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L wie Liebe (Staffel 5)
L wie Liebe (Staffel 5)
L wie Liebe (Staffel 5)
eBook341 Seiten4 Stunden

L wie Liebe (Staffel 5)

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Über dieses E-Book

Nachdem in Staffel 4 Anita mit Tonia glücklich geworden ist, wird es Zeit, dass auch die anderen glücklich werden. Doch das ist manchmal gar nicht so einfach, wenn Frauen sich selbst im Wege stehen. Glück lässt sich nicht erzwingen, auch wenn die große Liebe vielleicht schon lange an der Ecke wartet. Frau muss sie immer noch einfangen (und darf nicht vor ihr weglaufen).
Doch obwohl noch das eine oder andere Missverständnis geklärt werden muss, die eine oder andere ein wenig in Richtung Glück geschubst werden und Paare zu sich selbst finden müssen: Hier kommt das Happy End, das bei el!es garantiert ist.
SpracheDeutsch
Herausgeberédition eles
Erscheinungsdatum6. Mai 2014
ISBN9783956090943
L wie Liebe (Staffel 5)

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    Buchvorschau

    L wie Liebe (Staffel 5) - Ruth Gogoll

    Ruth Gogoll

    L WIE LIEBE

    Staffel 5

    © 2014

    édition el!es

    www.elles.de

    info@elles.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    ISBN 978-3-95609-094-3

    1. Kapitel

       Erwachen   

    Carolin schaute nachdenklich zum Fenster hinaus. Sie war ins Krankenhaus gekommen, um einen Ultraschall machen zu lassen, und mit ihrem Baby war alles in Ordnung, aber nun, da sie in Sabrinas Zimmer stand, kam ihr diese Ordnung sehr zerbrechlich vor. Es konnte innerhalb von Sekunden vorbei sein, so wie es das auch bei Sabrina gewesen war.

    Sie drehte sich um und betrachtete Sabrinas schmale Gestalt im Bett, die geöffneten Augen, das völlig entspannt, fast wie lächelnd wirkende Gesicht. Vielleicht ging es ihr ja gut. Vielleicht war sie glücklich dort, wo sie jetzt war.

    Carolin ging zu ihr, nahm die Augentropfen und träufelte etwas auf die Augäpfel. Die Augen durften nicht austrocknen. Sie warf noch einen Blick in Sabrinas Gesicht, dann schaute sie wieder hinüber zum Fenster. Sie würde noch eine Weile hierbleiben, damit Chris ausruhen konnte. Sie hatte sich im Schwesternzimmer hingelegt. Die Schwestern erlaubten es, weil sie Mitleid mit ihr hatten.

    Carolin seufzte. Wenn Rebekka so etwas passieren würde . . . Sie wüsste nicht, was sie täte. Wahrscheinlich genau dasselbe wie Chris: hoffen und warten.

    Sie setzte sich und schlug ihr Buch auf. Wie so oft in letzter Zeit war es ein Buch über Kindererziehung. Sie wollte nichts falsch machen. Ob sie sich in dieser Hinsicht auf Rebekka verlassen konnte, wusste sie nicht, und ihre Schwiegermutter hatte zwar bei Rebekka gute Arbeit geleistet, aber Carolin wollte sich von ihr keinesfalls die Zügel aus der Hand nehmen lassen. Sie musste selbst für ihr Kind sorgen können.

    Während sie das Gefühl hatte, dass dieses Buch wieder einmal in fast allem dem widersprach, was sie im letzten Buch gelesen hatte, flog die Zeit dahin, und es wurde langsam dunkel draußen. Sie stand auf, um das Licht einzuschalten.

    Ein leises Stöhnen kam vom Bett. Carolin ging hinüber und zog die Decke weiter über Sabrinas Schulter hoch. Vielleicht fror sie, obwohl das Krankenzimmer eher überheizt und stickig war.

