Verliebt in einen Betrüger?: Der Bergpfarrer 409 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
()
Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Nun zieh' nicht so ein Gesicht!« Rolf Ehringer schaute in den Rückspiegel und betrachtete seine Tochter Caroline, die, immer noch mit böser Miene, im Fond der Luxuslimousine saß. Gerda, seine Frau, bedeutete ihm mit einer Handbewegung, die Achtzehnjährige ausschmollen zu lassen. Dabei hatte das hübsche Madel allen Grund dazu, ärgerlich zu sein. Zumindest aus seiner Sicht. Denn anstatt jetzt hier im Wagen ihres Vaters nach Oberbayern, in die tiefste Provinz, wo sich Fuchs und Hase Gutenacht sagten, zu fahren, hätte Caro eigentlich, mit ihrer besten Freundin, im Flugzeug nach Mallorca sitzen sollen, wo sie mit einem vierzehntägigen Urlaub das bestandene Abitur feiern wollten. Doch wieder einmal hatte der Herr Papa seinen Willen durchgesetzt, und Silke flog nun alleine. Caroline graute es bei dem Gedanken an die Hinterwäldler, die sie jetzt zu sehen erwartete. Lüftlmalereien, Naturburschen in Lederhosen, mit einem Gamsbart am Hut, dazu grauenhafte Blasmusik – sie hatte es sich schon die ganze Fahrt über ausgemalt und sah ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt, je südlicher sie kamen. Der reinste Kitsch, in ihren Augen, wie aus einem Heimatfilm. Gerda Ehringer drehte sich zu ihrer Tochter um. »Wir sind gleich da, Caro«, sagte sie. »Bestimmt wird dir das Hotel mit den vielen Pferden gefallen, und du wirst eine Menge Spaß haben. Du kannst ausreiten, so oft du Lust dazu hast.« Caroline seufzte still vor sich hin. Die Zimmer im Ferienhotel ›Reiterhof‹ zu buchen, war das einzige Zugeständnis, das sie ihrem Vater hatte abringen können. So konnte sie zumindest ihrem Hobby nachgehen. Sie war seit ihrem sechsten Lebensjahr eine begeisterte Reiterin, und in Sindelfingen, ihrem Wohnort, hatte sie jede Woche mehrere Stunden im Reitstall zugebracht. Allerdings nur, bis sie dann auf das Gymnasium ging.
Mehr von Toni Waidacher lesen
Der Bergpfarrer Extra
Ähnlich wie Verliebt in einen Betrüger?
Titel in dieser Serie (100)
Der Bergpfarrer 102 – Heimatroman: Die Tochter seines ärgsten Feindes… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 106 – Heimatroman: Er brach ihr das Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 116 – Heimatroman: Die Macht der Liebe wird uns helfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 109 – Heimatroman: Liebe auf den zweiten Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 111 – Heimatroman: Verschmähte Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 104 – Heimatroman: Der unbeugsame Bergbauer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 78 – Heimatroman: Stille Tränen – neues Glück? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 100 – Heimatroman: Geh' nicht am Glück vorbei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 110 – Heimatroman: Wenn aus Freundschaft Liebe wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 114 – Heimatroman: Er wollte ihr eine Heimat geben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 99 – Heimatroman: Von der Liebe vergessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 105 – Heimatroman: Sagt mir, wer mein Vater ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 103 – Heimatroman: Dich hat mir der Himmel geschenkt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 107 – Heimatroman: Intrige aus Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeise kommt das Glück: Der Bergpfarrer 132 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 79 – Heimatroman: Wo das Edelweiß blüht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 108 – Heimatroman: Solang du nur zu mir hältst! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 115 – Heimatroman: Katharinas neues Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Vergangenheit soll ruhen: Der Bergpfarrer 137 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 101 – Heimatroman: Nimm mich, wie ich bin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 112 – Heimatroman: Was kümmern uns die Leut'? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 121 – Heimatroman: Ein teuflischer Plan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 122 – Heimatroman: Florian, unser rettender Engel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 118 – Heimatroman: Wer andere auf die Probe stellt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn sich drei Herzen finden...: Der Bergpfarrer 128 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRuf des Herzens: Der Bergpfarrer 138 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 126 – Heimatroman: Gefallener Engel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 119 – Heimatroman: Braut für einen Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 117 – Heimatroman: Weil sie eine Fremde war Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLissi, bleib bei uns!: Der Bergpfarrer 144 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Die beliebtesten Märchen der Gebrüder Grimm: nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mühle zu Husterloh Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTolldreiste Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls das Fest zu Ende war: Der kleine Fürst 177 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchweizer Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGraf Udo Bodo Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOdins jüngster Sohn: Das Schiff Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie in einem goldenen Käfig: Fürstenkinder 7 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Brautkleid der schönen Claire: Der junge Norden 27 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSein schlimmster Albtraum: Der kleine Fürst 236 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Selbstmörder (Berliner-Krimi): Eine Metropole an der 20. Jahrhundertwende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schritt hinüber: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGraf Udo Bodo Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesreise auf die kanarischen Inseln: Komm mit mir nach Teneriffa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpuk in der Geistervilla Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrieg der Frauen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenViermal im Urlaub schockverliebt: 4 Kurzromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schattenuhr: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMärchenprinzessinnen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie geheimnisvolle Besucherin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRomantic Thriller Spezialband 3042 - 3 Romane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch erzähl euch mal was ...: Geschichten und Betrachtungen für Erwachsene und Kinder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAtlantikpassage: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Haus Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Tage der Sehnsucht, Nächte des Glücks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer eiserne Gustav Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGschichterl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSascha – nie mehr allein: Mami 1961 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke der Lou Andreas-Salomé Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie getilgte Schuld: Fürstenkinder 97 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Der Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie griechische Überraschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Neapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführt von dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 6 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wütende Gefangene des Scheichs: Die Quabeca Scheiche, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Versprochene Braut des Scheichs: Die Almasi Scheich, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Verliebt in einen Betrüger?
