Prinzesschen sucht Mutterliebe: Fürstenkinder 90 – Adelsroman
Von Christine Weyden
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Noch einen Blick auf die Kirche, die auf dem weit in den See hinausgeschobenen Felsen stand, jetzt wie eine zierliche Silhouette gegen den nachtblauen Himmel wirkend, noch einen Blick über die Silberfluten, die leise glucksend an das Ufer stießen. Es waren schöne Tage mit Madeleine und Francois Corteuille gewesen, schöne Tage und erfolgreiche Tage. Schade, daß sie zu Ende waren. Er hatte zweimal vierundzwanzig Stunden wie in einer anderen Welt gelebt, losgelöst vom Alltag, in einer Harmonie und in einem inneren Frieden, den er bei sich zu Hause schon lange nicht mehr gefunden hatte. War er selbst schuld daran? War es Désirée? Oder lag es bei keinem von ihnen beiden? Er ließ den Wagen ganz langsam die Uferstraße entlangrollen. Sein Blick galt kaum der Straße, die schon ganz still geworden war, er haftete an einem Schwanenpärchen, das sich wie zwei kleine weiße Schiffchen von den Wellen schaukeln ließ. Was aber jetzt neben den Schwänen wie ein weißer Ball auftauchte, das hatte nichts mit ihnen zu tun. Gregor Hochfeld hatte unwillkürlich den Wagen angehalten. Sein Blick suchte, suchte… Ganz still und unberührt lag die Silberfläche vor ihm, nur das Schwanenpaar schaukelte darauf, sonst nichts. Im nächsten Augenblick war der Mann aus der offenen Limousine. Mit einem Sprung hatte er die niedrige Ufermauer überquert und lief die wenigen Schritte zum Wasser. Im Laufen riß er sich den Rock vom Leib und schleuderte die Schuhe weg. Die Schwäne ruderten eilends davon, als etwas laut ins Wasser klatschte. Mit weitausholenden Stößen hielt Gregor auf die Stelle zu, wo die weiße Bademütze zum letzten Male aufgetaucht war. Er tauchte – und da war ein weißer Leib vor ihm, er griff zu, hart in seiner Sorge, hielt ihn und ließ sich mit ihm zur Oberfläche des Sees emportragen. Felizitas war eine Sekunde lang wie erstarrt vor Schreck. Bilder überstürzten sich in tosender Eile.
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Buchvorschau
Prinzesschen sucht Mutterliebe - Christine Weyden
Fürstenkinder
– 90 –
Prinzesschen sucht Mutterliebe
Unveröffentlichter Roman
Christine Weyden
Noch einen Blick auf die Kirche, die auf dem weit in den See hinausgeschobenen Felsen stand, jetzt wie eine zierliche Silhouette gegen den nachtblauen Himmel wirkend, noch einen Blick über die Silberfluten, die leise glucksend an das Ufer stießen. Es waren schöne Tage mit Madeleine und Francois Corteuille gewesen, schöne Tage und erfolgreiche Tage. Schade, daß sie zu Ende waren. Er hatte zweimal vierundzwanzig Stunden wie in einer anderen Welt gelebt, losgelöst vom Alltag, in einer Harmonie und in einem inneren Frieden, den er bei sich zu Hause schon lange nicht mehr gefunden hatte. War er selbst schuld daran? War es Désirée? Oder lag es bei keinem von ihnen beiden?
Er ließ den Wagen ganz langsam die Uferstraße entlangrollen. Sein Blick galt kaum der Straße, die schon ganz still geworden war, er haftete an einem Schwanenpärchen, das sich wie zwei kleine weiße Schiffchen von den Wellen schaukeln ließ. Was aber jetzt neben den Schwänen wie ein weißer Ball auftauchte, das hatte nichts mit ihnen zu tun. Zwei Arme griffen aus den Silberfluten heraus, tauchten wieder ein, ein weißer schlanker Leib schnellte wie ein geschmeidiger Fisch durch das Wasser, der Kopf mit der weißen Bademütze verschwand in den Wellen, tauchte auf, verschwand wieder…
Gregor Hochfeld hatte unwillkürlich den Wagen angehalten. Sein Blick suchte, suchte… Ganz still und unberührt lag die Silberfläche vor ihm, nur das Schwanenpaar schaukelte darauf, sonst nichts.
