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Ein Happy End kommt selten allein. Dreizehn romantische und erotische Kurzgeschichten
Ein Happy End kommt selten allein. Dreizehn romantische und erotische Kurzgeschichten
Ein Happy End kommt selten allein. Dreizehn romantische und erotische Kurzgeschichten
eBook349 Seiten8 Stunden

Ein Happy End kommt selten allein. Dreizehn romantische und erotische Kurzgeschichten

Von Jae

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Über dieses E-Book

13 Kurzgeschichten für jede Stimmung, von romantisch bis erotisch, von witzig bis gefühlvoll.

Die Liebesroman-Wette
Sex Sells
Blind Date im Bücherwald
Sonderfahrt an Heiligabend
Der Weihnachtsmuffel
Weihnachtsfrauen küssen besser
Die Weihnachtselfe
Dress-tease
Verführung für Anfängerinnen
Umzugsfieber
Neue Saiten
Pasta Amore
Die Mitternachtscouch

SpracheDeutsch
HerausgeberYlva Publishing
Erscheinungsdatum4. Juli 2018
ISBN9783963240485
Ein Happy End kommt selten allein. Dreizehn romantische und erotische Kurzgeschichten
Autor

Jae

Jae grew up amidst the vineyards of southern Germany. She spent her childhood with her nose buried in a book, earning her the nickname "professor." The writing bug bit her at the age of eleven. For the last seven years, she has been writing mostly in English.She works as a psychologist. When she's not writing, she likes to spend her time reading, indulging her ice cream and office supply addiction, and watching way too many crime shows.

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    Buchvorschau

    Ein Happy End kommt selten allein. Dreizehn romantische und erotische Kurzgeschichten - Jae

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    www.ylva-verlag.de

    Von Jae außerdem lieferbar

    Alles nur gespielt

    Aus dem Gleichgewicht

    Perfect Rhythm – Herzen im Einklang

    Hängematte für zwei

    Herzklopfen und Granatäpfel

    Vorsicht, Sternschnuppe

    Cabernet & Liebe

    Die Hollywood-Serie:

    Liebe à la Hollywood

    Im Scheinwerferlicht

    Affäre bis Drehschluss

    Die Portland-Serie:

    Auf schmalem Grat

    Rosen für die Staatsanwältin

    Die Serie mit Biss:

    Zum Anbeißen

    Coitus Interruptus Dentalis

    Die Gestaltwandler-Serie:

    Vollmond über Manhattan

    img2.jpg

    TABLE OF CONTENTS

    Die Liebesroman-Wette

    Sex Sells

    Blind Date im Bücherwald

    Sonderfahrt an Heiligabend

    Der Weihnachtsmuffel

    Weihnachtsfrauen küssen besser

    Die Weihnachtselfe

    Dress-tease

    Verführung für Anfängerinnen

    Umzugsfieber

    Neue Saiten

    Pasta Amore – Ein Rezept zum Verlieben

    Die Mitternachtscouch

    Über Jae

    Ebenfalls im Ylva Verlag erschienen

    Vorwort

    Die Kurzgeschichten in diesem Buch wurden bereits alle zuvor veröffentlicht, jedoch waren sie bislang nur als einzelne E-Books oder als Teil mehrerer Anthologien erhältlich. Auf Wunsch vieler Leserinnen und Leser wollten wir die Geschichten nun auch in einer einzigen Sammlung zur Verfügung stellen, sodass Sie sich die Geschichten nicht mehr einzeln zusammensuchen müssen und auch diejenigen, die Taschenbücher bevorzugen, nicht länger auf meine Kurzgeschichten verzichten müssen.

    In einigen dieser Geschichten gibt es ein Wiedersehen mit den Hauptfiguren aus meinen Romanen, zum Beispiel mit Annie und Drew aus Cabernet und Liebe. Andere Geschichten stellen völlig neue Charaktere vor, so zum Beispiel Radiotechnikerin Paula, die heimlich in die Moderatorin einer Radiosendung verliebt ist, oder Tricia, eine Schriftstellerin, die sich zu einem Blind Date in einem Buchladen verabredet.