    Etwas frische Luft hereinzulassen konnte auf jeden Fall nicht schaden. Als Carolin das Fenster öffnete, ertönte wieder das leise Stöhnen hinter ihr. Sie trat ans Bett, setzte sich auf die Bettkante, strich sanft über Sabrinas Gesicht. »Was ist denn?«, fragte sie leise. »Was hast du? Möchtest du etwas?«

    Sie wusste, dass es sinnlos war. Sabrina würde nicht antworten. Aber so hatte sie wenigstens das Gefühl, mit ihr kommunizieren zu können. Wenn sie auch nicht wusste, was Sabrina davon mitbekam. Vielleicht spürte sie zumindest die Anteilnahme, die Sorge.

    »Vermisst du Chris?«, fragte Carolin sanft. »Sie kommt bald wieder, keine Angst.« Sie strich noch einmal über Sabrinas Wange und wollte aufstehen, um ihr Buch weiterzulesen, da schien es ihr, als ob Sabrinas Augenlider flatterten.

    Carolin schüttelte irritiert den Kopf. Wahrscheinlich träumte Sabrina nur. Oder ihr ganzer Zustand war ein langer, immerwährender Traum. Wer wusste das schon?

    Aber da war es wieder. Der starre Blick, an den Carolin sich so gewöhnt hatte, schien sich zu verändern. »Sabrina?«, fragte sie. »Bist du da?«

    Was für ein Unsinn, dachte sie im nächsten Augenblick. Das ist doch alles nur Wunschdenken. Bestimmt fragt Chris das jeden Tag hundert Mal. Sie stand auf.

    Sabrinas Lippen zitterten. Sie schienen sich leicht zu öffnen.

    Carolins Herz begann wild zu schlagen. »Sabrina?«, fragte sie erneut. »Hörst du mich?« Ruhig, ruhig, dachte sie. Wenn Chris jetzt hier wäre, würde sie mir bestimmt sagen, dass das schon oft passiert ist. Ich habe es nur noch nie gesehen.

    »Kannst du mir irgendein Zeichen geben?«, fragte sie. »Einen Finger heben oder so?« Sie beobachtete Sabrinas Hände, aber da tat sich nichts. Alles nur Einbildung. Langsam beruhigte sie sich wieder. Wusste ich’s doch. Sie wandte sich ab, griff nach ihrem Buch und setzte sich in den Sessel.

    »Urg.« Ein krächzender Laut drang aus Sabrinas Kehle.

    Carolin sprang wie von der Tarantel gestochen hoch. Sie stürzte zum Bett, schaute in Sabrinas Gesicht. Die Augen waren offen wie immer, aber sie schienen – Sie wollte schon zur Klingel für die Schwester greifen, dann unterließ sie es. Ich darf Chris nicht beunruhigen, dachte sie. Wenn es doch nur Einbildung ist?

    »Sabrina«, sagte sie drängend. »Bist du wach? Wirklich wach? Gib mir doch irgendein Zeichen.«

    »T-« Sabrinas Zunge schob sich mühsam einen Millimeter durch ihre Lippen. »W-«

    Das kann keine Einbildung mehr sein! Carolin hatte das Gefühl, ihr Herz würde gleich aus der Brust springen. »Willst du etwas trinken?«, fragte sie aufgeregt. »Hast du Durst?«

    Sabrina nickte. Es war nur eine winzige Bewegung, aber sie nickte! Und ihre Augen schlossen sich . . .

    Carolin angelte nach der Klingel, verfehlte sie, griff wieder danach, fiel fast zu Sabrina aufs Bett. Endlich hatte sie den Knopf gefunden und drückte darauf. Ein Licht ging an. Die Schwester hatte den Ruf erhalten.

    Carolin wusste nicht, ob sie bei Sabrina bleiben oder lieber Chris wecken sollte, sie war für den Moment überfordert. Also blieb sie sitzen und betrachtete Sabrinas Gesicht. »Sabrina . . .«, flüsterte sie.

