Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Schicksalstage in Las Vegas
Schicksalstage in Las Vegas
Schicksalstage in Las Vegas
eBook229 Seiten3 Stunden

Schicksalstage in Las Vegas

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Glitzernde Lichter und luxuriöse Casinos! Doch Dawn ist nicht zum Vergnügen in Las Vegas, sondern auf der Flucht und misstraut jedem – auch dem geheimnisvollen Gray Baron. Dennoch kann sie das heiße Knistern zwischen ihr und dem faszinierenden Anwalt nicht leugnen und lässt sich auf eine leidenschaftliche Nacht mit ihm ein … Ist Dawns Herz in Gefahr?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum12. Sept. 2022
ISBN9783751515054
Schicksalstage in Las Vegas
Autor

Sandra Marton

Sandra Marton träumte schon immer davon, Autorin zu werden. Als junges Mädchen schrieb sie Gedichte, während ihres Literaturstudiums verfasste sie erste Kurzgeschichten. „Doch dann kam mir das Leben dazwischen“, erzählt sie. „Ich lernte diesen wundervollen Mann kennen. Wir heirateten, gründeten eine Familie und zogen aufs Land. Irgendwann begann ich, mich mehr und mehr für die Gemeinde zu engagieren. Bis mir eines Tages klar wurde, dass mein großer Traum gerade verloren ging. Also beschloss ich, etwas dagegen zu unternehmen.“ Sandra Marton setzte sich an ihren Schreibtisch und schrieb eine Geschichte, die von Liebe, Leidenschaft und dem Traum vom großen Glück handelte. „Als ich hörte, dass ein Verlag den Roman veröffentlichen wollte, konnte ich es selbst kaum fassen“, erinnert sie sich. Seitdem ist Sandra Marton ihrem Traum treu geblieben. Inzwischen hat sie über 80 Romane geschrieben, deren leidenschaftliche Helden die Leserinnen in aller Welt begeistern. Mit ihrem eigenen Helden lebt die Autorin weiterhin glücklich auf einer Farm in Connecticut.

Mehr von Sandra Marton lesen

Ähnlich wie Schicksalstage in Las Vegas

Titel in dieser Serie (100)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Zeitgenössische Romantik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Schicksalstage in Las Vegas

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Schicksalstage in Las Vegas - Sandra Marton

    IMPRESSUM

    Schicksalstage in Las Vegas erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2002 by Sandra Myles

    Originaltitel: „Raising The Stakes "

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Rita Koppers

    Umschlagsmotive: feedough / Depositphotos

    Veröffentlicht im ePub Format in 09/2022

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751515054

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

    Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

    PROLOG

    Wie ein Baby im Mutterleib lag Dawn zusammengerollt in dem dunklen Schlafzimmer und lauschte dem aufgeregten Flattern eines Nachtfalters, dessen Flügel gegen die Fliegengittertür schlugen.

    Der Nachtfalter war bei Einbruch der Dämmerung aufgetaucht, nachdem Dawn den kleinen Tommy gefüttert und ihn zu Bett gebracht hatte.

    „Schlaf schön, mein kleiner Schatz", hatte sie geflüstert, und der dreijährige Knirps hatte ihr sein strahlendstes Lächeln geschenkt.

    Dawns Lächeln verblasste, als sie leise die Tür zuzog und versuchte, das kleine Haus mit Harmans Augen zu betrachten. Hatte sie vergessen, irgendetwas abzustauben? Waren alle Spielzeuge von Tommy weggeräumt?

    Sie blieb beim Sofa stehen und strich über den geblümten Überwurf aus Chenille, der die abgewetzte Stelle mit der Sprungfeder verdeckte. Für sie sah alles hübsch und ordentlich aus, aber das hieß noch lange nicht, dass ihr Mann das genauso sah. Vor allem nicht an einem Freitagabend, wenn er seinen wöchentlichen Scheck bekommen und auf dem Heimweg noch irgendwo angehalten hatte, um ein paar Drinks zu nehmen.

