersteht sie alles und lässt sich auch von Lügen oder Verboten nicht aufhalten.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum13. Sept. 2017
ISBN9783739695815
Ch@t mit meiner Lehrerin

Mehr von Michelle Zerwas lesen

Ähnlich wie Ch@t mit meiner Lehrerin

Ähnliche E-Books

LGBTQIA+-Romantik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Ch@t mit meiner Lehrerin

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ch@t mit meiner Lehrerin - Michelle Zerwas

    Vorwort

    „Wow Wahnsinn, schau mal da, Greta!", rief Mali und deutete wild gestikulierend aus dem Autofenster. Eine riesige Passagiermaschine der Lufthansa war nur noch wenige Sekunden davon entfernt den sicheren Boden zu erreichen.

    Staunend verfolgten die beiden das riesige Flugzeug mit ihren Blicken. Beide sahen das nicht zum ersten Mal, aber dennoch war es immer wieder beeindruckend.

    „Ich finde es ja echt krass, dass diese tonnenschweren Flugzeuge sich in die Luft erheben können", meinte Greta.

    „Ja, das ist echt verrückt", erwiderte Mali.

    „Alles eine Frage der Technik", meinte Logan Smith, Malis Vater und steuerte das Auto gekonnt ins Parkhaus des riesigen Flughafens.

    „Ich hoffe nur, dass die Technik nicht ausgerechnet dann versagt, wenn unsere Tochter in einer dieser Maschinen sitzt, sagte Florentina Smith zu ihrem Mann. „In der letzten Zeit hat es ja einige Abstürze gegeben.

    „Unsinn, wischte Logan das Thema mit einer abwehrenden Handbewegung zur Seite. „Das Flugzeug ist das sicherste Verkehrsmittel. Ich bin so oft geflogen in meinem Leben und mir ist nie was passiert.

    „Ich habe trotzdem kein gutes Gefühl", beharrte Florentina auf ihren Standpunkt.

    Logan lachte. „Das Einzige, was dir an der Sache nicht gefällt, ist, dass Mali ein Jahr von uns fort sein wird."

    Florentina sagte nichts dazu, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass Logan voll ins Schwarze getroffen hatte.

    „Du wirst sehen, es ist das Beste für Mali, sprach Logan weiter. „Ich war auch ein Jahr in diesem Internat, als ich so alt war wie sie. Die Ausbildung dort ist erstklassig. Davon wird sie ein Leben lang profitieren.

    „Ein Jahr geht total schnell vorbei", meinte Mali, die sich sehr auf ihr Schuljahr in England freute.

    Aufgeregt suchte sie im Auto ihre Sachen zusammen, als sie endlich eine freie Parklücke gefunden hatten. Greta hingegen konnte Florentina gut verstehen. Zwar machte sie sich eher weniger Gedanken, dass das Flugzeug abstürzen könnte, aber ein Jahr ohne ihre beste Freundin kam ihr entsetzlich lang vor. Sie hatte alles Erdenkliche versucht ihre Eltern zu überreden Mali begleiten zu dürfen und schließlich hatte sie es fast geschafft, da scheiterte es an den Kosten. Mali sollte ein Jahr lang ein teures Elite – Internat besuchen, das sich ihre Eltern nicht leisten konnten. Logan verdiente einen Haufen Geld als Offizier bei der Bundeswehr und Florentina war eine erfolgreiche Schriftstellerin. Da konnten Gretas Eltern mit ihren durchschnittlichen Monatsgehältern nicht mithalten.

    Greta und Mali hatten beinahe ihr ganzes Taschengeld gespart, seit Logan ihnen seinen Entschluss mitgeteilt hatte. Am Ende mussten sie jedoch feststellen, dass sie damit nicht mal ein halbes Jahr an dieser sündhaft teuren Schule in England bezahlen konnten. Also blieb Greta nichts anderes übrig als in Deutschland zu bleiben. Doch tief in ihrem Herzen fand sie das inzwischen gar nicht mehr so schlimm, wie noch vor wenigen Monaten. Sie hatte sich nämlich gegen Ende des zurückliegenden Schuljahres in ihre Mathelehrerin Simone Mäner verliebt und freute sich jetzt schon auf den Beginn des neuen Schuljahres.