    Die Tür öffnete sich. Die Schwester kam herein. Sie warf einen professionell interessierten Blick aufs Bett. »Ist etwas passiert?«

    »Sie –« Carolin hatte keine Stimme mehr. Sie räusperte sich. »Ich glaube, sie ist aufgewacht. Richtig aufgewacht.«

    Die Schwester schien unbeeindruckt. »Das kann täuschen«, sagte sie.

    »Ich weiß.« Carolins Stimme klang immer noch schwach. »Aber sie sagt, sie will etwas trinken. Sie hat Durst.«

    Das ließ selbst die Schwester erstaunt die Augenbrauen heben. »Sie hat gesprochen?« Sie kam auf das Bett zu.

    »Nicht wirklich«, sagte Carolin, »aber sie hat genickt, als ich sie gefragt habe. Und ihre Augen sind zu. Sehen Sie?« Sie stand auf, um der Schwester den Weg freizumachen.

    Die Schwester griff nach Sabrinas Handgelenk und prüfte den Puls. »Etwas erhöht«, sagte sie, »aber das ist auch nichts Besonderes.«

    »Darf ich ihr etwas zu trinken geben?«, fragte Carolin. »Vielleicht sehen wir es dann.«

    Die Schwester wirkte skeptisch. »Versuchen Sie es mit dem Schwamm«, schlug sie vor.

    Carolin nahm den Schwamm, mit dem sie schon oft Sabrinas Lippen betupft hatte, öffnete die Wasserflasche, die auf dem Nachttisch stand, und ließ etwas Wasser auf die Oberfläche des Schwammes laufen, bis er sie aufgesogen hatte. Sie drückte den Schwamm leicht gegen Sabrinas Lippen.

    Sabrinas Lippen bewegten sich. Sie versuchte zu saugen.

    »Sehen Sie?« Carolin strahlte die Schwester an. »Sie ist da!«

    »Das heißt noch gar nichts«, sagte die Schwester. »Das sind nur Reflexe.«

    »Sabrina.« Carolin beugte sich über Sabrinas Gesicht. »Öffne die Augen, heb deine Hand, mach irgendetwas. Sonst glaubt sie es nicht.«

    Sabrinas Augenlider flatterten. Sie versuchte die Augen zu öffnen, schaffte es halb. »D-dan. . .ke«, hauchte sie. Man konnte es nicht wirklich verstehen, aber Carolin nahm an, dass es das heißen sollte. Und Sabrinas Augen blickten nicht mehr starr ins Leere. Sie schaute Carolin direkt an.

    »Ich hole Chris«, stieß Carolin hervor. »Schlaf nicht wieder ein! Bleib wach! Sie ist gleich da!« Sie stürzte zum Zimmer hinaus. »Chris! Chris!« Schon auf dem Gang rief Carolin laut Chris’ Namen.

    »Sch!« Eine Schwester trat aus dem Glaskasten der Anmeldung. »Das ist ein Krankenhaus hier!«

    »Ich weiß.« Carolin strahlte sie an. »Aber sie ist aufgewacht. Sie ist aufgewacht! Verstehen Sie?« Sie rannte weiter ins Schwesternzimmer. »Chris! Chris! Wach auf!«

    Chris schlief vor lauter Erschöpfung so fest, dass sie nicht gleich wach wurde, Carolin musste sie schütteln. »Chris!«

    Chris blinzelte. Als sie Carolin so aufgeregt über sich gebeugt sah, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie nahm das Schlimmste an. »Was ist mit . . . Ist sie –?«

    »Sie ist aufgewacht!«, rief Carolin laut. »Aufgewacht! Verstehst du?«

    Chris starrte sie wie vom Donner gerührt an. »Sie . . . sie –« Sie schluckte. »Das dachte ich schon öfter«, antwortete sie dann sehr gedämpft. Sie wollte sich nicht freuen, weil die Enttäuschung danach immer so niederschmetternd war. Das hatte sie schon viel zu oft erlebt, besonders am Anfang, als sie jeden Tag gehofft hatte, dass Sabrina aufwachen würde.

