Dein Ja war eine Lüge, Gräfin Maria: Fürstenkrone 257 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Mutter und Tochter saßen einander gegenüber. Sie waren beide mit Flickarbeit beschäftigt. Lena von Gleichenau, eine schlicht gekleidete, früh gealterte Frau Ende der Vierzig, sah scheu zu ihrer Tochter auf, die eifrig arbeitete. »Könntest du dir nicht doch Hollenbergs Antrag noch einmal überlegen? Er ist ein angesehener Bankfachmann, besitzt ein schönes, eigenes Haus, auf dem Land einen ertragreichen Gutshof, einen Rennstall und ein paar Stadthäuser. Er gilt als Millionär. Er könnte dir alles bieten, was einer jungen schönen Frau geboten werden kann. Du würdest durch ihn zu einer der ersten Damen der Gesellschaft aufsteigen. Verzeih, daß ich das alles so betone, aber du weißt, daß ich auf derlei Vorteile kaum Wert lege, und doch möchte ich es dir vor Augen führen. Als Mutter, die ihrem Kind nichts, gar nichts bieten kann, die mit Sorge in die Zukunft sieht, muß ich dir sagen, daß du hier eine einmalige Chance hast. Ich werde dich natürlich nie zu etwas drängen, das du als für dich untragbar ansiehst. Aber überlege alles bis ins kleinste Detail, ehe du Hollenberg eine Absage gibst. Er ist in dich verliebt, er ist ein reifer Mann, kein Schmeichler und kein Casanova, er ist ein Erfolgsmensch, er arbeitet bis zur Erschöpfung und kämpft darum, sich auf seiner Höhe zu halten. Dieser Mann wird nie Zeit finden, dich zu betrügen. Charme viel dazu beitragen, aus ihm einen Herrn zu machen. Er scheint darauf Wert zu legen.« Frau Lena seufzte, als sie bemerkte, wie ängstlich ihre Tochter es vermied, sie anzusehen. Sie ließ die Arbeit sinken und faltete die Hände auf dem Tisch. »Kannst du dir wirklich nicht vorstellen, Hollenberg zu heiraten?« »Ich kann es wirklich nicht, Mama.
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Buchvorschau
Dein Ja war eine Lüge, Gräfin Maria - Viki Brausewetter
Fürstenkrone
– 257 –
Dein Ja war eine Lüge, Gräfin Maria
Unveröffentlichter Roman
Viki Brausewetter
Mutter und Tochter saßen einander gegenüber. Sie waren beide mit Flickarbeit beschäftigt.
Lena von Gleichenau, eine schlicht gekleidete, früh gealterte Frau Ende der Vierzig, sah scheu zu ihrer Tochter auf, die eifrig arbeitete.
»Könntest du dir nicht doch Hollenbergs Antrag noch einmal überlegen? Er ist ein angesehener Bankfachmann, besitzt ein schönes, eigenes Haus, auf dem Land einen ertragreichen Gutshof, einen Rennstall und ein paar Stadthäuser. Er gilt als Millionär. Er könnte dir alles bieten, was einer jungen schönen Frau geboten werden kann. Du würdest durch ihn zu einer der ersten Damen der Gesellschaft aufsteigen.
Verzeih, daß ich das alles so betone, aber du weißt, daß ich auf derlei Vorteile kaum Wert lege, und doch möchte ich es dir vor Augen führen. Als Mutter, die ihrem Kind nichts, gar nichts bieten kann, die mit Sorge in die Zukunft sieht, muß ich dir sagen, daß du hier eine einmalige Chance hast. Ich werde dich natürlich nie zu etwas drängen, das du als für dich untragbar ansiehst. Aber überlege alles bis ins kleinste Detail, ehe du Hollenberg eine Absage gibst.
Er ist in dich verliebt, er ist ein reifer Mann, kein Schmeichler und kein Casanova, er ist ein Erfolgsmensch, er arbeitet bis zur Erschöpfung und kämpft darum, sich auf seiner Höhe zu halten. Dieser Mann wird nie Zeit finden, dich zu betrügen. Allerdings ist er kein Adonis und auch kein Modegeck, eher etwas derb und ungeschlacht, doch könntest du sicher mit deinem
Charme viel dazu beitragen, aus ihm einen Herrn zu machen. Er scheint darauf Wert zu legen.«
Frau Lena seufzte, als sie bemerkte, wie ängstlich ihre Tochter es vermied, sie anzusehen. Sie ließ die Arbeit sinken und faltete die Hände auf dem Tisch.
