Die Countess, die ich liebte
Von Liz Tyner
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Über dieses E-Book
"Die Leute lieben es, zu tratschen - und ich liefere ihnen gute Geschichten." Lady Beatrice genießt ihren schlechten Ruf - und willigt ein, den zurückhaltenden Andrew Robson zu umgarnen. Doch was als harmloser Scherz begann, bringt ihr Herz ernsthaft in Gefahr …
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Rezensionen für Die Countess, die ich liebte
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Buchvorschau
Die Countess, die ich liebte - Svenja Tengs
IMPRESSUM
Die Countess, die ich liebte erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2016 by Elizabeth Tyner
Originaltitel: „The Notorious Countess"
erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON
Band 47 - 2017 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Svenja Tengs
Umschlagsmotive: Veronika Oliinyk/bradtzou/GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751506465
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Andrew Robson spürte das dringende Bedürfnis, seinem Vetter Foxworthy eins auf die Nase zu geben. Wenn er sich noch eine Geschichte über die Augen von Miss Soundso oder die Brüste von dieser und jener Dame oder sonst irgendetwas über eine Frau anhören müsste …
Mit dem Brandy in der Hand taumelte Fox zur Seite. „Du bist noch Jungfrau."
Andrew nahm sein Kontobuch vom Tisch. „Mein Leben geht dich nichts an."
„Wie oft habe ich dich eingeladen, mich zu einem Treffen zu begleiten? Doch du hast immer abgelehnt. Fox trank den Brandy in einem Zug und starrte gähnend in das leere Glas. „Ich habe Durst
, murmelte er und zog an der Klingelschnur, um einen Diener zu rufen.
„Bedien dich gefälligst selbst", erwiderte Andrew barsch.
Fox füllte sein Glas und sah Andrew eindringlich an. „Wen hast du gehabt?"
Andrew ergriff seinen Brandy, ließ das Getränk im Glas kreisen. „Ein Gentleman spricht nicht von solchen Dingen."
„Genau wie eine Jungfrau. Dabei habe ich dir von jeder meiner Eroberungen erzählt, seit ich entdeckt habe, was sich unter meinen Breeches verbirgt."
„Vermutlich ist nur die Hälfte dieser Geschichten wahr."
„Ich gebe nichts auf Zahlen, mein Freund. Fox runzelte die Stirn. „Du bist mein Vetter, mein Blut, doch du hast keine Vorstellung von den wahren Freuden des Lebens. Du wirkst immer missmutig und bist gekleidet wie jemand, der trauert. Wahrscheinlich hast du guten Grund, so auszusehen. Keine Frau, die dich zum Lächeln bringt.
Andrew runzelte die Stirn. „Ich musste dich schon vor so vielen Ehemännern beschützen, dass ich es mir selbst lieber erspare."
Fox grinste. „Die Männer ziehen voreilige Schlüsse. Wegen meines Aussehens können sie es nicht ertragen, wenn ich mit ihren Frauen spreche. Sie gehen gleich davon aus, dass ich Hintergedanken hege."
„Was ja auch der Fall ist."
„Aber du nicht. Hast du je bei dieser Hannah gelegen, von der du so hingerissen warst?"
„Natürlich nicht. Solchen Frauen nimmt man nicht ihre Tugend!"
„Sie war nicht mehr so unschuldig, als sie letzten Sommer mit mir das Bett teilte."
Rasende Wut stieg in Andrew auf. „Du hast Hannah nicht ihre Unschuld geraubt. Er schlug mit der Handfläche auf seinen Schreibtisch. „Selbst du wärest zu so etwas nicht imstande.
Schulterzuckend hielt Fox sein Glas hoch. „Wir waren verliebt. Das solltest du auch mal probieren. Er schenkte ihm jenes schiefe Grinsen, bei dem die Damen in Verzückung gerieten. „Du wärest viel glücklicher, wenn du öfter mal deine Hose runterlassen würdest.
