Happy End bei Waldi und Co: Sophienlust Extra 127 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
»Ist das wahr?« Andrea von Lehn machte beinah einen Luftsprung vor dem Telefon. »Drei junge Dackel? Was sagen Sie? Das sei gar nicht zum Freuen? Aber es gibt doch nichts Schöneres als Dackelkinder.« »Ja, wenn die Mutter sie aufziehen kann«, sagte Polizeimeister Kirsch am anderen Ende der Leitung. »Aber die Dackelhündin ist von einem Auto angefahren worden und schwer verletzt. Deshalb wurde sie doch aufs Polizeirevier gebracht. Und hier sind nun ihre Jungen auf die Welt gekommen.« Andrea erschrak. »Ach, so ist das. Sie brauchen also die Hilfe meines Mannes, Herr Kirsch.« »Ja. Der Herr Doktor müsste gleich kommen. Wir wissen uns keinen Rat. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass in unserer Wachstube Dackel zur Welt kommen. Aber das allein ist es noch nicht. Wir haben Angst, dass uns die Hündin eingeht.«
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Happy End bei Waldi und Co - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 127 –
Happy End bei Waldi und Co
Gert Rothberg
»Ist das wahr?« Andrea von Lehn machte beinah einen Luftsprung vor dem Telefon. »Drei junge Dackel? Was sagen Sie? Das sei gar nicht zum Freuen? Aber es gibt doch nichts Schöneres als Dackelkinder.«
»Ja, wenn die Mutter sie aufziehen kann«, sagte Polizeimeister Kirsch am anderen Ende der Leitung. »Aber die Dackelhündin ist von einem Auto angefahren worden und schwer verletzt. Deshalb wurde sie doch aufs Polizeirevier gebracht. Und hier sind nun ihre Jungen auf die Welt gekommen.«
Andrea erschrak. »Ach, so ist das. Sie brauchen also die Hilfe meines Mannes, Herr Kirsch.«
»Ja. Der Herr Doktor müsste gleich kommen. Wir wissen uns keinen Rat. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass in unserer Wachstube Dackel zur Welt kommen. Aber das allein ist es noch nicht. Wir haben Angst, dass uns die Hündin eingeht.«
»Mein Mann wird gleich kommen, Herr Kirsch.« Andrea beendete das Gespräch und lief ins Sprechzimmer ihres Mannes. Er hatte es zwar nicht gern, wenn sie so hereinplatzte, aber diesmal war es wirklich nötig.
Hans-Joachim von Lehn verabschiedete sich gerade von einer älteren Dame. Sie hatte eine Siamkatze auf dem Arm und schien beruhigt zu gehen.
»Du musst sofort zum Polizeirevier fahren, Hans-Joachim.« Andreas Gesicht war jetzt so erregt, als nenne sie die Polizei im Zusammenhang mit einem Mord.
»Muss ich jetzt schon mitten in der Sprechstunde zum Polizeirevier fahren, um deine Strafmandate zu bezahlen?«, fragte Hans-Joachim.
Andrea sah ihn empört an. »Wer hat das letzte Strafmandat bekommen, du oder ich?«
»Das war reiner Zufall, dass es mich auch einmal erwischt hat, Andrea.
Aber ich habe nur in Ausübung meines Dienstes an einer unerlaubten Stelle geparkt.«
»Gott sei Dank hast du immer eine gute Ausrede.« Andreas Augen funkelten. »Aber lassen wir das. Ich bin ja gewöhnt, dass mir immer Unrecht geschieht. Du darfst jetzt in Ausübung deines Dienstes wegfahren.« Andreas Stimme hob sich etwas. »Im Polizeirevier braucht man deine Hilfe.«
Hans-Joachim sah sie lachend an. »Ich soll einen Polizisten behandeln?«
»Du bist schrecklich, Hans-Joachim. Wann wirst du endlich lernen, mich ernst zu nehmen? Natürlich braucht nicht ein Polizist den Tierarzt. Das weißt du auch ganz genau. Eins, zwei drei, vier Dackel brauchen deine Hilfe. Beeile dich.«
»Gleich vier Dackel?«, staunte Hans-Joachim, zog aber schon seinen weißen Kittel aus. »Hat sich unser lieber Polizeimeister Kirsch eine Dackelzucht zugelegt?«
»Ja, so ist es beinah.« Nun erzählte Andrea aber doch ganz schnell, was passiert war. »Ich komme mit, Hans-Joachim. Um die kleinen Dackel muss ich mich kümmern. Du wirst sicher mit der Mutter genug zu tun haben.« Sie lief schon aus dem Sprechzimmer, um dem Hausmädchen Betti Bescheid zu sagen, das sich inzwischen um Peterle kümmern musste.
