Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

L wie Liebe (Staffel 1)
L wie Liebe (Staffel 1)
L wie Liebe (Staffel 1)
eBook309 Seiten4 Stunden

L wie Liebe (Staffel 1)

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Bunt und unterhaltsam: Großstadtlesben und ihre (Liebes-)Abenteuer.

Da ist das ungleiche Paar Marlene und Anita, das gehörig Nachhilfe in Sachen Romantik benötigt; Carolin und Ina schweben (noch) im siebten Himmel; Chris und Sabrina stecken in einer verstaubten Beziehung fest, und schließlich können sich Rick, Thea und Melly noch nicht so recht entscheiden. Verwicklungen folgen, und schon sehr bald ist nichts mehr so, wie es anfänglich war ...
SpracheDeutsch
Herausgeberédition eles
Erscheinungsdatum29. Apr. 2013
ISBN9783956090196
L wie Liebe (Staffel 1)

Mehr von Ruth Gogoll lesen

Ähnlich wie L wie Liebe (Staffel 1)

Titel in dieser Serie (7)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Lesbische Literatur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für L wie Liebe (Staffel 1)

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    L wie Liebe (Staffel 1) - Ruth Gogoll

    Ruth Gogoll

    L WIE LIEBE

    Staffel 1

    Originalausgabe:

    © 2008

    ePUB-Edition:

    © 2013

    édition el!es

    www.elles.de

    info@elles.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    ISBN 978-3-95609-019-6

    1. Kapitel

       Marlene, Chris und Sabrina   

    »Ach komm.« Marlene winkte ab. »Hör mir bloß auf mit Liebe! Die gibt’s doch gar nicht.«

    »Was bringt dich zu dieser Ansicht?« fragte Chris.

    »Nervige Beziehungskrisen, stressige Anmachversuche und ein Missverständnis nach dem anderen«, seufzte Marlene.

    »Vielleicht suchst du dir immer die falschen Frauen aus?« vermutete Chris vorsichtig.

    »Ich? Die falschen Frauen?« Marlene explodierte.

    »Na ja, ich meine . . . versuch es doch mal mit einer, die mehr Hirn als . . . hm . . . Busen hat. Das könnte helfen.«

    »Daran liegt es nicht.« Marlene trommelte mit den Fingern auf den Tisch.

    »Denkst du nicht?« Chris zuckte die Schultern. »Wenn ich mir so deine drei letzten Bekanntschaften anschaue . . .« Und eigentlich auch alle davor, dachte sie im stillen, aber sie wollte Marlene nicht gleich wieder wütend machen. Dann war nämlich nichts mit ihr anzufangen.

    »Das war Zufall.« Marlene schüttelte heftig den Kopf.

    »Zufall?« Chris zog die Augenbrauen hoch. »Also wenn ich mich recht erinnere, hast du die alle absichtlich aufgerissen. Keine ist zufällig in dein Bett gestolpert.«

    »Das nicht.« Marlene hörte mit dem Trommeln auf. »Aber sie waren schon süß . . . irgendwie.« Sie schaute wie ein bedripster Dackel.

    »Du hast nichts weiter gesehen als ihr Äußeres«, stellte Chris fest. »Auf mehr hast du nicht geachtet. Du hättest sie vielleicht erst einmal das Wort Liebe buchstabieren lassen sollen.« Das hätten mindestens zwei von ihnen nicht gekonnt, dachte sie boshaft, aber diese niederträchtigen Gedanken enthielt sie Marlene vor.

    »Ich tue doch alles, was ich nur kann.« Marlene hob hilflos die Hände. »Ich kaufe allen meinen Frauen Schuhe.«

    Chris konnte sich das Lachen kaum verkneifen, aber sie versuchte es zu unterdrücken. »Und was willst du damit erreichen?« fragte sie.

    »Frauen stehen auf Schuhe, weiß doch jeder«, brummelte Marlene.

    Chris warf einen Blick auf Marlenes ausgelatschte Treter, die ihr das Gefühl vermittelten, sie hätte Marlene darin schon kennengelernt – vor Jahren. »Dann bist du aber keine Frau«, sagte sie.