    Mali hatte sie nichts davon erzählt. Bisher hatte sich einfach noch nicht die richtige Gelegenheit ergeben. In den letzten Tagen hatte sie immer wieder versucht mit Mali darüber zu reden, aber im entscheidenden Moment hatte sie jedes Mal der Mut verlassen. Nun war es zu spät. In wenigen Stunden hob Malis Flieger ab und Greta war allein. Sie musste allein mit der Situation zurechtkommen und dabei brauchte sie Mali unbedingt, denn wenn ihr überhaupt jemand helfen konnte, dann war sie das.

    „Mädels, wir müssen uns beeilen", drängelte Logan und riss Greta damit aus ihren Gedanken.

    Sie stiegen aus dem Geländewagen und Logan beförderte mit Leichtigkeit Malis Koffer von der Ladefläche.

    „So wie es aussieht, fällt die Rechnung fürs Übergepäck etwas Großzügiger aus, meinte Logan und ehe Mali zu einer Erwiderung ansetzen konnte, setzte Logan rasch hinzu: „Schon gut, ich weiß, es geschieht mir nur recht. Schließlich war es meine Idee dich nach England zu schicken.

    Malis wütender Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein gezwungenes Lächeln. Greta konnte sich vorstellen, dass es für Mali im Moment nicht leicht war so hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen. Natürlich freute sie sich, aber es war nie leicht seine gewohnte Umgebung für so lange Zeit zu verlassen.

    Greta hingegen lachte innerlich, als sie daran dachte wie oft sie und Mali in den letzten Tagen die Koffer ein und wieder ausgepackt hatten. Ganze Nachmittage hatten sie damit verbracht, gelacht, diskutiert und so manche Modenschau veranstaltet. Es musste schließlich gut überlegt sein, was man für ein ganzes Jahr benötigte.

    Nach wenigen Minuten schritten sie durch den Eingang des weitläufigen Flughafengebäudes und Greta spürte, dass ihr Herz sich schmerzhaft zusammen zog. Gleich musste sie sich von Mali verabschieden.

    Sie reihten sich in die Schlange der Wartenden ein, um Malis Koffer aufzugeben und obwohl das die perfekte Gelegenheit gewesen wäre noch ein wenig miteinander zu plaudern, schwiegen sie die meiste Zeit. Irgendwie wurde ihnen wohl allen der Ernst der Lage erst jetzt richtig bewusst. Vielleicht lag es aber auch daran, weil es um sie herum zuging wie in einem geschäftigen Bienenstock und ihre Aufmerksamkeit deshalb permanent auf andere Dinge gelenkt wurde.

    Sobald Malis Koffer aufgegeben waren, ging alles ganz schnell. Sie liefen weiter zur Sicherheitskontrolle und mussten sich endgültig voneinander verabschieden, denn dort hatte nur Mali mit ihrer Bordkarte Zutritt.

    Während Mali ihre Eltern umarmte, hielt sich Greta etwas abseits und versuchte mit aller Macht ihre Tränen zu unterdrücken. Bis Mali schließlich in ihre Arme flog und sie fest an sich drückte.

    „Ich werde dich so vermissen, Greta."

    „Und ich dich erst."

    „Ich wünschte, du könntest mitkommen", sagte Mali zum wohl hundertsten Mal in den letzten Wochen.

    „Du musst mir alles schreiben, okay!?", erwiderte Greta und die ersten Tränen kullerten über ihre Wange.

    „Das mache ich und wehe du vergisst mich!", drohte Mali spielerisch.

    „Ich sollte mir wohl eher Gedanken machen, dass du mich vergisst, unter all den reichen Schnöseln. Die werden bestimmt alles versuchen, um dich einzuwickeln."

    „Erinnere mich bloß nicht daran. Das kann ja nur schrecklich werden. Hoffentlich gibt es da auch ein paar Leute mit denen man sich normal unterhalten kann."

    „Jetzt ist aber genug, mischte Logan sich in die Abschiedsszene der beiden Mädels ein. „England ist nicht das Ende der Welt und im Zeitalter von Facebook und Co werdet ihr euch bestimmt nicht aus den Augen verlieren.