    Ob Sie diese Geschichten nun zum ersten Mal entdecken oder sie noch einmal alle in einem Band besitzen möchten, ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

    Jae

    Ein Happy End kommt selten allein

    Dreizehn romantische und erotische Kurzgeschichten

    Jae

    Die Liebesroman-Wette

    Abby James hatte schon immer eine Schwäche für sexy Stimmen gehabt und die Frau, die sie gerade per Telefon interviewte, hatte auf jeden Fall eine. Das war wohl auch der Grund, warum Abby den letzten Satz komplett verpasst hatte. »Ähm, haben Sie eben gesagt …?«

    »Eine Milliarde Dollar«, sagte Tamara Brennan. »Liebesromane sind das meistgekaufte Genre weltweit. Im Grunde finanzieren wir die Veröffentlichung von sogenannter ernsthafter Literatur.«

    »Wow.« Abby kam nicht über diese unglaubliche Zahl hinweg. Sie wirbelte auf ihrem Schreibtischstuhl im Kreis herum, was einen der Nachwuchsreporter am Schreibtisch neben ihrem von seiner Arbeit aufsehen ließ. »Die Leute bezahlen wirklich jedes Jahr eine Milliarde Dollar für diese …?« Gerade als sie schnulzigen, klischeebeladenen Schundromane sagen wollte, fiel ihr ein, dass Tamara ihr Geld damit verdiente, diesen Schrott zu schreiben. Eine Interviewpartnerin zu beleidigen, stand nicht im Angestelltenhandbuch des Aurora Sentinel. »Äh, diese … ähm …«

    »Kitschigen, vorhersehbaren, schlecht geschriebenen Geschichten?«, beendete Tamara den Satz. Sie klang gleichzeitig amüsiert und verärgert.

    »Oh nein, das wollte ich damit nicht …«

    »Ach, jetzt beleidigen Sie zusätzlich zu meinem Genre auch noch meine Intelligenz?«

    Schmerz durchfuhr Abbys Bein, als sie den Stuhl erneut herumwirbeln ließ und mit dem Knie gegen die Ecke ihres Schreibtischs knallte. Sie nahm es als ihre gerechte Strafe hin. Was immer sie auch persönlich von Liebesromanen hielt, sie hätte es nicht so offensichtlich machen sollen. Als Journalistin musste sie objektiv bleiben, egal wie langweilig sie das Thema fand, über das sie schreiben sollte.

    »Es tut mir leid.« Sie rieb sich das Knie. »Ich wollte wirklich nicht andeuten …«

    »Ist schon okay.« Tamara seufzte. »Leider bin ich daran gewöhnt. Selbst meine Mutter fragt mich ständig, wann ich endlich ein ›richtiges‹ Buch schreibe. Und viele meiner Freunde glauben, dass sie auch mühelos preisgekrönte Liebesromane schreiben könnten, wenn sie nur die Zeit dazu hätten.«

    Na ja, so ziemlich jeder konnte einen Liebesroman schreiben, oder etwa nicht? Das konnte doch nicht schwer sein. Alles, was man dazu tun musste, war, zwei umwerfend schöne Hauptfiguren mit perfekter Haut, perfekten Zähnen und perfektem Leben zu erfinden. Die Handlung war vorgegeben: Die beiden trafen sich, verliebten sich, hatten Sex … atemberaubend guten Sex, natürlich … zerstritten sich durch ein Missverständnis, versöhnten sich wieder und voilà, schon hatte man ein Happy End.

    Das hätte sogar Abby hinbekommen, obwohl sie, im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen, keinerlei Ambitionen hatte, einen Roman zu schreiben.

    Diesmal war sie clever genug, ihre Gedanken für sich zu behalten.

    »Lassen Sie mich raten …« Tamaras Stimme durchbrach die Stille. »Sie sind auch eine von denen, die glauben, einen Liebesroman zu schreiben, wäre leicht.«

    »Das habe ich nicht gesagt.«

    »Aber Sie haben es gedacht. Geben Sie es ruhig zu.«

    Na toll. Wie konnte sie sich da wieder herausreden? Abbys Blick glitt nach links und rechts, aber nirgendwo war Hilfe in Sicht. »Na ja«, sagte sie langsam. »Ich bin Journalistin, also kann ich bereits schreiben. Ich wette …«

    »Angenommen«, sagte Tamara.