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Verliebt in einen Betrüger? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 409 –
Verliebt in einen Betrüger?
Toni Waidacher
»Nun zieh’ nicht so ein Gesicht!«
Rolf Ehringer schaute in den Rückspiegel und betrachtete seine Tochter Caroline, die, immer noch mit böser Miene, im Fond der Luxuslimousine saß. Gerda, seine Frau, bedeutete ihm mit einer Handbewegung, die Achtzehnjährige ausschmollen zu lassen.
Dabei hatte das hübsche Madel allen Grund dazu, ärgerlich zu sein. Zumindest aus seiner Sicht. Denn anstatt jetzt hier im Wagen ihres Vaters nach Oberbayern, in die tiefste Provinz, wo sich Fuchs und Hase Gutenacht sagten, zu fahren, hätte Caro eigentlich, mit ihrer besten Freundin, im Flugzeug nach Mallorca sitzen sollen, wo sie mit einem vierzehntägigen Urlaub das bestandene Abitur feiern wollten. Doch wieder einmal hatte der Herr Papa seinen Willen durchgesetzt, und Silke flog nun alleine.
Caroline graute es bei dem Gedanken an die Hinterwäldler, die sie jetzt zu sehen erwartete. Lüftlmalereien, Naturburschen in Lederhosen, mit einem Gamsbart am Hut, dazu grauenhafte Blasmusik – sie hatte es sich schon die ganze Fahrt über ausgemalt und sah ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt, je südlicher sie kamen. Der reinste Kitsch, in ihren Augen, wie aus einem Heimatfilm.
Gerda Ehringer drehte sich zu ihrer Tochter um.
»Wir sind gleich da, Caro«, sagte sie. »Bestimmt wird dir das Hotel mit den vielen Pferden gefallen, und du wirst eine Menge Spaß haben. Du kannst ausreiten, so oft du Lust dazu hast.«
Caroline seufzte still vor sich hin. Die Zimmer im Ferienhotel ›Reiterhof‹ zu buchen, war das einzige Zugeständnis, das sie ihrem Vater hatte abringen können. So konnte sie zumindest ihrem Hobby nachgehen. Sie war seit ihrem sechsten Lebensjahr eine begeisterte Reiterin, und in Sindelfingen, ihrem Wohnort, hatte sie jede Woche mehrere Stunden im Reitstall zugebracht. Allerdings nur, bis sie dann auf das Gymnasium ging. Die Schule beanspruchte sehr viel von Carolines Zeit, so daß sie kaum noch Gelegenheit hatte, die Reiterei auszuüben. Dennoch hielt sich das Madel immer noch für sattelfest, und der Aufenthalt auf dem Reiterhof war zumindest ein kleiner Lichtblick.
»Schau’ nur, die herrliche Landschaft«, schwärmte ihr Vater. »Diese gewaltigen Berge.«
Caroline verdrehte die Augen. Wenn es so weiterging, dann kam Paps womöglich noch auf die Idee, sich irgendwo in dieser Gegend ein Ferienhaus zu kaufen. Ein grauenvoller Gedanke, dann jeden Urlaub hier verbringen zu müssen! Trotzdem blickte sie auch aus dem Fenster und schaute auf die schneebedeckten Gipfel, die bis in den Himmel ragten. Das da drüben mußten der ›Himmelsspitz‹ und die ›Wintermaid‹ sein, und der auf der anderen Seite hieß ›Kogler‹. In der stillen Einsicht, an ihrem Schicksal doch nichts ändern zu können, hatte Caroline am Vorabend sich doch noch den Prospekt angesehen, den die Mutter ihr aufs Zimmer gelegt hatte. Wenn es schon sein mußte, dann wollte sie wenigstens wissen, wo sie ihren Urlaub verbringen mußte.
