Fürstenkrone 286 – Adelsroman: Es geschah an ihrem Hochzeitstag
Von Corinna Sandberg
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Die Kirchenglocken läuteten, und aus dem Portal der alten Wallfahrtskirche am Bodensee trat das glückstrahlende Brautpaar: Gundula von Orb, geborene Eisleben, hatte gerade Baron Felix geehelicht. Sie waren ein wirklich schönes Paar. Mittelgroß, schlank, mit langen blonden Haaren und reizenden blauen Augen, stand Gundula am Arm ihres hochgewachsenen schwarzhaarigen Gatten in der Kirchentür. Der Baron hatte einen kleinen Schnurrbart. Er sah sehr gut aus. Der Cut stand ihm ausgezeichnet und betonte seine straffe Figur. Gundula war in ihrem Brautkleid bildschön. Einige Frauen unter den Zuschauern, die sich auf dem Platz vor der Kirche versammelt hatten, weinten vor Rührung. Kinder streuten Blumen auf dem Weg zu der weißen Hochzeitskutsche, die vier Apfelschimmel zogen. Freunde und Bekannte wünschten der Herrin von Gut Eisleben und ihrem frischgebackenen Ehemann Glück. Die Blitzlichter der Fotografen zuckten. Eisleben war ein Mustergut und obendrein eins der größten in der Gegend. Gundula und der Baron, von Beruf Architekt, waren bekannte Persönlichkeiten. Der Himmel war strahlendblau. Die Sonne lachte. Selbst das Wetter zeigte sich an dem Hochzeitstag von der besten Seite. Nachdem die Aufnahmen vor der Kirche geschossen waren, küßte Baron Felix seine Gundula liebevoll. »Ich liebe dich«, flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr. »Ich will, daß du glücklich wirst.
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Rezensionen für Fürstenkrone 286 – Adelsroman
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Fürstenkrone 286 – Adelsroman - Corinna Sandberg
Fürstenkrone
– 286 –
Es geschah an ihrem Hochzeitstag
Unveröffentlichter Roman
Corinna Sandberg
Die Kirchenglocken läuteten, und aus dem Portal der alten Wallfahrtskirche am Bodensee trat das glückstrahlende Brautpaar: Gundula von Orb, geborene Eisleben, hatte gerade Baron Felix geehelicht. Sie waren ein wirklich schönes Paar.
Mittelgroß, schlank, mit langen blonden Haaren und reizenden blauen Augen, stand Gundula am Arm ihres hochgewachsenen schwarzhaarigen Gatten in der Kirchentür. Der Baron hatte einen kleinen Schnurrbart. Er sah sehr gut aus. Der Cut stand ihm ausgezeichnet und betonte seine straffe Figur.
Gundula war in ihrem Brautkleid bildschön. Einige Frauen unter den Zuschauern, die sich auf dem Platz vor der Kirche versammelt hatten, weinten vor Rührung. Kinder streuten Blumen auf dem Weg zu der weißen Hochzeitskutsche, die vier Apfelschimmel zogen.
Freunde und Bekannte wünschten der Herrin von Gut Eisleben und ihrem frischgebackenen Ehemann Glück. Die Blitzlichter der Fotografen zuckten. Eisleben war ein Mustergut und obendrein eins der größten in der Gegend.
Gundula und der Baron, von Beruf Architekt, waren bekannte Persönlichkeiten.
Der Himmel war strahlendblau.
Die Sonne lachte. Selbst das Wetter zeigte sich an dem Hochzeitstag von der besten Seite. Nachdem die Aufnahmen vor der Kirche geschossen waren, küßte Baron Felix seine Gundula liebevoll.
»Ich liebe dich«, flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr. »Ich will, daß du glücklich wirst. Nichts soll unser Glück stören – meine Frau.«
»Mein Mann«, antwortete Gundula ebenso leise, und eine ganze Welt voll Zärtlichkeit lag in diesen Worten.
Sie stiegen die Stufen hinunter. Die Zuschauer und Hochzeitsgäste drängten sich, um zu gratulieren und Segenswünsche auszusprechen. Gundula lächelte jeden freundlich an und bedankte sich.
Auch Felix nickte und lächelte freundlich.
