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Der Thronfolger
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eBook150 Seiten1 Stunde

Der Thronfolger

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Über dieses E-Book

Es fällt dem jungen Botanikstudenten Hubertus nicht leicht, den Thron von Nordmark besteigen zu müssen, weil sein Vater abdanken muss. Doch er ist beliebt beim Volk und hofft, sich mit Hilfe seiner Verlobten Agneta, die ebenfalls noch studiert, mit seinem Los abzufinden.

Doch Agneta verunglückt in den Bergen, der junge König ist allein. In tiefer Trauer besucht er seine Tante am Genfer See und begegnet dort der jungen Isabella, die zur Liebe seines Lebens wird.

Nur etwas trübt das Glück des jungen Paares: Isabella wünscht sich so sehr ein Kind.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum18. Mai 2020
ISBN9783748741800
Der Thronfolger

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    Buchvorschau

    Der Thronfolger - Elke Gravert

     1. Kapitel

    „Chiara, bist du endlich fertig mit Ankleiden?"

    Prinz Peer sah ungeduldig auf seine Armbanduhr. Doch da trat seine Frau, Prinzessin Chiara, schon in den kleinen Salon, der zwischen ihren beiden Schlafzimmern lag. Sie warf das rabenschwarze Haar in den Nacken, zog betont langsam ihre schwarzen Handschuhe an, die bis zum Ellenbogen reichten und suchte dann nach etwas in ihrer Handtasche.

    „Wir kommen bestimmt nicht zu spät zur Gruft, glaube mir, Peer! Die Zeremonie hat bis jetzt immer mit Verspätung angefangen."

    Sie spielte auf die Gedenkfeier für die verstorbene Königin Gertrude an, die jedes Jahr an der königlichen Gruft stattfand.

    „Ich möchte aber Vater, Hubertus und Svenja nicht gerne warten lassen!"

    Zu der Zofe gewandt, die mit einem dunklen Nerzmantel hinter seiner Frau stand, sagte er: „Geben Sie mir den Mantel, ich mache das schon".

    Er half seiner hübschen Frau in den kostbaren Mantel, ohne sie dabei anzusehen.

    Unschwer war zu erkennen, dass das Paar sich nicht liebte.

    Die Hochzeit mit der temperamentvollen italienischen Prinzessin war eine arrangierte Heirat gewesen. Prinz Peer hatte seine junge Frau nie geliebt und wusste, dass auch Chiara ihn nie wirklich geliebt hatte. Das gab ihrer Ehe einen gewissen Ausgleich und sie lebten eigentlich meistens ganz harmonisch miteinander, besonders, nachdem Sohn Dominik geboren war, der der ganze Stolz beider Eltern war.

    Der kleine Prinz Dominik erschien soeben an der Hand seiner Nurse und verlangte, sogleich von seiner Mutter auf den Arm genommen zu werden.

    „Mein kleiner Liebling! Mama kommt bald wieder", flüsterte Chiara ihm ins Ohr, gab ihm einen Kuss, und bat die Nurse, gut auf Dominik acht zu geben. Die Prinzessin mochte als leichtsinnig und vergnügungssüchtig gelten, doch sie war eine hingebungsvolle Mutter.

    „Wahrscheinlich bleiben wir zum Mittagessen im Palast", erklärte sie noch, ehe sie mit ihrem Gatten den Salon verließ.

    Das junge Paar bewohnte eine schlossähnliche Villa draußen vor der Hauptstadt. Auf der Einfahrt wartete ein dunkler schwerer Wagen auf sie und sie stiegen schnell ein. Ein kalter Regen fiel vom Himmel und es wehte ein unangenehmer Wind.

    Der Wagen bog in die Schlossallee ein, doch die Limousine fuhr nicht in den Schlosshof hinein, sondern ein kleines Stückchen weiter, dorthin, wo die Mitglieder des Königshauses begraben waren. Eine etwas erhöht liegende kleine Kapelle zierte den kleinen Friedhof mit den prächtigen Grabmälern.

    Hier ruhten seit Jahrhunderten die Könige, Prinzen und Prinzessinnen des Staates Nordmark.

    Prinzessin Chiara fröstelte unter ihrem Pelzmantel. Eines Tages würde auch sie hier ruhen, an der Seite Peers in diesem kalten Land. Sie dachte mitleidig an Peers Mutter, Königin Gertrude, die bei der Geburt der kleinen Svenja gestorben war. Keine Kunst der Ärzte hatte sie retten können.

    „Vater ist schon da", flüsterte Peer und nahm den Arm seiner Frau.

    Chiaras Blick glitt zu der Grabstätte. Dort stand, eingerahmt zwischen Vater und ihrem älteren Bruder Hubertus, die kleine zehnjährige Svenja. Ihr Gesichtchen unter der weißen Pelzkappe schaute sehr ernst. Andächtig starrte sie auf die goldenen Engel, die das Grab ihrer Mutter zierten, die sie nie kennen lernen durfte.

