Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

L wie Liebe (Staffel 2)
L wie Liebe (Staffel 2)
L wie Liebe (Staffel 2)
eBook303 Seiten3 Stunden

L wie Liebe (Staffel 2)

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

So dramatisch, wie die erste Staffel geendet hat, entwickelt sich die Geschichte in der zweiten Staffel weiter: Neue Figuren kommen hinzu, oder Paare arrangieren sich neu. Die Singles sind sowieso immer auf der Suche. Das Sappho bleibt Dreh- und Angelpunkt der bunten Lesbentruppe, die um interessante neue Frauen ergänzt wird.

... und immer wieder kommen Fragen auf:

Ist Sex wirklich so wichtig?

Ist eine Beziehung wirklich sicher?

Kann sich aus Freundschaft Liebe entwickeln?

Nicht alle Fragen können beantwortet werden, aber das Glück trifft einige unerwarteter, als sie gedacht hatten ...
SpracheDeutsch
Herausgeberédition eles
Erscheinungsdatum29. Apr. 2013
ISBN9783956090202
L wie Liebe (Staffel 2)

Mehr von Ruth Gogoll lesen

Ähnlich wie L wie Liebe (Staffel 2)

Titel in dieser Serie (7)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Lesbische Literatur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für L wie Liebe (Staffel 2)

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    L wie Liebe (Staffel 2) - Ruth Gogoll

    Ruth Gogoll

    L WIE LIEBE

    Staffel 2

    Originalausgabe:

    © 2009

    ePUB-Edition:

    © 2013

    édition el!es

    www.elles.de

    info@elles.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    ISBN 978-3-95609-020-2

    1. Kapitel

       Die Welt dreht sich weiter   

    Carolin saß am Frühstückstisch. Allein, wie immer an den Wochentagen, während derer sie sich auf das Wochenende mit Ina freute.

    Ihr Blick fiel auf den Toaster. Ihr Ein-Personen-Frühstücksklapptisch, fast ein Geschenk des unverzichtbaren nordischen Möbelhauses, ließ ihr gerade genügend Platz, um in der Küche zu frühstücken, doch das Gerät auf der schmalen Arbeitsplatte wirkte so überdimensioniert, dass ihr der Raum noch kleiner erschien als er es ohnehin schon war.

    Sie seufzte. Es war falsch gewesen, den Toaster von Rebekka anzunehmen. Unter den gegebenen Umständen . . . Rebekka hatte sich etwas davon versprochen, das sie nicht bekommen hatte. Aber Carolin hatte den Toaster schon benutzt – ihr alter tat es ja nicht mehr – und zu spät daran gedacht, dass sie ihn dann nicht mehr zurückgeben konnte.

    Die Küchenuhr, die über der Tür hing, ließ mit einem lauten Klick die nächste Minute hinter sich, das war gut morgens, um Carolin daran zu erinnern zur Arbeit zu gehen. Deshalb hatte sie diese penetrant tickende Uhr gekauft, denn oftmals war sie um diese Zeit noch nicht richtig ausgeschlafen und nur halb zurechnungsfähig. Sie schaute auf das Zifferblatt. Rebekka war sicherlich schon längst im Büro.

    Carolin biss sich auf die Lippe. Sie konnte den Toaster nicht behalten – und zurückgeben konnte sie ihn auch nicht. Vertrackte Situation. Sie kam sich wie ein Schmarotzer vor.

    Mit einer entschlossenen Bewegung stand sie auf, ging ins Wohnzimmer und griff nach dem Telefon. Rebekkas Nummer war leicht zu merken, aber selbst, wenn sie das nicht gewesen wäre, hätte Carolin sie sich wohl längst eingeprägt. Sie hatte ein gutes Gedächtnis für Zahlen. Sie kannte viele Telefonnummern auswendig, die sie nicht oft wählte.

    Ja, nur das war es, ihr Zahlengedächtnis, das es ihr nun ermöglichte, Rebekkas Nummer ohne zu zögern einzutippen. Jedenfalls sagte sie sich das, während sie auf den Rufton wartete.