    »Sie hat Danke gesagt, sie hat getrunken.« Carolin schüttelte Chris heftig an der Schulter. »Nun komm schon. Sonst schläft sie wieder ein!«

    Endlich konnte Chris ihre Erstarrung überwinden. Aber im Gegensatz zu Carolin versuchte sie ihre Euphorie zurückzuhalten. Je mehr sie sich freute, desto tiefer war der Fall. Deshalb folgte sie Carolin auch nur langsam über den Gang, während Carolin eilig vorauslief.

    »Nun komm schon!« Carolin kam zurückgelaufen und nahm Chris bei der Hand. »Willst du sie denn ewig warten lassen?«

    »Carolin . . .« Chris blieb stehen.

    Carolin lächelte. »Du hast Angst.« Sie ließ Chris’ Hand los. »Ich gehe vor. Ich sage dir, ob sie immer noch wach ist.« Schnell schlüpfte sie in Sabrinas Zimmer. Als sie ans Bett trat, waren Sabrinas Augen geschlossen. »Sabrina«, sagte sie. »Chris ist da.«

    Wie zuvor flatterten die Lider und hoben sich quälend langsam, bis ein winziger Schlitz entstand. Sabrina versuchte zu sprechen, aber es kam nichts heraus.

    »Sie ist wach!« Carolin schaute zur Tür, wo Chris stand. »Komm her. Sie ist wirklich wach!«

    Chris wäre am liebsten zum Bett gestürzt, aber sie kam nur vorsichtig näher, sie konnte es immer noch nicht glauben, wollte sich nicht zu früh freuen. »Sabsi . . .«, flüsterte sie, als sie endlich davorstand.

    Sabrinas Lippen zitterten wie schon zuvor, als sie versucht hatte zu sprechen. »W-wo –?«, fragte sie mühsam. Wieder musste man raten, was es wohl heißen sollte.

    Chris brach auf der Bettkante zusammen. »Sabsi . . .« Sie schluchzte auf. Ihr ganzer Körper bebte.

    Carolin legte eine Hand auf Chris’ Schulter. »Du bist im Krankenhaus, Sabrina«, sagte sie. »Du warst sehr, sehr krank.«

    Sabrina öffnete ihre Augen ein wenig mehr, und es schien eine Anstrengung zu sein, die sie kaum bewältigen konnte. »M-müde«, hauchte sie schwach.

    Ein Arzt kam zur Tür herein. »Wo ist denn unser Dornröschen?«, fragte er. Er trat ans Bett.

    Sabrinas Augen schlossen sich erneut.

    Der Arzt nahm ebenso wie die Schwester zuvor ihr Handgelenk, prüfte den Puls. »Der Puls rast«, bemerkte er überrascht.

    Chris saß immer noch auf der Bettkante. Langsam hob sie den Blick. »Sie ist wach«, flüsterte sie tonlos und ungläubig.

    »Nicht so ganz«, sagte der Arzt. »Ich glaube, jetzt schläft sie. Sie kann sich nicht lange wachhalten.«

    Chris betrachtete Sabrinas Gesicht. »Wird sie wieder aufwachen?«

    »Hoffentlich«, sagte der Arzt. Er schaute Chris ernst an. »Aber versprechen Sie sich nicht zu viel davon. Es könnte sein, dass sie nicht mehr dieselbe ist, die sie einmal war.«

    2. Kapitel

       Trautes Heim, Glück allein   

    »Du sollst doch nicht so schwer heben!« Rebekka stürzte auf Carolin zu und riss ihr die Einkaufstüten aus der Hand.