    Das war nicht immer so. Ab und zu kam er auch gleich nach Hause. Diese Abende waren dann erträglich für sie. Er mochte, dass alles seinen Platz hatte und geordnet war. Als Mann habe er ein Recht darauf, meinte er. Kam er allerdings erst später nach Hause, bis oben voll mit Bier und Schnaps, war es die Hölle …

    Dawn atmete tief durch und warf einen kritischen Blick in den kleinen Spiegel neben der Tür. Sah sie müde aus? Harman mochte es nicht, wenn sie erschöpft wirkte. Der Junge ist dran schuld, würde er sagen, wenn sie zu oft gähnte und nicht so strahlend aussah, wie er es wollte. Das Baby würde ihr jegliche Energie rauben. Ein Mal hatte sie den Fehler gemacht, ihm zu widersprechen und ihm erklärt, dass der Junge ihre größte Freude im Leben sei.

    „Falsch, hatte Harman kalt gesagt. „Das bin ich. Vergiss das nie!

    Und sie hatte es nicht vergessen. Doch es war nicht sein eiskalter, drohender Blick, der ihr Angst gemacht hatte, sondern die Art, wie er Tommy hinterher angeschaut hatte. Als hätte dieser sich unbefugt Zutritt zu einer Welt verschafft, die ohne ihn perfekt gewesen war …

    Dawn ging weiter in die Küche, nahm den Besen aus dem Schrank und trat auf die kleine Veranda, die unbedingt abgekehrt werden musste. Denn die hohen Eichen, die auf dem Hügel um das Häuschen herumstanden, warfen ab und zu Blätter und Eicheln ab. Harman war das stets ein Dorn im Auge.

    „Die muss zweimal am Tag abgefegt werden", verlangte er.

    Also kehrte Dawn sie ab, zweimal am Tag. Manchmal sogar öfter, um sicher zu sein, dass wirklich alles sauber war. Als sie an diesem Abend die Veranda gefegt hatte, hatte sie auch den Nachtfalter entdeckt.

    Vor vielen Jahren, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte sie zum ersten Mal einen Nachtfalter gesehen. Er war durch die geöffnete Tür des Wohnwagens geflattert, in dem sie mit ihrer Mutter lebte.

    „Schlag ihn tot!", schrie ihre Mutter aufgebracht.

    Stattdessen fing Dawn den Falter ganz vorsichtig ein und ließ ihn draußen wieder frei.

    „Flieg schnell weg, flüsterte sie, „ganz weit weg.

    Kaum war sie wieder im Wohnwagen, schlug ihre Mutter sie. Aber sie schlug nicht hart zu, da sie mit Schmerztabletten vollgepumpt war. So nannte ihre Mutter das Zeug, das sie immer schluckte.

    „Wenn ich dir was sage, hast du zu gehorchen, schnauzte sie. „Hast du verstanden?

    Und Dawn hatte verstanden. Regeln waren dazu da, um befolgt zu werden.

    Plötzlich hielt sie die Luft an. Ein Truck näherte sich. War das vielleicht Harman? So früh schon? Ein gutes Zeichen, denn es würde bedeuten, dass er nicht mehr als ein oder zwei Drinks unterwegs genommen haben konnte.

    Doch der Wagen fuhr vorbei, und Dawn atmete erleichtert auf. Noch einmal kehrte sie die Veranda ab, die schon längst sauber war. Anschließend ging sie ins Haus und legte sich aufs Bett, um wenigstens noch ein paar Minuten Ruhe zu finden, ehe Harman kommen würde.

    Eine Stunde später hörte sie, wie eine Wagentür zugeschlagen wurde. Schwere Schritte erklangen auf der hölzernen Treppe und der Veranda. Dann ging die Tür auf.

    Vielleicht würde es ja nicht so schlimm werden. Früher war er doch auch nett zu ihr gewesen. Er hatte sie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle, und hatte ihr angeboten, sie aus dem Wohnwagenpark herauszuholen, weg von ihrer Mutter und deren ständig wechselnden Männern. Dawn hatte das Gefühl gehabt, als wären endlich all ihre Gebete erhört worden.

    „Verflucht!"

    Dawn vergrub ihr Gesicht in den Kissen. Bitte wach nicht auf, Tommy, dachte sie verzweifelt. Schlaf weiter. Sie wollte nicht, dass er mit seinem Vater, wenn dieser so war, aufeinandertraf. Auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass Harman dem Kleinen nichts antun würde …

    Sie hörte, dass er hingefallen war und sich fluchend wieder aufrappelte.