    »Äh, was ist angenommen?«

    »Ihre Wette.«

    »Wette?«, wiederholte Abby. Wann war ihr die Kontrolle über dieses Interview derart entglitten?

    »Ja. Sie haben gewettet, dass Sie einen Liebesroman schreiben könnten, und ich nehme diese Wette an«, sagte Tamara ruhig. »Oder wollen Sie einen Rückzieher machen?«

    Verdammt. Normalerweise war Abby willensstark und ließ sich nicht so leicht zu etwas überreden, aber zwei Dingen hatte sie noch nie widerstehen können: einer Frau, die wusste, was sie wollte, und einer interessanten Herausforderung. Nun wurde sie mit beidem konfrontiert.

    »Nein. Ich mache mit. Was bekomme ich, wenn ich gewinne?«

    »Falls Sie gewinnen«, sagte Tamara.

    Gott, diese Frau machte es ihr nicht leicht. Aber irgendwie mochte Abby das. »Na schön. Was bekomme ich, falls ich gewinne?«

    Einige Sekunden lang herrschte Schweigen, dann drang Tamaras sexy Stimme wieder durch den Hörer. »Sie können sich aussuchen, welches Buch ich als Nächstes schreibe.«

    »Egal, was für ein Buch?«

    »Ja.«

    Aus irgendeinem Grund gingen Abby im Moment nur erotische Geschichten durch den Kopf. Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie hatte schon genug Ärger am Hals. Wenn ihr Chef herausfand, dass sie eine Quelle beleidigt hatte … und nicht nur irgendeine Quelle, sondern die preisgekrönte Autorin Tamara Brennan … und jetzt auch noch alberne Wetten mit ihr abschloss …

    »Okay«, brachte sie mit heiserer Stimme heraus.

    »Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?«, fragte Tamara.

    »Falls Sie gewinnen.«

    »Falls ich gewinne.« Ihre Stimme verriet, dass die Autorin lächelte.

    Abby spielte mit einem Kugelschreiber. »Dann kaufe ich ein Exemplar von all Ihren Romanen und spende sie der örtlichen Bücherei.«

    »Netter Versuch. Ich lebe auch in Aurora, schon vergessen? Die Bücherei hat bereits alle meine Bücher. Außerdem erfordert Ihr Wetteinsatz nicht denselben Zeitaufwand wie meiner.«

    Das stimmte. Was konnte sie sonst anbieten?

    Ein leises Ping von ihrem Computer kündigte einen neuen Tweet an. Das brachte sie auf eine Idee.

    »Falls Sie gewinnen, rühre ich die Werbetrommel für Ihr nächstes Buch. Social Media, Blogbeiträge, Presseankündigungen, das volle Programm, für denselben Zeitraum, den Sie brauchen, um einen Roman zu schreiben.«

    »Einverstanden«, sagte Tamara.

    Oh Scheiße, was hatte sie bloß getan? Sie hatte nicht die Zeit, einen Roman zu schreiben!

    Dann versuchte sie, sich zu beruhigen. Hausfrauen veröffentlichten ganze Serien, während sie ein Rudel Kinder großzogen, oder nicht? Es gab keinen Grund, anzunehmen, dass sie in ihrer Freizeit keinen Liebesroman schreiben konnte. Es war schließlich nicht kompliziert.

    »Woher wissen wir, wer gewonnen hat?«, fragte Abby schließlich.

    »Ganz einfach. NaNoWriMo fängt am Mittwoch an. Sie könnten einfach daran teilnehmen.«

    Abby kratzte sich am Kopf. »NaNo … was?«

    »NaNoWriMo. National Novel Writing Month. Es geht darum, einen Roman von fünfzigtausend Wörtern innerhalb eines Monats zu schreiben.«

    Abby verschluckte sich fast an ihrer eigenen Spucke. »Einen ganzen Roman innerhalb von dreißig Tagen? Ähm, ich arbeite Vollzeit.«

