Dem Leben entsagt?: Fürstenkrone Classic 97 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
Graf Florian von Friedenau schaute aus dem Fenster seines Arbeitszimmers und trommelte nervös gegen die Scheiben Auf seinem Antlitz lag ein finsterer Ausdruck, genauso finster wie der Novembertag war. Am Himmel zogen grauschwarze Wolken dahin. Der Sturm fuhr peitschend in die mächtigen alten Parkbäume, daß sie sich ächzend neigten. Gleich werden sich die Schleusen des Himmels öffnen, dachte Graf Florian. Obwohl er das wußte, hielt ihn nichts in den schützenden Mauern von Schloß Friedenau. Nach der Unterhaltung, die er soeben mit seinem Vater geführt hatte, lag ihm das Herz wie ein Stein in der Brust. Sein Inneres war aufgewühlt. Der Wald mit den alten Föhren und Lärchen nahm ihn auf. Er hörte das Heulen des Sturmes, aber er spürte ihn nicht. Die Hände tief in die Taschen vergraben, eilte er vorwärts. Es war fast finster geworden. Und nun regnete es auch, als würde das Wasser mit Kübeln vom Himmel gegossen. Florian suchte einen Unterschlupf. Vielleicht stehen die Bäume irgendwo besonders dicht, hoffte er. Plötzlich fiel ihm die alte Waldarbeiterhütte ein, die ganz in der Nähe war. Es war nur eine kurze Strecke, die er zurücklegen mußte. Er schritt schneller aus, um die schützende Hütte zu erreichen. Es ist alles vorbei, meine liebe kleine Julia, all die Träume von dem gemeinsamen Glück sind ausgeträumt, dachte Graf Florian bitter, während er die Hütte betrat. Etwas Würgendes saß ihm in der Kehle und erschwerte ihm das Atmen. Graf Florian setzte sich auf einen der alten Bretterstühle, die hier standen.
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Buchvorschau
Dem Leben entsagt? - Anneliese Schumann
Fürstenkrone Classic
– 97 –
Dem Leben entsagt?
Wie das Glück doch noch zu Christina kam...
Anneliese Schumann
Graf Florian von Friedenau schaute aus dem Fenster seines Arbeitszimmers und trommelte nervös gegen die Scheiben Auf seinem Antlitz lag ein finsterer Ausdruck, genauso finster wie der Novembertag war.
Am Himmel zogen grauschwarze Wolken dahin. Der Sturm fuhr peitschend in die mächtigen alten Parkbäume, daß sie sich ächzend neigten.
Gleich werden sich die Schleusen des Himmels öffnen, dachte Graf Florian. Obwohl er das wußte, hielt ihn nichts in den schützenden Mauern von Schloß Friedenau. Nach der Unterhaltung, die er soeben mit seinem Vater geführt hatte, lag ihm das Herz wie ein Stein in der Brust. Sein Inneres war aufgewühlt.
Der Wald mit den alten Föhren und Lärchen nahm ihn auf. Er hörte das Heulen des Sturmes, aber er spürte ihn nicht. Die Hände tief in die Taschen vergraben, eilte er vorwärts.
Es war fast finster geworden. Und nun regnete es auch, als würde das Wasser mit Kübeln vom Himmel gegossen.
Florian suchte einen Unterschlupf. Vielleicht stehen die Bäume irgendwo besonders dicht, hoffte er. Plötzlich fiel ihm die alte Waldarbeiterhütte ein, die ganz in der Nähe war. Es war nur eine kurze Strecke, die er zurücklegen mußte.
Er schritt schneller aus, um die schützende Hütte zu erreichen.
Es ist alles vorbei, meine liebe kleine Julia, all die Träume von dem gemeinsamen Glück sind ausgeträumt, dachte Graf Florian bitter, während er die Hütte betrat. Etwas Würgendes saß ihm in der Kehle und erschwerte ihm das Atmen. Graf Florian setzte sich auf einen der alten Bretterstühle, die hier standen. Er hielt den Kopf in die Hände gestützt und starrte grübelnd vor sich hin.
Ich liebe Julia über alles, dachte er, aber ich darf sie nicht heiraten, auch wenn ich es ihr versprochen habe. Er ballte die Hände zu Fäusten, daß die Knöchel weiß hervortraten. Vor seinen Augen erschien das Bild eines dunkelhaarigen Mädels mit großen braunen Augen. Er biß die Zähne aufeinander. Ein schmerzlicher Zug grub sich um seinen Mund. Was sollte er Julia sagen? Sie glaubte und vertraute ihm. Wie sollte er ihr beibringen, daß er eine andere heiraten mußte? Eine Frau, die Geld mit in die Ehe brachte. Geld, weil man es auf Friedenau dringend benötigte, damit das Schloß nicht unter den Hammer kam.
Plötzlich sah er seine Eltern vor sich. In den Augen des Vaters hatten Tränen gestanden, als er ihm mitgeteilt hatte, daß Friedenau verloren sei, wenn er nicht eine Frau heimführen würde, die Geld mit in die Ehe brächte. Er hatte ihn an die alte kränkliche Mutter gemahnt und an seine Pflicht, den seit Generationen von den Vätern auf die Söhne vererbten Besitz vor dem Ruin zu bewahren.