    Mali seufzte schwer, als sie Greta ein letztes Mal in die Arme schloss. Trotz aller Vorfreude fiel ihr der Abschied schwer.

    Dann schritt sie durch die Sicherheitskontrolle, winkte ihren Eltern und Greta noch kurz zu, bevor sie sich in die Menschenschlange einreihte, die sich vor dem Ganzkörperscanner gebildet hatte.

    1. Kapitel

    Das Geräusch des klingelnden Weckers riss Greta unsanft aus dem Schlaf. Nachdem sie ihn ausgeschaltet hatte, zog sie sich die Bettdecke wieder bis zur Nasenspitze. Warum mussten Betten so gemütlich sein und warum hatte man viel zu selten die Möglichkeit den ganzen Tag darin zu verbringen? Das ergab doch irgendwie keinen Sinn.

    Sobald Greta merkte, dass sie dabei war erneut einzuschlafen, riss sie gewaltsam die Augen weit auf. Sie wusste, dass sie in dem Fall bis mittags geschlafen hätte, weil niemand im Haus war, der sie wecken konnte. Ihre Eltern waren bereits auf der Arbeit und Mali war auch nicht da, um sie notfalls mithilfe von Telefonterror zu wecken.

    Viel zu spät kroch sie aus dem Bett und schlurfte gähnend ins Bad. Sie hätte gerne denjenigen umgebracht, der so etwas Sinnloses wie die Schule erfunden hatte. Wenn sie wenigstens mittags anfangen würde, aber doch nicht so entsetzlich früh am Morgen.

    Während sie sich die Zähne putzte, fragte sie sich, ob Mali sich genauso fühlte. Sie war nun schon 32 Stunden weg, aber gemeldet hatte sie sich bis jetzt noch nicht. Bis weit nach Mitternacht hatte Greta ihr Handy und ihren Laptop nicht aus den Augen gelassen, aber beide Geräte waren still geblieben. Wahrscheinlich war sie deshalb auch so müde.

    Das fing ja gut an. Wenn Mali sich jetzt schon nicht meldete, wie sollte das dann erst in Zukunft werden?

    „Guten Morgen", ertönte plötzlich eine Stimme, die Greta aufhorchen ließ. Sie hatte in den letzten Minuten die Geräuschkulisse um sich herum ausgeblendet und sich in ein Buch vertieft, während sie mit dem Rücken an der Wand lehnte.

    Gemeinsam mit ihren Mitschülern wartete sie vor dem Klassenzimmer auf ihre Klassenlehrerin. Im neuen Schuljahr sollte sich nichts ändern. Sie behielten ihren Klassenraum und leider auch ihre Klassenlehrerin Frau Weise, die olle Schreckschraube.

    Doch die Stimme, die vor wenigen Sekunden in ihr Bewusstsein gedrungen war, gehörte eindeutig nicht Frau Weise. Sie kannte diese sanfte Stimme nur zu gut, die sie während der Sommerferien immer wieder in ihrem Kopf gehört hatte. Als sie aufblickte, bestätigte sich ihr gutes Gehör. Ihr Blick verlor sich in grauen Augen, die sie verschmitzt lächelnd ansahen.

    „Na Greta, wie ich sehe bist du bereits wieder fleißig."

    Nach diesen Worten schritt Simone Mäner immer noch lächelnd an ihr vorbei und bahnte sich einen Weg zum Klassenzimmer.

    Greta war von der unerwarteten Begegnung noch so verwirrt, dass sie die boshaften Blicke ihrer Mitschüler nicht bemerkte. Sie war nicht sonderlich beliebt bei ihren Mitschülern, wie das eben so ist, wenn man gut in der Schule ist. In einem solchen Fall bekommt man den Neid und die Verachtung seiner Mitmenschen nur allzu deutlich zu spüren.

