Sternentänzer, Band 35 - Gefährliche Zeiten auf Lindenhain
Von Lisa Capelli
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Rezensionen für Sternentänzer, Band 35 - Gefährliche Zeiten auf Lindenhain
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Buchvorschau
Sternentänzer, Band 35 - Gefährliche Zeiten auf Lindenhain - Lisa Capelli
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Gefährliche Zeiten auf Lindenhain
In einer stürmischen Vollmondnacht schlägt ein Blitz in eine jahrhundertealte Eiche ein, und eine Sternschnuppe fällt vom Himmel. Im gleichen Moment wird ein wunderschöner Schimmel mit einem kleinen schwarzen Stern auf der Stirn geboren.
Schlechte Neuigkeiten
Die Dämmerung legte sich wie eine Decke über den Tag, hinter den hohen Linden versank die Sonne. Carolin Baumgarten, genannt Caro, kauerte in einem bequemen Sessel in der Wohnung von Gunnar und Vicky auf Lindenhain – tief versunken in ihrer Pferdegeschichte. Gunnar Hilmer war der Chef und Besitzer des Reiterhofs Lindenhain. Vicky war seine Lebensgefährtin, die beiden waren seit Kurzem stolze Eltern einer Tochter.
„Uahh!, gähnte Carolin nun und streckte sich. Sie klappte ihr Buch zu und ging zum x-ten Male ins Kinderzimmer, wo Luisa nach wie vor selig schlummerte. Sanft strich sie der Kleinen über die pfirsichweichen Wangen, über ihr feines, goldblondes Haar. Dann zog sie die Bettdecke ein Stückchen weiter nach oben. „Träum was Schönes, meine Süße!
, murmelte sie dabei.
Carolin warf einen Blick auf ihre Uhr. Schon halb elf. Jetzt müssten Vicky und Gunnar eigentlich bald kommen, überlegte sie. Die beiden wollten mal wieder einen Abend allein verbringen und waren ausgegangen, was sie seit Luisas Geburt sehr selten taten.
Carolin ging zum Fenster und blickte hinunter auf den Hof. Noch nichts. Weit und breit war kein Auto zu sehen. Carolin wollte sich gerade wieder abwenden und ins Wohnzimmer gehen, da stutzte sie. „Was ist denn …?"
Sie stellte sich näher an das Fenster, schob den hellblauen Vorhang ein wenig zur Seite und drückte die Nase fest gegen die Scheibe. „Da ist doch Licht im Stall", wunderte sie sich. Es schien ganz so, als würde sich der Lichtstrahl einer Taschenlampe im Stall hin und her bewegen. Carolin schob den Vorhang ganz zur Seite, um bessere Sicht zu haben. Dann – so plötzlich, wie es gekommen war – war das Licht wieder weg.
Du siehst schon Gespenster, Carolin Baumgarten! Wer soll denn um diese Zeit im Stall sein?! Und dann noch mit einer Taschenlampe! Sie wandte sich um und wollte aus dem Zimmer gehen. Doch zuvor warf sie noch mal einen Blick über die Schulter zurück und stutzte erneut. Da ist doch wieder dieses Licht! Oder doch nicht?
Carolin löschte die kleine Lampe neben Luisas Bettchen und blickte noch einmal aus dem Fenster. Nun war es wieder völlig dunkel im Stall. Spinn ich jetzt? Carolin fuhr sich mit beiden Händen durch ihre kurzen kastanienbraunen Haare – so, wie sie es immer tat, wenn sie nervös oder aufgeregt war.
Ist da jetzt Licht, oder bilde ich mir das nur ein? Am besten, ich geh in den Stall und schau nach, überlegte sie, lief los, blieb dann aber abrupt wieder stehen. Aber was, wenn da tatsächlich jemand ist? Wenn da jemand bei Sternentänzer ist? Carolin warf erneut einen Blick aus dem Fenster – und in diesem Moment war auch ganz deutlich Licht zu erkennen, nämlich das der Scheinwerfer eines Geländewagens, der gerade auf den Hof bog. Ah, sie kommen zurück!
Carolin huschte so leise wie möglich aus dem Kinderzimmer, um Luisa nicht aufzuwecken, und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort nahm sie ihr Buch und einen Pullover und packte beides in ihren Rucksack. Einen Augenblick später standen auch schon Gunnar und Vicky vor ihr.
„Hallo! Ich muss euch gleich …", begrüßte Carolin die beiden hastig.
„Hallo, Caro!", brummelte Gunnar und schob dabei seinen Cowboyhut, den er sommers wie winters trug, in den Nacken. Er war nicht besonders gut gelaunt, was Carolin in der Aufregung jedoch nicht weiter auffiel.
„Gut, dass ihr da seid!, stieß Carolin hervor. „Ich glaube, da ist jemand auf dem Hof. Ich meine, ich weiß es nicht genau, vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet – aber da war Licht im Stall, nur kurz, dann war es wieder weg.