    »Fünfzigtausend Wörter sind eher eine Novelle. Ich habe meine ersten fünf Romane auch geschrieben, während ich Vollzeit in einem anderen Beruf gearbeitet habe. Wenn man jeden Abend ein paar Stunden schreibt und am Wochenende nichts anderes tut, dann ist es absolut machbar. Schließlich sind Liebesromane einfach zu schreiben, nicht?«

    Tamaras sarkastischer Tonfall ließ Abby mit den Zähnen knirschen. »Klar. Kein Problem. Ich werde Ihnen mein Meisterwerk bis Ende November schicken«, sagte sie im selben Tonfall. Als Journalistin war sie ohnehin daran gewöhnt, unter knappen Deadlines zu arbeiten.

    »Wir haben ja Kontaktdaten ausgetauscht, rufen Sie mich ruhig schon vorher an oder schreiben Sie mir eine E-Mail, falls Sie Fragen haben oder ein paar Tipps benötigen.« Nun klang Tamara aufrichtig.

    »Danke.« Doch Abby wusste schon jetzt, dass sie keine Hilfe benötigen würde. Sie konnte sich eine dieser oberflächlichen Geschichten jederzeit aus den Fingern saugen. Kein Problem. »Um zu unserem Interview über das Verlagswesen im Bereich Liebesromane zurückzukommen …«

    img3.png

    Abby setzte sich mit ihrem Laptop und einem Bier an den Küchentisch. Sie öffnete ein neues Dokument und ließ die Fingerknöchel knacken. Wenn sie heute Abend mal eben fünftausend Wörter herunterschrieb, konnte sie sich die nächsten zwei Tage freinehmen, damit ihr Gehirn sich von all dem Kitsch erholen konnte.

    Das sollte kein Problem sein, oder?

    Zwei Stunden, drei Flaschen Bier und vier misslungene Versuche später, begann es ihr langsam zu dämmern, dass es vielleicht doch nicht so einfach war, einen Liebesroman zu schreiben.

    Quatsch. Ich bin es nur nicht gewöhnt. Wenn sie erst einmal die erste Seite geschafft hatte, würde es leichter werden. Ein paar Nachforschungen mussten her. Sie tippte wie schreibt man einen Liebesroman in ihre Suchmaschine ein.

    Ihre Kinnlade klappte hinab. Ach du Scheiße. Vier Millionen vierhundertsechzigtausend Treffer! Wahllos klickte sie auf einen der Links auf der ersten Seite und überflog den Artikel.

    Fangen Sie mitten im Akt an, riet die Verfasserin.

    Abby starrte den Bildschirm an. War das wörtlich gemeint?

    Vermutlich nicht. Das kam erst später, oder?

    Da sie noch nie einen Liebesroman gelesen hatte, wusste sie es nicht sicher.

    Sie starrte zum E-Mail-Symbol in ihrer Taskleiste. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, Tamara eine E-Mail zu schreiben und sie um ein paar Tipps für ihren Romananfang zu bitten.

    Aber das hätte dann wie eine Kapitulation ausgesehen.

    Vielleicht sollte sie erst einmal Namen für ihre Hauptfiguren aussuchen.

    Eine halbe Stunde später wurde sie von einem Signalton unterbrochen, der eine eintreffende iMessage ankündigte. Sie klickte auf das Nachrichten-Symbol.

    Es war eine Textbotschaft von Tamara Brennan.

    Wie läuft es mit dem Schreiben?

    Abby seufzte. Gut … wenn man stundenlanges Anstarren eines leeren Bildschirms und das zeitverschwendende Stöbern durch Webseiten mit Babynamen Schreiben nennen kann. Aber das sagte sie Tamara natürlich nicht. Stattdessen antwortete sie:

    Bestens! Ich habe bereits Namen für meine Hauptfiguren ausgesucht. Sabina und Tina. Jetzt fange ich gleich mit dem ersten Kapitel an.

    Es dauerte nicht lange, bis die Antwort von Tamara auf ihrem Bildschirm erschien. Abby stellte fest, dass sie den Atem anhielt. Wie würde Tamara wohl auf die beiden Frauennamen reagieren?

    Na dann viel Spaß beim Schreiben. Übrigens, Sie sollten in Betracht ziehen, einen der Namen zu ändern.