Im nächsten Augenblick war der Mann aus der offenen Limousine. Mit einem Sprung hatte er die niedrige Ufermauer überquert und lief die wenigen Schritte zum Wasser. Im Laufen riß er sich den Rock vom Leib und schleuderte die Schuhe weg. Die Schwäne ruderten eilends davon, als etwas laut ins Wasser klatschte. Mit weitausholenden Stößen hielt Gregor auf die Stelle zu, wo die weiße Bademütze zum letzten Male aufgetaucht war. Er tauchte – und da war ein weißer Leib vor ihm, er griff zu, hart in seiner Sorge, hielt ihn und ließ sich mit ihm zur Oberfläche des Sees emportragen.
Felizitas war eine Sekunde lang wie erstarrt vor Schreck. Bilder überstürzten sich in tosender Eile. Ein Hai im See? Das konnte es doch nicht geben! Schreien! Nein, das konnte man unter Wasser nicht, sie zumindest nicht. Doch da war Luft… man konnte atmen… jetzt könnte man auch schreien… aber Felizitas tat es nicht, denn da war eine Stimme, atemlos, angestrengt, aber trotzdem von einem seltsamen Wohllaut, tröstend, beruhigend: »Halten Sie nur ganz still, wir sind bald am Ufer…« Sie fühlte zwei Hände, die ihren Kopf über Wasser hielten, dann lag sie auf dem Rücken über einer Brust und wußte im nächsten Augenblick, was das Ganze zu bedeuten hatte: Sie wurde gerettet, vor dem Ertrinkungstod bewahrt!
Felizitas hatte nicht den Mut, den Irrtum aufzuklären, daß sie nur probiert hatte, wie lange sie unter Wasser aushalten könnte, ohne Atem holen zu müssen. Sie war irgendwie überwältigt davon, daß ein ganz fremder Mensch anscheinend ohne zu zögern und zu überlegen, mit den Kleidern ins Wasser gesprungen war, um ihr in vermeintlicher Gefahr zu Hilfe zu kommen. Sie wußte sekundenlang nicht, wie sie sich verhalten sollte, und lag darum ganz still, ließ sich von ihm ans Ufer tragen, fühlte sich auf irgend etwas – es war Gregors Rock – gebettet und dann waren plötzlich Hände um ihren Kopf, von dem längst die Bademütze gerutscht war, sanft, behutsam, hielten ihn, bogen ihn zurück und im nächsten Augenblick lag ein Mund auf dem ihren und versuchte ihr Atem einzuhauchen.
Das war zuviel! Entsetzt riß sie die Augen auf, ihre Hände stemmten sich gegen die Brust des Mannes… und sanken wieder zurück. Denn da waren – im weißen Mondlicht deutlich zu sehen – zwei graue Augen über den ihren, warme, frohe, glückliche Augen, und eine tiefe, schwingende Stimme, die sie schon draußen auf dem Wasser gehört hatte, sagte: »Gott sei Dank, Sie leben! Geht es wieder, ja?«
In der Stimme war so viel Besorgnis, daß ganz jäh und gegen ihren Willen Tränen in ihre Augen schossen. Wie lange war es her, daß sich kein Mensch mehr um sie gesorgt hatte? Eine Ewigkeit erschien es ihr. Und da kam plötzlich ein Fremder, einer, von dem sie gestern noch nichts gewußt hatte und von dem sie in wenigen Minuten wieder nichts mehr wissen würde, nie mehr.
Er mißverstand ihre Tränen.