    Er ertönte erstaunlich oft, und Carolin wollte schon wieder auflegen, als sich Rebekkas Stimme etwas atemlos meldete.

    Carolin hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Was dachte sie sich eigentlich dabei, so früh am Morgen anzurufen? Sie kannte Rebekka nicht gut genug, um einfach anzunehmen, dass sie bereits im Büro war. Sie konnte ebensogut noch im Bett liegen – eventuell nicht allein. Carolin spürte, dass ihr der Gedanke daran unangenehm war. »Störe ich dich?« fragte sie etwas unsicher.

    »Äh . . . Carolin?« Rebekka schien langsam zu Atem zu kommen.

    »Ja, ich . . . soll ich später noch mal anrufen?«

    »Nein, schon gut. Ich bin jetzt an einer Ampel.«

    Carolin atmete aus. Das klang nicht nach Bett. »Du bist noch mit dem Fahrrad unterwegs?«

    »Ja. Ich wurde aufgehalten heute morgen.« Rebekka wirkte sehr entspannt, und nun hörte Carolin auch die Straßengeräusche im Hintergrund. Köln erwachte.

    Wodurch sie wohl heute morgen aufgehalten worden war? dachte Carolin. Vielleicht doch im Bett? Durch wen? Sie schüttelte den Kopf. Was ging sie das an? »Dann rufe ich besser später noch mal an – wenn du jetzt unterwegs bist.«

    »Etwas Wichtiges?« fragte Rebekka.

    »Nein, nichts . . . nichts Wichtiges.« Carolin schluckte. »Nur . . . der Toaster . . . er ist zu groß für mich und . . . er war bestimmt viel teurer als mein alter. Ich möchte dir die Differenz ersetzen.«

    »Der Toaster«, wiederholte Rebekka dumpf.

    Carolin kam sich schrecklich vor. Es schien, als ob sie Rebekka geschlagen hätte. »Ja, er . . . ich meine, er hat ungeheuer viele Knöpfe und dieses Display . . . ich hatte doch vorher nur ein ganz einfaches Modell.«

    »Es ist das Spitzenmodell von Gellert«, sagte Rebekka.

    »So sieht er auch aus.« Carolin biss sich erneut auf die Lippe. Auch das noch.

    »Du willst ihn nicht mehr?« fragte Rebekka, und es schien, als ob sich die Frage nicht nur auf den Toaster bezog.

    »Ich . . . ich habe ihn schon benutzt.« Carolin schluckte schwer. »Also zurückgeben kann ich ihn dir nicht, aber wenigstens . . . die Differenz – Bitte, Rebekka.«

    »Es gibt keine Differenz«, erwiderte Rebekka knapp. »Die Ampel wird grün, ich muss weiter.« Weg war sie, aus der Leitung und möglicherweise auch mit einem Fahrradblitzstart von der Ampel.

    So oft, wie sie aufhängt, könnte sie das zum Beruf machen, dachte Carolin.

    Seufzend legte sie das Telefon wieder auf den Wohnzimmertisch.

    Das war wohl das endgültige Aus für ihre nicht existente Beziehung zu Rebekka.

    ~*~*~*~

    »Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn ich auch mal angeschwiegen werde«, bemerkte Melly, während sie sich kurz über den Tresen beugte. »Ich muss viel zu viele sinnlose Unterhaltungen mit halb Betrunkenen oder gerade Verlassenen führen, die sich bei mir ausheulen. Aber dass du hier nun schon eine geschlagene Stunde sitzt und kein Wort sagst, beunruhigt mich doch etwas.« Sie betrachtete Carolin mit einem besorgten Blick. »Ist irgendwas mit Ina?«

    »Ina?« Carolin schaute auf, als hätte sie diesen Namen noch nie gehört. Dann schien sie in die Wirklichkeit zurückzufinden. »Nein, nicht Ina. Sie kommt am Freitag, und ich freue mich schon darauf.«

    »Ah, nicht Ina«, wiederholte Melly, und ein leichtes Schmunzeln schlich sich in ihre Mundwinkel.