Andrew ging einen Schritt auf seinen Vetter zu, das Kontobuch fest in der Hand. Er würde es ihm vielleicht nicht an den Kopf werfen, könnte ihn damit jedoch zu Boden strecken. „Du hast es gewagt, ihre Unschuld zu rauben? Unverzeihlich!"
Fox sah etwas in Andrews Augen, was ihn schnell hinter den Schreibtisch treten ließ. „Es war wahrhaftig nicht schade um sie, Andrew. Glaub mir. Nur eine weitere Biene, die um meinen Nektar kreiste."
„Ich bring dich um."
„Andrew. Fox stellte das Glas auf den Tisch und hielt, während er zurückwich, beide Hände hoch. „Mein unschuldiger Vetter. Du empfindest nur so, weil du dein kleines Zepter noch nicht in die richtigen Hände gegeben hast.
„Du bist tot …" Als Andrew das Buch auf den Tisch schleuderte, hätte er beinahe das Tintenfass getroffen. Eine Blumenvase fiel auf den Teppich. Er rannte um den Schreibtisch herum. Fox machte einen Satz zur Seite.
„Zu meiner Beerdigung, erklärte Fox erhobenen Hauptes, „werden viele bestürzte Damen kommen.
„… ein langsamer Tod. Ein qualvoll langsamer Tod." Als Andrew vortrat, zermalmte er Glasscherben und eine Blume unter seinem Fuß, wodurch sich der Duft von Rosen im Raum ausbreitete.
„Ich werde in die Ewigkeit übergehen mit einem immerwährenden Lächeln auf den Lippen." Fox’ Worte endeten in Gelächter.
Andrew erkannte, dass sein Cousin sich der Tür näherte. Er sprang über eine Ecke des Schreibtisches, packte Fox’ Rockschoß und zog ihn zurück. Sie stürzten beide zu Boden.
Fox hustete und schnaufte.
Andrew drückte seinen Vetter fest zu Boden. Mit dem Halstuch konnte er den Schurken stillhalten.
„Ich verzeihe dir, wenn du mich umbringst, aber verletze mein Gesicht nicht, knurrte Fox. „Ich werde dir eine Frau besorgen. Deine ungestillten Leidenschaften lassen dich zu einem Barbaren werden.
Andrew verdrehte das Halstuch. „Wenn du es wagst, eine weitere Frau zu ruinieren, wirst du den Tag nicht mehr erleben, um es zu bereuen."
„Du … erwürgst mich …" Fox’ Stimme erstarb.
Andrew lockerte er den Griff. „Du wirst um Hannahs Hand anhalten."
„Das kann ich nicht, sagte Fox. „Sie ist in Lord Arvin verliebt. Ich habe ihr gestattet, mich bei seinem Namen zu nennen, und wir waren beide zufrieden.
Andrew verharrte in der Bewegung. „Das finde ich überaus merkwürdig."
Er rutschte ein Stücke weg, damit sich Fox aufsetzen konnte.
„Kein Wunder, erwiderte Fox, schüttelte sich und zupfte sein Halstuch zurecht. „Du hast keine Ahnung von Leidenschaft. Du brauchst eine Frau wie Sophia Swift, die sie dich lehrt.
Andrew stand auf und klopfte seine Knie ab. „Dieser irrsinnigen Frau werde ich mich keinen Schritt mehr nähern. Sie hat mich gebissen!"
Fox hielt inne. „Frauen beißen manchmal. Das ist nur im Spiel."
Mit schnellen Bewegungen zog Andrew sein weißes Leinenhemd aus der Hose und hob es vorn hoch. Er deutete auf eine Narbe auf seiner Brust.
„Sie. Hat. Mich. Gebissen", brachte er gepresst hervor.
Fox beugte sich vor und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Perfekt aneinandergereihte Zähne hat sie, das steht schon mal fest."
Das war in seinem sechzehnten Lebensjahr geschehen. Sein Vater war der Meinung gewesen, dass Andrew gewisse Erfahrungen mit dem schönen Geschlecht machen müsse.
Sophia, nur wenige Jahre älter als Andrew, hatte versprochen, ihm alles zu zeigen, was es zu wissen gelte. Anfangs war es wunderbar mit ihr gewesen, doch das hatte nicht länger als bis zum ersten Kuss gedauert. Sie war alles, was er sich hätte wünschen können – bis ihre Leidenschaft sie übermannt hatte.