    Carolin lachte. »Ich bin nicht krank, Rebekka, ich bin nur schwanger.«

    »Trotzdem«, sagte Rebekka. Sie trug die Beutel in die Küche und stellte sie auf der Kücheninsel ab. »Du darfst dir nicht zu viel zumuten.«

    »Du bist süß.« Carolin lächelte und zog ihre Jacke aus. »Wieso bist du eigentlich schon zu Hause?«

    Sie betrachtete Rebekkas große, athletische Gestalt in dem Kostüm, das Carolin bei ihrem ersten Treffen im Restaurant so erschlagen hatte, als sie noch nicht wusste, wer Rebekka war. Rebekka trug diese Kostüme wie eine Uniform. Sie sah sehr gut darin aus, aber sie mochte sie nicht, und meistens hatte sie nichts Eiligeres zu tun, als sie zu Hause fallen zu lassen. Da sie noch nicht umgezogen war, musste sie gerade erst gekommen sein.

    »Weil ich Sehnsucht nach meinen beiden Mädels hatte.« Rebekka kam lächelnd auf sie zu und legte eine Hand auf Carolins Bauch.

    »Mir geht es gut«, antwortete Carolin, »und ihr auch. Ich war vorhin im Krankenhaus. Auf dem Ultraschall kann man alles schon ganz deutlich erkennen.«

    »Tut mir leid«, sagte Rebekka, während ihre Hand immer noch auf der Wölbung lag, in der ihre Tochter heranwuchs, »dass ich nicht kommen konnte.«

    »Das kannst du doch nie.« Carolin seufzte. »Daran bin ich schon gewöhnt.«

    »Beim ersten Mal war ich dabei«, protestierte Rebekka.

    »Ja.« Carolin strich ihr nachsichtig lächelnd über die Wange. »Aber das ist schon eine Weile her.« Sie schaute plötzlich an Rebekka vorbei in die Luft und sagte leise: »Sabrina ist aufgewacht.«

    Rebekka brauchte eine Sekunde, um zu reagieren. »Was?«

    Carolin nickte. »Da ich ohnehin im Krankenhaus war, bin ich bei ihr vorbeigegangen, habe Chris für eine Weile abgelöst. Und währenddessen . . . ist Sabrina aufgewacht.«

    »Das ist ja wunderbar.« Ein Lächeln überzog Rebekkas Gesicht. »Chris ist sicher überglücklich.«

    »Ja, ist sie.« Carolin nickte. »Ich glaube, sie kann es immer noch nicht richtig fassen.«

    Rebekka zog sie an sich heran und umarmte sie. »Ich wüsste nicht, was ich täte, wenn dir so etwas passieren würde«, flüsterte sie.

    »Dasselbe habe ich im Krankenhaus gedacht.« Carolin schluckte. »Wenn mit dir etwas wäre . . .« Sie schmiegte sich an Rebekka. »Hoffentlich passiert uns so etwas nie. Pass gut auf dich auf, bitte.«

    »Was sollte mir schon passieren?« Rebekka lachte. »Ich sitze den ganzen Tag im Büro.«

    »Nicht immer«, sagte Carolin. »In letzter Zeit bist du viel unterwegs.«

    »Es passiert nichts.« Rebekka hauchte einen Kuss auf Carolins Wange. »Ich muss doch für euch da sein. Euch beide. Mir darf nichts passieren. Und das tut es auch nicht.«

    Carolin atmete tief durch und seufzte. »Jetzt wird alles wieder gut«, sagte sie leise. »Jetzt, wo Sabrina aufgewacht ist, kann es wieder so werden wie früher.«

    »Wie früher?« Rebekka schien zu stutzen. »Wie wann früher?«

    Carolin seufzte erneut. »Ja, du hast Recht. Sie waren nicht immer glücklich. Aber vier Jahre lang waren sie es. Daran habe ich gedacht. Wenn sie dahin zurück könnten . . .«

    »Das können sie nicht.« Rebekka schüttelte den Kopf. »Das weißt du genauso gut wie ich.«

    »Ja, ich weiß.« Carolin drehte sich leicht und entfernte sich von Rebekka, ging zur Kücheninsel und begann die Einkäufe auszupacken und in die Schränke zu räumen. »Zurück kann man nie mehr.«

    Rebekka wirkte etwas irritiert. »Das klingt so, als möchtest du das auch. Vier Jahre. Zu der Zeit kannten wir uns noch nicht.«

    »Aber nein.« Carolin schaute sie an und lachte wieder. »Dahin möchte ich nie zurück.« Sie betrachtete Rebekka mit warmem Blick. »Ich möchte nie wieder ohne dich sein«, fügte sie leise hinzu.