    »Na ja . . .« Marlene zog ihre Füße ein, damit der Tisch sie vor Chris’ Argusaugen verbarg. »Ich bin halt . . . nicht diese Art von Frau.«

    »Wie einige andere auch«, bestätigte Chris nickend. »Wie wäre es, wenn du es einmal mit einer von denen versuchen würdest? Ihr hättet viel gemeinsam, vielleicht auch die Vorstellung von Liebe.«

    »Das geht doch nicht!« Marlene starrte Chris entgeistert an. »Eine, die so aussieht wie ich?«

    »Sie muss ja nicht genauso aussehen, aber zumindest hättet ihr vielleicht gemeinsame Interessen, wenn ihr euch ähnlich seid. Wäre das nicht mal angenehm? Worüber unterhältst du dich mit deinen Weibsen?«

    »Ähm . . . unterhalten?« Marlene sah verwirrt aus.

    »Das dachte ich mir schon.« Chris seufzte. »Ihr unterhaltet euch nicht viel, stimmt’s?«

    »Nein, mehr so . . .«, Marlene rang die Hände, ». . . weniger.«

    »Weniger«, wiederholte Chris. »Oder gar nicht?«

    »Tja . . .« Marlene verzog das Gesicht. »Sobald wir uns unterhalten, wirft sie mir vor, dass ich mich nicht richtig um sie kümmere, ihr nie zuhöre –«

    Wie solltest du auch, wenn ihr nicht miteinander sprecht? dachte Chris.

    »Eben einfach alles das nicht tue, was sie erwartet.« Marlene fuhr sich durch die Haare. »Aber was erwartet sie denn? Das hat sie mir nie gesagt.«

    »Und dann wirft sie dir vor, dass du es nicht getan hast, obwohl du nichts davon wusstest?« fragte Chris.

    »Ja, so ungefähr. Eigentlich läuft es immer ähnlich ab. Und meist . . . hat sie dann eh schon eine andere. Deshalb –« Marlene starrte auf den Tisch. »Deshalb unterhalte ich mich nicht gern. Wenn sie davon anfängt –«

    »Gehst du mit ihr ins Bett«, beendete Chris ihren Satz. Das hatte Marlene ihr schon so oft erzählt, dass Chris es fast auswendig kannte. Nur die Frau wechselte.

    »Ja.« Marlene starrte jetzt wieder Chris an. »Ist doch auch schön, oder nicht?«

    »Hm.« Chris versuchte eine Möglichkeit zu finden, Marlene zu erklären, um was es ging. »Klar ist es schön. Aber nicht nur. Ich meine, wenn man nur das macht –«

    »Wenn sie davon anfängt, ist es sowieso schon der Anfang vom Ende, also warum sollte ich mich mit ihr unterhalten, um das zu beschleunigen? Außerdem verstehe ich ohnehin nicht, was sie sagt.«

    »Was verstehst du nicht?«

    »Sie sagt, ich respektiere sie nicht genug, und ich wollte immer nur Sex von ihr. Ich hätte sie nur wegen ihres Körpers angemacht, nur weil ich sie ins Bett zerren wollte.«

    Chris runzelte die Stirn. »Stimmt doch auch«, sagte sie.

    Marlene verzog wieder das Gesicht. »Am Anfang hat es sie nicht gestört. Sie konnte nicht schnell genug in die Kiste kommen«, sagte sie.

    »Und du hast erwartet, dass das so bleibt?«

    »Bei mir hat sich nichts geändert«, erwiderte Marlene verständnislos.

    »Aber bei ihr offensichtlich.« Chris atmete tief durch. »So ist es doch immer. Am Anfang kennt man sich noch nicht, da ist es geil im Bett, aber wenn man sich dann näher kennenlernt, möchte man vielleicht auch mal etwas anderes zusammen unternehmen.«

    »Was denn?« fragte Marlene.

    »Theater, Kino, essen gehen?« schlug Chris vor. »Ausflüge? Gespräche?«

    »Wieso?« fragte Marlene. »Mich macht Sex glücklich. Und jeden Tag Sex noch glücklicher.«

    »Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass Sex allein keine ausgewogene Freizeitgestaltung darstellt?« fragte Chris seufzend.