Einen Augenblick sann er vor sich hin. Erst jetzt kam ihm so recht zum Bewußtsein, daß der Vater scheinbar schon eine Frau für ihn erwählt hatte. Denn er hatte ihm wärmstens die Tochter des reichen Bankiers Seidel empfohlen. Christina Seidel war ein stilles, sanftes Mädchen, blondhaarig und blauäugig. Er war Christina gelegentlich auf Gesellschaften begegnet. Sie war ihm nicht sonderlich aufgefallen. Er hatte fast den Eindruck, daß sie ein wenig schüchtern war. Trotz ihres gewaltigen Reichtums hatte sie nicht allzuviele Bewerber. Beim Tanzen war sie oft ein Mauerblümchen gewesen. Einmal – er konnte sich genau erinnern, es war auf einem Ball in ihrem Elternhaus gewesen – hatte er versucht, sie in ein Gespräch zu ziehen, weil er Mitleid mit ihr hatte. Doch bald hatte er es aufgegeben. Sie brachte vor Schüchternheit fast kein Wort über die Lippen. Dabei hatte sich ihr Gesicht, sobald er sie anschaute, mit einem lichten Rot überzogen, und ihre blauen Augen hielt sie hinter den Lidern versteckt.
Graf Florian hatte nicht wissen können, daß sie ihn aus einem ganz bestimmten Grund nicht angeschaut hatte, nämlich aus Furcht, er könnte erraten, daß sie ihn liebte und sich dann über sie amüsieren. Denn daß er jemals auch nur das geringste Interesse für sie haben konnte, war für die kindhaft zarte Christina Seidel undenkbar. Und zu einer Verbindung zwischen ihr und dem Grafen Friedenau konnte es sowieso nicht kommen, denn die Friedenaus waren ein adelsstolzes Geschlecht. Man erzählte sich Wunderdinge über ihren Stolz. Es war wohl noch nicht vorgekommen, daß ein Sproß dieses Hauses eine Frau geheiratet hatte, in deren Adern nicht das blaue Blut floß.
Florian schien allerdings nicht so veranlagt zu sein. Es hatte schon manche harte Auseinandersetzung zwischen ihm und den Eltern gegeben. Eure Einstellung in dieser Beziehung ist veraltet und müßte einmal gründlich abgestaubt werden, hatte er oft gesagt.
Jetzt, da das Schloß und die Besitztümer vollkommen verschuldet sind, ist ihnen plötzlich eine bürgerliche Schwiegertochter recht, dachte Graf Florian mit einem bitteren Lächeln.
Das Geld der Seidels war gerade gut genug, um sie vor dem Bettelstab zu bewahren.
Ich werde also die Tochter des millionenschweren Bankiers Seidel zur Ehefrau nehmen, dachte Florian. Er war davon überzeugt, daß sie ihm nicht viele Unbequemlichkeiten bringen würde. Wahrscheinlich genügte es ihr, durch eine Heirat den Titel einer Gräfin zu erringen. Auf jeden Fall würde sie keine großen Schwierigkeiten machen, wenn er sich nicht viel um sie kümmerte. Vielleicht würde Julia ihn nicht gleich aufgeben, wenn er ihr erzählte, wie schwer ihn eine Trennung treffen würde.
»Ich weiß nicht, wie ich es fertigbringe, ohne dich zu leben, schöne Julia«, flüsterte er.
Einen Augenblick überlegte er, ob er jetzt gleich zu Julia gehen sollte. Sie waren zwar erst am Abend verabredet. Sie wollten eine nette kleine Bar besuchen. Julia zeigte sich gern mit Graf Florian. Der gutaussehende Mann mit dem blonden Haarschopf und dem markanten Gesicht hatte es ihr angetan.
Ich werde erst am Abend zu ihr gehen, dachte er und erhob sich, bis dahin habe ich mich ein wenig gesammelt und kann ihr ruhiger entgegentreten. Graf Florian ging vor die Hütte. Es hatte aufgehört zu regnen, sah aber ganz so aus, als wollte es noch einmal einen Schauer geben. Graf Florian hatte noch keine Lust, nach Hause zu gehen. Er verließ die Hütte und streifte ziellos im Wald umher. So kam es, daß er bei Tisch fehlte.
»Es scheint ihn doch ziemlich hart zu treffen«, meinte der Vater, Graf Hubertus, als sich die Friedenaus in den gelben Salon zurückgezogen hatten. Hier nahm die gräfliche Familie stets, nachdem sie gespeist hatte, den Mokka ein.
Gräfin Eleonore stellte die Mokkatasse aus der Hand. »Er wird sich schon mit dem Gedanken vertraut machen«, lächelte sie.
Die schlanke Frau in dem schwarzen Seidenkleid, dessen Halsausschnitt und Ärmelaufschläge mit echter Brüsseler Spitze verziert waren, machte einen sehr vornehmen Eindruck.
»Die Hauptsache ist, daß deine Worte nicht in den Wind gesprochen waren, lieber Hubertus.« Sie reckte ihren Kopf noch höher, in ihren hellblauen Augen lag ein kalter Glanz.
»Florian ist ein guterzogener Sohn und weiß, was er seiner Familie schuldig ist«, sagte Graf Hubertus.
»Wovon redet ihr eigentlich, Mama?« Komteß Hella ließ ihre Blicke zwischen Vater und Mutter hin und her schweifen. Ihre Hand griff in das silberne Zigarettenkästchen. Graf Hubertus beeilte sich, seiner Tochter Feuer zu reichen. Sein Gesicht hatte sich gerötet. Es fiel ihm nicht ganz leicht, daß den Friedenaus von dem riesengroßen Besitz kein Stein rnehr gehörte. Graf Hubertus fühlte sich nämlich nicht so ganz unschuldig an den schlechten Verhältnissen. Letzten Endes hatte er ein schuldenfreies Erbe angetreten.
Vor ein paar Tagen hatte ihn der Bankier Seidel zu sich gebeten. Er hatte dem Grafen mitzuteilen, daß Friedenau ihm gehörte.
»Ich wüßte einen Ausweg«, hatte der rundliche Herr Seidel gemeint und hatte