    Die Familie begrüßte sich. Prinz Peer legte ein Blumenbukett am Grab seiner Mutter nieder und faltete dann für einen Augenblick die Hände. In diesem Moment machte er nicht den lebenslustigen, leichtfertigen Eindruck wie meistens. Sein hübsches Gesicht war von tiefem Ernst überschattet.

    Heute waren es genau zehn Jahre her, dass die geliebte Königin tot war. Aus diesem Anlass ließ König Gunnar eine besondere Messe in der Grabkapelle lesen.

    Prinzessin Chiara sah zu ihrem Schwiegervater hinüber, als sie später in der Kapelle auf den roten Samtstühlen Platz genommen hatten. Allzu traurig konnte der König nicht mehr sein, dachte sie. König Gunnar war im Begriff, eine andere Frau zu heiraten. Chiara kannte sie nicht, aber sie wusste, dass die Bekannte des Königs nicht von adeliger Herkunft war. Wenn er sie wirklich heiraten wollte, dann würde er abdanken müssen.

    Chiara sah zum Kronprinzen Hubertus hinüber. Er war nur zwei Jahre älter als Peer, aber wie viel ernster wirkte er! Es konnte kaum zwei verschiedenere Brüder geben als die beiden Prinzen. Hubertus war im Gegensatz zu dem eleganten mittelgroßen Peer sehr hoch gewachsen. Wie viele große Männer hatte er eine etwas gebeugte Haltung. Seine Schultern waren leicht nach vorne geneigt und obwohl Hubertus einen guten Schneider beschäftigte, hingen seine Anzüge stets zu locker um seine schlacksige Figur. Hubertus war der Wissenschaftler der Familie. In der Schule war er stets der Beste gewesen. Nun studierte er Botanik und Zoologie an der Universität der Hauptstadt.

    „Requiescat in pace…", sagte gerade der Priester und schlug das Kreuz.

    Chiara schloss die Augen und murmelte die lateinischen Worte mit.

    Die königliche Familie war heute ganz unter sich. Nicht einmal Großkammerherr von Traten war heute anwesend, notierte Chiara im Stillen.

    Am Ende der Messe schritten sie aus der Kapelle. Man wollte von dort die paar Schritte zum Schloss zu Fuß zurücklegen.

    Es nieselte immer noch. Bedienstete hielten große schwarze Regenschirme für die Königsfamilie bereit.

    „Wie geht es Dominik?" erkundigte sich die kleine Svenja, die sich unter Chiaras Schirm geflüchtet hatte und nach ihrer Hand fasste.

    „Es geht ihm gut, er spricht jetzt schon einige Worte, lächelte Chiara und legte den Arm um die kleine Schwägerin. „Du solltest einmal wieder zu uns kommen. Dominik ist ein ganzes Stück gewachsen seit deinem letzten Besuch.

    Das kleine Mädchen tat ihr von Herzen leid. Es wurde Zeit, dass das Kind wieder eine Mutter bekam.

    Hinter Chiara und Svenja folgte der König mit seinen beiden Söhnen. Sie unterhielten sich lebhaft, das heißt, nur der König und Prinz Peer sprachen. Hubertus blieb wie meistens stumm. Seine Stirn war umwölkt, seine blauen Augen blickten ernst.

    Kronprinz Hubertus hatte von den drei königlichen Kindern seine Mutter am meisten geliebt. Im Gedenken an die Tote schritt er durch den Schlossgarten und sein Gesicht hellte sich erst auf, als Svenja wieder zu ihm kam und seine Hand nahm.

    „Du schaust so traurig aus, Hubertus. Dabei war die Messe doch so schön. Mutter im Himmel hat sich bestimmt sehr darüber gefreut!"

    Das kleine Mädchen hob den Kopf zu dem dunkel bewölkten Himmel empor. Ob die Mutter wirklich jedes Wort verstanden hatte?

    Hubertus lächelte jetzt, wie immer, wenn er mit seiner kleinen Schwester sprach.

    „Gewiss, Svenja. Es war eine schöne Messe, Mutter wird zufrieden sein."

    Dann, um das kleine Mädchen abzulenken, zog er sie zu einem Stechpalmenbusch.

    „Schau, die Ilex hat schon rote Beeren. Nun wird es wirklich Winter", sagte er zufrieden.

    Kronprinz Hubertus liebte den Winter. Er ließ ihm Zeit, sich ganz auf seine Treibhäuser zu konzentrieren, die sich unmittelbar hinter dem Schlosspark erstreckten. In seiner Freizeit war Hubertus stets dort zu finden. Er züchtete seltene Tropenpflanzen und schrieb lange Abhandlungen darüber. Die kleine Svenja bewunderte ihren Bruder deshalb. Der ganze Stolz in ihrem Bücherregal war ein Buch, das er geschrieben hatte, als er achtzehn Jahre alt war. Freilich verstand Svenja den Inhalt nicht, aber sie freute sich an den zahlreichen farbigen Abbildungen, die meist von Hubertus selbst stammten. Er konnte sehr gut zeichnen und fotografieren.

