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Isabellas Baum: Eine Aschenputtelgeschichte aus der Sicht des Prinzen
Isabellas Baum: Eine Aschenputtelgeschichte aus der Sicht des Prinzen
Isabellas Baum: Eine Aschenputtelgeschichte aus der Sicht des Prinzen
eBook237 Seiten3 Stunden

Isabellas Baum: Eine Aschenputtelgeschichte aus der Sicht des Prinzen

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Über dieses E-Book

Prinz Vincent Magnus von Kant und Vorbrück soll heiraten. Der hat aber gar keine Lust dazu. Bis er eine Reise antreten muss und dabei eine unbekannte Schönheit trifft, die ständig ihre Schuhe verliert.
SpracheDeutsch
HerausgeberFoxArt
Erscheinungsdatum1. Aug. 2017
ISBN9783961648580
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    Buchvorschau

    Isabellas Baum - Melisande Arven

    Isabellas Baum

    Eine Aschenputtel-Geschichte aus der Sicht des Prinzen

    Isabellas Baum von Melisande Arven

    Herausgeber: FoxArt Verlag

    Postfach 43, 90560 Markt Heroldsberg, 

    melisande-arven@web.de

    © 2017 Melisande Arven

    Alle Rechte vorbehalten.

    Inhaltsverzeichnis

    Herzogfieber

    Schlupffersen

    Wildschweinjagd

    Mitternacht

    Epilog

    Für Lennis und Timathea – mit viel Liebe!!!

    Ich war überall schwarz.

    Meine Hände, Finger. Selbst unter die Nägel hatte sich der Ruß geschoben. Der feine Staub hing mir in den Haaren und mein Gesicht war über und über voll mit einer dicken Schicht, die mir in den Augen brannte. Ich saß taub vor Schmerz nahe der Glut. Aller Hoffnung beraubt und bis unter die Schädeldecke angefüllt mit purer Verzweiflung. Ich krümmte mich in dem Aschehaufen zusammen. Es kümmerte mich nicht, dass ich davon noch schmutziger wurde. Hier war es warm. Ich zitterte am ganzen Leib und mein Magen verursachte mir großes Unwohlsein.

    Sie hatte mich geschlagen. Mein Körper spürte die Folgen davon nicht. Aber mein Verstand meldete es mir irgendwo am Ende des Tunnels. Mein Atem ging schwer. Ich hatte mich hier versteckt. Ich wollte unsichtbar sein. Schwarz und unkenntlich. Und hier würde ich bleiben. In der Asche!

    Herzogfieber

    Für gewöhnlich haben Stammbäume etwas ungemein Langweiliges. Vor allem, wenn man sie auswendig lernen muss. Für diese Geschichte sind sie aber unglaublich wichtig. Sonst wäre sehr wahrscheinlich niemals geschehen, was sich hier niederzuschreiben lohnen würde. Und die Auflistung von Ahnenfolgen wird auch gar nicht so gähnend öde, wie es den Anschein macht.

    Versprochen!

    Ein Herzog

    Ein Herzog ist, wenn nicht mit regierender Gewalt ausgestattet, mit Durchlaucht anzusprechen.

    Seine Nachkommen haben im Allgemeinen die Berechtigung den Titel Prinz, beziehungsweise Prinzessin, zu führen.

    Das Herzogtum von Kant und Vorbrück war ein betuchtes altes Geschlecht, wie es sich für die oberen Adelskreise gehörte. Außerdem pflegte die herzogliche Familie stets Kontakt zum Kaiserhaus, was ihr zusätzlichen Einfluss verlieh.

    Hundert Jahre vor unserer Geschichte lebte seine Durchlaucht Maximilian von Kant und Vorbrück. Er war ein genügsamer Mann mit großem Appetit. Besondere Vorliebe besaß er für Wildbraten aller Art. Und am allerbesten schmeckte es ihm, wenn er Hase, Reh und Wildschwein selbst bei einer tüchtigen Jagd erlegte.

    Maximilian hatte eine Zwillingsschwester. Sie hieß Margarete und trug eine mächtige Nase im Gesicht, welche sie durch ausladende, monströse Frisuren auszugleichen versuchte. Jedenfalls verliebte sich Margarete von Kant und Vorbrück während einer der beliebten Jagdpartien in den Freiherrn Berthold von Lindburg.

    Eine solche Verbindung wäre unter normalen Umständen niemals gebilligt worden. Der soziale Abstieg der herzoglichen Prinzessin wäre einer alles erschütternden Lawine gleichgekommen. Aber die Vorsehung hatte entschieden, dem Glück des Liebespaares auf die Sprünge zu helfen. So rettete der Freiherr von Lindburg dem Herzog Maximilian das Leben, indem er ihn vor dem Ertrinken im großen Weiher hinter dem Hause bewahrte. Maximilian gestattete daraufhin die Vermählung seiner Schwester mit dem glücklichen Berthold und dieser führte sie heim. Mächtige Nase hin oder her.

    So, das war bisher nicht kompliziert, nicht wahr? Dann weiter!

