Der Bucklige von Craven Castle: Gaslicht 54
Von Luanna Churchill
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»Zögern Sie nicht, um alles zu bitten, was Sie haben möchten. Die Randolphs sitzen förmlich auf dem Geld und sind sehr großzügig zu ihren Leuten. Wissen Sie, die zählen ihr Geld noch nicht mal. Ich habe immer vermutet, daß Miss Edith ein ganzes Bündel davon irgendwo in ihrem Zimmer hatte. Das ist doch Ihre Chance: Schleichen Sie bei Gelegenheit mal rein, und schauen Sie nach.« »Mr. O'Malley«, rief ich empört, »so was käme mir nie in den Sinn!« »Machen Sie, was Sie wollen, aber ich sage immer, jeder ist sich selbst der nächste. Ich geh' jetzt Ihr Radio holen.« Sean O'Malley hatte das Zimmer verlassen. Ich saß wieder auf meinem Stuhl und freute mich auf die Unterhaltungssendung, die gerade beginnen sollte. Plötzlich erschütterte eine gewaltige Explosion das Schloß bis auf die Grundmauern, und mein Zimmer lag in tiefer Finsternis! Einen Tag nach der Beerdigung meiner geliebten Mutter hatte ich die wichtigste Entscheidung meines Lebens zu treffen. Ich war jetzt neunundzwanzig Jahre alt, und seit meiner Kindheit hatte ich mit Mutter in unserem Haus gelebt, das so voll glücklicher Erinnerungen war. Ohne die geliebte Mutter glaubte ich nicht in diesem alten, großen Haus bleiben zu können. Mir war so, als habe ich alles verloren, für das es sich zu leben lohnte. Der Tod meiner Mutter war völlig unerwartet eingetreten. Herzschlag! Sie war erst fünfzig Jahre alt gewesen!
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Gaslicht
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Buchvorschau
Der Bucklige von Craven Castle - Luanna Churchill
Gaslicht
– 54 –
Der Bucklige von Craven Castle
Unveröffentlichter Roman
Luanna Churchill
»Zögern Sie nicht, um alles zu bitten, was Sie haben möchten. Die Randolphs sitzen förmlich auf dem Geld und sind sehr großzügig zu ihren Leuten. Wissen Sie, die zählen ihr Geld noch nicht mal. Ich habe immer vermutet, daß Miss Edith ein ganzes Bündel davon irgendwo in ihrem Zimmer hatte. Das ist doch Ihre Chance: Schleichen Sie bei Gelegenheit mal rein, und schauen Sie nach.« »Mr. O’Malley«, rief ich empört, »so was käme mir nie in den Sinn!« »Machen Sie, was Sie wollen, aber ich sage immer, jeder ist sich selbst der nächste. Ich geh’ jetzt Ihr Radio holen.« Sean O’Malley hatte das Zimmer verlassen. Ich saß wieder auf meinem Stuhl und freute mich auf die Unterhaltungssendung, die gerade beginnen sollte. Plötzlich erschütterte eine gewaltige Explosion das Schloß bis auf die Grundmauern, und mein Zimmer lag in tiefer Finsternis!
Einen Tag nach der Beerdigung meiner geliebten Mutter hatte ich die wichtigste Entscheidung meines Lebens zu treffen. Ich war jetzt neunundzwanzig Jahre alt, und seit meiner Kindheit hatte ich mit Mutter in unserem Haus gelebt, das so voll glücklicher Erinnerungen war. Ohne die geliebte Mutter glaubte ich nicht in diesem alten, großen Haus bleiben zu können.
Mir war so, als habe ich alles verloren, für das es sich zu leben lohnte. Der Tod meiner Mutter war völlig unerwartet eingetreten. Herzschlag! Sie war erst fünfzig Jahre alt gewesen! Es geschieht sicher nicht oft, daß der Tod eines Menschen einen anderen so verzweifelt und allein zurückläßt. Mama war einfach alles für mich gewesen.
Es mag seltsam erscheinen, daß Blanche Storm sich immer geweigert hatte, mit mir über meinen Vater zu sprechen. Nie hatte sie meine Fragen nach ihm oder seinen Eltern beantwortet. Noch nicht einmal über ihre eigenen Eltern hatte sie sprechen wollen. Sie hatte behauptet, daß es niemand nützen konnte, über die Verwandten zu sprechen, die alle tot seien.
So lieb ich Mutter auch hatte, so war sie doch eine recht gebieterische Persönlichkeit. Darum hatte ich auch nie den Mut aufgebracht, selbst herauszufinden, wer mein Vater und meine Großeltern waren.
Nach Mutters plötzlichem Tod änderte sich das natürlich, und ich wühlte mich verzweifelt durch alle Zimmer des großen Hauses. Finden konnte ich jedoch nichts. Kein Foto, keine Urkunde, kein Stück Papier, das mir auch nur den geringsten Hinweis auf meine Herkunft gegeben hätte!
Das einzige Stück Papier von Interesse war die handgeschriebene Anweisung, mich nach Mamas Tod mit der Anwaltsfirma Heath & Worley in Verbindung zu setzen.
Von dem freundlichen grauhaarigen Peter Worley erfuhr ich dann, daß Mutter mir das Haus, in dem wir wohnten, hinterlassen hatte. Dazu 2000 Dollar Bargeld und ein gut angelegtes Vermögen, das mir ein Leben lang hundert Dollar im Monat garantierte.