»Nein«, sprach Gundula, »wir haben die Hochzeitsreise verschoben. Wir holen sie später nach. Felix ist mit einem Großauftrag beschäftigt und unabkömmlich. – Ja, er wird sein Büro nach Gut Eisleben verlegen. – Danke, vielen Dank.«
Ein Mann, der abseits gestanden hatte, drängte sich heran. Bisher hatte Gundula ihn noch nicht bemerkt. Die Braut im weißen Kleid verabschiedete gerade ein altes Mütterchen, das ihr mit tränenerstickter Stimme von seiner eigenen Hochzeit vor über fünfzig Jahren erzählt hatte. Jetzt schaute Gundula auf und erstarrte. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Der Brautstrauß entfiel ihren Händen.
Ihr Gesicht wurde fast so weiß wie ihr Brautschleier.
»Harry«, stammelte sie. »Du? Aber das ist doch unmöglich. Sind Sie… ein Doppelgänger? Sie können nicht Harry Haller sein, Harry Haller ist tot.«
Der blonde braungebrannte Mann im hellen Anzug zeigte ein todernstes Gesicht. Sein linkes Augenlid zuckte für einen Moment nervös.
»Doch«, sagte er, »ich bin es. Wie ich sehe, hast du dich getröstet, Gundula. Nun, das ist deine Angelegenheit, und ich wünsche dir alles Gute.« Er wendete sich Baron Felix zu. »Darf ich Ihnen meine Gratulation aussprechen? Sie haben die reizendste Frau der Welt geheiratet. Ich gäbe sonst etwas darum, wenn ich an Ihrer Stelle sein könnte. Aber jetzt ist es zu spät dafür. Ein Toter hat keine Rechte.«
Felix wußte nicht, was er sagen sollte. Natürlich hatte ihm Gundula von ihrem früheren Verlobten erzählt, dem Weltenbummler, Reisejournalisten und Tausendsassa Harry Haller. Dem Sportflieger und Eroberer, dem Mann, dem alles gelang. Sie hatte mit Harry kurz vor der Hochzeit gestanden, als er im Amazonasgebiet verunglückt war. Er hatte eine Reportage über den Bau der berühmten Autostraße durch den Urwald schreiben sollen.
Sein kleines Sportflugzeug war wie ein Stein abgestürzt. Nichts wies darauf hin, daß der Pilot mit dem Fallschirm abgesprungen sein könnte. Ein Zeuge beschwor, er habe keinen Fallschirm bemerkt, ein Überleben sei unmöglich gewesen.
Harry Haller war für tot erklärt worden. Seine Leiche hatte man nie gefunden, aber das war kein Wunder in der grünen Hölle des Amazonasdschungels, in dem die Wrackteile der Maschine weit zerstreut lagen und es Sumpflöcher und wilde Tiere gab. Man hatte nichts mehr von Haller gehört.
Bis er jetzt plötzlich, an ihrem Hochzeitstag, vor Gundula stand. Sie gab ihm verstört die Hand. Für sie brach eine Welt zusammen. Denn sie hatte Harry wirklich geliebt, und es hatte mehr als ein Jahr gedauert, bis sie sich dem Baron zuwendete, den sie erst nach Harrys vermeintlichem Tod kennenlernte.
»Harry.« Gundula konnte kaum sprechen. »Ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, daß du noch lebst. Warum hast du mir denn keine Nachricht gegeben?«
»Ich war dazu nicht in der Lage.« Harry verbeugte sich knapp. Das alte, spöttische Lächeln nistete schon wieder in seinen Mundwinkeln. »Ich war nämlich damit beschäftigt, am Leben zu bleiben und zu genesen. Und dann… Lassen wir das. Ich will jetzt nicht länger stören. Du bist mit deiner Hochzeit beschäftigt. Es gibt doch sicher eine große Feier auf Gut Eisleben? Es wird wohl besser sein, wenn ich ihr nicht beiwohne. Mein Präsent lasse ich schicken. Ich empfehle mich. Alles Gute, Gundula.«
»Aber so warte doch, Harry!« forderte Gundula ihn auf. »Wir müssen uns aussprechen. Allerdings heute…«
»…bist du unabkömmlich, den Ausdruck gebrauchtest du vorhin. Wir hören voneinander. Guten Tag, Baron, meine Empfehlung.«
Harry drehte sich um und schlenderte lässig davon, jeder Zoll ein Mann von Welt. Ein Abenteurer, gutaussehend und selbstbewußt, ein Mann, dem die Frauenherzen zuflogen. Die Umstehenden hatten den Auftritt nicht weiter bemerkt. Es handelte sich um Leute, die Harry Haller nur dem Namen nach kannten. Wer sollte auch mit ihm rechnen, wo er doch für tot erklärt war?