»Kannst du dir wirklich nicht vorstellen, Hollenberg zu heiraten?«
Das Mädchen hob langsam den Kopf, sah an der Mutter vorbei und sagte leise:
»Ich kann es wirklich nicht, Mama. So ganz ohne Liebe?«
Frau Lena schüttelte wehmütig das Haupt:
»Die Liebe?« dehnte sie und nahm ihre Arbeit wieder auf, während sie weitersprach: »Siehst du es denn nicht an mir, wie weit man mit der vielgerühmten Liebe kommt? Verzeih, daß ich so offen spreche, aber soll ich lügen? Du weißt doch selbst, wie hart uns das Schicksal getroffen hat. Ich will nichts, als dich vor meinen Enttäuschungen bewahren. Ich bin himmelhochjauchzend in die Ehe gegangen, mußte aber feststellen, daß die Wirklichkeit trüb und grau war. Von dem erträumten Paradies der Liebe war gar nichts übriggeblieben.«
»Ich weiß, Mama, aber ist die Ehe nicht etwas Heiliges, etwas, was von Dauer sein soll, ja, sein muß, wenn man nicht an sich selbst verzweifeln will?«
»Eben deswegen mahne ich dich auch. Versteh’ mich richtig, Maria! Die Ehe soll dir heilig sein. Die Liebe? Nein, die Liebe ist nicht immer heilig, sie ist sehr oft ganz gewöhnlich und egoistisch. Auch versiegt sie schnell, wenn der Alltag kommt. So war es in meinem Fall. Der Name Gleichenau hatte einmal einen guten Klang in unserem Land, aber dein Großvater war ein Spieler, ein Verschwender gewesen, und als er starb und dein Vater, Maria, das Erbe antreten wollte, mußte er zu seinem Schrecken erfahren, daß von sämtlichen Besitzungen nichts mehr übrigblieb als Schulden, die auch mit dem Rest des auf der Bank liegenden Barvermögens nicht mehr gedeckt werden konnten. Es blieb ihm also nichts übrig, als sein Studium an der Universität aufzugeben, mit seiner Mutter eine bescheidene Wohnung zu mieten und sich nach einem Posten umzusehen. Dein Vater wurde Regierungsbeamter. Nichts blieb ihm als der Grafentitel, und den durfte ich noch ein paar Jahre tragen. Sozusagen als Minister ohne Portefeuille!«
Frau Lena lachte leise.
»Es war auch wirklich zu albern, wenn eine dieser vornehmen Damen mir eine Arbeit antrug und mich dabei Gräfin titulierte.«
»Aber gerade das ist es doch, Mama, was Hollenberg anzieht. Er hat sich nicht in mich verliebt, sondern lediglich in die Gräfin. Ich kann das nicht verstehen! Hollenberg ist, wie du ganz richtig sagst, ein Mann, ein wirklicher Mann, und doch lockt ihn der Titel. Das ist doch kindisch.«
»Findest du?« zweifelte Frau Lena und lächelte nachsichtig. »Vergiß nicht, daß man in Amerika Grafen und Fürstentitel zum Höchstpreis an den Mann, nein, an die Frau bringt.«
»Um nach baldiger Scheidung auch weiterhin die Fürstin zu spielen!« lachte nun auch Maria.
»Was man sich eine Menge Geld kosten läßt! Die Fürsten und Grafen, die nach Amerika ausgewandert sind, mußten nicht wieder in ihre Mittellosigkeit zurück, wenn sie ihr Vermögen nur richtig anlegten.«
»Da wir in Europa blieben und dein Vater nicht zwecks Ehe mit einer Amerikanerin ausgewandert ist, sondern mich kleine, bescheidene Tochter seines Vorgesetzten im Amt geheiratet hat, kam er auch nicht mehr zu Besitz und Vermögen. Aber er hoffte damals, als wir geheiratet hatten, noch auf eine Erbschaft seines Onkels, der als junger Mann nach Australien ausgewandert war, unverheiratet blieb und uns gelegentlich finanziell unterstützte. Als der Onkel starb, erlebte dein Vater wieder eine sehr bittere Enttäuschung.