Hans-Joachim von Lehn vertröstete die Herrchen und Frauchen seiner Patienten im Wartezimmer und holte seinen Wagen aus der Garage. Andrea wartete beim Tor schon auf ihn und stieg in seinen Wagen ein.
Bis zum Polizeirevier in Wildmoos hatten die beiden nur ein paar Minuten zu fahren. Polizeimeister Kirsch stand schon vor der Haustür und hielt Ausschau.
Er atmete auf, als das Tierarztehepaar aus dem Wagen stieg.
»Ihnen steht ja der Schweiß auf der Stirn, Herr Kirsch«, sagte Hans-Joachim.
»Wundert sie das, Herr Doktor? Als wir neulich den Gangster jagen mussten, war ich nicht so aufgeregt. Ich weiß auch gar nicht, was den Leuten eingefallen ist, dass sie die verletzte trächtige Hündin zu uns gebracht haben. Als ob wir keinen Tierarzt hätten.« Er ging voraus und öffnete die Tür der Wachstube. »Da, sehen Sie sich die Bescherung an.«
Andrea drängte sich an ihrem Mann vorbei und schob zwei jüngere Polizisten beiseite, die ratlos vor der »Bescherung« standen, wie Polizeimeister Kirsch den Zuwachs nannte.
In einem großen Karton, den die Polizisten wohl schnell herbeigeschafft hatten, lag eine goldbraune kurzhaarige Dackelhündin. Sie hatte die Augen geschlossen, aus ihrer Nase sickerte Blut. Eng an sie geschmiegt lagen drei kleine Dackel. Sie waren noch feucht.
Andrea wurde blass und machte ihrem Mann Platz. Er tastete die Hündin vorsichtig ab und schob ihre Augenlider zurück. »Wir nehmen sie mit.« Hans-Joachim stand schon wieder auf. »Ich habe keine Hoffnung, dass wir sie durchbringen. Sie scheint schwere innere Verletzungen zu haben.« Er sah auf den Brustkorb der Hündin. »Der Atem ist schon zu flach. Bitte, Andrea, lauf zum Wagen. Im Kofferraum ist eine kleine Kiste. Bringe sie herein. Wir werden die Jungen von der Mutter wegnehmen.« Er öffnete seine Tasche und zog eine Spritze auf, während Andrea zum Wagen lief.
Die Polizisten machten betretene Gesichter. Die Hündin tat ihnen leid. Sie hatten gehofft, dass der junge Tierarzt sie würde retten können.
In aller Eile wurde die kleine Kiste mit Zeitungspapier ausgepolstert. Andrea legte die drei jungen Dackel hinein und ging mit ihnen schnell zum Wagen. Sie konnte das Elend der Dackelmutter nicht mit ansehen.
Hans-Joachim stellte die Hündin in dem Karton in den Fond des Wagens. Andrea behielt die Kiste mit den jungen Dackeln bei sich. »Hast du wirklich keine Hoffnung, die Mutter durchzubringen, Hans-Joachim?«, fragte sie.
»Nein, ich habe keine Hoffnung. Es ist wie ein Wunder, dass sie mit diesen Verletzungen noch die Jungen zur Welt bringen konnte.«
»Weiß denn niemand, wem die Hündin gehört? Ich habe vergessen, die Polizisten danach zu fragen.«
»Ich habe sie gefragt. Bis jetzt kennt niemand die Hündin. Sie ist in einen Wagen gelaufen. Gar nicht weit von Sophienlust entfernt.«
*
Am Tor des Tierheims Waldi & Co. stand der Tierpfleger Helmut Koster. Er warf nur einen Blick auf die Dackelhündin, dann sagte er: »Es wird schwer sein, die Jungen mit der Flasche aufzuziehen. Wenn sie wenigstens ein paar Tage alt wären.« Er nahm Andrea die Kiste ab.
