Sternentänzer, Band 34 - Caro gibt nicht auf
Von Lisa Capelli
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Rezensionen für Sternentänzer, Band 34 - Caro gibt nicht auf
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Buchvorschau
Sternentänzer, Band 34 - Caro gibt nicht auf - Lisa Capelli
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Caro gibt nicht auf
In einer stürmischen Vollmondnacht schlägt ein Blitz in eine jahrhundertealte Eiche ein, und eine Sternschnuppe fällt vom Himmel. Im gleichen Moment wird ein wunderschöner Schimmel mit einem kleinen schwarzen Stern auf der Stirn geboren.
Stress mit Ines
Eigentlich gibt es ja nichts Schlechtes, was nicht auch etwas Gutes hat! Eigentlich mochte Carolin Baumgarten, genannt Caro, den Herbst nicht so gern. Er brachte in der Regel Regen, trübe Wolken, Nebel – und vor allem viel nasses Laub, was das Ausreiten manchmal gefährlich machte. Aber dann gab es auch diese herrlich lauen, sonnigen Tage mit den vielen kunterbunten, trockenen Blättern, die so schön knisterten, wenn man mit dem Fuß durchraschelte oder mit dem Rad drüberfuhr.
Heute war so ein schöner, trockener Herbsttag, und Carolin trat auf dem Heimweg von der Schule so heftig in die Pedale ihres Fahrrads, als wäre eine Horde wilder Stiere hinter ihr her. Denn die schönen Herbsttage waren gezählt und mussten genutzt werden!
Carolin hatte schon ganz genau die Strecke im Kopf, die sie heute mit ihrem Pferd Sternentänzer entlangreiten wollte. „Erst mal auf dem langen Feldweg, dann durch den Wald bis hinunter zum Bach und zurück über die herrlichen Stoppelfelder", murmelte sie, während sie in den Ahornweg bog. Dort wohnte sie mit ihrer Mutter Ines, ihrem Stiefvater Jo und dessen Sohn Thorben.
Carolin lehnte ihr Rad gegen die Hauswand und sperrte hastig die Haustür auf. „Hallo, Mam!, rief sie in den Hausflur. „Halloooo!
, setzte sie nach, als keine Antwort kam. Nach einem weiteren „Halloooooooo!" war klar, dass niemand zu Hause war.
„Umso besser", freute sich Carolin, stiefelte in die Küche, öffnete den Kühlschrank und blickte sich suchend um. Schließlich nahm sie sich zwei Erdbeer-Smoothies heraus, riss sie auf und trank beide. So, das reicht als Mittagessen! Ich nutze meine Zeit besser zum Ausreiten!
Fröhlich summend lief Carolin nach oben in ihr Zimmer, stieß die Tür auf und stellte schwungvoll ihre Schultasche ab. Dann steuerte sie ihren Kleiderschrank an – was gar nicht so einfach war, weil sich auf dem Boden davor Klamotten und Bücher türmten.
Um die Schranktür öffnen zu können, gab sie einem Stapel Zeitschriften einen kleinen Schubs. Der Stapel kippte zur Seite, und die Pferdehefte lagen verstreut auf dem Boden. Aber der Weg zum Schrank war frei. Eilig riss Carolin die Schranktür auf und suchte nach frischen Reitklamotten. Doch ohne Erfolg!
Als sie sich umdrehte, entdeckte sie die frisch gebügelte Wäsche, die Ines auf einen Stuhl gelegt hatte. Carolin fischte sich schließlich eine Reithose und ein passendes T-Shirt heraus und zog sich um.
Sie wollte gerade aus dem Raum, da fiel ihr Blick auf den Bildschirm ihres Computers. Dieser war vor lauter kleinen gelben Zetteln kaum mehr zu sehen. Oje! Carolin schwante nichts Gutes. Solche Zettel benutzte ihre Mutter immer, wenn sie etwas mitzuteilen hatte. Normalerweise klebten sie in der Küche und im Flur, und normalerweise passte die Nachricht auf ein Zettelchen. Heute war das anders.
Carolin näherte sich dem PC so vorsichtig wie das Kaninchen der Schlange und versuchte, die Nachricht zusammenzusetzen und zu entziffern. „Liebe Carolin, in diesem Zimmer haust ein Schwein! Ich habe Dich schon mehrmals gebeten, aufzuräumen. Wir haben Dir nicht erlaubt, Dein Zimmer neu zu streichen, damit Du anschließend alles vergammeln lässt. Ich weiß nicht, was in Dich gefahren ist, dass Du in letzter Zeit alles nur noch fallen und liegen lässt, wo Du gerade stehst. Wenn Du glaubst, Deine Mutter wird schon Ordnung schaffen, hast Du Dich getäuscht. Jedenfalls werde ich diesen Raum nicht mehr betreten, bis Du aufgeräumt hast."
„Nee, oder! Was soll das denn, Mam?, empörte sich Carolin und stemmte aufgebracht die Hände in die Seite. „Manno, Mam! Musst du denn jetzt auch noch Stress machen? Also echt!