    Margarete heiratete also Berthold. Sie bekamen zwei Söhne.

    Seine Durchlaucht, der Herzog, fand auch eine würdige Gattin. Elsa – mit spitzem Kinn und lachenden blauen Augen. Auch ihnen wurden Erben geboren.

    Herzog Maximilian behielt es aus geschwisterlicher Liebe zu Margarete bei, sie jedes Jahr zur Jagdsaison zu besuchen und einige Tage auf ihrem Gut zu verweilen. Aus Gewohnheit wurde Tradition. Über Generationen ist es daher Brauch, dass der Herzog von Kant und Vorbrück die Freiherren von Lindburg beehrt, um auf das Wild in den Wäldern loszugehen. Ein Brauch, der weder in Frage gestellt, noch je versäumt wurde.

    In diesem Jahr unserer Geschichte, in dem wir den Faden aufnehmen wollen, wäre Herzog Georg Ludwig es bisher auch niemals eingefallen, mit alten Sitten zu brechen. Doch er lag, geplagt von schlimmer Grippe, mit Wadenwickeln im Bett und schlürfte heiße Suppe. Die Herzogin saß an seiner Seite und seufzte immer wieder kopfschüttelnd:

    „Du mein lieber Gorgilein!"

    Der Herzog hätte in zwei Tagen die Familie Lindburg besucht. Oder besser gesagt, die Witwe Lindburg, jetzt Freifrau von Feldstetten, erneut verwitwet. Eine Dame mit mächtiger Nase, die wohl ein Erbgeschenk mütterlicherseits war und zwei reizenden Töchtern, die viel zu früh Vater und auch Stiefvater verloren hatten.

    Die Damen wären sicherlich bitter enttäuscht, wenn der Herzog nicht als Schirmherr der Jagd beiwohnen würde. Aber er sollte sich nun endlich eingestehen, dass sein hartnäckiger Infekt niemals binnen 48 Stunden kuriert sein würde. Er musste der Freifrau von Feldstetten mit Bedauern absagen, bevor sie sich seinetwegen in Unkosten stürzte.

    Für gewöhnlich wurden die gesellschaftlichen Abende mit üppigem Essen und gar einem kleinen Tanzvergnügen für die jungen Leute gestaltet.

    Herzog Ludwig runzelte nachdenklich die Stirn. Ihm war eben ein Gedanke gekommen. Vielleicht waren es die enttäuschten Gesichter der Freiinnen ob ihres geplatzten privaten Balls, die er vor Augen hatte. Vielleicht war es das heitere Lachen, welches vom Hof durch das halboffene Fenster drang. Nach der Ungezwungenheit und Lautstärke zu urteilen, gehörte es seinen Söhnen. Möglicherweise war es wiederum das Eingreifen der Vorsehung, die zwei Menschen zu ihrem Glück verhelfen wollte.

    Was der Grund für des Herzogs Einfall auch war, er selbst hielt ihn jedenfalls für brillant. Er richtete sich etwas auf und drückte seiner Gattin die Hand.

    „Maria, sieh doch zu, dass Vincent zu mir herauf kommt! Ich habe ihm etwas zu sagen."

    Die Herzogin lächelte, erhob sich und ging zu Tür, um jemanden nach dem Prinzen zu schicken. Sie bewegte sich nahezu lautlos und das Sonnenlicht, das in den Raum drang, verfing sich in ihrem silbergrauen Haar, welches sie nicht im Mindesten alt oder verwelkt aussehen ließ. Es unterstrich auf sehr vornehme Weise den kühlen Teint ihrer Haut und damit ihre gesamte schlanke Erscheinung. Sie und seine Durchlaucht hatten sich vor nun mehr als 30 Jahren an einem Winterabend kennengelernt. Schon zu dieser Zeit war die damalige Prinzessin unnahbar und schweigsam arrogant erschienen. Der eisige Schnee jenes Tages, der auf ihrem Hut und den Schultern lag, hatte diesen Eindruck verstärkt. Aber auch den Herzog für immer verzaubert. Mittlerweile wusste er natürlich zu sagen, dass die Herzogin keineswegs kalt und gefühlsarm war. Sie liebte mit ganzer Seele und war ihm eine treue Gefährtin in all den vergangenen Jahren. Maria Philippa sprach nach wie vor nicht mehr als nötig. Das hatte sein Gutes. Denn der Herzog selbst redete nur zu gerne und oft zu viel.

    Die beiden Söhne schienen sich je einen Elternteil ausgesucht zu haben, was die Charaktereigenschaften und auch das Äußere betraf.