    „Verdammter Mist!, brüllte er. „Was, zum Teufel, ist das denn?

    Oh Gott! Er war über irgendetwas gestolpert. Hatte sie vergessen, den Besen wegzuräumen, oder die Kehrschaufel? Eines von Tommys Spielzeugen …

    Das rote Auto.

    Das nagelneue rote Plastikauto, das sie heute im Supermarkt gekauft hatte, obwohl es zwei Dollar kostete. Doch sie konnte Tommy diesen Wunsch einfach nicht abschlagen. Voll kindlicher Begeisterung hat er das Spielzeugauto mit seinen großen runden Augen angeschaut. Den ganzen Nachmittag hatte er mit dem Auto gespielt, während sie die Wäsche zusammengelegt hatte. Schließlich war er am Boden neben ihren Füßen erschöpft eingeschlafen, das Auto in seinen Ärmchen. Als sie ihn in sein Bett getragen hatte, war es hinuntergefallen und wohl irgendwohin gerollt, wo sie es dann vergessen hatte.

    „Aufstehen!"

    Furchterregend ragte mit einem Mal Harman vor ihr auf und hielt ihr das rote Spielzeugauto hin. „Wo ist das her?"

    Dawn klammerte sich an die Bettdecke. „Aus Queen City."

    „Da gibt es keine Spielzeugläden, du Flittchen."

    „Ich habe es im Supermarkt gekauft …" Sie stockte und hielt die Luft an, weil Harman sich über sie beugte und sie seinen Atem roch, der nach Schnaps stank.

    „Welcher Kerl hat dieses Ding mitgebracht, um meinen Sohn ruhig zu stellen, während du es mit ihm in meinem Bett treib…?"

    „Es war niemand hier. Was soll ich denn mit anderen Männern, Harman. Ich liebe doch nur dich …"

    „Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist, du billiges Flittchen. Er keuchte. „Du bist zu nichts zu gebrauchen, noch nicht mal im Bett …

    Dawn zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Sie wusste, dass es ihm ganz und gar nicht gefiel, wenn sie nur reglos dalag, während er sie rücksichtslos nahm …

    Plötzlich entdeckte sie eine kleine Gestalt in der Tür, in einem hellblauen Pyjama mit aufgedruckten bunten Luftballons.

    Sofort sprang sie auf, um Tommy wieder ins Bett zu bringen, doch Harman war schneller. Er versperrte ihr den Weg und hielt sie mit einer Hand fest, ehe er sich zu seinem dreijährigen Sohn umdrehte. „Wer hat dir dieses Auto geschenkt?", fragte er drohend und hielt den kleinen roten Wagen hoch.

    Tommy schaute erst das Auto an, dann ging sein schreckgeweiteter Blick zu seiner Mutter. „Mommy hat es mir geschenkt", antwortete er mit seinem dünnen Stimmchen.

    „Lügner! Harman spuckte das Wort förmlich aus. „Du lügst genauso wie deine Mutter, dieses Miststück!

    Er hob die Hand mit dem Auto, mit aller Gewalt schleuderte es auf den Boden und trat mit seinem schweren Stiefel darauf, wieder und immer wieder.

    Dawn hörte nicht, wie das kleine Auto zerbarst. Sie nahm nur Tommys Gesicht wahr. Ungläubig starrte der Junge auf den Boden, wo sein geliebtes kleines Auto lag, zertreten von dem schweren Stiefel seines betrunkenen Vaters. Schließlich richtete der Kleine die Augen auf seine Mutter. Tränen schimmerten an seinen Wimpern, während er sie mit unendlich traurigem Blick ansah. Sie wusste, dass für ihn in diesem Moment eine ganze Welt zerbrochen war.

    Zwei Tage später hatte Dawn das Monster verlassen, das sie geheiratet hatte. Sie wusste, dass sie nie wieder zu ihm zurückkehren würde.