, schimpfte sie. „Zimmer aufräumen kann ich noch den Rest meines Lebens! Aber wer weiß, wie lange das schöne Wetter noch anhält! Das ist ideal zum Ausreiten. Und Paps ist auch nur für ein paar Wochen in Lilienthal, dann zischt er wieder ab nach Mallorca. Also!, zeterte sie weiter und stampfte mit dem Fuß auf. „Außerdem sind da noch die Schule und Lina, und …
Entschlossen riss Carolin einen gelben Zettel nach dem anderen vom Bildschirm und knüllte sie dann so lange zusammen, bis sie einen kleinen gelben Papierball in der Hand hielt. „Du mit deinem ewigen Putzfimmel, Mam!, knurrte sie. „Wenn’s dich nervt, wie es in meinem Zimmer aussieht, bleibst du halt draußen! Du musst mein Zimmer nicht betreten!
Aufgebracht schleuderte Carolin den Papierball in eine Zimmerecke. „Mann, ich hab echt Besseres zu tun, als aufzuräumen!"
Sie holte sich noch eine Jacke aus dem Schrank und wollte aus dem Zimmer stürmen, hielt dann aber kurz inne. Kommt vielleicht nicht ganz so gut, wenn Mam sieht, dass ich die Zettel einfach in die Ecke geknallt hab, überlegte sie. Rasch suchte Carolin mit den Augen ihr Zimmer ab, konnte aber die gelbe Papierkugel nirgendwo mehr entdecken. Ach was, darum kümmere ich mich später!
Sie blickte aus dem Fenster. Die Sonne ließ die bunt gefärbten Blätter des Apfelbaums herrlich leuchten. Nichts wie raus! Carolin schloss hinter sich die Tür zu ihrem Zimmer, lief die Treppe hinunter, zur Haustür hinaus, holte sich ihr Rad und fuhr nach Lindenhain.
Mein Lindenhain! In der Hofeinfahrt blieb Carolin kurz stehen und ließ den Blick über ihren geliebten Reiterhof schweifen. Er erhob sich auf einem sanften, grünen Hügel zwischen großen, knorrigen, alten Linden. Über die riesige Koppel führte ein Weg zu einem zweiten Hügel mit Linden. Carolin legte die letzten Meter bis zum Haupthaus zurück und hatte dabei so viel Schwung, dass sie kräftig bremsen musste, um nicht gegen die Hauswand zu donnern.
„Hallo, Caro!"
Carolin drehte sich um. An ihr vorbei fuhren gerade Vicky und Baby Luisa. Oder besser: Vicky ging, und Luisa wurde im Kinderwagen geschoben. Vicky Heuber war die Lebensgefährtin von Gunnar Hilmer, dem Besitzer des Reiterhofs. Sie war Reitlehrerin, doch seit ihre Tochter auf der Welt war, kam sie kaum noch zum Reiten.
„Bei diesem Traumwetter müssen Luisa und ich eine Runde drehen", erklärte Vicky vergnügt, während sie an Carolin vorbeispazierte.
Carolin nickte. „Echt super heute! Ich will auch gleich mit Sternentänzer los."
„Dann viel Spaß!" Vicky schob weiter.
Carolin beschloss, noch rasch etwas zu trinken, bevor sie zu Sternentänzer ging. Sie lief ins Haupthaus, durch den langen Gang, wo der Getränkeautomat stand. Cola oder Limo?, überlegte sie. Dabei fiel ihr Blick auf einen Aushang, der an der Wand neben dem Getränkeautomaten hing.
Darauf stand: „5. Espenlaub-Distanzritt: Zum fünften Mal ist der Espenlaub-Hof Gastgeber eines Distanzritts, der längst schon kein Geheimtipp mehr ist für guten Distanzsport in herrlicher Landschaft, mit professionellem Veranstaltungsmanagement und Gastfreundlichkeit. Wir erwarten wie jedes Jahr ein großes, bunt gemischtes Teilnehmerfeld. Frühzeitige Anmeldung erbeten. Wir freuen uns auf ein spannendes Turnier und ein großes Starterfeld. Euer Espenlaub-Team."
„Distanzreiten, wiederholte Carolin begeistert. „Das wär mal wieder was!
Sie schloss die Augen und erinnerte sich an ihren letzten Distanzritt. Damals hatte ihre Erzfeindin Julia Schlupf teilgenommen und auch gewonnen – aber nur, weil deren Trainer den Turnierablauf manipuliert hatte. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Und alle meinten, ich hätte Talent, erinnerte sie sich. Eigentlich war das richtig cool, überlegte sie weiter, während sie die Münzen in den Automaten warf. Ich hätte echt Lust, bei so einem Turnier wieder mal mitzureiten. Wenn alles fair und korrekt abläuft, ohne Manipulation und ohne Betrügereien! Sie drückte auf die Orangenlimo-Taste. Vielleicht hätten Sternentänzer und ich dann eine echte Chance zu gewinnen, vielleicht …
Carolin stockte, denn plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich um und blickte in Ferdis strahlendes Gesicht. „Hi, Carolinchen, Überraschung!"