Es gab nichts zu erben, der Onkel hatte, ohne daß dein Vater es wußte, seine Wirtschafterin geheiratet und ihr alles vermacht. Sie soll, wie dein Vater erfahren hat, seinem Onkel noch einen Sohn geboren haben. Nun, wir gingen wieder leer aus. Der geringe Betrag, der uns noch überwiesen wurde, konnte nicht als Erbe angesehen werden, sondern nur als letzte finanzielle Unterstützung. Damals hatte ich schwere Tage und Stunden neben dem völlig verbitterten Mann. Ich habe sie getragen, müde, abgehärmt, wie ich war. Weißt du, Kind, ich habe deinen Vater sehr liebgehabt, er war ein stattlicher Mann, und die Frauen und Mädchen drehten sich gern nach ihm um.«
Frau Lena sah versonnen vor sich hin, und ein feines Lächeln lag über ihren Lippen. »Er hätte manche gute Partie machen können, aber er hat mich, das arme, schlichte Mädel, gewählt. Ich habe mich oft gefragt, ob er seine Wahl nicht oft bereut hat, denn ich konnte ihm nur wenig mehr bieten als mich selbst.«
»War das nicht mehr als alles andere? Laß nur, Mama, ich weiß, wie enttäuscht Papa war, als ich kam, ein Mädchen, wo er sich doch so sehr einen Sohn gewünscht hatte.«
»Und als Wernerle kam«, fiel Frau Lena erregt ein, »war für mich das Glück zu Ende.« Sie erschauerte unwillkürlich und senkte den Kopf. »Nicht genug damit, daß ich damals beinahe gestorben wäre, mußte das grausame Schicksal auch noch das unschuldige Kind so hart treffen.
Ich sehe deinen Vater noch heute vor mir, wie er ans Bett trat und mir anerkennend zunickte, in der Meinung, ich hätte diesmal meine Pflicht erfüllt.
Ich lag wie tot, konnte mich nicht regen und starrte nur verzweifelt auf den Mann, der, aufmerksam geworden, sich abwandte und auf die Hebamme zutrat, die zögernd mit dem Kind auf ihn zukam.
Er nahm es ihr hastig ab, erstarrte förmlich und hätte den Kleinen sicher fallen lassen, würde die Frau nicht rasch zugegriffen haben. Den Blick, den Vater mir damals zuwarf, werde ich nie vergessen. Er war scharf wie ein geschliffener Dolch, der sich in mein armes, müdes Herz senkte, alles Leben in mir ersterben ließ. Seit diesem Tag hatte ich keinen frohen Tag mehr.
Verzeih, daß ich das heute noch einmal vorbrachte. Aber ich dachte, du solltest daran erkennen, daß Liebe etwas Flüchtiges sein kann, und davor möchte ich dich bewahren. Du weißt, was ich all die Jahre mitgemacht habe, und wärst du nicht gewesen, ich hätte dieses Leben kaum ertragen. Du warst und bist mein einziger Lichtblick gewesen und geblieben, du hast mich aufgerichtet, wenn ich Wernerles wegen verzweifeln wollte. Aber war es nicht zum Verzweifeln?
Du und ich haben uns abgerackert, um unserm Kleinen Gesundheit und Lebensfreude zu geben, aber unsere Mittel reichten nie aus, Werner in die richtigen Hände zu geben. Ja, wären wir reich gewesen, hätte es vielleicht noch Rettung für das Kind gegeben, aber arm, wie wir waren…«
Sie seufzte tief auf. »Ich habe nichts versäumt, nicht wahr, Maria? Ich war sogar heimlich beim Fürsorgerat und bettelte um Hilfe. Dein Vater durfte es nicht wissen, er war zu stolz, es wäre eine Demütigung für ihn gewesen, für sein Kind zu betteln. Ich habe es getan, umsonst getan. Alles war ja umsonst.«
Sie schwiegen beide und arbeiteten wieder, aber es schwang etwas zwischen ihnen, das nicht unausgesprochen bleiben konnte. Endlich sah Frau Lena wieder auf, die Arbeit ruhte in ihrem Schoß:
»Versteh’ mich nicht falsch,