    Gleiches galt für Mali. Sie war erst letztes Schuljahr neu in die Klasse gekommen und bereits am ersten Tag hatte sie den Hass zu spüren bekommen, der oft genug unter Schülern herrscht. Mali war Halbafrikanerin und ihre Haut hatte deshalb einen dunkleren Farbton. Greta hatte sich gleich zu ihr hingezogen gefühlt, weil sie ebenfalls eine Ausgestoßene der Klassengemeinschaft war. Nach und nach hatten sie immer mehr Gemeinsamkeiten festgestellt und waren schon bald unzertrennliche Freundinnen geworden. Doch nun war Mali weg und Greta musste wieder allein gegen die Mobbingattacken und Ausgrenzung kämpfen.

    Inzwischen hatten sie ihre Plätze eingenommen, doch die Geräuschkulisse war nach wie vor dieselbe. Einzig Greta war völlig ruhig. Hätte Mali neben ihr gesessen, hätten sie sicher etwas zu bequatschen gehabt, aber so begnügte sie sich damit ihre Sachen auszupacken.

    Simone Mäner sorgte in der Zwischenzeit für Ruhe und da ihre Strenge gefürchtet war, gelang ihr das auch recht schnell.

    „Guten Morgen", begrüßte sie ihre Schüler, woraufhin ihr ein undeutliches Gemurmel entgegen gebracht wurde.

    „Das geht aber noch besser, erwiderte Simone Mäner. „Ich werde euch eure Faulheit in diesem Schuljahr schon austreiben.

    Sofort ertönte protestierendes Gemurmel innerhalb der Klasse.

    „Ich bitte um Ruhe!, sagte Simone Mäner streng und augenblicklich verstummten die murmelnden Stimmen. „Gut, dann lasst uns loslegen mit der Verkündung des neuen Stundenplans. Zunächst aber eine Info vorweg: In diesem Schuljahr bin ich als eure neue Klassenlehrerin eingeteilt. Frau Weise ist leider erkrankt und wird in den nächsten Monaten ausfallen.

    Gretas Herz klopfte vor Aufregung schneller nach dieser unverhofft guten Nachricht, während ihre Mitschüler alles andere als begeistert waren. Für sie hatte sich nichts geändert, denn Simone Mäner war beinahe noch strenger als Frau Weise.

    Greta hingegen konnte ihr Glück kaum fassen, denn das bedeutete noch mehr Stunden mit ihr verbringen zu können und möglicherweise sogar am Ende des Schuljahres gemeinsam auf Klassenfahrt zu gehen. Die ganzen Sommerferien hatte sie nachts in ihrem Bett still und heimlich darüber nachgedacht, wie sie es anstellen könnte Simone näher zu kommen. Konnte es sein, dass irgendjemand im weiten Universum ihre Gedanken gespürt und dafür gesorgt hatte, dass Frau Weise ausfiel? Rasch wischte Greta diese Überlegungen zur Seite. Das war völliger Unsinn und alles bloß reiner Zufall.

    Die ersten beiden Unterrichtsstunden mit Simone verflogen geradezu. Im Nu hatte Simone ihnen den neuen Stundenplan durchgegeben und machte danach sofort weiter mit ihrem Matheunterricht, womit sie sich bei allen, außer Greta, sofort unbeliebt machte.

    Greta, die sich in den Ferien bereits intensiv auf das erste Mathethema vorbereitet hatte, nutzte ihren Vorsprung dazu, um Simone immer wieder heimlich zu beobachten. Greta entging keine einzige ihrer Bewegungen, wenn sie an der Tafel stand und eine neue Matheformel anhand eines Beispiels erklärte.

    Von Zeit zu Zeit strich Simone sich eine widerspenstige Haarsträhne ihres schulterlangen dunkelblonden Haares zurück. Hingerissen ließ Greta sich von Simones sanfter Stimme umschmeicheln, die so gar nicht zu ihrer Strenge passte. Sie war beinahe schon froh, als die ersten beiden Stunden mit Simone beendet waren, denn das kribbelnde Gefühl in ihrem Bauch wurde immer stärker und sie fühlte sich mehr und mehr zu ihrer Lehrerin hingezogen.

    Nachdem es zur Pause geklingelt hatte, stürmten alle erleichtert aus der Klasse, sodass Greta unbeabsichtigt allein mit Simone zurückblieb und gemeinsam mit ihr die Klasse verließ.

    „Wie geht es dir, Greta?", richtete Simone das Wort an sie.

    „Es ist sicher schwierig für dich ohne Mali."