»Das ist Sankt Johann«, ließ sich ihr Vater hören. »Schaut das nicht aus wie im Bilderbuch?«
Er fuhr an den Straßenrand und hielt an.
»Was haltet ihr davon, wenn wir hier kurz einen Kaffee trinken, bevor wir zum Reiterhof weiterfahren? Also, ich hätte schon Lust.«
Ohne wirklich auf eine Antwort seiner Begleiterinnen zu warten, lenkte er den Wagen auf einen Hotelparkplatz.
»Hier gibt’s einen Biergarten«, sagte er. »Da können wir schön im Schatten sitzen.«
Die drei waren erstaunt, wie viele andere Leute dieselbe Idee gehabt hatten, denn nur mit Mühe fanden sie noch einen freien Tisch. Aber schließlich standen Tee und Kaffee vor ihnen, und die junge Bedienung brachte gleich im Anschluß zwei Kuchenteller mit riesigen Tortenstücken darauf.
»Kind, willst du wirklich nicht?« fragte Gerda Ehringer. »Du mußt doch etwas essen.«
»Aber doch nicht so eine dicke Torte«, gab Caroline zurück. »Da passen mir ja gleich meine Hosen nicht mehr.«
»Also, mir schmeckt’s«, sagte Rolf Ehringer und schaufelte fleißig den Kuchen in seinen Mund.
Man sieht’s, dachte seine Tochter und begnügte sich mit einer Tasse Tee. Dabei fiel ihr wieder ein, wie schön es gewesen wäre, jetzt schon mit Silke am Strand zu sitzen, sich von der Sonne bescheinen zu lassen, und die bewundernden Blicke der männlichen Urlauber auf sich zu ziehen.
Dies sollte das letzte Mal sein, daß der Vater seinen Willen durchsetzte, schwor sie sich. Schließlich war sie schon achtzehn und damit volljährig! Jetzt hoffte sie nur noch, daß das Hotel einigermaßen erträglich war.
*
Der junge Mann sprang aus dem Sattel und führte das Pferd am Zügel vor den Stall. Dort band er den Hengst an und nahm ihm den Sattel ab. Im Stall holte er aus einer Kiste das Putzzeug heraus. Fender schnaubte leise, als der Reiter ihn trockenrieb.
»Servus, Axel«, grüßte Conny Beerlach. »Na, hat er sich anständig benommen?«
Axel Mahler schaute von seiner Arbeit auf.
»Ach, Conny. Ja, er ist ganz prima gelaufen«, antwortete er. »Wir versteh’n uns schon, wir beide, was?«
Der letzte Satz war an den Hengst gerichtet, dem er liebevoll den Hals tätschelte.
»Ich übernehm’ ihn dann«, erklärte die junge Pferdewirtin. »Er ist sowieso mit Füttern dran.«
»Dank’ dir schön, Conny«, nickte Axel und räumte Putzzeug und Sattel weg.
Dann ging er in sein Zimmer. Es lag im Erdgeschoß des langgestreckten Gebäudekomplexes und war hell und freundlich eingerichtet. Allerdings spielte die Einrichtung bei den meisten Gästen eine untergeordnete Rolle. Sie kamen her, um ihren Urlaub mit Pferden zu verbringen. Entweder sie brachten das eigene mit, oder sie ritten eines der Tiere vom Hof. Axel Mahler hatte auch einmal ein eigenes Pferd besessen, aber das war lang her…
Der Finanzberater und ehemalige Teilhaber einer Investmentfirma warf sich auf das Bett und starrte zur Decke hinauf. Ja, es war wirklich lange her, überlegte er, wobei der zeitliche Abstand gar nicht mal so ausschlaggebend war. Ihm selber kam es vor, als sei das alles, was sein Leben von heute auf morgen radikal verändert hatte, vor einer Ewigkeit geschehen. In Wirklichkeit war der Konkurs der Firma gerade mal sechs Wochen her. Aber diese sechs Wochen bedeuteten den tiefsten Einschnitt in sein Leben, den er sich denken konnte.
Dabei hatte seine Zukunft so rosig ausgesehen, wie sie kein Maler schöner hätte malen können. Der fünfundzwanzigjährige Finanzkaufmann hatte mehr durch Zufall die Bekanntschaft des zwanzig Jahre älteren Franz Koschnik gemacht. Irgendwie war es ihnen auf der Party, zu der sie eingeladen waren, langweilig geworden, und sie hatten sich kurzerhand abgesetzt. In einer Bar kamen sie, bei mehreren Drinks, ins Gespräch, das sich schon bald um Geschäfte drehte, mit denen man möglichst viel Geld in möglichst kurzer Zeit verdienen konnte. Schneller, als er überlegen konnte, willigte Axel in den Vorschlag ein, zusammen mit Franz eine Investmentfirma zu gründen. Und der Erfolg kam praktisch über Nacht. Wie nie zuvor in seinem Leben schwamm der junge Mann im Geld, und alles, was man von einem Luxusleben erwartete, erfüllte sich