    »Ich gehe wohl besser nach Hause«, murmelte Carolin abwesend. Sie hatte Mellys Reaktion noch nicht einmal bemerkt, so sehr war sie in Gedanken versunken. »Wenn ich sogar dich schon mit meiner Schweigsamkeit nerve. Ich komme wieder, wenn ich unterhaltsamer bin.«

    »Aber Süße, war doch nicht so gemeint.« Melly schüttelte den Kopf. »Du kannst so lange schweigend hier sitzen, wie du möchtest. Noch ein Milchshake? Oder ein Cocktail? Kostet nur die Hälfte in der Happy Hour.«

    »Ist jetzt Happy Hour?« Carolin blickte verwirrt fragend an Melly vorbei auf die Uhr, die hinter der Theke hing.

    »Für dich schon«, sagte Melly.

    Carolin hatte das Gefühl, dass sie irgend etwas nicht mitbekam.

    »Und für die zwei würde ich auch eine Ausnahme machen«, lachte Melly und schaute zur Tür, die sich gerade geöffnet hatte, um Gäste hereinzulassen. »Wenn sie dich aufheitern.«

    »Aufheitern? Warum denn? Was ist los?« Rick kam besorgt auf Carolin zu, und Anita, die ihr folgte, stellte sich neben Carolin an die Theke und runzelte die Stirn.

    »Nichts ist los. Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt.« Carolin reagierte gereizt. »Ich bin ein bisschen übermüdet, überarbeitet, über-irgendwas, mehr ist nicht. Kommt doch mal vor. Demnächst ist Buchmesse. Wir haben eine Menge zu tun im Verlag.«

    »Ja, das kenne ich«, sagte Anita und legte lächelnd einen Arm um Carolins Schultern. »Du musst dich nur mal ausschlafen.«

    Rick warf einen zweifelnden Blick auf Melly, und Melly zuckte die Schultern. »Ich sagte gerade, ich würde euch einen Cocktail zum halben Preis spendieren, wenn ihr ein bisschen Leben in die Bude bringt«, wiederholte sie. »Wollt ihr?«

    »Was? Leben in die Bude bringen?« Rick lachte. »Jederzeit.« Sie warf einen Blick durch das relativ leere Lokal. »Machen sich wirklich gut, die Stühle.«

    »Ja, finde ich auch. Das hast du gut hinbekommen.« Melly lächelte. »Ich mache euch zwei Cocktails, in Ordnung? Mit oder ohne Alkohol?«

    »Mit«, sagte Rick.

    »Für mich bitte ohne«, ergänzte Anita.

    »Und du, Carolin?« Melly versuchte Carolin wieder aus ihrer Trance zu wecken.

    »Nichts«, sagte Carolin. Sie blickte auf. »Oder vielleicht doch. Diesen tropischen, den du letztens neu erfunden hast.«

    »So ganz erfunden nicht.« Melly lachte. »Ich habe nur ein paar Zutaten des Originalrezepts geändert.« Sie warf einen Blick auf das Regal hinter sich, auf dem die Spirituosen standen. »Ich muss mal schauen, ob ich überhaupt noch Curaçao dahabe.« Sie verschwand durch die Küche in den Lagerraum.

    Rick schob sich auf den Barstuhl neben Carolin. »Es ist also so viel los im Verlag?«

    Carolin kannte Rick schon lange genug, um zu wissen, dass das nicht die Frage war, die sie eigentlich hatte stellen wollen. »Ja«, sagte sie und schaute Rick nicht an.