Sie hielt inne, sah, wie Gunnar und Vicky schnelle Blicke wechselten. „Ich hab grad überlegt, ob ich nachgucken soll, wollte aber Luisa nicht allein lassen, erklärte sie weiter. „Aber jetzt könnten wir ja nachschauen
, setzte sie dann hinzu.
„Ich gehe", erklärte Gunnar.
„Ich komme mit." Carolin wollte sich schon in Bewegung setzen.
„Auf gar keinen Fall, stoppte Gunnar sie. „Du gehst nicht in den Stall, Carolin. Auf keinen Fall! Du bleibst hier.
„Aber …"
„Keine Widerrede!", setzte Gunnar noch in einem Ton hinzu, der keinen Widerspruch duldete, und marschierte mit großen Schritten los.
Carolin drehte sich fragend zu Vicky um. Doch in diesem Moment tönte lautes Krähen aus Luisas Zimmer, und Vicky eilte gleich zu der Kleinen, um sie zu trösten. Unschlüssig blieb Carolin stehen. Und jetzt? Was, wenn ich einfach zu Sternentänzer in den Stall gehe, obwohl Gunnar es verboten hat?, überlegte sie, verwarf den Gedanken jedoch sogleich wieder. Gunnar hatte zu ernst und entschlossen geklungen. Komisch, warum eigentlich?
Carolin trat ans Wohnzimmerfenster und schaute nach unten auf den Hof und hinüber zum Stall, doch dort war alles ruhig und dunkel. Kein Licht war mehr zu sehen, Gunnar auch nicht. Carolin lehnte sich gegen das Fenster, knabberte nachdenklich an ihrer Unterlippe und kämpfte tapfer gegen die Versuchung, einfach in den Stall zu laufen und dort nach dem Rechten zu schauen.
Auf einmal hörte sie, dass jemand ihren Namen rief. Es war Gunnars Stimme. Von ganz weit weg. „Caro!"
„Jaha!", rief Carolin laut zurück.
Vicky schoss aus dem Kinderzimmer. „Pschscht, Caro! Luisa ist gerade wieder eingeschlafen."
„Sorry", gab Carolin zerknirscht zurück.
„Caro!", ertönte es wieder von unten.
Vicky rollte mit den Augen. „Oh Mann, Gunnar! Das gilt auch für dich!"
Carolin packte ihren Rucksack und flitzte nach unten. Im Flur wäre sie beinahe mit Gunnar zusammengestoßen, der gerade um die Ecke bog. „Ups!"
„Ich wollte dich gerade holen. Komm bitte mit!" Gunnar marschierte voraus. Er wirkte angespannt, das sah man sogar von hinten.
Was ist denn los?, wunderte sich Carolin.
Als Gunnar sich dem Gemeinschaftsraum näherte, wunderte sich Carolin noch mehr. Was will er denn nachts im Gemeinschaftsraum? Einen Kaffee trinken? Echt komisch!
Als Gunnar schließlich die Tür zum Gemeinschaftsraum öffnete und Carolin hineinblickte, fiel sie aus allen Wolken. Am hinteren Tisch neben dem Fenster saßen Jan und Tim. Jan war Lindenhains Mann für alles. Und Tim steckte gerade mitten in seiner Ausbildung zum Pferdewirt. Carolin mochte die beiden Jungs sehr gern, sie waren fast wie ältere Brüder für sie.
„Hi, Caro!", begrüßte Tim sie, und Jan hob wortlos die Hand zum Gruß.
„Ähm … ja … hallo!, stammelte Carolin völlig baff. „Was ist das denn für eine merkwürdige Versammlung?
„Setz dich doch erst mal hin, Caro!" Gunnar deutete auf einen Stuhl. Er sah ernst aus. Sehr ernst.
Als Carolin saß, holte Gunnar tief Luft. „Also Leute, ich hab euch geholt, weil es etwas sehr Wichtiges zu besprechen gibt."
Was denn? Carolin blickte fragend zu Jan und Tim, die ebenso wenig informiert schienen wie sie, zumindest hatten auch sie Fragezeichen im Gesicht.
Gunnar verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „Vicky und ich wollten heute ja eigentlich zusammen essen gehen. Vicky hatte einen Tisch reserviert, wir haben uns echt darauf gefreut."
„Und dann hatte das Restaurant heute Ruhetag", warf Jan grinsend ein.
Gunnar verzog keine Miene, konnte über den kleinen Scherz gar nicht lachen. „Auf dem Weg zum Restaurant klingelte plötzlich mein Handy. Es war der Reiterhof Espenlaub."
„Was wollten die denn von dir?", fragte Tim erstaunt nach.
„Es war Heiko Krüger, der Besitzer von Espenlaub. Er hat alle Reiterhöfe in der Gegend angerufen und zu einem spontanen Treffen eingeladen."
„Aha!", meinte Tim und blickte ratlos zu Carolin und Jan hinüber.
„Wegen Gefahr im Verzug", ergänzte Gunnar.
Bei Carolin schrillten sofort die Alarmglocken. „Was denn für eine Gefahr?"