„Zum Teufel. Fox starrte auf die Narbe. „Und sie war willig?
„Ja. Aber ich danach nicht mehr. Andrew ließ sein Hemd wieder sinken. „Eines Tages wird meine Ehefrau diese Narbe sehen.
Fox blinzelte. „Mach dir darüber keine Gedanken. Als du eine Dame – eine gebrechliche Großmutter – vor einem Taschendieb gerettet hast, wurdest du vom Dieb gebissen. Er wurde nach Newgate gebracht und zum Tode verurteilt. Dann blitzte es in seinen Augen. „Oder du erzählst einfach die Wahrheit.
Nach einem tiefen Atemzug legte er eine Hand auf seine Brust und sagte mit theatralischer Stimme: „Eine Frau, von der Leidenschaft in den Wahnsinn getrieben."
„Sie ist einfach verrückt. Andrew schüttelte den Kopf. „Fingernägel wie Krallen und … drei Spiegel.
Zu sehen, wie die wirre Frau ihn aus drei verschiedenen Perspektiven um Verzeihung bat, war ihm wie ein Albtraum vorgekommen.
„Vielleicht komme ich auf dein Angebot zurück. Fox schaute zur Decke auf. „Um zu sehen, ob du die Wahrheit sagst.
„Oh, lass dich von mir nicht abhalten. Ihr beide werdet bestimmt Spaß miteinander haben." Er schüttelte den Kopf. An jenem Abend hatte er geglaubt, mit einem wild gewordenen Tier im gleichen Raum zu sein. Am Anfang war Sophia genauso aufgeregt gewesen wie er selbst, doch als sie erkannte, was geschehen war, musste er sie beruhigen. Eine Stunde lang versicherte er ihr, dass es nicht wehtun würde, obwohl er in Wahrheit höllische Schmerzen litt. Danach verspürte er nicht mehr den Wunsch, eine derartige Begegnung zu wiederholen.
„Du musst endlich lernen, was es heißt, zu leben." Aus Foxworthys Kehle erklang ein verächtlicher Laut.
„Ha, erwiderte Andrew. „In einem Moment gehst du wie auf Wolken, im nächsten wälzt du dich wegen deines unbeständigen Herzens wie ein Betrunkener auf dem Boden. Du glaubst, verliebt zu sein, und sagst, dass sie für immer die Deine ist, doch sobald sie in deinen Armen liegt, kannst du sie nicht mehr ertragen. Anschließend hältst du sie auf Abstand und verletzt sie. Oder sie kehrt zu ihrem Ehemann zurück und vergisst dich – in diesem Fall kannst du von nichts anderem mehr reden.
„Das ist es alles wert." Fox schnaubte.
Andrew lachte abschätzig. „Wenn du das nächste Mal mitten in der Nacht vor meiner Tür stehst und dich verstecken willst, weil irgendein eifersüchtiger Mann hinter dir her ist, werde ich dich an deine Worte erinnern – und dir einen Tritt in den Hintern geben."
Das Kinn gereckt, straffte Fox die Schultern. „Ich komme dich zu Hause besuchen, weil ich Karten mit dir spielen möchte. Wegen der Wankelmütigkeit der Frauen bin ich gelegentlich etwas melancholisch. Manchmal habe ich auch einfach Pech, aber ich muss mich nie verstecken."
„Du willst schlafen können, ohne Angst haben zu müssen, dass jemand in dein Haus einbricht und dich erschlägt. Von deinem Vater hast du nichts gelernt."
Fox kniff die Augen zusammen. „Und du nichts von deinem."
Andrew ballte seine Hand zu einer Faust und sah Fox eindringlich an. Keiner von beiden bewegte sich.
„Bitte entschuldige, sagte Fox, während er die Hände hob. „Du weißt, ich habe es nicht so gemeint.