    „Man gewöhnt sich an alles, erwiderte Greta und ihr Herzschlag beschleunigte sich. „Ein Jahr vergeht ja recht schnell.

    „Sag das nicht. Ein Jahr kann lang werden, vor allem wenn man solche Mitschüler hat wie du."

    „Ich komme schon klar", versicherte Greta Simone, freute sich aber innerlich darüber, dass Simone sich offensichtlich Sorgen um sie machte.

    „Du brauchst das nicht verharmlosen. Ich bekomme schon mit was läuft und mir gefällt das ganz und gar nicht. Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn es Probleme gibt."

    Greta war so überrascht von Simones Worten, dass sie nicht dazu in der Lage war etwas zu erwidern. Deshalb sprach Simone weiter: „Welches Buch liest du denn im Moment? Es muss sehr spannend sein, weil du völlig darin versunken warst."

    Nun spürte Greta wie sie rot wurde. Bei dem Buch handelte es sich um einen Liebesroman für Lesben, deshalb wusste sie im ersten Moment nicht, was sie erwidern sollte. Es war zwar kein Geheimnis, dass sie Frauen liebte, allerdings wollte sie das nicht unbedingt ihrer Lehrerin auf die Nase binden. Womöglich merkte Simone dann früher oder später, dass Greta mehr für sie empfand.

    Simone spürte, wie unangenehm Greta dieses Thema war.

    „Sorry, ich wollte nicht neugierig sein, aber ich bin immer auf der Suche nach neuen guten Büchern und dachte du könntest mir vielleicht eines empfehlen."

    Simone wandte sich ab und lief den Gang entlang Richtung Ausgang.

    Ach verdammt, warum eigentlich nicht? , dachte Greta. Sie griff in ihre Schultasche und zog den Liebesroman heraus.

    „Frau Mäner…", hielt sie ihre Lehrerin zurück.

    Simone wandte sich um. Greta ging die wenigen Schritte auf sie zu und drückte ihr kurzerhand das Buch in die Hand.

    Sie beobachtete ganz genau Simones Reaktion, denn bereits anhand des Covers, auf dem sich zwei Frauen küssten, konnte sie erkennen um welche Art Buch es sich handelte.

    „Die Autorin schreibt sehr gute Bücher", erklärte Simone. Sie gab Greta das Buch zurück, zwinkerte ihr kurz zu und verließ das Gebäude. Greta blieb fassungslos zurück. Was war das denn jetzt bitte und welche Bedeutung hatte dieses Augenzwinkern? Wollte Simone ihr damit bloß signalisieren, dass sie kein Problem mit ihrer Liebe zu Frauen hatte oder steckte mehr dahinter? Und vor allem: Woher kannte Simone die Autorin? Bisher war Greta davon ausgegangen, dass sie überwiegend bei Lesben bekannt war.

    Vielleicht ist Simone auch lesbisch, sagte eine innere Stimme in ihr, doch Greta verdrängte sie sofort. Das war einfach unglaublich. So viele Zufälle konnte es im Leben gar nicht geben. Zuerst wurde Simone unverhofft ihre neue Klassenlehrerin und nun sollte sie auch noch lesbisch sein. So viel Glück konnte ein einziger Mensch doch gar nicht haben. Außerdem würde Simone sich sowieso nicht auf sie einlassen.

    Verwirrt steuerte Greta den Pausenhof an und lief völlig planlos dort herum, ließ sich immer wieder Simones Worte durch den Kopf gehen und überhörte darüber hinaus beinahe das Klingeln, was das Ende der Pause bedeutete.

    2. Kapitel

    Der erste Schultag war genauso verwirrend weiter gegangen. In der letzten Stunde hatte sie Geschichte bei Simone gehabt und Greta stand die gesamte Stunde völlig neben sich. Wie mechanisch schrieb sie mit, aber mit den Gedanken war sie ganz woanders gewesen. Jedes Mal, wenn sie Simone ansah, stiegen Bilder in ihr auf, die Simone mit einer anderen Frau zeigten. So sehr sie auch versuchte diese Gedanken zu vertreiben, es gelang ihr nicht.