    »Nein«, sagte Marlene. »Ich schufte jeden Tag im Büro. Wenn ich nach Hause komme, will ich mich entspannen, vielleicht was essen und dann –«

    »Ab in die Kiste.« Chris nickte. So war Marlene schon immer gewesen. Neu war nur, dass sie dieses Verhalten nun mit Liebe gleichsetzte.

    »Ja.« Marlenes Stimme klang gereizt. »Was ist daran denn so schlimm?«

    »Die meisten Frauen sehen das anders«, sagte Chris. »Und erwarten etwas anderes.«

    »Ja, aber was zum Teufel erwarten sie denn?« rief Marlene aus. »Warum sagen sie das nicht einfach?«

    »Manchmal zweifle ich wirklich daran, dass du eine Frau bist«, erwiderte Chris kopfschüttelnd. »Keine Frau will sagen müssen, was sie sich wünscht. Sie will einfach, dass du es weißt, dass du es errätst.«

    »Aber wie soll ich das denn, wenn sie nie etwas sagt?«

    »Hast du es schon mal mit ein bisschen Romantik versucht?« fragte Chris. »Zu zweit allein vor dem Kamin – mit Love Story im Fernsehen, bis die Taschentücher tropfen?«

    »Love Story? Das ist eine Heteroschnulze!« Marlene schaute Chris empört an.

    »Aber trotzdem immer wieder schön. Du kannst auch Desert Hearts nehmen. Ist völlig egal. Wichtig ist nur die Romantik. Je mehr Taschentücher sie braucht, um so besser.«

    »So viele Taschentücher habe ich gar nicht«, brummelte Marlene.

    »Dann kauf welche!« Chris schlug nicht nur sprichwörtlich die Hände über dem Kopf zusammen. »Kein Wunder, dass alle dich verlassen. Du gibst dir nicht die geringste Mühe.«

    »Ich habe ihr Schuhe gekauft«, brummelte Marlene eingeschnappt.

    »In ihrer Größe?« fragte Chris sarkastisch. »Oder kaufst du die im Dutzend schon mal im voraus?«

    »Was ist daran auszusetzen?« schnappte Marlene. »Ist billiger.«

    »Oh Mann! Ich meine: Frau.« Chris blieb die Spucke weg. »Jede Frau ist etwas Besonderes – und sie will auch so behandelt werden. Du kannst doch nicht einfach jeder dasselbe schenken, und dann auch noch in der falschen Größe. Oder gibt dir auch mal eine die Schuhe zurück, und die gibst du dann an die nächste weiter?«

    Marlene schaute Chris so an, als ob sie das schon einmal gemacht hätte, sagte aber nichts.

    Chris war fassungslos. »Du beklagst den Verlust der Liebe, aber du weißt gar nicht, was das ist«, stellte sie seufzend fest. »Liebe ist nichts Materielles. Sie kommt aus dem Herzen. Das hat nichts mit Schuhen und auch nichts mit Sex zu tun.«

    »Womit denn dann?« fragte Marlene und wirkte überfordert.

    »Liebe ist, wenn du ihr die Tür aufhältst oder in den Mantel hilfst. Wenn du ihr den besseren Platz im Restaurant anbietest und dafür in Kauf nimmst, den ganzen Abend auf die Toilettentür zu starren. Liebe ist ein Gefühl, keine Sache, die man kaufen oder definieren kann. Liebe ist, wenn du nicht darüber nachdenken musst, was du ihr alles Gutes tun könntest, sondern wenn du das einfach von selbst weißt, aus dem Bauch heraus.«

    »So etwas Ähnliches hat sie auch gesagt.« Marlene schüttelte den Kopf. »Jedenfalls das mit dem von selbst wissen. Aber wie soll ich das?« Sie stand auf. »Es gibt halt keine Liebe, das ist es. Damit muss ich mich abfinden.« Sie winkte kurz und verließ Chris’ Wohnzimmer, in dem sie eigentlich zusammen einen gemütlichen Abend hatten verbringen wollen.

    »Das hast du aber nett gesagt.« Eine andere Stimme überfiel Chris plötzlich von hinten, eine sehr bekannte Stimme.