    »Und bald sind wir nicht nur zu zweit, sondern sogar zu dritt.« Rebekka ging zu Carolin hinüber und half ihr beim Auspacken. »Das hätte ich mir damals nicht träumen lassen.«

    »Ich auch nicht.« Carolin lachte. »Wirklich nicht!«

    »Aber Sabrina und Chris . . .« Rebekka reichte Carolin den Blumenkohl. »Was ihnen passiert ist, erinnert einen daran, wie viel Glück man gehabt hat.«

    »Man?« Carolin öffnete die Kühlschranktür und legte den Blumenkohl hinein.

    »Wir.« Rebekka schmunzelte. »Ich vor allem.«

    »Nicht nur du.« Carolin strich ihr sacht über den Arm. »Ich auch.« Sie lächelte Rebekka an.

    »Ich verstehe bis heute nicht, warum du mich überhaupt genommen hast«, sagte Rebekka.

    »Ich dich?« Carolin lachte überrascht auf. »Du mich.«

    »Nein, nein«, widersprach Rebekka, lehnte sich gegen die Kücheninsel und verschränkte die Arme. Es war nichts mehr auszupacken. »Du mich. Ich würde es verstehen, wenn – Aber dir liegt nichts an Geld.«

    »Deshalb hätte ich dich fast nicht genommen.« Carolin grinste leicht.

    »Eben«, sagte Rebekka. »Und so viel anderes hatte ich dir ja wirklich nicht zu bieten.«

    »Manchmal denke ich«, Carolin legte neckend den Kopf schief, »du spielst diese Bescheidenheit nur, um mich dazu zu veranlassen, dir zu sagen, was ich gut an dir finde.«

    »Du schimpfst genug«, erwiderte Rebekka. »Ich brauche auch mal ein paar Streicheleinheiten.«

    »Die kannst du haben.« Carolin ging auf sie zu und umarmte sie. »Jederzeit.« Sie blickte zu Rebekka hoch. »Schimpfe ich wirklich so viel?«

    »Jetzt nicht mehr«, sagte Rebekka. »Eine Weile hast du’s getan. Aber das war . . . verständlich.«

    »Es war zu viel für mich.« Carolin seufzte. »Aber ich hätte das nicht an dir auslassen sollen.« Sie lehnte ihren Kopf an Rebekkas Schulter. »Wenn ich allerdings Sabrina so betrachte . . . da kann ich mich wirklich nicht beklagen.«

    »Ja.« Rebekka streichelte sanft Carolins Rücken. »Ich habe das alles ja nicht so mitbekommen wie du, aber es muss schrecklich gewesen sein.«

    »Chris ist nicht mehr derselbe Mensch seither«, sagte Carolin leise. »Und was mit Sabrina sein wird . . . wer kann das schon wissen? Sie könnte sich sehr verändert haben.«

    »Was sagen die Ärzte?«, fragte Rebekka, während sie ganz automatisch Carolin weiterstreichelte.

    »Sie wissen es nicht.« Carolin atmete tief ein. »Es ist ja auch noch alles ganz frisch. Sie war nur kurze Zeit wach.«

    »Immerhin«, sagte Rebekka. »Ein Anfang.«

    »Ich komme morgen übrigens ins Büro«, kündigte Carolin an, und sie schien ganz ernst zu sein. »Nur falls du deinen Liebhaberinnen Bescheid sagen willst.«

    Rebekka lachte leicht. »Ja, werde ich tun. Es ist nett, wenn du das rechtzeitig ankündigst, dann müssen sie sich nicht so sehr beeilen zu verschwinden, wie wenn du überraschend auftauchst.«