„Vicky und ich haben dann also das Abendessen sausen lassen und sind zu dem Treffen …"
„Welche Gefahr denn, Gunnar?, fiel Tim ihm ins Wort. „Jetzt sag schon!
Gunnar kratzte sich am Kinn. „Herr Krüger hat berichtet, dass wohl eine Bande umgeht", berichtete er schließlich.
„Eine Bande?", wiederholte Carolin fassungslos.
„Eine Bande, die es mit ihrem Vandalismus und ihrer Zerstörungswut offenbar auf Pferdehöfe abgesehen hat, fuhr Gunnar fort. „Pferdeställe werden nachts geöffnet, sodass die Tiere ausbrechen können, Weidezäune werden eingerissen, Futter verstreut und vieles mehr. Die Motivation ist offenbar, einfach nur Schaden anzurichten. Denn bisher sind zwar Pferde ausgerissen, aber nicht entführt worden. Der Besitzer von Espenlaub beobachtet das auf seinem Hof schon eine Weile. Erst hatte er vermutet, es handle sich um Nachlässigkeiten seiner eigenen Leute. Als er aber mit dem Chef vom Reiterhof Weilermühle telefonierte und dabei erfuhr, dass dort Ähnliches passiert ist, hat er ganz dringend diese Besprechung einberufen.
Gunnar hielt inne.
„Krass! Tim schüttelte den Kopf. „Echt, nee!
Carolin und Jan sagten gar nichts, lauschten nur völlig entsetzt Gunnars Erzählung.
„Bei diesem Treffen heute haben auch noch einige andere Reiterhofbesitzer von ähnlichen Vorfällen berichtet – nur Lindenhain scheint bisher verschont geblieben zu sein. Zum Glück! Gunnar blickte in die Runde. „Oder ist euch in letzter Zeit hier etwas Ungewöhnliches aufgefallen, Jungs? Etwas, was euch irritiert hat, dem ihr aber keine Bedeutung beigemessen habt?
Jan und Tim schüttelten den Kopf.
„Nee, mir nicht", antwortete Jan.
„Mir auch nicht", bestätigte Tim.
„Moment mal, begann Carolin. „Da war doch dieses Licht im Stall, vorhin …
Gunnar winkte ab. „Da war nichts, ich hab sofort überall nachgeschaut."
„Aber dieses flackernde Licht, wie von einer Taschenlampe", setzte Carolin nach.
„Das war bestimmt die Nachtbeleuchtung. Vermutlich hat eine Birne geflackert, und dann den Geist aufgegeben", vermutete Jan.
Carolin war nicht überzeugt.
„Gestern Abend war der Stall auch mal hell erleuchtet, obwohl ich ganz sicher bin, dass ich die Nachtbeleuchtung angemacht hatte", überlegte Tim.
„Das war ich, warf Jan ein. „Ich war noch mal kurz im Stall.
„Und dann …", begann Tim erneut.
„Stopp!, fiel Gunnar ihm ins Wort. „Es hat jetzt gar keinen Sinn, wenn wir uns verrückt machen. Fakt ist, bisher ist bei uns auf Lindenhain zum Glück nichts geschehen.
„Noch nicht", meinte Tim ernst.
„Und wir werden dafür sorgen, dass dies auch so bleibt", fügte Jan mit düsterer Miene hinzu.
„Hallo, Leute! Die Tür ging auf, und Vicky kam herein. „Endlich ist Luisa wieder eingeschlafen. War ein hartes Stück Arbeit.
Sie nickte Carolin zu. „Ich fahr dich jetzt nach Hause, Caro. Wie versprochen."
Jan und Tim standen auf. „Wir checken besser noch mal den Hof", erklärten sie.
„Ich komme mit", nickte Gunnar.
„Ich auch, schloss sich Carolin an. „Ich muss unbedingt noch nach Sternentänzer sehen.
Rasch rannte sie nach draußen über den Hof bis zum Stall, riss die Stalltür auf und lief weiter, bis sie vor Sternentänzers Box stand.
„Hallo, Sternentänzer!" Sternentänzer war ein wunderschöner weißer Araberhengst mit einem kleinen schwarzen Stern auf der Stirn, er hatte dunkle, geheimnisvolle Augen und gehörte Carolin. Doch Sternentänzer war nicht nur schön, er war auch ein magisches Pferd. Wenn Carolin in Vollmondnächten auf ihm ausritt und ihm eine Frage stellte, konnte sie in die Zukunft schauen.
Der prächtige Schimmel wieherte ihr schon entgegen.
Carolin streichelte seine seidenweichen Nüstern, schlang beide Arme um seinen sehnigen Hals und schmiegte ihre Wange gegen sein Fell. „Mein lieber Sternentänzer. Allein der Gedanke, dass hier jemand rumschleichen und dir was antun könnte, macht mich wahnsinnig. Carolin spürte, wie sie mit einem Mal am ganzen Körper zitterte. „Mein geliebter Sternentänzer …
„Ey, Caro, bei dir alles klar?", ließ Jans Stimme sie aufschrecken. Einen Augenblick später stand der junge Mann