    Sie drehte sich überrascht um. »Ich dachte, du bist mit deinen Schulfreundinnen aus?«

    »War ich auch.« Sabrina seufzte. »War aber langweilig.« Sie kam zu Chris und setzte sich auf ihre Sessellehne. »Du hast viele süße Sachen gesagt«, hauchte sie lächelnd und strich Chris übers Haar.

    »Och . . .« Chris wusste nicht so recht, was sie antworten sollte. »Marlene war halt so verzweifelt, da habe ich versucht –«

    »Ich habe ihre Freundin getroffen . . . oder wahrscheinlich bald Ex-Freundin, wenn Marlene sie weiter so behandelt.« Sabrina rollte die Augen.

    »Diese . . . wie heißt sie doch gleich?«

    »Anita«, erklärte Sabrina. »Ich dachte erst, sie wäre auch eins von diesen . . . von Marlenes Busenwundern, aber ist sie gar nicht. Sie ist sehr nett und gar nicht dumm.«

    »Oh, was für ein Kompliment aus deinem Munde«, sagte Chris schmunzelnd.

    »Ja, man hat halt nie genug Zeit, eine von Marlenes Frauen überhaupt kennenzulernen, so schnell wechseln sie«, seufzte Sabrina erneut. »Vielleicht waren die anderen auch gar nicht so falsch.«

    »Vielleicht.« Chris zuckte die Schultern. »Und was sagt sie nun, deine Anita?«

    »Sie ist nicht meine Anita, sie ist zur Zeit immer noch Marlenes Anita.« Sabrina schaute sie etwas strafend an. »Aber nicht mehr lange.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie liebt Marlene wirklich, es ist nicht zu fassen.«

    »Ich mag Marlene auch«, sagte Chris. »Sie ist eine meiner ältesten Freundinnen.«

    »Es liegen Welten zwischen mögen und lieben«, erklärte Sabrina. »Das müsstest selbst du wissen.«

    »Was heißt: selbst ich?« fragte Chris verunsichert.

    »Du siehst Marlene nicht mit denselben Augen wie Anita, das meine ich, du Dummerle«, neckte Sabrina sie. »Anita ist wirklich . . . ich weiß nicht, was sie in Marlene sieht, aber sie leidet, Anita meine ich. Sie hat versucht mit Marlene zu reden, aber Marlene –«

    »Zerrt sie immer nur ins Bett«, vermutete Chris.

    »Richtig.« Sabrina schüttelte erneut den Kopf. »Ist sie denn blind? Anita verzehrt sich nach ihr, nach ihrer Aufmerksamkeit, nach ihrer Liebe, aber Marlene will immer nur mit ihr schlafen.«

    Chris hob hilflos die Schultern. »Ich habe versucht es ihr zu erklären, aber sie scheint nicht zuzuhören. Oder vielleicht versteht sie es wirklich nicht. Wenn Anita auch keinen Erfolg hat . . .«

    »Nun ja . . .« Sabrina schmunzelte. »Anita hat einige hervorstechende Eigenschaften, die Marlene wahrscheinlich vom Zuhören ablenken.«

    »Ja, das ist wahr«, bestätigte Chris.

    »Du erinnerst dich daran, aber nicht an ihren Namen?« fragte Sabrina misstrauisch.

    »Ich war wohl auch etwas abgelenkt«, grinste Chris, »von dir.«

    »Hm.« Sabrina blickte skeptisch. »Auf jeden Fall war es süß, wie du versucht hast, Marlene beizubringen, was Liebe ist.« Sie lächelte wieder. »Dabei fällt mir ein, du hast mir schon lange nicht mehr in den Mantel geholfen. Muss ich mir da jetzt Sorgen machen?«

    »Du doch nicht.« Chris lächelte sie ebenfalls an. »Oder bin ich Marlene?«

    »Glücklicherweise nicht.« Sabrinas Lächeln wurde zärtlicher. »Es sei denn, du hast dich bisher gut verstellt.«

    »Diese Begabung besitze ich nicht«, versicherte Chris ihr ernsthaft. »Ich bin, wie ich bin. Anders kann ich nicht sein.«

    »Marlene vielleicht auch nicht.« Sabrina schaute sinnend in die Luft. »Arme Anita.«

    »Arme Marlene«, sagte Chris. »Sie wird immer wieder verlassen und kann sich nicht erklären, warum.«

    »Ja, sie tut mir irgendwie auch leid, aber Anita mehr«, sagte Sabrina. »Ich kann sie gut verstehen.«

    »Fühlst du dich auch so mit mir wie sie mit Marlene?« fragte Chris erschrocken.

