Die sinnliche Rache des Prinzen
Von Emmy Grayson
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Über dieses E-Book
Barfrau Briony stockt der Atem, als ihr mysteriöser Stammgast Cass ihr eröffnet, dass er ein Prinz ist – und sie eine verschollene Prinzessin! Seine Mission: Briony zu einer arrangierten Ehe zur Rettung ihres Landes zu überreden. Gegen jede Vernunft lässt sie sich vom verführerischen Charme des Prinzen von Tulay einfangen und verliert ihr Herz an ihn. Doch ihr unverhofftes Liebesglück endet jäh. Verletzt muss Briony entdecken, dass die Heirat in Wirklichkeit zu einem heimlichen Racheplan gehört …
Emmy Grayson
Emmys Begeisterung für Romances begann, als sie die legendären Nancy Drew Krimiromane las, in denen die gleichnamige Heldin allerhand mysteriösen Fällen auf die Spur ging. Dabei blätterte Emmy beim Lesen immer wieder zu den romantischen Kapiteln mit Ned Nickerson zurück. Mehr als 20 Jahre später machte Harlequin Presents ihren Traum wahr und bot ihr einen Autorenvertrag für ihr erstes Buch an. Wenn sie nicht gerade an einem Buch schreibt, verbringt sie gern Zeit mit ihrem Sohn, füttert ihre Fellnasen oder entspannt mit ihrem Mann, der als Feuerwehrmann tätig ist, gemütlich auf der Veranda.
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Buchvorschau
Die sinnliche Rache des Prinzen - Emmy Grayson
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Emmy Grayson
Originaltitel: „A Cinderella for the Prince’s Revenge"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2573 11/2022
Übersetzung: Lidia Stürtz
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751510110
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Er sah sündhaft gut aus.
Briony Smith beobachtete, wie Cass Morgan sich einen Weg durch die grölende Menge aus Cowboys, Rancharbeitern und Touristen bahnte, die aus vollem Hals mit der Band mitsangen. An solchen Abenden war es so laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstand.
Doch als Cass ihr ein strahlend weißes Lächeln zuwarf, hörte sie nur noch das Blut in ihren Ohren rauschen. Jedes Mal, wenn er sie mit seinen karamellfarbenen Augen ansah, bekam sie eine Gänsehaut.
Cass hatte das Ledge vor einer Woche zum ersten Mal betreten. Seitdem kämpfte Briony gegen die sinnlichen Gefühle und die bislang unbekannte Sehnsucht an, die er in ihr weckte. Jahrelang hatte ihre Mutter ihr eingetrichtert, dass man keinen Mann brauche, um durchs Leben zu kommen. Das hieß aber nicht, dass man nicht auch mal seinen Spaß haben konnte.
„Wie sind die Verhandlungen gelaufen?", fragte Briony, als Cass sich an die Theke lehnte. Sein tiefschwarzes Haar kräuselte sich über seinem Nacken. Briony widerstand dem Impuls, die Hand auszustrecken und durch seine dichten, weichen Locken zu fahren.
Cass verzog das Gesicht. Bei seinem ersten Besuch im Ledge hatte er etwas von einem Deal erzählt, der ihn nach Kansas verschlagen hatte. Brionys Kollegen stellten bereits die wildesten Spekulationen darüber an.
Briony warf ihm aus dem Augenwinkel einen flüchtigen Blick zu. Das schwarze Poloshirt schmiegte sich perfekt um seinen muskulösen Oberkörper, und mit der lässigen braunen Hose und seiner selbstsicheren Ausstrahlung fiel er unter den Einheimischen mit ihren staubigen Stiefeln, den zerrissenen Jeans und karierten Hemden kaum auf.
„Es lief."
Briony hob fragend eine Augenbraue.
„Also einen Doppelten heute?"
Erneut breitete sich dieses Lächeln auf seinem Gesicht aus und ließ Hitze durch ihre Adern strömen.
„Nur einen Einfachen."
Sie schenkte ihm ein Glas des teuren schottischen Whiskys ein, gab einen großen Eiswürfel hinzu und reichte es ihm. Als sich ihre Finger berührten, hielt sie den Atem an. Dem teuflischen Schimmer in seinen Augen nach zu urteilen, wusste er genau, welche Wirkung er auf sie hatte.
„Wie war dein Tag?"
Im Nu war der Zauber des Augenblicks verflogen. Ihr Tag war so wie jeder andere. Sie war früh aufgestanden, um Frühstück zu machen und ihre Stiefschwestern aus dem Bett zu holen. Die bezaubernden kleinen Zwillinge von einst hatten sich in mürrische Teenager verwandelt, die gern ihre schmutzige Wäsche liegen ließen und auf Brionys Fragen nach der Schule mit einem Murren antworteten.
Ihre Stiefmutter, die die beiden wie ihre eigenen Kinder geliebt hatte, war vor sechs Monaten an Krebs gestorben. Ihr Vater war depressiv und verbrachte seine Tage mit einem Bier in der Hand vor dem Fernseher.
„Briony?"
Cass’ Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Ihr gefiel, wie er ihren Namen aussprach.