    Warum?, antwortete Abby. Sie haben nicht gesagt, dass eine der beiden Hauptfiguren ein Mann sein muss.

    Nicht deswegen. Liebesromane mit zwei Frauen sind toll. Aber eine Tina und eine Sabina in derselben Geschichte, das wird Ihre Leserinnen verwirren. Die Namen sind sich zu ähnlich.

    Da hatte sie natürlich recht. Ein Grinsen schlich sich auf Abbys Gesicht. Tamara fand also Liebesromane für Lesben toll?

    Ich werde einen der Namen ändern, tippte sie. Sie zögerte kurz, fuhr dann aber fort. Nun, da sie bereits einen Ratschlag erhalten hatte, konnte sie auch genauso gut um weitere Hilfe bitten. Immerhin hatte Tamara vermutlich auch ein Team von Lektorinnen und Autorenkolleginnen, die ihr halfen. Ich habe eine Webseite gefunden, die sagt, man soll den Roman mitten im Akt beginnen. Ich nehme mal an, dass damit nicht gemeint ist, Tina und … äh, Gabby sollen bereits auf Seite eins miteinander in die Kiste hüpfen, oder?

    Tamara schickte ihr einen lachenden Smiley. Nein. Aber es wäre eine Option, wenn es zu einem interessanten Konflikt führt.

    Konflikt? In einem Liebesroman?

    Klar, antwortete Tamara. Sonst wäre es doch langweilig. Die Leserinnen wollen mitfiebern, während die beiden Hauptfiguren Hindernisse überwinden und um ihr Glück kämpfen. Wenn also eine frühe Sexszene zum Konflikt beiträgt, kann das prima funktionieren.

    Abby tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe. Wie denn zum Beispiel?

    Na ja, am nächsten Morgen könnte Tina herausfinden, dass Gabby ihre neue Chefin oder eine Rivalin um einen neuen Job oder so ist. Irgendetwas, das die beiden davon abhält, schon im ersten Kapitel ein Happy End zu haben.

    Bevor Abby antworten konnte, traf noch eine Nachricht von Tamara ein.

    Haben Sie überhaupt schon einmal einen Liebesroman gelesen?

    Zählt Stolz und Vorurteil?, antwortete Abby.

    Ich liebe Jane Austen, aber eigentlich meinte ich etwas Moderneres. Vielleicht sollten Sie es mal versuchen.

    Abby erschauderte. Sie brauchte keinen Liebesroman lesen, um zu wissen, dass sie weniger seichte Literatur bevorzugte. Keine Zeit, antwortete sie. Immerhin habe ich einen Roman zu schreiben.

    Ich auch. Ich sollte meiner Lektorin besser nicht sagen, dass ich stattdessen Textnachrichten mit Ihnen austausche.

    Worum geht es? In Ihrem Roman, meine ich.

    Um eine Sachbuchautorin, die in Kürze ein Buch mit Beziehungstipps herausgeben wird, selbst aber gerade eine unschöne Trennung hinter sich hat. Als ihre Publizistin das herausfindet, beschließt sie, jemanden anzuheuern, der überzeugend die Liebe ihres Lebens spielen kann.

    Das war eine clevere Idee, die zu vielen Missverständnissen und witzigen Situationen führen konnte. Vermutlich hatte die Webseite mit ihrem Tipp, den Roman mitten im Akt zu beginnen, etwas Ähnliches gemeint. Etwas, das sofort das Interesse der Leserinnen weckte. Vielleicht konnte sie sich für ihr Buch etwas Ähnliches einfallen lassen.

    Als sie sich mit einem Viel Spaß beim Schreiben von Tamara verabschiedete und sich wieder ihrem leeren Dokument zuwandte, fiel ihr etwas auf: Tamara hatte nicht erwähnt, ob die Person, die sich als die große Liebe der Sachbuchautorin ausgab, ein Mann oder eine Frau war.

    img3.png

    Abby war gerade dabei, den Anfang von Kapitel vier zum fünften Mal umzuschreiben, als das Symbol auf ihrer Taskleiste ihr endlich eine neue iMessage ankündigte.

    Sie war von Tamara.