    »Wenn du den Macho raushängen lässt . . .«, sagte Sabrina rätselhaft, »dann hast du schon Ähnlichkeit mit Marlene.«

    »Ich lasse den Macho raushängen?« Chris starrte sie entgeistert an.

    »Aber nein.« Sabrina lachte. »Du bist nur manchmal ein wenig . . . forsch, aber mit Marlene kann man das wirklich nicht vergleichen.«

    »Was meinst du mit ›forsch‹?« Chris runzelte die Stirn.

    »Weißt du nicht mehr, wie wir uns kennengelernt haben?« fragte Sabrina schmunzelnd.

    »Hm . . . doch . . . ja.« In Chris kroch ein verlegenes Gefühl hoch. »Du meinst, ich habe dich genauso ins Bett gezerrt, wie Marlene es getan hätte?«

    »Ich habe keine Ahnung, wie Marlene das macht.« Sabrina zuckte die Schultern. »Aber du wusstest schon ziemlich genau, was du wolltest.«

    »Und du . . . wolltest nicht?« So unsicher hatte Chris sich schon lange nicht mehr gefühlt. Warum hatte Sabrina ihr das bisher verschwiegen? Was hatte Chris noch alles falschgemacht?

    »Ich hätte noch ein wenig gewartet«, sagte Sabrina. »Aber es war in Ordnung.«

    Oh nein! Chris hätte sich am liebsten die Haare gerauft, bis keine mehr übriggeblieben wären. »In Ordnung?« fragte sie. »Du fandst es in Ordnung, nicht mehr? Du meinst, du hättest nicht –« Sie war fix und fertig.

    Sabrinas Schmunzeln breitete sich über ihr ganzes Gesicht aus. »Das werde ich in Zukunft öfter mal fallenlassen«, sagte sie. »Das scheint dich ja sehr zu verunsichern.«

    »Wenn du das willst, hast du den richtigen Punkt getroffen, allerdings«, sagte Chris erschöpft.

    »Du bist süß, wenn du verunsichert bist«, sagte Sabrina leise. Sie hauchte einen Kuss auf Chris’ Haar, dann auf Chris’ Ohr, dann auf ihre Wange. »Du bist einfach nur süß. Du hast überhaupt keine Ähnlichkeit mit Marlene.«

    Chris’ Wange glühte. Ihre Ohren auch. Ihr war überhaupt sehr heiß.

    »Weißt du, was Liebe ist?« wisperte Sabrina ihr ins Ohr. »Wenn du dir heute noch Gedanken darüber machst, ob du mich vielleicht damals nicht rücksichtsvoll genug behandelt haben könntest. Wenn dir mein Glück wichtiger ist als deins. Wenn du zurücksteckst, obwohl du lieber vorpreschen würdest. Wenn du zuerst an mich denkst und dann erst an dich.« Sie schaute Chris tief in die Augen. »Liebe ist immer das Glück des anderen. Ich bin glücklich, wenn du es bist; ich könnte es nicht sein, wenn du es nicht wärst. Und ich habe das Gefühl, bei dir ist es genauso. Das ist Liebe, mehr braucht es nicht.«

    Chris räusperte sich. Mit einer sichtbaren Anstrengung besiegte sie den Frosch in ihrem Hals. »Die Kassette von Love Story – weißt du noch, wo die ist?« fragte sie.

    Sabrina lächelte. »Ich denke, ja.«

    Sie stand auf und verließ den Raum, während Chris das Sofa näher an den Kamin rückte und den Fernseher schrägstellte.

