Das Erbe von Malnö: Fürstenkinder 39 – Adelsroman
Von Hella Birken
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
»Ines, du mußt doch einsehen, daß ich es nur gut mit dir meine!« Mit einer verzweifelten Gebärde wischte sich der Graf von Rixen den Schweiß vom Gesicht. Mein Gott, was konnte er denn noch ins Feld führen, um seiner Tochter Vernunft beizubringen? »Schau, Kind, ich habe dich doch lieb, und ich will ganz bestimmt, daß du glücklich wirst, aber laß dir gesagt sein, dieser Ferdinand ist nicht der richtige Mann für dich. Von seiner Armut will ich gar nicht reden, aber sein Charakter –, ich weiß nicht. Oder findest du es schön, daß er nun schon über sechs Wochen fort ist und noch nicht einmal geschrieben hat? Aus den Augen, aus dem Sinn, so habe ich ihn immer eingeschätzt. Doch glaube mir, man stirbt nicht an der ersten Liebe.« Der Graf drehte sich nach seiner Tochter um, aber der Platz, an dem sie gesessen hatte, war leer. Erstaunen malte sich auf seinen Zügen und dann Wut. Laut schrie er: »Berthi, Berthi, mein Gott noch mal, wo steckst du denn? Ist man in diesem Sauladen denn ganz allein?« »Herr Graf sollen nicht immer so fluchen, wenn das die gnädige Frau hörte, würde sie die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.« »Ach, laß mich jetzt mit Ottilie in Ruhe. Sag mir lieber, was ich tun kann, um meiner vermaledeiten Tochter den Kopf zurechtzusetzen! Du weißt, es gibt keinen anderen Ausweg für uns! Ines muß den Grafen Hoholt heiraten, er allein kann das Schloß und uns noch retten. Dieser Habenichts, dieser Ferdinand, der muß ein für allemal verschwinden.« »Aber er ist doch schon verschwunden, oder nicht?« »Wenn du auf die Briefe anspielst, die ich unterschlagen habe, dann ja, aber das ist doch nicht endgültig.
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Rezensionen für Das Erbe von Malnö
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Buchvorschau
Das Erbe von Malnö - Hella Birken
Fürstenkinder
– 39 –
Das Erbe von Malnö
Ihm fehlt nur noch ein Vater zum Glücklichsein
Hella Birken
»Ines, du mußt doch einsehen, daß ich es nur gut mit dir meine!«
Mit einer verzweifelten Gebärde wischte sich der Graf von Rixen den Schweiß vom Gesicht. Mein Gott, was konnte er denn noch ins Feld führen, um seiner Tochter Vernunft beizubringen?
»Schau, Kind, ich habe dich doch lieb, und ich will ganz bestimmt, daß du glücklich wirst, aber laß dir gesagt sein, dieser Ferdinand ist nicht der richtige Mann für dich. Von seiner Armut will ich gar nicht reden, aber sein Charakter –, ich weiß nicht. Oder findest du es schön, daß er nun schon über sechs Wochen fort ist und noch nicht einmal geschrieben hat? Aus den Augen, aus dem Sinn, so habe ich ihn immer eingeschätzt. Doch glaube mir, man stirbt nicht an der ersten Liebe.«
Der Graf drehte sich nach seiner Tochter um, aber der Platz, an dem sie gesessen hatte, war leer. Erstaunen malte sich auf seinen Zügen und dann Wut. Laut schrie er: »Berthi, Berthi, mein Gott noch mal, wo steckst du denn? Ist man in diesem Sauladen denn ganz allein?«
»Herr Graf sollen nicht immer so fluchen, wenn das die gnädige Frau hörte, würde sie die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.«
»Ach, laß mich jetzt mit Ottilie in Ruhe. Sag mir lieber, was ich tun kann, um meiner vermaledeiten Tochter den Kopf zurechtzusetzen! Du weißt, es gibt keinen anderen Ausweg für uns! Ines muß den Grafen Hoholt heiraten, er allein kann das Schloß und uns noch retten. Dieser Habenichts, dieser Ferdinand, der muß ein für allemal verschwinden.«
Ein wenig lauernd sagte die alte Frau:
»Aber er ist doch schon verschwunden, oder nicht?«
»Wenn du auf die Briefe anspielst, die ich unterschlagen habe, dann ja, aber das ist doch nicht endgültig. Er kann doch jeden Tag aus Brasilien zurückkommen, und was dann? Ines muß den Grafen vorher heiraten, anders ist es nicht möglich, und du, Berthi, wirst mir dabei helfen. Komm her, altes Mädchen, hör zu…«
Während der Graf von Rixen zusammen mit der alten Dienerin Berthi einen teuflischen Plan ausheckte, saß Ines an ihrem Lieblingsplatz unter der großen Kastanie am alten verfallenen Turm. Sie weinte nicht, o nein, im Gegenteil, ein zärtliches Lächeln umspielte ihren schönen Mund. In ihren großen bernsteinfarbenen Augen lag alle Liebe der Welt.