Nur der Kutscher auf dem Bock der Hochzeitskutsche, der alte Martin Wagener, schon über dreißig Jahre lang auf Gut Eisleben, merkte auf. Er war so verdattert, daß er beinahe vom Kutschbock gestürzt wäre, denn er reckte sich, um Haller, der in der Menge untertauchte, besser sehen zu können.
Einen Moment hatte es den Anschein, als ob Gundula Haller nachlaufen wollte. Felix faßte ihre Hand und hielt sie zurück.
»Bitte, Liebste. Ich bin dein Mann.«
Vielleicht war es eine unpassende Bemerkung, aber sie traf den Sachverhalt genau und brachte Gundula wieder zur Besinnung. Ihr schwirrte der Kopf. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Auf der einen Seite freute sie sich unsinnig, daß Harry noch lebte. Auf der anderen Seite sah sie sich einer Verwirrung ihrer Gefühle ausgesetzt, von der sie bis dahin nicht einmal geträumt hatte.
Gundula verstand Gott und die Welt nicht mehr. Felix begriff, wie verwirrt sie war. Er führte sie zu der Kutsche, ohne daß sie die restlichen Gratulationen entgegennahmen. Der Baron wußte nicht, was er von der Situation halten sollte. Er ärgerte sich über Hallers Rücksichtslosigkeit, gerade in diesem Moment aufzutauchen. Es war eine Taktlosigkeit sondergleichen, die ihn – Felix und Gundula – in die größte Verwirrung brachte.
Entweder hätte er vor der Trauung kommen sollen, oder viel später, dachte Felix. Uns so einen Schock zu versetzen, war einfach niederträchtig.
Gundula stieg in die Kutsche. Felix sah das verdutzte Gesicht des alten Kutschers und erkannte, daß dieser Bescheid wußte. Der Baron selbst hatte Harry Haller eben zum ersten Mal persönlich getroffen und ihn darum auch nicht erkannt.
»Fahr nach Gut Eisleben, Martin«, befahl der Baron. »Die Hochzeitsgesellschaft wartet.«
»Ja, aber…«
»Kein Aber. Wir fahren.«
Der Kutscher sah dem Baron in die Augen. Er faßte sich wieder, er wußte, was er zu tun hatte. Baron Felix stieg hinter Gundula in die Kutsche. Er nahm ihre Hand. Gundula schaute gegen die Wand der mit weißen Seidentapeten bespannten Kutsche, die sich in Bewegung setzte. Die Räder rumpelten über das Kopfsteinpflaster, die Hufe klapperten, aber Gundula schien das alles nicht wahrzunehmen.
Die Hochzeitsgäste und Zuschauer winkten dem Paar. Aber nur Baron Felix sah aus dem Fenster und winkte zurück. Der alte Martin grüßte mit der Peitsche. Ach Gott, ach Gott, dachte er. Harry Haller lebt. Wie soll das nur enden?
*
Durch eine sonnige Landschaft mit Weinbergen und Obstgärten, mit bunten Blumen auf den Wiesen und wohlbestellten Äckern und Feldern rollte die Hochzeitskutsche dem Gut Eisleben zu, das am Ufer des Argen-Flusses lag. In der sonnigen Südlage an den Hängen der Weinberge gedieh ein ausgezeichneter Wein, der den Namen des Gutes trug. Eine eigene Kellerei und ein Weinkeller gehörten zum Gut, außerdem zahlreiche Obstgärten und ein Ackerbau- und Viehzuchtbetrieb.
Gundulas Eltern lebten nicht mehr. Ihre Mutter war früh an einer Krankheit gestorben, der Vater bei einem Unfall ums Leben gekommen, als das Mädchen gerade achtzehn Jahre alt gewesen war. Deshalb war es für Gundula besonders tragisch gewesen, auch den Mann, den sie