    Sabrina kam zurück und hielt Chris die Kassette hin. »Leg sie ein«, sagte sie. »Ich hole noch die Taschentücher.«

    Chris wusste, sie würde eine große Packung mitbringen. Sie würden nah beieinander auf dem Sofa sitzen und heulen, und dabei würden sie sich im Arm halten und einfach nur wohl und geborgen fühlen.

    Ja, Liebe, dachte Chris. Es sind die kleinen Dinge, die zählen.

    2. Kapitel

       Marlene und Anita   

    »Marlene, bist du das?«

    »Wer sollte es sonst sein? Erwartest du jemanden?« Marlene brummte.

    »Nein.« Anita stand in der Tür zur Küche und lächelte. »Nur dich.«

    »Was fragst du dann?«

    Anitas Lächeln gefror auf ihrem Gesicht. »Ich habe gekocht«, sagte sie. »Wir können essen.«

    »Du kochst doch immer«, sagte Marlene. Zum ersten Mal schaute sie Anita an, allerdings weniger ihr Gesicht als ihre Brüste. »Sieht geil aus, was du da anhast.«

    Anitas Lächeln schien nun wie eingemeißelt. »Eine Küchenschürze?« fragte sie.

    »Noch geiler wäre es, wenn du nichts darunter anhättest.« Marlene grinste. »Aber das können wir ja ändern – später. Jetzt habe ich erst mal Hunger.« Sie ging ins Wohnzimmer hinüber. »Bringst du mir einen Teller? Ich sehe mir an, wie der FC gespielt hat.«

    »Ich habe den Esstisch gedeckt«, sagte Anita leise.

    »Von da aus kann ich den Fernseher nicht sehen«, sagte Marlene. Sie setzte sich bereits in den Sessel vor dem Bildschirm. »Kannst du dir nicht mal eine größere Glotze anschaffen? Das Ding ist ja winzig. Da sieht man kaum den Ball.«

    »Ich benutze den Fernseher kaum«, sagte Anita und ging in die Küche zurück.

    »Versteh ich nicht«, sagte Marlene und griff nach der Fernbedienung. »Was machst du denn dann so abends?« Sie grinste. »Wenn ich nicht da bin?«

    Anita kam mit einem Teller ins Zimmer. Das Essen darauf war wie ein kleines Stillleben arrangiert, in leuchtenden Farben, und duftete appetitanregend.

    Marlene schaute gar nicht hin, sondern griff nur nach dem Teller. Ihre Augen waren fest auf den Fernseher gerichtet und verfolgten das Spiel, das sie mit Anitas Videorecorder aufgenommen hatte.

    »Ich lese«, sagte Anita. »Meistens.«

    »Hm?« Marlene hatte sie nicht gehört. Sie stocherte mit der Gabel achtlos in ihrem Essen herum, das dadurch schnell das sorgfältige Arrangement verlor.

    »Ich esse am Tisch«, sagte Anita. Marlene antwortete nicht. Anita ging hinüber und setzte sich an den Esstisch, auf dem immer noch die beiden Teller standen, das glitzernde Besteck daneben, und in der Mitte der silberne Leuchter mit den beiden Kerzen, die sie noch nicht angezündet hatte. Das hatte sie erst tun wollen, wenn Marlene und sie sich zum Essen hinsetzten. Gemeinsam.

    Sie seufzte und legte den Kopf in die Hände. Sie hatte keinen Hunger mehr. Dabei hatte sie sich so auf den Abend gefreut. So kann es nicht weitergehen, dachte sie. Ich muss mit ihr reden.

    Sie erinnerte sich daran, was Sabrina gesagt hatte. Sabrina mochte Marlene nicht, auch wenn Chris Marlenes beste Freundin war. Chris und Sabrina – vier Jahre waren sie jetzt schon zusammen und schienen immer noch glücklich.

    Marlene und sie hingegen . . . Wieder seufzte Anita. Aber sie waren ja auch noch nicht so lange zusammen, gerade mal drei Wochen. Man muss sich eben erst aneinander gewöhnen. Das sagte sie sich immer wieder, aber mittlerweile war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie sich an das, was zwischen Marlene und ihr ablief, überhaupt gewöhnen wollte.

    »Ich kann mir das Spiel nachher weiter ansehen.« Marlene stand plötzlich neben ihr und betrachtete sie mit begehrlichem Blick.