    Im Schloss nahmen Diener der königlichen Familie Mäntel und Schirme ab. Man begab sich sofort zum Speisesaal. Prinzessin Chiara wünschte einen Sherry vor dem Essen. Sie hatte stets Angst vor Erkältungen. Außerdem machte Sherry sie munter.

    König Gunnar räusperte sich. „Ich habe heute einen Gast eingeladen. Madame Gérard wird zum ersten Mal mit uns speisen."

    Wäre in diesem Augenblick eine Bombe eingeschlagen, sie hätte keine größere Wirkung haben können als diese Mitteilung des Königs.

    „Er lädt seine Geliebte zum Essen ins Schloss ein!" flüsterte Prinzessin Chiara fassungslos ihrem Gatten zu.

    Hubertus hob erstaunt die Brauen. Aber er tadelte den Vater nicht. Das stand ihm als Sohn nicht zu.

    Nur die kleine Svenja schien sich wirklich zu freuen, denn sie klatschte begeistert in die Hände. Wie fein, dass Madame Gérard uns endlich im Schloss besucht. Sie hatte sonst immer eine Ausrede, wenn ich sie einmal einlud.

    Svenja kannte Madame Gérard außer ihrem Vater am besten. Sie leitete in der Hauptstadt die französische Schule, die Prinzessin Svenja besuchte.

    König Gunnar, der nach seiner Mitteilung hinausgegangen war, kehrte jetzt zurück. An seiner Seite schritt Madame Gérard. Ohne Befangenheit lächelte sie die übrige königliche Familie an und neigte grüßend den Kopf.

    Prinzessin Chiara betrachtete die ihr fremde Frau mit neugierigen Augen von oben bis unten.

    Das war also die charmante Französin in mittleren Jahren, die König Gunnar zu seiner Lebensgefährtin erwählt hatte! Selbst die kritische Chiara musste zugeben, dass der König nicht besser hätte wählen können, wenn man von der bürgerlichen Herkunft absah.

    Madame Gérard war groß. Ihr rotbraunes volles Haar trug sie hochgesteckt. Ihr Kostüm war für diesen Anlass weder zu elegant noch zu schlicht. Ihre braunen Augen blickten gütig und klug. Chiara bemerkte nur einen einzigen Ring an ihrer Hand. Sie zuckte zusammen. Der Ring war ein Verlobungsreif. Also war die Sache schon weiter gediehen, als sie gewusst hatte!

    Nachdem sie alle begrüßt hatte, nahm Madame Gérard ihren Platz neben König Gunnar ein. An ihrer anderen Seite saß die kleine Svenja, überglücklich, dass die geliebte Lehrerin endlich bei ihr im Schloss zu Gast war. Die Lakaien servierten den ersten Gang.

    Kronprinz Hubertus schmeckte es nicht. Seine Schultern waren nach vorn gesunken, so als trüge er eine große Last.

    Mitleidig sah der König einige Male zu seinem ältesten Sohn hinüber. Es würde für Hubertus schwer werden, den Thron jetzt schon übernehmen zu müssen. Hubertus hatte mit seinen dreiundzwanzig Jahren von den vielen Aufgaben eines Thronfolgers kaum eine Ahnung.

    „Ich kenne Ihren entzückenden kleinen Sohn von Bildern aus der Zeitung", sagte Madame Gérard eben zu Prinzessin Chiara. Sogleich brach es aus Chiara heraus, ihr Sohn war ihr Lieblingsgesprächsthema.

    „Dann müssen Sie ihn unbedingt kennen lernen, Madame. Bitte machen Sie uns die Freude und besuchen uns. Wie wäre es mit Donnerstag, da haben Sie unterrichtsfrei…"

    König Gunnar seufzte erleichtert. Von dieser Seite würden ihm wohl keine Schwierigkeiten wegen einer zweiten Eheschließung gemacht werden. Sein Sohn Peer und seine Frau legten keinen allzu großen Wert auf standesgemäße Verbindungen. Sie waren moderne Menschen.

    Leider kam Prinz Peer als sein Nachfolger kaum infrage, der König fürchtete den Protest des Volkes. Nicht, dass Prinz Peer gänzlich unbeliebt war, aber das Volk liebte Hubertus, den rechtschaffenen ältesten Sohn, den natürlichen Thronfolger.

    Und wenn er wartete, bis Hubertus etwas reifer geworden war? fragte sich der König. Dann würde es noch länger dauern, ehe Svenja wieder eine Mutter bekam. Welches seiner Kinder

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