„Tut mir leid. Sie lächelte ihn kurz an. „Mein Tag war in Ordnung.
Die meisten Menschen akzeptierten diese Antwort und stellten aus Höflichkeit oder Desinteresse keine weiteren Fragen. Cass hingegen musterte sie mit forschendem Blick, sodass sie nervös auf den Füßen auf und ab zu wippen begann.
„Was ist?"
„Du bist ein offenes Buch."
Sie runzelte die Stirn. „Ach ja?"
Er lehnte sich über die Theke zu ihr herüber und legte ihr einen Finger an die Stelle am Hals, an der ihr Puls pochte. Erstaunlich, was eine leichte Berührung mit der Fingerspitze bewirken konnte, dachte Briony unwillkürlich, während Hitze in ihr aufstieg. Es war das erste Mal, dass Cass sie berührte, und sie musste sich zusammenreißen, um keine weichen Knie zu bekommen.
„Dein Puls geht schnell. Und du fährst dir dauernd mit der Zunge über die Lippen." Sein Blick wanderte hinunter zu ihrem Mund. Briony spürte eine heftige Versuchung in sich aufsteigen, und sie taumelte nach vorn, bevor ihr Verstand sie wieder zur Vernunft brachte. Hatte sie gerade beinahe einen Gast geküsst? Einen offensichtlich wohlhabenden und gut aussehenden Gast, der demnächst abreisen würde?
Nervös trat sie von der Theke zurück, griff nach einem abgewaschenen Glas und begann es mit dem Handtuch abzutrocknen.
„Ist irgendetwas mit deinen Stiefschwestern oder deinem Stiefvater?"
Briony presste die Lippen zusammen. Cass hatte gestern ihr Telefongespräch mitgehört, in dem Trey ihr von einer weiteren Rechnung erzählt hatte. Irgendwie würde Briony das Geld aufbringen müssen, damit ihnen der Strom nicht abgestellt wurde.
„Das ist wohl die höfliche Version von ‚Ich hatte einen harten Tag, will aber nicht darüber reden.‘"
Als sie zu ihm aufblickte, bemerkte sie den mitleidigen Ausdruck in seinen Augen. Ihr wurde flau im Magen. Jeder in Nowhere kannte ihre Geschichte und sah sie immer mit diesem bedauernden Blick an. Erst neulich hatte sie ihren Stiefvater sturzbetrunken aus dem Ledge zerren müssen, während er immer wieder den Namen ihrer Mutter geschluchzt hatte.
Für Briony war das alles nicht leicht, denn sie musste nun drei Menschen versorgen. Zwar versuchte sie, vor Trey und den Mädchen eine heitere Fassade aufrechtzuerhalten, entfernte sich emotional jedoch immer weiter von ihnen. Nachdem ihre Mutter Trey geheiratet hatte, war Briony außen vor gewesen. Das distanzierte Verhältnis zu ihrem Stiefvater hatte sie ihrer Mutter zuliebe jedoch überspielt. Manchmal, wenn sie sich besonders anstrengte, hatte sie tatsächlich das Gefühl, dass sie alle eine Familie waren.
Jetzt wollte sie am liebsten gar nicht mehr dazugehören.
Briony wandte den Blick von Cass ab. Sie wollte kein Mitleid, schon gar nicht von ihm. Alles, was sie wollte, war ein kleiner Flirt, eine kurze Ablenkung von dem Albtraum, in den sich ihr Leben verwandelt hatte.
„Du kannst mir alles sagen, Briony."
Seine Worte hingen in der Luft, gesprochen mit dieser verführerisch sanften Stimme. Sie öffnete die Lippen und fragte sich, wie es wohl wäre, sich jemandem wie Cass anzuvertrauen. Ihr schien, als sehe er, wer sie wirklich war, und nicht nur die Person, die sie nach außen hin zu sein vorgab.
Ein paar Gäste kamen an die Theke, um Getränke zu bestellen. Briony nickte Cass zu.
„Bin gleich wieder da."
Als sie sich umdrehte, spürte sie seinen Blick im Rücken. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Beinahe wäre sie schwach geworden und hätte sich ihm anvertraut, und das machte ihr Sorgen.
Vielleicht war sie nur erschöpft. Und einsam. Sonst würde sie sich nicht so verhalten.
Denn mal ehrlich, dachte sie mit einem kurzen Blick auf sein dunkles Profil, was wusste sie eigentlich über ihn?
Cassius Morgan Adama, Prinz von Tulay, beobachtete, wie seine zukünftige Ehefrau zwei Gläser mit Bier füllte. Das Schicksal gab ihm hier die Möglichkeit, das Unrecht, das seiner Familie und seinem Heimatland widerfahren war, endlich wiedergutzumachen.
Keines der Fotos, die er von ihr gesehen hatte, wurde ihrer Schönheit gerecht. Mit ihren feuerroten Locken, den leuchtend grünen Augen und den hohen Wangenknochen wirkte Briony geradezu elfenhaft. Gleichzeitig strahlte sie aber auch Stärke aus, während sie Tabletts und Getränkekisten durch die Bar schleppte.