    Was habe ich erwartet? dachte Anita. So ist es doch immer. »Willst du nicht wissen, wie es ausgeht?« fragte sie müde.

    »Das weiß ich schon«, sagte Marlene. »Ist nicht so wichtig.« Sie legte eine Hand auf Anitas Brust. »Ziehst du dich aus?« flüsterte sie heiser. »Und dann –«, sie schluckte, »nur die Küchenschürze wieder an?«

    Anita schloss kurz die Augen. »Aber sicher«, sagte sie und öffnete sie wieder. »Alles, was du willst. Wozu bin ich denn auch sonst da?« Sie stand auf.

    »Genau.« Marlene grinste. »Ich bin so geil auf dich, ich könnte dich glatt hier –« Ihre Hand fuhr auf Anitas Po, die andere erneut zu ihrer Brust und massierte sie heftig.

    »Warum tust du’s nicht?« fragte Anita. »Du lässt dich doch sonst nicht abhalten. Was schert dich das gute Geschirr?«

    Marlenes Blick zeigte, dass sie Anita gar nicht mehr hören konnte, sie war bereits viel zu erregt. Ihre Hand fuhr unter die Schürze und öffnete hastig Anitas Hose. Sie zog sie ihr samt Slip herunter, so dass Anita unter der Schürze nackt war. »Dreh dich um«, flüsterte sie rau.

    Anita drehte sich um und stützte sich auf dem Tisch ab. Sie wusste nicht, warum sie es tat. Sie dachte nie darüber nach, warum sie sich Marlenes Befehlen so ausgeliefert fühlte, warum sie sich ihnen unterwarf.

    Marlene streichelte begeistert ihre Pobacken und stöhnte. »Du hast so einen geilen Arsch. Und so geile Titten.« Sie griff nach vorn und schob Anita den BH von den Brüsten. »Wahnsinnig geil.«

    Anita schaltete ab. Sie würde gar nicht versuchen, mit Marlene mitzuhalten, Marlene war sowieso zu schnell für Anitas Bedürfnisse. Am Anfang hatte es noch gereicht, aber so – sie ließ sich einfach von Marlene nehmen, ein Teller rutschte vom Tisch und zerbrach, als Marlenes Stöße härter wurden, sie sich an Anita rieb und kam.

    »Oh Mann!« Marlene ließ sich auf ihren Rücken fallen und keuchte. »Das war mal wieder superaffentittengeil!« Sie lachte. »Besonders die Titten!« Sie griff noch einmal nach vorn und quetschte Anitas Brustwarzen zusammen, dass es wehtat. »Du bist wirklich das geilste, was zur Zeit auf dem Markt ist.« Sie erhob sich und klatschte Anita auf den Po. »Wir machen nachher weiter. Ich schaue mir jetzt das Spiel zu Ende an. Du kannst ja solange aufräumen und spülen. Sieht ein bisschen wüst aus hier.« Sie lachte wieder und ging zum Fernseher hinüber.

    Anita zog ihre Hose hoch und knöpfte sie zu. Sie ging in die Knie und sammelte die Scherben des zerbrochenen Tellers auf. Es war das Service ihrer Großmutter, sie hatte es extra für diesen Abend herausgeholt.

    Mit starrem Blick betrachtete sie die einzelnen Teile. Was ihre Großmutter wohl dazu gesagt hätte, wie sie mit ihrem Geschirr umging, dem teuren Erbe?

    Ich kann doch nichts dafür, dachte sie. Was hätte ich denn machen sollen?

    Sie legte die Teile auf den Tisch und setzte sie wieder zusammen. Kleine Stücke fehlten und würden sich wahrscheinlich auch nicht wieder finden lassen. Selbst wenn sie den Teller zusammenklebte, würde man ihn nie mehr benutzen können.

    Das Telefon klingelte.

    »He, kannst du mal drangehen? Das stört!« rief Marlene vom Fernseher herüber.

    »Ja, ich . . . gehe.« Anita zog ihren Reißverschluss hoch und stolperte leicht, als sie sich beeilte zum Telefon zu kommen.

    »Hier ist Chris«, sagte eine Stimme,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1