Man wollte ihr Ferdinand nehmen, man wollte die Erinnerung an ihre Liebe auslöschen und wußte gar nicht, daß es dazu schon zu spät war. Seit gestern hatte sie die Gewißheit, daß sie ein Kind unter dem Herzen trug, ein Kind der Sünde. Ja, so würde der Vater urteilen, sie aber wußte, daß es ein Kind der Liebe war. Ob Ferdinand nun wiederkam oder nicht, er würde immer bei ihr sein, jetzt und für alle Zeiten. Alles konnte man ihr nehmen, aber nicht ihr Kind. Doch Ferdinand würde wiederkommen, dessen war sie gewiß. O Gott, wie sehr sie ihn liebte, diesen verwegenen, sportlichen, arbeitsamen Mann, der so schwer zu kämpfen hatte, um das Erbe seiner Väter zu halten. Die Gutsbesitzer der Umgebung nannten ihn nur den Bauern, weil er sich nicht scheute, selbst Hand anzulegen, wo es notwendig war, und gerade das liebte sie so sehr an ihm. Sie haßte diese geschniegelten Salonlöwen, die nichts weiter konnten, als oberflächliche Konversation zu treiben und dumme Komplimente zu machen.
Doch so sehr Ferdinand auch arbeitete, das Gut war und blieb verschuldet. Sein verstorbener Vater, ein Lebemann, hatte sich nie um das Gut gekümmert, und sein Sohn stand nun vor dem Ruin. Das war auch der Grund, warum Ferdinand zu seiner Mutter nach Rio gefahren war. Die Gräfin hatte in zweiter Ehe einen reichen Plantagenbesitzer geheiratet, und obwohl der Sohn ihr das nie verzeihen konnte, erhoffte er sich nun doch Hilfe von ihr. Er würde ihr bestimmt jede Mark auf den Heller genau zurückzahlen, denn er wollte sich von seinem Stiefvater nichts schenken lassen, aber ein langfristiger Kredit, den die Banken ihm nicht mehr geben wollten, könnte das Schloß seiner Väter retten.
Ines wußte, Ferdinand würde sich auf das Kind freuen, genau wie sie, und doch beschloß sie, es ihm noch nicht mitzuteilen. Er hatte genug Sorgen, mußte dem Kind und den weiteren, die noch kommen sollten, die Heimat erhalten.
Es wurde ein wenig kühl im Schatten des jahrhundertealten Baumes. Fröhlich sprang Ines auf, als sie ihren Namen rufen hörte. Was die alte Berthi wohl von ihr wollte?
»Ines, wo steckst du denn?«
»Komme schon. Nun Berthi, wo brennt es?«
»Nirgends brennt es. Der Graf Hoholt ist gekommen, und dein Vater wünscht, daß du dich umziehst und dann den Herren in der Bibliothek Gesellschaft leistest.«
Ehrlich erschrocken fragte Ines:
»Du, Berthi, hat mein Vater den Plan, daß ich den Grafen heiraten soll, immer noch nicht aufgegeben?«
»Ach, Kind, du weißt doch, was dein Vater sich einmal in den Kopf gesetzt hat, das will er auch durchsetzen. Abgesehen davon, der Graf ist zwar viele Jahre älter als du, aber sonst ist er nett und doch auch recht passabel. Ganz zu schweigen von seinem Reichtum. Ich an deiner Stelle würde da nicht lange überlegen!«
»Berthi, wie sprichst du denn plötzlich? Du warst es doch, die sich über den Grafen immer lustig gemacht hat. Du hast mir immer geholfen, daß ich mich mit Ferdinand treffen konnte, so daß der Vater nichts davon wußte, und nun? Meinst du etwa, ich hätte den Ferdinand schon vergessen, nur weil ich von ihm noch keine Post erhalten habe? Meinst du, ich liebte ihn deshalb weniger?
Berthi, was ist nur los mit dir? Du hast mich doch immer verstanden, du warst doch meine einzige Freundin seit Mutters Tod. Ich verstehe dich nicht mehr. Der Vater liebt mich, und doch will er mich zwingen, einen ungeliebten Mann zu heiraten. Du hast immer gesagt, du willst dafür kämpfen, daß ich den Ferdinand heiraten darf, und stehst nun auf einmal du auf Vaters Seite?«
Die Alte fühlte sich bei den Worten der jungen Komteß sehr unbehaglich, und so sagte sie zerknirscht:
»Kind, du bist zu empfindlich. Natürlich, der Ferdinand ist ein netter Mann und auch arbeitsam, alles, was recht ist, aber Geld ist schließlich auch nicht zu verachten.