    Anita ging um sie herum und stellte sich neben Rick. Rick legte automatisch einen Arm um sie, als ob sie sie beschützen wollte, während Anita sich leicht an sie schmiegte und lächelte. Sie fühlte sich offensichtlich wohl. »Muss interessant sein, in einem Verlag zu arbeiten«, sagte sie. »Ich liebe Bücher. Das wäre mein Traum.«

    »Oh, nimm meinen Job, bitte . . .« Carolin stöhnte. Alle beneideten sie um ihren Job, als ob es nichts Schöneres auf der Welt gäbe. Aber in letzter Zeit bezweifelte sie das sehr. Thomas wälzte immer mehr Arbeit auf sie ab, die nicht in ihrem Sinne war. Sie hatte das Gefühl, er gab alles, wozu er keine Lust hatte, an sie weiter, egal ob es zu ihrem Arbeitsgebiet passte oder nicht.

    »Würde ich sofort«, sagte Anita. »Aber ich glaube kaum, dass sie mich nehmen. Ich habe nur Verkäuferin gelernt.«

    »Das ist genauso eine kaufmännische Ausbildung wie meine als Verlagskauffrau«, bemerkte Carolin achselzuckend.

    »Es ist wohl kaum dasselbe«, erwiderte Anita. »Jedenfalls sehen das die Arbeitgeber so.« Sie seufzte.

    »Würdest du deinen Job denn lieber wechseln?« fragte Rick erstaunt. »Ich dachte, du bist gern Verkäuferin.«

    »Ja, schon, in gewisser Weise . . .« Anita zuckte die Schultern. »Ich freue mich, wenn ich Kunden beraten kann, und ich mag Stoffe, modische Accessoires, so was. Aber ein paar Stunden sitzen am Tag hätte was.«

    »Oh, das kannst du im Verlag genug.« Carolin atmete tief durch. »Da kommst du zu gar nichts anderem.« Ein nachdenklicher Ausdruck trat plötzlich in ihr Gesicht. »Verkäuferin . . .«, wiederholte sie sinnend. »Eigentlich ist es doch egal, was du verkaufst, oder?«

    »So theoretisch . . .«, antwortete Anita nickend. »Ich habe schon alles mögliche verkauft. Man muss ja auch in den verschiedenen Abteilungen aushelfen, und während der Ausbildung war ich überall. Aber Werkzeuge liegen mir nicht so.« Sie lächelte unsicher.

    »Nein, ich dachte . . . Bücher.« Carolin blickte fragend. »Wir suchen noch Hostessen für die Buchmesse. Selbst das will Thomas mir aufs Auge drücken, und ich wehre mich mit Händen und Füßen. Wenn ich aber niemand finde . . .« Sie gab einen entsagungsvollen Seufzer von sich. »Ich hasse die Buchmesse. Dabei könnte ich in der Zeit so schön meine Tabellen auf den neuesten Stand bringen. Aber wenn ich zur Messe muss . . .«

    Anita starrte sie an. »Du meinst . . . ich könnte . . .?«

    »Es wäre nur ein Aushilfsjob«, nickte Carolin. »Nichts auf Dauer. Nur ein paar Tage. Aber wenn du so auf Bücher stehst . . . Ich wäre dir wahnsinnig dankbar.«

    »Ich weiß nicht, ob ich so schnell Urlaub bekomme«, überlegte Anita zweifelnd, »aber ich kann es ja mal versuchen. Das wäre die Erfüllung eines Traumes für mich.« Sie schaute Rick mit strahlenden Augen an und wandte ihren Blick dann wieder zu Carolin. »Und du willst wirklich nicht –?«

    »Oh nein! Nein, danke.« Carolin hob abwehrend die Hände. »Wie schnell kannst du herausfinden, ob du Urlaub bekommst?«

    »Morgen«, entgegnete Anita aufgeregt. »Ich frage gleich morgen früh.« Sie fiel Rick vor lauter Begeisterung um den Hals und küsste sie glücklich auf den Mund.

    Rick schaute um Anita herum und fragte: »Ina kommt am Wochenende?« Ihr Blick musterte Carolin merkwürdig durchdringend.