Zu meiner großen Enttäuschung konnte mir aber auch der liebenswürdige alte Herr nicht sagen, wer mein Vater oder wie Mutters Mädchenname gewesen war.
Der alte Herr hatte Verständnis dafür, daß ich das einzige Heim, das ich je gekannt hatte, aufgeben wollte. Ich hatte noch nie eine Stellung gehabt, aber er versicherte mir, daß meine Ausbildung mir zu einer Arbeit verhelfen würde, die genug Geld einbrachte, um den bescheidenen Lebensstil, den ich gewohnt war, aufrechtzuerhalten. Ich glaube, ich bin das, was man gemeinhin einen Bücherwurm nennt. Ich war ein scheues Kind gewesen und hatte mich mein Leben lang lieber mit Büchern als mit Menschen befaßt. Freunde besaß ich nicht. Meine Liebe gehörte den Tieren. Im Moment war ein kleiner langhaariger Pekinese, Chee Toy, mein Hausgenosse. Chee Toy war die einzige Erinnerung an mein Leben mit Mama, auf die ich nicht verzichten konnte. Wohin auch immer es mich verschlagen sollte – Chee Toy, das war sicher, sollte mich begleiten.
Es war dann schließlich Rechtsanwalt Worley, der mir eine Anstellung in Craven Castle verschaffte.
Raleigh Randolph, mein zukünftiger Arbeitgeber, hatte mich für zwei Uhr am Montag nachmittag nach Urbana bestellt, einer kleinen Bezirksstadt. Ich war etwas zu früh angekommen und stand verloren mit Chee Toy im Arm auf dem kleinen Bahnhof. Meine bescheidenen Habseligkeiten standen um mich herum, und ich wartete nun, daß jemand vom Schloß mich abholen würde. Dabei hatte ich das Gefühl, daß jeder auf dem Bahnhof mich kalt und mißbilligend anstarrte. Allerdings wußte ich nur zu gut, daß ich keine elegante Schönheit war.
Ich betrachtete meine einfachen Schuhe mit den flachen Absätzen, die ganz staubig waren. Ob ich wohl mal unauffällig drüberwischen konnte, ohne dabei beobachtet zu werden?
Neben mir fragte eine tiefe männliche Stimme: »Sind Sie zufällig Isabella Storm?«
Ich sah scheu hoch. Der Mann mit der angenehmen Stimme war blond, groß und kräftig und schätzungsweise zwischen dreißig und fünfunddreißig. Er war zweifellos eine blendende Erscheinung.
Der Mann in dem gutsitzenden hellbraunen Anzug lächelte mich warm an. »Nein, ich bin keiner aus der marmornen Schlangengruppe«, sagte er, »aber Neuigkeiten verbreiten sich hier mit Windeseile, und ich habe gehört, daß Sie ins Mad Creek Valley kommen. Ich wollte es mir nicht entgehen lassen, Sie mal schnell in Augenschein zu nehmen, ehe der grausame Randolph-Clan Sie zu Hackfleisch verarbeitet.«
»Kennen Sie die Familie Randolph?«
Mein mir immer noch unbekannter Nachbar lachte rauh. »Ob ich sie kenne? Seit fast dreihundert Jahren!«
Plötzlich schmunzelte er. »Ich bin wirklich noch nicht so alt, obwohl ich mich manchmal so fühle. Meine Familie hat die Randolphs schon in Europa gekannt, und dann haben sie sich um die späten 1600 in Virginia wiedergetroffen. Hübsches Tierchen haben Sie hier. Dabei habe ich immer gedacht, daß die sogenannten Löwen-Hunde auch ein Löwenherz hätten.«
Ich lächelte etwas mühsam. »Ich fürchte, Chee Toy ist eher ein Feigling.«
Der Mann schüttelte den Kopf, daß die blonden Haare flogen. »Lange wird sie es ohnehin nicht machen auf dem Schloß. Die wilden Spechte da hacken sie in Stücke.«
Ich hatte Angst, und mein Herz klopfte wie wild. »Versuchen Sie, mich vor den Randolphs zu warnen?«
Er streckte die langen Beine aus und betrachtete die auf Hochglanz polierten Schuhspitzen. »Ich versuche nur, Ihnen klarzumachen, daß sie eine robuste Gesellschaft sind, die das harte Leben schätzen. Die Männer waren durch die Jahrhunderte erbitterte Kämpfer. Noch nicht mal heute könnten wir einen Krieg gewinnen ohne einen der blutrünstigen Randolphs. Craven Castle steht auf einem Hügel. Früher lag ein Dorf der ShawneeIndianer genau gegenüber, aber das hat Colonel Benjamin Logan 1786 dem Erdboden gleichgemacht. Die Gegend schwamm im Blut sozusagen, und noch heute sind die Insekten, die da leben, besonders angriffslustig.«
Ich sagte kurz angebunden: »Sie übertreiben, wer immer Sie sein mögen. Ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
Der gutaussehende junge Mann lachte. »Nennen Sie mich ruhig den Pechvogel-Gunther. Ich höre, daß Sie aus Springfield sind. Soll ich Sie nach Hause zurückfahren, Miß Storm?«
Ich schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe kein Zuhause mehr. Ich habe alles verkauft. Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß ich mich in Gefahr begebe auf Craven Castle?«
Der Mann lächelte