    Während der vergangenen anderthalb Wochen hatten sie täglich Textnachrichten ausgetauscht und duzten sich mittlerweile. Um ehrlich zu sein, freute sich Abby jeden Tag auf den Gedankenaustausch mit Tamara … und das nicht nur, weil es eine willkommene Unterbrechung ihrer Mühen mit dem noch immer unbenannten Liebesroman war.

    Falls … nein, wenn sie diese Wette gewann, dann würde sie Tamara ein lustiges Buch schreiben lassen, denn die Frau hatte einen unglaublichen Sinn für Humor. Ihre Nachrichten ließen Abby oft laut loslachen.

    Doch heute hatte sie noch ungeduldiger auf eine Nachricht von Tamara gewartet, denn sie hatte ihr gestern Nacht die ersten drei Kapitel geschickt.

    Ich habe alles gelesen.

    Uuuund? Abby trommelte mit den Fingern auf der Seite ihres Laptops herum.

    Es ist gut.

    Abby machte eine Siegerfaust. Zwar war es noch kein ganzer Roman, aber es bewies, dass sie recht hatte. Jeder konnte einen Liebesroman schreiben. Ein weiteres Bing von ihrem Laptop ließ sie ihren Siegestanz unterbrechen, um zum Bildschirm zu schauen.

    Für einen Krimi.

    Wie bitte?, tippte Abby und runzelte die Stirn. Nur weil Gabby, ihre Hauptfigur, Gerichtsstenografin war, war ihr Roman noch lange kein Krimi, oder? Das ist kein Krimi. Man nennt es Romantic Suspense. Das gibt es doch, oder? Die Webseite sagte, es ist ein Subgenre von Liebesromanen.

    Ja, aber es sollte trotzdem noch ein Liebesroman sein.

    Ist es doch auch!!! Abby hämmerte auf die Taste mit dem Ausrufezeichen.

    Wo sind dann die Gefühle? Wo ist der Beziehungsbogen? Wo sind die Hindernisse und die Charakterschwächen, die sie überwinden müssen, um zusammenzukommen?

    Ich habe jede Menge Hindernisse eingebaut. Abbys Finger flitzten über die Tastatur in ihrem Bemühen, ihren Roman zu verteidigen. Hast du nicht die Szene gelesen, in der der Gerichtsdiener sie fast erwischt hätte?

    Ich habe es gelesen, aber das ist ein Hindernis, das zum externen Handlungsbogen … zur Aufklärung des Verbrechens … und nicht zum Beziehungsbogen gehört.

    Abby vergrub die Finger in ihrem Haar und stieß ein lang gezogenes Stöhnen aus. Externer Handlungsbogen, Beziehungsbogen … Wer hätte gedacht, dass ein Liebesroman so kompliziert sein konnte?

    Willst du aufgeben?, erschien auf ihrem Bildschirm, neben einem zwinkernden Smiley.

    Nein!!! Wenn sie so weitermachte, würde irgendwann die Taste mit dem Ausrufezeichen ausleiern. Eine Wette ist eine Wette. Ich schaffe das. Kein Problem. Wen versuchte sie eigentlich zu überzeugen, Tamara oder sich selbst? Sie schluckte ihren Stolz hinunter und fügte hinzu: Aber vielleicht könntest du mir mit diesem Beziehungsbogenkram einen Tipp geben?

    Bist du vorzeigbar?, kam Tamaras Antwort.

    Abby hob ihre Augenbrauen, bevor sie ihre Jogginghose und ihr Lieblings-T-Shirt beäugte. Äh, ja. Warum?

    Weil es leichter ist, dir das persönlich zu erklären, statt es aufzuschreiben.

    Eine Sekunde später erklang der FaceTime-Klingelton und kündigte einen Anruf von Tamara an.

    Abby sah erneut auf ihr T-Shirt hinab, bevor sie den Anruf annahm. Ist doch egal, was ich anhabe. Immerhin versuchte sie nicht, Tamara zu beeindrucken, oder? Zumindest nicht mit ihrem Aussehen.

    Eine Frau in Abbys Alter, Ende zwanzig, erschien auf dem Bildschirm.