»Es ist doch alles gut«, versuchte er zu beruhigen und strich – wie man ein Kind streicheln mochte – über das lange honigblonde Lockenhaar, das sich feucht anfühlte. Ein kühler Wind strich über sie dahin, und Felizitas schauerte in ihrem nassen Badeanzug. Da spürte auch der Mann die Kleider kalt an seinem Körper kleben. Es war nicht mehr Sommer. In seiner Angst um das fremde Menschenleben hatte er gar nicht gespürt, wie kalt der See schon war. Er richtete sich auf und sah sich um.
»Bitte, Sie frieren auch, nicht wahr? Der See war sehr kalt. Wohin kann ich Sie bringen? Wo sind Sie zu Hause?«
Sie zeigte über den See hinüber.
»Drüben?« entsetzte er sich. »Sie sind durch den ganzen See geschwommen? Und wollten auch wieder zurück?«
»Ja. Das habe ich jede Nacht gemacht. Bei Nacht gehört der See mir ganz allein. Das ist wunderschön.«
»Aber auch gefährlich, wie Sie erfahren haben.«
Sie widersprach nicht.
»Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
»Wie denn?«
»Oben steht mein Wagen.« Er deutete zur Straße hinauf. »Ich habe Decken im Wagen. Die müssen fürs erste helfen.«
Als er sah, wie sie im kühlen Wind zitterte, bückte er sich, hob seinen Rock auf und legte ihn ihr um die Schultern. Er bedeckte sie bis zu den Knien. »Ich drehe mich um. Ziehen Sie den Badeanzug aus und schlüpfen Sie in den Rock. Das ist noch besser.«
»Ich mache ihn innen ganz naß!«
»Das macht nichts. Bitte!«
Während er seine Schuhe suchte, einen da, den anderen einige Meter weiter weg, streifte sie schnell den Badeanzug ab und schlüpfte in den Rock. Er war viel zu weit. Sie zog ihn eng um sich. Wie wohl das tat! Ein herber Duft stieg aus dem Stoff auf. Sie empfand ihn angenehm und fast ein bißchen aufregend. Aufregend war die ganze Situation, denn sie hatte – obwohl sie schuldlos daran war – ein schlechtes Gewissen. Ihretwegen fror er. Sie sah es, obwohl er es zu verbergen suchte.
»Darf ich mich umdrehen?« fragte er, nachdem er mit Mühe die Schuhe über die nassen Strümpfe gezogen hatte.
»Bitte!«
Er lächelte, als er sie in seinem Rock so stehen sah, die langen Haare, verlegen wie ein Kind, mit einer Hand zusammendrehend, während sie mit der anderen den Rock hielt. Wie jung sie war! Und – wie schön! Voll lag das Mondlicht auf dem schmalen Antlitz, in dem übergroße tiefblaue Augen standen. Sie wirkten fast so dunkel wie der Nachthimmel.
Er streckte die Hand aus, sie ließ die Haare los und faßte nach seiner Hand. »Laufen wir?«
Sie liefen zusammen, Hand in Hand, das Ufer hinauf und die Straße entlang, bis zum Wagen, nachdem der Mann Felizitas mühelos wie ein kleines Kind über die Ufermauer gehoben hatte. Er holte zwei Autodecken aus dem Kofferraum, legte sie ihr in den Arm und schloß dann das Dach seiner Limousine. »Vom Wind haben wir für heute genug.« Er ließ sie neben dem Fahrersitz einsteigen, nachdem er ihr eine Decke abgenommen und sie ihr eng um die Hüften gewickelt hatte. Sie konnte sich kaum bewegen. Felizitas lachte leise auf. Gott sei Dank, sie kann schon wieder fröhlich sein! dachte er und horchte diesem warmen Lachen nach, das tiefer als ihre Sprechstimme war. Das böse Erlebnis scheint sie überwunden zu haben.
Felizitas aber lachte,