Andrew gelang es, sich zu beherrschen. Sein Vetter erkannte nicht die Leichtsinnigkeit seines Verhaltens. Wahrscheinlich wäre er schon vor langer Zeit umgebracht worden, wenn Andrew nicht immer wieder eingeschritten wäre.
Fox musterte Andrew. „Ich hab’s nicht so gemeint. Das weißt du. Dein Vater beging einen kleinen Fehltritt in seinem Leben. Na und? Er zuckte mit den Achseln. „Er war besser zu uns, als es mein Vater je gewesen ist. Ich wollte nicht schlecht von ihm reden. Um ihn habe ich mehr getrauert, als ich je um meinen Vater trauern würde.
Andrew empfand den vertrauten Schmerz des Verlustes, der jedoch durch seine Wut überdeckt wurde. Auf seinen Vater war er nicht mehr wütend, doch mit Fox lagen die Dinge anders. Immerzu stürzte er das Leben anderer Leute ins Chaos, weil er sich allein von seinen Impulsen steuern ließ. Ununterbrochen brach Fox die Herzen von Frauen, oder ihm wurde das Herz gebrochen. Danach stand er stets vor Andrews Tür. Nach wenigen Tagen ließ die vermeintliche Trauer seines Vetters zumeist nach, und er verliebte sich in eine andere.
Fox seufzte, doch dann funkelte es in seinen Augen, und er zog die Mundwinkel hoch. „Es bedrückt mich, mi tanzusehen, wie du auf der Stelle trittst."
Andrew blinzelte. „Ich? Du bist derjenige, der immer wieder auf die Nase fällt."
„Da hast du wohl leider recht. Fox wandte ihm den Rücken zu. „Ich habe mich vielleicht falsch verhalten und einer jungen Frau unwiderruflichen Schaden zugefügt.
„Das hast du etliche Male getan."
„Aber dieses Mal … Schwer atmend ließ er die Schultern sinken. „Ich befürchte, ihr Wesen war zu zart. Zu zerbrechlich. Und ich mache mir Sorgen, dass sie sich nicht davon erholen wird.
Fox drehte sich zu Andrew. „In einer Nachricht hat mir ihre Freundin mitgeteilt, dass sie tieftraurig ist. Ich befürchte … Ich befürchte, dass sie sich das Leben nimmt."
„Das kann nicht dein Ernst sein."
„Doch, voll und ganz."
„Dann musst du ihre Familie informieren, damit sie dafür Sorge trägt, dass die Frau in ihrem Unglück nicht zu weit geht." Er beugte sich vor. Er würde sicherstellen, dass Fox sich nicht aus seiner Pflicht stahl.
„Ich kann nicht. Sie lebt nicht bei ihrer Familie. Sie ist ein bemitleidenswertes kleines Ding. Eine Gesellschafterin, die im Schatten ihrer Herrin lebt. Nie darf sie etwas auf eigene Faust unternehmen. Die andere Frau macht sich über sie lustig, nennt sie eine alte Jungfer. Ich dachte, ich zeige ihr etwas Mitgefühl, damit sie erkennt, wie schön sie innerlich ist. Stattdessen hat sie einen Narren an mir gefressen. Als ich ihr sagte, dass ich sie nicht liebe, glaubte ich, sie würde es verstehen. Aber es heißt, dass sie sehr niedergeschlagen ist. Ich habe Angst, sie wiederzusehen. Es wird ihren Kummer nur vergrößern."
„Du musst dich aber vergewissern, dass sie nicht noch eine größere Dummheit begeht!"
„Wenn ich verspreche …, Fox legte sich eine Hand aufs Herz, „… dass ich in Zukunft besser aufpasse, würdest du sie bitte besuchen, um nachzuschauen, wie es ihr geht? Und erzähl ihr einfach das Gleiche wie mir: dass ich ein ruchloser Schurke bin.
„Ich kann doch nicht so bei einer Dame vorstellig werden. Das ist undenkbar."
Fox nahm wieder eine entspannte Haltung an. „Bei Tilly schon. Sie ist Gesellschafterin, und ihre Herrin wird heute Abend nicht zu Hause sein. Ich kann ihr eine Nachricht schicken und sie bitten, am Dienstboteneingang auf mich zu warten."