    Tamara war wohl um einiges jünger, als Abby gedacht hatte, und sie hatte auch keine langen, blonden Locken oder eine chaotische Hochsteckfrisur, die nur von einem Bleistift zusammengehalten wurde. Stattdessen war sie brünett und hatte einen flotten Kurzhaarschnitt, viel kürzer als Abbys zerzauste, schulterlange Mähne. Die Brille mit den dicken Gläsern, die Abby erwartet hatte, fehlte auch. Tamaras blaue Augen sahen sie ohne Sehhilfe an. Ihre gebräunte Haut verriet, dass sie sich gern im Freien aufhielt und kein Einsiedlerleben in ihrer Schreibhöhle führte.

    Es kostete Abby Mühe, sie nicht anzustarren. So hatte sie sich eine Autorin von Liebesromanen nicht vorgestellt. Sie hätte mehr Recherchen über Tamara anstellen sollen, bevor sie die Autorin interviewt hatte, doch Tamara war in letzter Sekunde eingesprungen, als ihre ursprüngliche Quelle im Verlagswesen sie versetzt hatte.

    »Was ist?«, fragte Tamara. Ihre Stimme war über FaceTime genauso sexy wie am Telefon. Es schwang ein Hauch von Belustigung mit.

    »Äh, nichts. Nettes … ähm, Büro.« Sie zeigte auf den Raum, der hinter Tamara sichtbar war.

    Auch dieser entsprach nicht ihren Vorstellungen vom Büro einer Liebesromanautorin. Die Wände waren nicht rot gestrichen, es gab kein romantisches Kerzenlicht und keinerlei nostalgischen Krimskrams auf den Regalen. Ihr Arbeitsplatz sah aus wie ein ganz normales Büro, nur mit mehr Büchern.

    »Danke. Nettes T-Shirt.« Tamara zeigte auf Abbys T-Shirt, auf dem Hau ab, ich habe eine Deadline stand.

    »Danke.« Wieso zum Teufel kämpfte sie plötzlich dagegen an, zu erröten? »Danke, dass du dir die Zeit nimmst, mir mit meinem Meisterwerk zu helfen.«

    Tamara grinste. »Würde mir im Traum nicht einfallen, der nächsten RITA-Award-Gewinnerin im Weg zu stehen. Also, was den Beziehungsbogen angeht … Was du brauchst, ist mehr Konflikt. Du musst dir etwas einfallen lassen, was Gabby und Tina davon abhält, schon in Kapitel zwei einfach gemeinsam in den Sonnenuntergang zu reiten.«

    »Ich dachte, das hätte ich«, grummelte Abby.

    »Ja, du hast dir eine Menge Hindernisse einfallen lassen, aber sie kommen alle von außen. Was du brauchst, ist ein Konflikt, der von innen kommt und damit zu tun hat, wer die beiden sind, als Menschen. Was macht Tina zur letzten Person, mit der Gabby zusammen sein sollte?«

    Abby rieb sich die Stirn. Ihr fiel nichts ein. Immerhin hatte sie Tina als umwerfend schön, intelligent und humorvoll beschrieben.

    »Nimm zum Beispiel uns beide«, fuhr Tamara fort.

    »Äh, uns?«

    »Ja. Stell dir vor, wir wären Charaktere in einem Liebesroman. Du bist ein literarischer Snob, der mein Genre belächelt. Also wärst du so ziemlich die letzte Person, mit der ich ausgehen wollen sollte, richtig?«

    Abbys Wangen brannten. Autsch. »Richtig.« Sollte sie sich dafür entschuldigen, dass sie so abfällig über Tamaras Beruf gesprochen hatte? Aber das wirkte dann womöglich, als würde sie versuchen, Tamara zu überreden, doch mit ihr auszugehen. Und das war keinesfalls ihre Absicht. Oder doch?

    »Denk darüber nach, mit welchem Typ Mensch Gabby sich auf keinen Fall einlassen sollte. Das ist schon die halbe Miete.«

    Abbys Gehirn lief bereits auf Hochtouren. Gabby war Gerichtsstenografin. Sie sollte sich definitiv nicht mit einer Person einlassen, die in einen ihrer Fälle verwickelt war. Was, wenn sie aus Tina eine Zeugin in einem Mordfall machte?