    Nun lag sie auf ihrem Bett in der Dunkelheit, starrte an die Decke und versuchte ihre kreisenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Das einzige Licht im Zimmer, kam von ihrem eingeschalteten Laptop auf dem Schreibtisch. Vor über einer Stunde hatte sie Mali geschrieben, aber sie antwortete einfach nicht. Sie hatte versprochen jeden Abend zu schreiben. Was war ein Versprechen wert, wenn man sich nicht daran hielt?

    Da sah sie plötzlich wieder Simone vor sich, ihr verschmitztes Lächeln und beinahe konnte sie sogar ihre Stimme hören. Sie legte ihre Hand auf ihren Bauch und stellte sich vor es wäre Simone, die sie zärtlich berührte. Sobald Greta merkte, dass sie sich selbst streichelte, rief sie sich zur Ordnung, legte ihre Hand neben sich auf die Bettdecke und schüttelte den Kopf über sich. Was war bloß mit ihr los? Die ganzen Sommerferien hatte sie die Gedanken an Simone mehr oder weniger verdrängt, hatte sich eingeredet, es sei nichts weiter als eine harmlose Schwärmerei. Doch nun musste sie sich eingestehen, dass sie sich gründlich getäuscht hatte. Ihre Gefühle für Simone waren viel mehr als eine harmlose Schwärmerei, sie war bis über beide Ohren in sie verliebt. Greta dachte mit Schrecken an den weiteren Verlauf des Schuljahres. Wenn der erste Tag mit Simone sie bereits so durcheinander brachte, wie sollte das dann erst weiter gehen?

    Gerade als sie wieder Simones Bild vor Augen hatte, ihre Hand langsam wieder begann ihren Körper zu streicheln und sie ein verlangendes Ziehen im Unterleib spürte, ertönte endlich das erlösende PLING ihres Computers. Mit einem Satz sprang Greta auf und hastete zu ihrem Schreibtisch.

    Mali: Hi Greta. Sorry, dass ich mich erst jetzt melde. Ich hatte Probleme mit der Technik. Wie geht’s dir?

    Greta: Ich dachte schon, du meldest dich nie mehr.

    Ehe sie Malis Frage nach ihrem Befinden beantwortete, hielt sie kurz inne. Was sollte sie darauf antworten? Eigentlich ging es ihr ja nicht schlecht. Sie war bloß etwas verwirrt wegen Simone, aber das konnte sie Mali nicht sagen. Nicht per Message. Über so etwas musste man persönlich reden. Andererseits war es mindestens ein mittelschweres Problem, wenn nicht gar ein schweres und mit irgendjemandem musste sie unbedingt darüber reden. Wer wäre da besser geeignet als Mali? Sie war die Einzige, der sie zu hundert Prozent vertrauen konnte. Außerdem was war schon dabei?

    Schließlich entschied sie, die Frage einfach zu übergehen. Vielleicht bemerkte Mali es nicht und fragte nicht weiter nach. In dem Moment schrieb Mali auch schon wieder.

    Mali: Sorry, die Technik war gegen mich und ich musste mich erstmal zurechtfinden und jemanden suchen, der mir helfen konnte.

    Greta: Erklärung angenommen. :-D Wie war der erste Schultag? Wie sind die Engländer?

    Mali: Ein Glück, dass ich so weit weg bin, durch die Internetverbindung hindurch kannst du mich nicht steinigen. :-D Der erste Tag hier war echt verwirrend. Ich glaube, ich werde noch eine Weile brauchen mich zurechtzufinden. Die anderen hier sind alle komisch.

    Greta: Was heißt komisch?

    Mali: Eingebildet, unnahbar… Jeder denkt er sei besser als der andere.

    Greta: Shit. Das klingt nicht gut für dich.

    Mali: Was will man von einem Internat voller reicher Schnösel anderes erwarten?

    Greta: Vielleicht wird es ja noch besser mit der Zeit. Wenn man neu ist, hat man es nie leicht.

    Mali: Keine Ahnung. Abwarten! Wie lief es bei dir? Ist die Klassengemeinschaft weiterhin so unterirdisch?

    Greta: Dachtest du wirklich das ändert sich?

    Mali: Nö.

    Greta: Frau Mäner

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1