Doch am meisten beeindruckte Cass ihr Lächeln. Bei seinem ersten Besuch dieser Bar hatte sich Briony zu ihm umgedreht, ihm ein strahlendes Lächeln geschenkt und freundlich, aber bestimmt gesagt: „Tut mir leid, Sir, wir öffnen erst um vier. Kommen Sie doch später wieder."
Wann hatte ihn jemand das letzte Mal nicht erkannt? Nachdem der kurze Anflug von Irritation verschwunden war, hatte Cass eine unerwartete Aufregung und Vorfreude verspürt. Er wollte Briony nicht sofort offenbaren, wer er war. Es tat überraschend gut, eine Weile lang ein Niemand zu sein.
Briony war nicht nur attraktiv, sondern hatte auch eine kecke Art, die ihm gefiel. Sie ging souverän mit den teilweise betrunkenen und vorlauten Touristen um. Offenbar wusste sie sich vor den Leuten zu behaupten.
Ein Gefühl von Zufriedenheit breitete sich in Cass aus. Briony würde eine ausgezeichnete Ehefrau und Prinzessin abgeben. Sie war die Art von Frau, zu der sein Volk aufschauen konnte.
Dem süffisanten Gesichtsausdruck mancher Männer nach zu urteilen, war Cass jedoch nicht der einzige Mann, der sich zu ihr hingezogen fühlte.
Ganz ruhig. Er war hier in Amerika, nicht in Tulay. Ihn ärgerte der Anblick der anderen Kerle, die Brionys perfekt geformten Hintern begafften. Doch so tief sinken wie sein zukünftiger Schwiegervater, der König von Linnaea, würde er bestimmt nicht. Der Mann war ein Tyrann. Und auch der Sohn von König Daxon, Alaric Van Ambrose, Prinz von Linnaea und rechtmäßiger Thronfolger, hatte ein Herz aus Eis.
Was würde Briony wohl denken, wenn sie ihren Halbbruder und ihren Vater zum ersten Mal traf? Zwei Männer, die ihr in jeder Hinsicht nicht unähnlicher sein könnten. Dem König zufolge wusste Briony nicht, dass er ihr Vater war. Ihre Mutter hatte ihr wohl ihre königliche Abstammung verschwiegen.
Cass tat, als merke er nicht, wie Briony ihn anstarrte, während sie Bier von der Theke wischte. Jetzt, da er Briony gefunden hatte, kannte er nur ein Ziel: Er wollte Briony heiraten. Denn diese Frau würde ihm sowohl Rache als auch Erlösung bringen. Sie war sein Schicksal.
Jetzt musste er nur noch herausfinden, ob Briony ihr Schicksal akzeptierte.
2. KAPITEL
Die letzten Gäste waren gegangen. Erleichtert seufzte Briony auf und warf einen Blick auf ihr Handy.
Fast Mitternacht. Und sie musste die Zwillinge um sechs Uhr wecken.
„Du bist netter als ich."
Briony wirbelte herum und hob den Arm. Cass reagierte sofort. Blitzschnell umschlang er ihre Taille und packte ihr Handgelenk, um den Schlag abzuwehren.
„Der Empfang ist aber nicht sehr nett", sagte er mit einem amüsierten Grinsen.
„Warum schleichst du dich an mich ran?", fragte Briony. Sie wollte möglichst streng klingen. Stattdessen klang sie atemlos und heiser. Aus Angst war in Sekundenschnelle Erregung geworden. Sie spürte die harten Muskeln seines Oberkörpers, die sich gegen ihre Brust drückten. Sie atmete scharf ein, und sein herber Duft nahm ihr die Sinne.
„Ich dachte, du hast mich gesehen. Ich saß hinten in der Ecke."
Sie blickte zu der dunklen Nische, auf die er deutete, und Misstrauen flackerte in ihr auf. Hatte er sich absichtlich dorthin gesetzt, damit sie ihn nicht bemerkte, bis der letzte Gast gegangen war?
Sie schüttelte ihr mulmiges Gefühl ab. Es war schon spät, und ihre Fantasie spielte verrückt.
„Nein, ich habe dich nicht gesehen."
Tatsächlich war sie enttäuscht gewesen, als sie vorhin gesehen hatte, dass Cass’ Barhocker leer war. Krampfhaft hatte sie versucht, nicht an seine funkelnden, karamellfarbenen Augen zu denken, die ein solch angenehm warmes Gefühl in ihr hervorriefen.
Langsam löste Cass seinen Griff und trat zurück, um ihr etwas Raum zu geben. Briony taumelte ein Stück nach vorn, ehe sie sich wieder fing. Was war nur los mit ihr? So hatte sie noch nie auf einen Mann reagiert.
„Du bist als Einzige noch hier." Es klang beinahe vorwurfsvoll. Der Gedanke berührte sie und erfüllte sie wieder mit dieser wohligen Wärme. Wer hatte sich zuletzt so um sie gesorgt?
„Gus, der Besitzer, ist normalerweise noch da", sagte sie und schluckte gegen den Kloß in ihrem Hals an. „Aber seine Frau ist gerade Mutter