    Tamara lächelte. »Diesen Gesichtsausdruck kenne ich nur zu gut. Du bist in deinem Romanreich. Geh schreiben.« Mit einem ermutigenden Nicken und einem kurzen Winken beendete sie das Gespräch, bevor Abby etwas sagen konnte.

    Abby starrte den Bildschirm an, der nun wieder ihr Manuskript zeigte. Moment mal! Tamara hatte gesagt, Abby sei so ziemlich die letzte Person, mit der sie ausgehen wollen sollte … nicht die Letzte, mit der sie ausgehen wollte. Hieß das …?

    Sie schüttelte den Kopf. Du spinnst doch. All das Liebesroman-Geschreibe stieg ihr wohl zu Kopf. Tamara hatte sie beide nur als hypothetisches Beispiel angeführt. Es hatte nichts zu bedeuten. Seufzend machte sie sich daran, die ersten drei Kapitel umzuschreiben.

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    Das Geklapper von Tamaras Tastatur drang durch die offene FaceTime-Verbindung. Abby hätte nie gedacht, dass sie ein solches Geräusch als beruhigend empfinden würde, doch nun war es so. Es war fast, als würde sie dem sanften Prasseln von Regen auf dem Dach während einer lauen Sommernacht lauschen.

    Regen während einer lauen Sommernacht? Im Ernst? Sie schüttelte den Kopf. Du verbringst zu viel Zeit mit einer Liebesromanautorin.

    Doch es fühlte sich nicht so an. Während der vergangenen Woche hatten sie sich angewöhnt, FaceTime im Hintergrund laufen zu lassen, während sie an ihren Manuskripten arbeiteten. Zuerst war es nur darum gegangen, dass Abby Fragen zum Schreibhandwerk stellen konnte, wenn sie welche hatte, doch dann hatten sie auch immer mehr über andere Dinge gesprochen. So hatte Abby erfahren, dass auch Tamara allein lebte und nicht in einer Beziehung war.

    Es war unerwartet schön, Zeit mit Tamara zu verbringen, auch wenn es Abbys Produktivität nicht gerade weiterhalf. Die halbe Zeit über ertappte sie sich dabei, wie sie Tamara beim Schreiben beobachtete, anstatt selbst an ihrem Roman zu arbeiten.

    Als das Klappern von Tamaras Fingern auf der Tastatur für länger als gewöhnlich verstummte, sah Abby von ihrer Szene auf. »Zeit für eine Pause?«

    »Siehst wohl so aus.« Tamara seufzte. »Ich glaube, ich habe mich in eine Sackgasse geschrieben.«

    »Kann ich dir irgendwie helfen?«

    »Du? Die Person, die auf Liebesromane hinabsieht?« Tamara schenkte Abby ihr typisches Lächeln: neckisch und ein wenig zurechtweisend, doch nie abfällig.

    »Ich sehe nicht darauf hinab. Ich denke nur … Na ja, du musst zugeben, dass die meisten Liebesromane nicht gerade realistisch sind.«

    Tamaras Lächeln wurde zu einem ausgewachsenen Grinsen. »Ach, und die Science-Fiction-Romane, die du so gern liest, sind es? Aliens, die die Erde erobern, sind realistischer als zwei Menschen, die sich verlieben?«

    Dem hatte Abby nichts entgegenzusetzen. Bisher hatte sie noch keine einzige Diskussion mit Tamara gewonnen, aber sie war wild entschlossen, ihre Wette zu gewinnen. »Aber Science Fiction ist voller origineller Ideen, faszinierender Welten und abwechslungsreicher Handlungen, während Liebesromane … Die können doch ziemlich formelhaft sein.«

    »Ach, sag bloß! Da gibt es eine Formel? Warum hat mir das niemand gesagt? Ich sitze hier und zerbreche mir über mein Problem mit der Handlung den Kopf, dabei hätte ich nur diese Formel anwenden müssen! Klär mich auf!«

    »Du weißt, was ich meine. In Liebesromanen gibt es immer ein Happy End. Die beiden Hauptpersonen kommen immer zusammen.«

    »Und das macht

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