    1. KAPITEL

    Vier Jahre später

    Graham Baron trat aus dem Terminal des Austin Airports und fragte sich, wie er die ersten siebzehn Jahre seines Lebens in Texas hatte leben können. Er war nun dreiunddreißig Jahre alt und wohnte in New York. Doch jedes Mal, wenn er zurückkehrte, erstaunte ihn die Tatsache, dass er hier geboren war. Wie eine fremde Welt erschien ihm alles. Die Menschen. Die schleppende Art, wie sie sprachen. Die Weite des Landes und des Himmels. Das Wetter.

    Oh ja, das Wetter, dachte er, als ihm die heiße Luft entgegenschlug. Dabei war es schon Herbst. Natürlich gab es auch jene, die behaupteten, dass Austin nicht das wirkliche Texas war. Als Hügelland wurde es in den Reiseführern beschrieben, und Hügelland war es auch in der Vorstellung der Menschen im Osten Amerikas.

    „Sie kommen tatsächlich aus Texas?", hörte er immer wieder, wenn die Sprache auf seinen Geburtsort kam.

    „Ja", gab er dann zurück, hakte die Daumen in seine Gürtelschlaufen und imitierte John Wayne mit dessen schleppenden texanischen Akzent.

    Es war jedes Mal ein Lacher. Vor allem, wenn man bedachte, dass er weder diesen Akzent hatte noch Cowboystiefel trug und den Mief von Öl, Vieh und Pferden schon vor sechzehn langen Jahren abgeschüttelt hatte.

    „Von woher in Texas?", wurde dann oft nachgefragt. Und wenn Gray antwortete, dass er in Austin geboren war, nickten sie. Ach ja, Austin? Ist das nicht, äh, irgendwie anders? Gibt es da nicht grüne Bäume und hügeliges Land? Ist schon ein Unterschied zum übrigen Land, oder?

    Falsch, zum Teufel, dachte Gray, als er seinen Aktenkoffer abstellte, seine Anzugjacke abstreifte, die Krawatte lockerte und die Hemdärmel aufrollte. Ein Mann, der an die himmelhoch aufragende Skyline von Manhattan gewöhnt war, konnte sich mit so einer mickrigen Nachbildung nicht anfreunden, zumal der Central Park mindestens ebenso hügelig war wie die Landschaft um Austin.

    Verdammt, seine Stimmung war am Nullpunkt angelangt. Heute Morgen hatte er die Maschine am Flughafen La Guardia bestiegen. Und seither hatte er mehr als ein Mal geflucht, dass er sich überhaupt hatte überreden lassen, den Flug anzutreten. Doch nun war es nicht mehr zu ändern.

    Ein Fahrzeug hupte am Standstreifen. Gray schaute hinüber. Am Straßenrand wartete ein grüner Jeep. Das Langhorn der Espada Ranch prangte aufgemalt an der Tür des Wagens. Abel Jones winkte herüber. Gray winkte zurück und marschierte zu ihm.

    „Nett von Ihnen, mich abzuholen", sagte er, als er auf den Beifahrersitz glitt und den Aktenkoffer nach hinten legte.

    Abels Blick ruhte eine ganze Weile auf ihm. Dann spuckte der Vormann aus dem Fenster und ordnete sich in den Verkehr ein. „Gehört zum Job", erwiderte er einsilbig.

    So viel zur Unterhaltung. Nicht, dass es Gray etwa überrascht hätte, so viel Ähnlichkeit mit dem Alten in seinem Vormann zu entdecken. Groß, knauserig, scheinbar alterslos, kurz angebunden. Aber das war okay. Auch Gray hatte kein ausgeprägtes Interesse an Konversation. Er lehnte sich zurück und genoss es, wie die Kühle der Klimaanlage seinen Körper umströmte. Während sie den Highway nahmen, der aus der Stadt nach Brazos Springs hinausführte, überlegte er, was sein Onkel, Jonas Baron, im Schilde führen könnte.

    Jonas hatte in der vergangenen Nacht angerufen. Der Anruf hatte Gray aus jener Art von Tiefschlaf gerissen, in den man verfällt, wenn man eine Frau warm und zufrieden im Arm hält. Schon seit mehreren Wochen kannte er die Frau. Sie murmelte eine sanfte Beschwerde, als er sich von ihr wegrollte und nach dem Hörer griff. Es war eine automatische Reaktion, die von acht Jahren Tätigkeit als Strafverteidiger herrührte.