Andrew schüttelte den Kopf. „Ich kann die arme Frau nicht glauben lassen, dass ihr Geliebter erscheint."
„Wenn jemand sie überzeugen kann, dass ich ihre Tränen nicht wert bin, dann du. Du hast mir so oft eine Moralpredigt gehalten, dass es dir nicht schwerfallen sollte. Hilf mir noch dieses eine Mal. Ich verspreche, ich werde mich bessern."
Beatrice stieg aus der Kutsche und die Treppe hinauf zum Eingang des Stadthauses. Die Tür wurde von innen geöffnet, und sie trat ein – bis sie mit ihrem Kleid an irgendetwas hängen blieb und sie so zum Stehenbleiben gezwungen war. Als sie sich umdrehte, zog sie den losen seidenen Saum ihres Kleides von der Türunterkante und hörte, wie der Stoff riss.
„Das hätte ich für Sie beheben können", sagte der Butler ihres Bruders mit einer Stimme, die von einem Geist hätte stammen können. Wenn man Arthur genauer betrachtete, haftete seiner ganzen Erscheinung etwas Gespenstisches an – mit seiner hohen Statur, seiner aufrechten Haltung und wie er immer unerwartet aus dem Schatten hervortrat.
„Ich kann nicht den ganzen Tag warten", murmelte Beatrice.
„Ich bitte um Verzeihung. Es liegt an meinem Alter, wissen Sie. Ich bin langsam. Sein Gesicht verriet keinerlei Gefühlsregung. „Vergesslich. Ich kann mich nur schwer daran erinnern, wie man sich zu benehmen hat.
„Papperlapapp, meinte sie, bevor sie ihn musterte. „Wie alt sind Sie?
„Einhundertdrei – in Butlerjahren."
Das Hausmädchen erschien hinter ihnen. Sie trug Beatrices Retikül, ihr Buch und ihren Lieblingsumhang aus Wolle, den sie nur in der Kutsche trug, da er bereits etwas abgetragen, aber immer noch sehr bequem war.
„Und wie viel ist das in Menschenjahren?", fragte Beatrice den Butler.
„Daran kann ich mich nicht erinnern."
„Arthur …"
„Ich heiße Arturo."
„Nein, das stimmt nicht."
Er reckte die Nase in die Luft und redete in einem Ton weiter, der eher zu König George gepasst hätte. „Ich bin mir recht sicher, Madam. Ich war dabei."
„Sie heißen Arthur." Sein Vater war einst der Butler des alten Dukes gewesen. Mit ihm hatte Arthur eine Zeit lang gemeinsam gedient, und um eine Verwechslung zu vermeiden, hatte man ihn bei seinem Taufnamen genannt.
Er räusperte sich mit geschlossenen Lippen, bevor er sprach. „Wie Lady Riverton wünscht. Allerdings könnte Lady Riverton besser auf ihre Kleidung aufpassen. Mrs. Standen beschwert sich, wenn Sie nachlässig sind und sie mehr als üblich flicken muss."
Beatrice lächelte. „Auf die eigene Frau zu hören gehört zu den Pflichten eines Ehemannes, Arthur."
„Arturo."
„Arthur", erwiderte sie gebieterisch. Kopfschüttelnd bewegte sie sich in Richtung Eingangstür und hob das Kleid mit beiden Händen an, damit der Saum nicht weiter einriss. Als sie am Fuße der Treppe anhielt und sich umdrehte, kreuzten sich Arthurs und ihre Blicke.
Sie fauchte den Butler an, so gut sie konnte. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Langsam ging sie, vom Hausmädchen gefolgt, die Treppe hoch.
„Verdammt, murmelte sie, während sie ihre beschuhten Füße begutachtete. „Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, diese Schuhe für den Besuch bei meiner Tante zu tragen.
Voller Schmerzen erklomm Beatrice die Stufen, erleichtert darüber, im Stadthaus ihres Bruders und nicht auf ihrem Landanwesen zu sein. „Gehen Sie in die Küche, und sagen