    Carolin nickte. »Ja, wie immer.«

    »Ist das nicht schwierig, so eine Fernbeziehung?« Anita runzelte die Stirn. »Wie fühlst du dich unter der Woche?«

    »Es geht«, erwiderte Carolin etwas zögernd. »Wir telefonieren jeden Tag, und ich habe im Moment ja auch viel Arbeit, so komme ich kaum zum Überlegen.«

    »Vielleicht ganz gut so«, sagte Rick. Ihr Blick schweifte zur Decke. »Zu viel überlegen bringt manchmal nur Ärger.«

    »Ich hab’ ihn gefunden!« Melly kehrte aus dem Lagerraum zurück und schwenkte eine Flasche mit blauem Inhalt in ihrer Hand. »Der letzte.« Sie begann die Cocktails zu mixen. »Na, ich dachte, hier tanzt mittlerweile der Bär«, fuhr sie lachend fort. »Ihr wolltet doch Stimmung machen.« Sie schaute Rick an.

    Rick verzog die Mundwinkel. »Da habe ich wohl etwas zuviel versprochen.«

    »Oder auch nicht.« Anita löste sich von Rick und ging zur Musicbox hinüber. Sie wählte einen Titel, und gleich darauf übertönte der Klang die leise Hintergrundmusik, die die Stimmung im Lokal bislang klassisch untermalt hatte.

    Melly schaltete die Anlage stumm und schaute zu Anita hinüber. Dann warf sie einen schmunzelnden Blick auf Rick. »Ich glaube, sie wartet auf dich.«

    Anitas Gesichtsausdruck wies tatsächlich darauf hin. Rick erhob sich und ging zu ihr, verbeugte sich vor ihr und lächelte sie an. »Darf ich bitten?«

    Anitas Lächeln glitt zusammen mit ihr in Ricks Arme. »Mit Vergnügen«, sagte sie.

    Melly beobachtete die beiden, als sie zu tanzen begannen, dann stellte sie die Cocktails, die sie gemixt hatte, nebeneinander auf die Bar, einen davon vor Carolin. »Sie sind ein schönes Paar, die zwei«, sagte sie etwas nachdenklich.

    Carolin seufzte. »Reicht es aus, ein schönes Paar zu sein?« Sie nippte an ihrem Cocktail.

    Melly schaute sie an. »Wie meinst du das?«

    »Ach, nur so.« Carolin zuckte die Schultern. »Es gibt viele schöne Frauen auf der Welt – und viele schöne Paare.« Sie versank anscheinend desinteressiert erneut in der Beschäftigung mit ihrem Cocktailglas.

    »So ganz allgemein?« Melly hob die Augenbrauen und betrachtete sie. »Oder denkst du da an die eine oder andere spezielle schöne Frau?«

    »Ina ist sehr schön«, erwiderte Carolin vage, ohne Melly anzusehen.

    »Das ist sie.« Melly spitzte die Lippen. »Und ihr seid auch ein schönes Paar.«

    »Sag ich doch.« Carolin vermied es immer noch, den Blick zu heben.

    »Hm.« Melly schien nicht zufrieden, aber sie sagte nichts weiter.

    »Rick war mit Thea zusammen, und davor mit dir – und jetzt ist sie mit Anita«, fuhr Carolin fort, als spräche sie zu sich selbst.

    »Wir waren nicht zusammen«, widersprach Melly sofort. »Nur –« Sie schaute zu Rick hinüber. »Nur eine Nacht.«

    »Ich weiß«, sagte Carolin. »Du gehst keine längeren Beziehungen ein.« Sie seufzte. »Vielleicht ist das das beste.«

    »Wie kommst du auf einmal darauf?« Melly wirkte erstaunt. »War das nicht immer das, was du wolltest: eine feste Beziehung? Mit einer Frau, die du liebst?«

    »Ja, mit einer.« Carolin stocherte mit dem Strohhalm in ihrem Cocktail herum. »Was ich sagen wollte, ist, Rick hat immer erst mit einer Frau Schluss gemacht, bevor sie sich mit einer anderen eingelassen hat, sie war nie gleichzeitig –«

    »Du meine Güte, Carolin, das ist doch nicht etwa dein Ernst?« Melly starrte sie an. »Wie lange bist du jetzt mit Ina zusammen?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte immer, du wärst – na ja, ich dachte, du würdest nichts von Zweigleisigkeit halten, so wie ich dich verstanden habe.«

    »Tue ich auch nicht.« Carolin atmete tief durch und trank einen Schluck. »Der Cocktail ist hervorragend.« Sie lächelte Melly an.