    »Dachte ich mir schon«, sagte Carolin. »Wir wollen da doch keinen unnötigen Aufruhr verursachen.« Sie schüttelte fast etwas ungläubig den Kopf. »Ich werde noch richtig süchtig nach meiner Arbeit als Controllerin. Sie fehlt mir, wenn ich nicht ins Büro kommen kann.«

    »Die Buchhaltung ist dir sehr dankbar.« Rebekka nickte anerkennend. »Anscheinend hast du etliche Abläufe vereinfacht.«

    »Ich meine, ich hätte dir das alles erklärt.« Carolin lehnte sich leicht in Rebekkas Arm zurück und runzelte die Stirn. »Zuerst dir, dann erst den anderen.«

    »Ja.« Rebekka sah schuldbewusst aus. »Aber ich habe –«

    »Nicht richtig zugehört«, ergänzte Carolin seufzend. »Wie immer.«

    »Du machst das hervorragend«, verteidigte sich Rebekka. »Ich muss das alles gar nicht so genau wissen.«

    »Du bist der Boss.« Carolin blickte sie strafend an. »Du musst solche Dinge genehmigen. Und das hast du.«

    »Habe ich?« Rebekka wirkte verlegen. »Es war so viel los, weißt du . . .«

    »Und deiner eigenen Frau hörst du natürlich am wenigsten zu.« Carolin seufzte erneut.

    »Ich höre dir immer zu.« Rebekka beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. »Aber ich vertraue dir hundertprozentig. Ich könnte es nicht besser machen als du.«

    Carolin lachte plötzlich auf. »Davon bin ich sogar überzeugt!« Sie schüttelte immer noch lachend den Kopf.

    »Worüber lachst du?« Rebekka konnte offensichtlich nicht folgen.

    »Ich dachte an . . . den Toaster.« Carolin lachte noch mehr. »Wie du damals versucht hast vorzugeben, dass du eine ganz normale Mitarbeiterin bist. Und du konntest es wirklich nicht.«

    Rebekka lachte auch. »Ja, das war schwierig. Mit solchen Dingen habe ich im Allgemeinen nichts zu tun.«

    »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.« Carolin legte ihre Arme um Rebekkas Taille und schmiegte sich an sie. »Dass du entlassen werden könntest. Ich sah dich schon mit einem Hut an der Ecke stehen und um milde Gaben betteln.«

    »Du hast ja eine blühende Phantasie.« Rebekka lächelte überrascht. »So etwas gibt es bei uns doch gar nicht mehr.«

    »Da kannst du mal sehen, was für große Sorgen ich mir um dich gemacht habe.« Carolins Blick wanderte zu dem Toaster hinüber, den sie immer noch benutzten – nun gemeinsam. »Du warst so süß inkompetent. Ich hätte dich am liebsten an die Hand genommen.«

    »Ich? Inkompetent?« Das traf Rebekka zutiefst.

    »Als Kundendienstmitarbeiterin in der Garantieabteilung«, schwächte Carolin ab. »Dein Revier war eben schon immer die Chefetage. Das hat man deutlich gemerkt. In allem anderen bist du sehr kompetent, aber Kundenbetreuung ist nicht dein Fall.«

    »Wohl nicht«, gab Rebekka seufzend zu. »Du könntest das bestimmt wunderbar.«

    »Nicht unbedingt«, sagte Carolin. »Dafür muss man eine hohe Toleranzschwelle haben. Die habe ich nicht immer.«

    »Mit mir zum Beispiel nicht, wenn ich dich in der Küche störe.« Rebekka grinste schief.

    »Ich glaube, du stellst dich mit Absicht so an«, vermutete Carolin etwas tadelnd. »Bei deiner Mutter kannst du es ja.«

    »Du kochst viel besser als ich«, behauptete Rebekka. »Und das genieße ich sehr. Warum sollte ich durch meine Einmischung das Ergebnis verderben?«

    »Du hast doch immer eine Rechtfertigung für alles.« Carolin schüttelte lachend den Kopf. »Du bist der geborene Ehemann.«

    Rebekka verzog das Gesicht. »Entschuldigung«, sagte sie.