    Man erhält eine Menge solcher Anrufe mitten in der Nacht, wenn die Klienten nicht gerade das Salz der Erde sind.

    „Gray Baron", meldete er sich heiser.

    Die Stimme am Ende der Leitung hatte er lange Zeit nicht mehr gehört. Ein schleppender, texanischer Akzent, überlagert von einem schneidenden Befehlston.

    „Graham?"

    „Jonas? Gray schielte auf die Leuchtziffern seines Weckers, dann saß er aufrecht in den Kissen. „Was ist passiert?

    „Alles okay mit dem Alten, wenn du das meinst. Und mit allen anderen auch, die dir was bedeuten. Also entspann dich wieder."

    „Gray?, murmelte die Frau neben ihm. „Was gibt’s?

    Genau das versuchte er herauszubekommen. Er griff nach hinten und strich sanft über ihre warme Haut, bevor er mit dem Hörer am Ohr aufstand. Nackt verließ er das Schlafzimmer.

    „Was soll das heißen? Alles okay mit denen, die mir wichtig sind?"

    „Einfach so ein Spruch, Junge. Keine weitere Analyse nötig. Kurze Pause. „Du willst vermutlich wissen, warum ich so spät anrufe.

    „Richtig geraten", gab Gray trocken zurück.

    „Wie spät ist es bei euch eigentlich? Mitternacht?"

    „Es ist gleich zwei. Was gibt’s, Jonas?"

    Eine zweite Pause. „Ich habe … na ja, ich finde, wir haben dich lang nicht bei uns gehabt."

    Mein Gott, dachte Gray. Sein Onkel war endgültig senil geworden. „Ja, sagte er bedächtig, „das stimmt.

    „Nicht mehr, seit Samantha diesen Di-mi-troos geheiratet hat", fügte Jonas hinzu und gab den griechischen Namen seines Schwiegersohns im reinsten Texanisch wieder.

    Senil kann man vergessen. Der Alte hat immer noch einen messerscharfen Verstand. „Also?"

    „Also … Nochmals Stille. Dann ein lautes Räuspern. „Also habe ich mich gefragt, ob du in der Stimmung wärst, für eine Stippvisite herzukommen.

    „Habe ich das richtig verstanden?, erkundigte sich Gray vorsichtig. „Du rufst hier mitten in der Nacht an, um mich nach Espada einzuladen?

    Der alte Mann gluckste. „Kaufst du mir nicht ab, oder?"

    „Nein. Mit dem Hörer zwischen Schulter und Ohr tastete sich Gray durch das dunkle Apartment und öffnete den Kühlschrank. Er nahm eine Flasche Mineralwasser heraus, öffnete sie und setzte sie an die Lippen. „Zum Teufel nein, sagte er.

    „Das mag ich so an dir, Junge. Du bist anders als die anderen. Du behandelst mich nicht, als wäre ich Gott persönlich."

    Gray musste lachen. Sein Onkel wusste genau, dass er von ihm nicht gerade geliebt wurde, und Gray hatte auch nie etwas anderes vorgetäuscht. Nie hatte er sich bei Jonas eingeschmeichelt, um an das Geld der Barons zu kommen, im Gegensatz zu seinem eigenen Vater. Wenn Jonas pfiff, kam Leighton angerannt. So war es schon immer gewesen, während Grays gesamter Kindheit. Manchmal wusste er kaum noch, welchen der beiden Männer er mehr verachtete. Seinen Vater, der Jonas die Füße küsste, oder Jonas, weil dieser es genoss. Schließlich hatte er sich nicht mehr darum gekümmert und keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Er hatte beiden die kalte Schulter gezeigt und war seinen eigenen Weg gegangen.

    „Nein, sagte er unverblümt. „Das tue ich sicher nicht. Er stellte die Flasche auf den Küchentresen und kehrte ins Schlafzimmer zurück. „Vorschlag, Jonas. Lass uns aufhören mit dem Unsinn, okay? Es ist mitten in der Nacht. Du rufst mich zum ersten Mal überhaupt an. Wenn ich darüber nachdenke, mag es sogar das erste Mal sein, dass du mehr als

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1