    »Tust du nicht? Was soll dann das ganze Gerede?« fragte Melly. »Lenk nicht ab. Ich weiß, dass der Cocktail gut ist. Ich bin ziemlich stolz darauf.«

    »Kannst du auch sein.« Carolin schaute zu Rick und Anita, die immer noch tanzten. Anita lag glücklich in Ricks Arm, und Rick lächelte auf sie hinunter, als ob sie ein Kind wiegte. »Vielleicht ist es leichter, wenn man nicht verliebt ist«, bemerkte sie nachdenklich.

    Melly folgte ihrem Blick und zögerte einen Moment, bevor sie hinzufügte: »Ganz sicher ist es das.«

    »Warum hast du das getan, Melly?« fragte Carolin. »Rick am ausgestreckten Arm verhungern lassen? Du hast ihr das Herz gebrochen.«

    »Ich . . . nein«, erwiderte Melly tonlos. »Schau sie dir doch an. Sie ist viel besser dran ohne mich.« Sie drehte sich um und ging in die Küche.

    2. Kapitel

       Intermezzo   

    »Wenn du weiter so deprimiert in die Gegend starrst, bringe ich mich um.«

    »Wie? Was hast du gesagt?« Rebekka blickte irritiert auf, als erwache sie aus einem Traum.

    Svenja lachte. »So habe ich dich ja noch nie erlebt. Du bist doch sonst nicht so schlecht drauf. Ist dein Fahrrad kaputt oder was?«

    »Mein Fahrrad?« Rebekkas Blick wurde noch irritierter. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Mit meinem Fahrrad ist alles in Ordnung.«

    »Dann mach doch gefälligst nicht so ein Gesicht. Das kann einem ja den ganzen Tag vermiesen.«

    Rebekka atmete durch. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass mein Gesichtsausdruck so einen Einfluss auf deine Gemütslage hat.«

    »Jedenfalls bin ich nicht vorbeigekommen, um mir die Laune verderben zu lassen.« Svenja setzte sich auf eine Ecke von Rebekkas Schreibtisch und legte den Kopf schief. »Eher im Gegenteil.«

    Rebekka lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Was hast du vor?«

    »Ach Süße. So phantasielos bist du doch nicht.« Svenja lachte, beugte sich vor und strich mit einem Finger über Rebekkas Wange. »Sonst jedenfalls nicht.« Ihre Stimme flüsterte und ihre Augen blitzten.

    Rebekka wich dem Finger aus und lehnte sich zu ihrem Schreibtisch vor. »Ich habe viel Arbeit.«

    Svenja hob die Augenbrauen. »Oh?« Sie rutschte vom Schreibtisch und ließ ihre Haare fliegen, während sie den Kopf schüttelte. »Du und deine Arbeit. Ihr solltet heiraten, damit euer Verhältnis legalisiert ist.«

    »Tja.« Rebekka zuckte die Schultern. »Du willst shoppen gehen?« Sie warf einen kurzen Blick auf Svenjas City-Outfit.

    »Ich weiß, dafür bist du nicht zu haben.« Svenja seufzte entsagungsvoll, als ob Rebekka ihr eine große Last aufbürdete, die sie kaum zu tragen in der Lage war. »Es langweilt dich zu Tode.«

    »Ich habe keine Zeit«, korrigierte Rebekka unwillig. »Und ja, ich finde es auch nicht besonders aufregend.«

    »Nicht so aufregend wie deine Akten hier jedenfalls.« Svenja tippte auf einen Papierstapel auf Rebekkas Schreibtisch. Verständnislos blickte sie eine Sekunde darauf, dann überzog ein süßes Lächeln ihr Gesicht. »Wie ist es denn mit Ausgehen? Ich meine, nicht tagsüber . . . abends.«

    »Svenja . . .« Rebekka verdrehte die Augen.