    Carolin lächelte zärtlich. »Ich liebe dich, mein Schatz . . . auch deshalb. Weil du eben bist, wie du bist. Ich will dich gar nicht anders haben.«

    »Da bin ich aber beruhigt.« Rebekka wischte sich theatralisch den nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn.

    »Nur weil ich ab und zu mit dem Nudelholz hinter der Tür stehe, wenn du nach Hause kommst, heißt das noch lange nicht, dass ich dich ändern will«, bemerkte Carolin treuherzig.

    »Womit habe ich so viel Glück verdient?« Rebekka schaute sie auf einmal ernst an. »Eine Frau wie dich zu finden. Eine unter tausend. Unter Millionen.«

    »Übertreib nicht so.« Carolin knuffte sie leicht auf den Arm. »Dann glaube ich dir nicht mehr.«

    »Vielleicht glaubst du mir das.« Rebekka beugte sich zu ihr und begann sie zu küssen, ganz sanft und liebevoll. Nach einer Weile wurde der Kuss eindeutiger, ebenso wie ihre streichelnden Hände, die nun Carolins Brüste berührten.

    Carolins Reaktion war nicht ganz so eindeutig. Sie schien den Kuss zu genießen, aber sie wirkte nicht erregt.

    Rebekka beendete den Kuss und schaute sie an. »Keine Lust?«

    Carolin hob unentschlossen die Schultern. »Einerseits schon«, sagte sie, »aber andererseits bin ich auch sehr müde. Der Tag war anstrengend. Besonders im Krankenhaus.«

    Rebekka begann leise zu lächeln. »Geht mir genauso. Ich dachte nur, du . . . du hättest vielleicht Lust, weil du gestern sagtest, es war so schön, dass du das jeden Tag haben könntest.«

    »Du bist so gut zu mir.« Carolin schmunzelte. »Ja, gestern war es sehr schön. Aber heute –« Sie legte neckend den Kopf zur Seite. »Ich überlasse die Entscheidung dir. Entweder dasselbe wie gestern oder . . .«, sie hob eine DVD-Hülle an, um sie Rebekka zu zeigen, »ein schöner Film aus der Videothek, den ich mitgebracht habe.«

    Rebekka starrte für einen Moment darauf, dann auf Carolins vergnügt blitzende Augen und holte Luft.

    »Film!«, sagten sie beide wie aus einem Mund.

    Lachend gingen sie ins Wohnzimmer hinüber.

    3. Kapitel

       Wird alles gut?   

    »Ich habe dir Suppe gebracht . . . wenn du möchtest«, sagte Chris und stellte eine kleine Suppentasse mit einem Schnabel zum Trinken auf den Klapptisch über Sabrinas Bett. »Essen darfst du ja noch nicht.«

    Sabrina schaute zuerst Chris an, dann die Tasse. Sie schien unschlüssig.

    »Weißt du nicht, wie es geht?« Chris lachte, setzte sich auf die Bettkante, nahm die Tasse und hielt sich den Schnabel an den Mund. »So«, sagte sie. »Siehst du?« Sie reichte Sabrina die Tasse.

    Sabrina versuchte ihren Arm zu heben, aber es gelang ihr nicht. Sie war noch zu schwach.

    Chris nahm die Tasse erneut auf. »Soll ich sie festhalten?«, fragte sie. »Willst du Suppe?«

    Sabrina nickte leicht.

    Chris beugte sich zu ihr und setzte den Schnabel an ihren Mund. Sabrina öffnete ihn nicht gleich. Anscheinend musste sie auch dabei überlegen, wie das ging. Dann tat sie es, und Chris kippte die Tasse leicht, so dass sie trinken konnte.

    Nach dem ersten Schluck begann Sabrina zu

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