Doch jetzt laß deinen Vater nicht länger warten, zieh dich um!«
Ganz langsam stieg Ines die breite Treppe hinauf. In ihr verstärkte sich das Gefühl, daß hier irgend etwas nicht stimmte. Berthi hatte doch sonst immer auf ihrer Seite gestanden, warum hatte sie plötzlich ihre Meinung geändert?
Einen Moment stand Ines unschlüssig vor ihrem Kleiderschrank, doch dann entschloß sie sich, sich aus Protest nicht umzuziehen. Flink fuhr sie sich mit dem Kamm über das Haar und ging in die Bibliothek.
Graf Hoholt war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren. Er war mittelgroß und untersetzt. Sein dünnes blondes Haar war sorgfältig gescheitelt und gekämmt, um die beginnende Glatze zu verdecken. Schön an ihm waren seine brauen, warmen Augen, von denen man immer das Gefühl hatte, daß ihnen nichts verborgen blieb. Die Augen verrieten Klugheit und Güte und viel Lebenserfahrung. Selbst Ines, die den Grafen gern hassen wollte, konnte sich dem Bann dieser Augen nicht ganz entziehen. Sie hatte immer das Gefühl, er wüßte genau, was sie dachte, das war ihr oft ein wenig unheimlich und manchmal auch peinlich. Wenn er doch bloß nicht immer so geschwollen daherreden würde, wie auch heute wieder:
»Liebste Ines, es ist schön, Sie wieder einmal zu sehen. Sie werden von Tag zu Tag schöner, und es fällt mir schwer, mich von Ihnen fernzuhalten. Wie glücklich bin ich, ein Freund des Hauses zu sein und so zumindest hin und wieder in den Genuß Ihres Anblicks zu kommen…«
Gott sei Dank kam der Vater Ines zur Hilfe, indem er sagte:
»Schon gut, mein lieber Hoholt, machen Sie meine Tochter nicht eitler, als sie schon ist. Ständig sagt man ihr, wie sehr sie ihrer Mutter ähnelt, aber finden Sie nicht auch, daß Ottilie viel schöner war?«
»Die selige Gräfin war zweifelsohne eine große Schönheit, aber Ines in ihrer zarten Jungmädchenhaftigkeit ist es auch. Als reife Frau wird sie Ihre verstorbene Gattin bestimmt noch an Schönheit übertreffen.«
»Ach, Hoholt, Sie sind ein galanter Mann, mit Ihnen kann man nicht mehr objektiv diskutieren, besonders dann nicht, wenn Ines im Spiel ist.
Doch um das Thema zu wechseln, ich habe gehört, daß Malnö versteigert werden soll, stimmt das?«
Es war das erstemal, daß Ines sich in das Gespräch mischte, indem sie leidenschaftlich sagte:
»Nein! Das stimmt ganz bestimmt nicht. Du weißt genau, Vater, daß Ferdinand von Friberg nach Rio gefahren ist, um das notwendige Kapital aufzutreiben. Niemals würde er es zulassen, daß das Erbe seiner Väter unter den Hammer kommt, zumindest nicht, wenn er es irgendwie verhindern kann. Oder können die Gläubiger in seiner Abwesenheit eine Versteigerung vornehmen lassen?«
Aufmerksam hatte Graf Hoholt das junge Mädchen beobachtet, und wenn er sich bisher nie ganz sicher war, jetzt wußte er: Ines liebte Ferdinand von Friberg, und neben diesem jungen, gutaussehenen Mann blieben ihm natürlich keine Chancen. Er liebte Ines von ganzem Herzen, sie sollte glücklich werden, auch wenn er verzichten mußte. Er verriet nicht den Aufruhr, der in ihm war. Ruhig, beinahe liebevoll fragte er Ines:
»Bestehen denn berechtigte Aussichten, daß der Baron in Rio Geld auftreiben kann?«
»Ich weiß es nicht, er hofft es jedenfalls sehr. Seine Mutter hat doch den Grafen Drexler geheiratet. Er besitzt in Brasilien große Plantagen und gilt als sehr reich, aber ob er Ferdinand Geld leiht, ist natürlich fraglich.«
Barsch unterbrach sie der Vater:
»Ines, kümmere du dich bitte nicht um Dinge, von denen du nichts verstehst und die dich auch nichts angehen. Soll der Baron mit seiner verschuldeten Klitsche machen, was er will. Mich können höchstens ein