    »Ach komm . . .« Svenja beugte sich wieder vor und schaute Rebekka direkt in die Augen. »Du kannst nicht rund um die Uhr arbeiten, oder? Irgendwann musst du mal nach Hause gehen, etwas essen, dich vielleicht auch mal ein wenig amüsieren. Weißt du überhaupt noch, wie das geht?« Erneut legte sie den Kopf schief, und man sah ihr an, dass sie ganz genau wusste, wie so etwas ging.

    »Das Leben besteht nicht nur aus Vergnügen«, erwiderte Rebekka scharf.

    »Darüber solltest du noch einmal nachdenken.« Svenja lächelte leicht. »Aber ich sehe, dass ich im Moment keine Chance bei dir habe. Ich warte auf bessere Zeiten.« Ihr Lächeln wurde verführerisch. »Die kommen bestimmt.«

    Rebekka seufzte.

    »Okay, okay, ich geh’ ja schon.« Svenja hob leicht die Hände. »Ich will dich auf keinen Fall von deiner ach so wichtigen Arbeit abhalten. Sonst stirbst du noch an Entzugserscheinungen.«

    Rebekka warf einen stirnrunzelnden Blick auf sie.

    »Bin schon weg.« Svenja lachte. »Aber so leicht wirst du mich nicht los!« Sie verschwand mit einem eleganten Schwung ihrer verführerisch geformten Hüften durch Rebekkas Bürotür.

    Kaum war der Türrahmen wieder leer, sank Rebekka in ihren Stuhl zurück, und der gleiche nachdenkliche Gesichtsausdruck, den Svenja als so störend empfunden hatte, ergriff erneut von ihr Besitz. Deprimierend, hatte Svenja gesagt. Ja, vielleicht hatte sie recht. Rebekka hatte sich selten so schlecht gefühlt.

    Sie konnte sich diesem Gefühl aber nicht ewig hingeben. Es gab andere Dinge, die wichtiger waren. Mit hochgezogenen Augenbrauen ließ sie ihren Blick über den vollen Schreibtisch schweifen. Viel wichtiger.

    Entschlossen rückte sie ihren Stuhl an den Schreibtisch heran und nahm einen Stift in die Hand.

    3. Kapitel

       Im Fegefeuer   

    »Na, heute brauchst du niemand, der Stimmung in deinem Laden macht«, lachte Rick. »Ist ja voll wie schon lange nicht mehr!«

    »Die Live-Musik ist einfach immer der Renner«, bestätigte Melly und warf einen Blick durch das Lokal, in dem Leiber tanzend wogten. »Macht schon Spaß, so viele Leute hier zu sehen.«

    »Und lässt die Kasse klingeln«, vermutete Rick. »Ich gönne es dir.«

    »Wenn die Band bezahlt ist, bleibt da nicht mehr so viel übrig«, schränkte Melly ein, »aber es ist es schon wert, da hast du recht.«

    »Samstagabend in der City . . .«, sang Rick vor sich hin und lächelte Melly an.

    »Wo ist Anita?« fragte Melly schnell.

    »Auf der Buchmesse.« Rick schmunzelte. »Sie war so aufgeregt, dass sie fünf Kostüme mitgenommen hat, obwohl sie nur drei Tage da ist.«

    »Na ja, man muss ja auch etwas zum Wechseln haben«, nickte Melly verständnisvoll. »Du bist nicht mitgefahren?«

    Rick wiegte zweifelnd den Kopf. »Ist nicht so ganz mein Ding. Ich hätte mir ein paar Fachbücher anschauen können oder Reisebücher, Fotos . . . aber der ganze Rummel,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1