»Bringen Sie bitte die Jungen ins Haus«, bat Andrea. Dann begleitete sie ihren Mann mit der Hündin ins Tierheim. Sie wusste, die jungen Dackel waren im Moment bei Helmut Koster in bester Hut. Sie selbst wollte jetzt bei der Hundemutter bleiben.
Noch immer hoffte Andrea, dass ihr Mann ein Wunder vollbringen konnte. Aber schon eine halbe Stunde später verließ sie sehr traurig das Tierheim. Vor der Tür saß ihr Dackel Waldi. Er legte den Kopf auf die Seite und sah sie fragend an.
Andrea bückte sich zu ihm hinab. Sie hatte Tränen in den Augen. »Wir haben drei junge Dackel ohne Mutter, Waldi. Komm mit, ich werde sie dir zeigen.«
Waldi begleitete Andrea. Vor dem Wohnhaus wartete die Dogge Severin. Sie sah Andrea beleidigt an.
»Aha, Helmut Koster hat dich ausgesperrt, Severin.«
Andrea tätschelte den Kopf der Dogge. »Er wird dir nicht über den Weg trauen. Aber lass es gut sein. Sobald wir die kleinen Dackel über die ersten Tage hinweggebracht haben, kannst du auch zu ihnen. Ich weiß, dass du ihnen nichts tun wirst. Aber jetzt bleibe besser hier draußen.«
Als Severin sah, dass der kleine Waldi wieder einmal der Bevorzugte war, bellte er wütend. Waldi sah erstaunt zu ihm zurück, als wollte er sagen: ›Kannst du dich nicht daran gewöhnen, dass du auch mal zurückstehen musst? Der Chef des Tierheims bin schließlich ich. Nach mir wurde es benannt. Aber das möchtest du immer wieder vergessen, weil du meinst, immer der Größte müsse der Chef sein.‹
Helmut Koster hatte inzwischen die kleine Kiste mit Stroh ausgepolstert und auch noch einige Lappen hineingegeben, damit die kleinen Dackel nicht frieren mussten.
Andrea zuckte die Schultern. »Mein Mann konnte der Mutter nicht mehr helfen.«
»Das habe ich befürchtet. Wollen wir die Jungen hier in der Diele lassen?«
»Nein. Hier könnten sie Zugluft bekommen. Geben wir sie in die Kammer.« Andrea öffnete die Tür zu einer hellen Kammer, in der genug Platz war, um bequem an die Kiste mit den Dackeln heranzukommen.
Waldi stand auf der Schwelle, schnupperte und beobachtete, was geschah. Erst nach einiger Zeit wagte er sich an die Kiste heran. Andrea schob die Lappen beiseite. »Da, schau, Waldi.«
Waldi knurrte verhalten, aber das war nur sein Angewöhnen an die neue Situation. Bald darauf beugte er sich über den Rand der Kiste und schleckte das Fell der Dackel ab.
»Das könnte Hexe eigentlich viel besser«, sagte Andrea. »Sie ist schon Mutter.«
Helmut Koster schüttelte den Kopf. »Nicht zu viel Unruhe, Frau von Lehn. Wenigstens nicht in den ersten Tagen. Ich gehe jetzt in die Küche. Betti hat schon ein Fläschchen mit einem Sauger vorbereitet.«
»Von Peterle.« Andrea lächelte. »Gut, dass wir die Fläschchen aufgehoben haben. Müssen wir die Milch verdünnen?«
»Ja. Ich mache das schon.« Helmut Koster verließ die Kammer.
Hans-Joachim kam vorbei. Er war schon wieder im weißen Kittel. »Kümmere dich zunächst um die Jungen, Andrea. Helmut Koster soll die Dackelhündin begraben. Am besten hinter dem Tierheim und möglichst sofort. Ich möchte nicht, dass die Kinder von Sophienlust die Hündin sehen und dann eine große Beerdigung machen. Das greift an.«
»Es war ein schönes Tier«, sagte Andrea. »Irgendwo muss die Hündin doch vermisst werden.«
Hans-Joachim hatte keine Zeit, sich auf dieses Gespräch