Carolin musste schmunzeln. Nur ihr Freund Ferdinand Reifenbach durfte sie so nennen. Ferdi hatte wasserblaue Augen, kurze blonde Haare, ein freches Lausbubengrinsen und stammte eigentlich aus Berlin. Mit Pferden hatte er allerdings nicht so viel am Hut, seine große Leidenschaft war das Eishockeyspielen.
Hocherfreut, aber auch verwundert blickte Carolin ihren Freund an. „Hi, Ferdi! Was machst du denn hier? Wolltest du heute Nachmittag nicht mit einem Kumpel Latein pauken?"
„Haben wir auf morgen verschoben. Und da dachte ich mir, dass ich doch mein Carolinchen besuchen und mit ihr ausreiten könnte."
Carolin nahm die Orangenlimonade aus dem Automaten. „Cool, freute sie sich. „Ich wollte gerade mit Sternentänzer los.
Sie nahm einen großen Schluck von der Limo, hielt die Dose dann Ferdi hin.
Der schüttelte aber den Kopf. Hand in Hand schlenderten die beiden kurz darauf hinüber zur Koppel, wo Sternentänzer ganz weit hinten am Waldrand friedlich graste. Auf Carolins lauten Pfiff hin setzte sich der weiße Araberhengst mit den dunklen geheimnisvollen Augen und dem kleinen schwarzen Keilstern auf der Stirn in Bewegung.
Es war ein herrlicher Anblick, wie der prächtige Schimmel über die Wiese galoppierte und seine Mähne und das lange Schweifhaar wie eine Fahne im Wind flatterten. Doch Sternentänzer war nicht nur wunderschön, er verfügte auch über eine ganz besondere Gabe. Eine magische Gabe. Wenn Carolin in Vollmondnächten auf ihm ritt, konnte sie in die Zukunft blicken.
„Ist mein Sternentänzer nicht das schönste Pferd auf der ganzen Welt?", seufzte Carolin voller Stolz und Freude, dass dieses herrliche Pferd ihr gehörte.
„Das ist er", bestätigte Ferdi leicht schmunzelnd.
Die beiden lehnten sich gegen das Holzgatter und beobachteten Sternentänzer, wie er weiterhin übermütig und laut wiehernd über die Wiese jagte.
„Er weiß, dass du gleich mit ihm ausreiten willst, und freut sich schon", vermutete Ferdi.
„Er weiß alles, erwiderte Carolin lächelnd. „Mein wunderschönes magisches Pferd.
„Hm, meinte Ferdi nur und schmunzelte wieder. Er war einer der wenigen, die um Sternentänzers magische Gabe wussten. Doch so recht mochte er immer noch nicht daran glauben. Für ihn war real, was sich anfassen oder mit Fakten belegen ließ. Für Übersinnliches hatte er wenig übrig. Ferdi deutete auf einen Braunen mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif. „Ich nehme Marhaba.
Carolin nickte. „Mit Marhaba kommt jeder gut klar. Sie grinste. „Sogar Paps.
Sie drehte sich so, dass sie Ferdi ins Gesicht sehen konnte. „Das war echt witzig neulich, als wir beide zusammen ausgeritten sind, erzählte sie. „Paps kann ja eigentlich nicht besonders gut reiten, und so richtig gern mag er es auch nicht. Aber er tut immer so, als wäre er der Oberkönner und als wäre Reiten seine Lieblingsbeschäftigung – und das wegen mir. Ist das nicht süß von ihm?
, schwärmte Carolin ohne Punkt und Komma – ohne dabei zu bemerken, wie sich Ferdis Gesicht verfinsterte. „Ich fand das echt voll cool, dass er sich hier tatsächlich in den Sattel gewagt hat. Es ist doch viel anspruchsvoller, hier im Gelände um Lindenhain auszureiten, als so ein bisschen am Strand von Mallorca entlangzureiten, findest du nicht?"
„Hm!", meinte Ferdi so einsilbig und knurrig, dass es jetzt auch Carolin auffiel.
„Was hast du denn plötzlich?", fragte sie.
„Nichts."
„Doch."
„Nee."
„Jetzt sag schon! Ich merk doch, dass da was ist."
„Na ja, begann Ferdi gedehnt. „Du schwärmst hier von deinem Vater, dass der extra herkommt, um mit dir auszureiten, obwohl er es gar nicht so gern macht.
„Ja, und? Carolin zuckte die Schultern. Sie hatte keine Ahnung, worauf Ferdi hinauswollte. „Stimmt ja auch.
Ferdi tippte sich auf die Brust. „Und was ist mit mir?"
„Wieso denn mit dir?"
„Na, komm ich denn nicht extra hierher, um mit dir auszureiten, obwohl Reiten auch nicht so ganz mein Ding ist?", rückte er schließlich mit der Sprache heraus.
„Och, Ferdi!"