    Vincent glich vom Wesen her der Mutter. Optisch war er mehr nach dem Vater geraten und als er nun ins Zimmer trat, war es dem Herzog, als sähe er in sein früheres Ich. Zwei hellblaue Augen blickten ihm mit einer gewissen Ernsthaftigkeit entgegen. Aber der Schein trügte, denn Vincent Magnus saß der Schalk im Nacken, welchen er allerdings genauso wie die Herzogin nur den engsten Familienmitgliedern zeigte. Sein blondes Haar wippte mit jedem Schritt am Stirnansatz auf und nieder. Der Prinz war großgewachsen. In seiner gutsitzenden Jacke und der straffen Haltung der Schultern genau der junge Mann von Welt, welchem man Achtung und Respekt zollte. Ein würdiger Nachfolger des Herzogtum derer von Kant und Vorbrück. Er war 23 Jahre alt. Sein Studium hatte er abgeschlossen und konnte sich nun den Annehmlichkeiten des Lebens widmen.

    Hinter Vincent eilte der zweite Sprössling herein. Das Ebenbild der Herzogin mit schwarzem Schopf, lachenden dunklen Augen und tiefen sympathischen Grübchen wenn er grinste. Da Edwin Siegbert des Herzog Georgs heiteres, fast schon kindliches Gemüt hatte, grinste er eigentlich die meiste Zeit. Edwin war der jüngere Sohn und durfte sich deshalb weit mehr seiner Albernheiten erlauben.

    Beide junge Herren trugen Reitkleidung und ein Hauch von Pferdegeruch mit sich.

    „Papa! Fühlen Sie sich ein wenig besser?" Prinz Vincent trat an die Seite des Bettes und setzte sich selbstverständlich und ungezwungen, trotz benutzter Reiterhose auf die Bettkante. Ein Zeichen der Vertrautheit innerhalb der Familie.

    „Nein! Scheinbar will mich diese vermaledeite Krankheit bis Neujahr unschädlich machen. Der Herzog hustete angestrengt und schloss erschöpft die Augen. „Du musst mir einen Gefallen tun, mein Junge! Unter normalen Umständen wären Mama und ich am Freitag zur Jagdwoche auf dem Land der Freifrau von Feldstetten gereist. Aber das ist mir einfach nicht möglich, wie du siehst. Noch nie ist ein Kant und Vorbrück diesem Ereignis fern geblieben. Georg hob die Lider und sah seinen Sohn mit glasigen Augen an. „Du musst also diese Reise unternehmen! Es wird ja eine vergnügliche Angelegenheit werden, deshalb erbitte ich nichts was dir Magenschmerzen verursachen könnte. Sei so gut und vertrete mich angemessen!"

    Vincent zog leicht die Mundwinkel nach oben.

    „Mein lieber Herr Papa, wenn Sie diese Sache als Bitte statt als Order verpacken, muss es einen Haken geben. Und zwar einen zentnerschweren. Jetzt zeigte er lächelnd die Zähne. „Was haben Sie verschwiegen?

    „Ist doch kristallklar! Die Freifrau hat zwei heiratsfähige Töchter!", meldete sich Edwin von der Fußseite des Bettes, während er sich lässig gegen den Pfosten lehnte.

    „Eddie! Du ewiger Ränkeschmied!", schimpfte Herzog Georg.

    Der jüngere Sohn zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. Vincent hingegen seufzte.

    „Sie sind weitaus mehr bewandert, wenn es um das Ränkeschmieden geht, Papa. Bitte erlauben Sie mir die Frage, warum haben wir es so eilig mit der Brautschau? Seit ich mit dem Studium fertig bin, gibt es nahezu kein anderes Thema mehr für mich."

    „Willst du denn nicht heiraten, Vinn?"

    „Doch, eines Tages, wenn…"

    „Du weißt, dass deine Eltern sehr spät mit Kindern gesegnet wurden. Und nun sind wir - und erzähle deiner Mutter bloß nicht, dass ich das gesagt habe - alt geworden. Ich möchte es noch erleben, dass du eine liebe, schöne Frau an deiner Seite hast, die ihr Leben mit dir teilt. Das kann doch so falsch nicht sein."

    „Natürlich nicht. Trotzdem…"

    „Vincent, fahr zur Jagd! Für Diskussionen habe ich jetzt keine Kraft." Der Herzog wedelte ungeduldig mit der Hand.

    Der junge Prinz knurrte verhalten und stand auf.

    „Ich werde dich würdig repräsentieren. Versprochen."

    „Gut. Nimm Eddie mit! Er wird dafür sorgen, dass du dich wirklich amüsierst. Reite, tanze und trinke! Und bring deiner Mama was Schönes mit!"

    Vincent zog die Falten des Bettlakens glatt, auf dem er gesessen hatte.

    „Ja, Vater."

    Der kranke Herzog runzelte missmutig die Stirn. Ihm war bewusst, dass Vincent unzufrieden und frustriert war. Außerdem nannte er ihn nur ‚Vater‘, wenn er etwas besonders ernst nahm oder sich ärgerte. Im aktuellen Fall traf wohl beides zu,

    Vincent verließ mit eiligen Schritten das Schlafzimmer und hätte seinem Bruder beinahe die Tür gegen die Stirn geknallt.

    „Pardon, darf ich vielleicht auch noch mit hinaus?", meinte dieser in seiner unkomplizierten Art.

    Herzog Georg hoffte, dass Vincents Unmut schnell verrauchen würde. Edwin konnte ihm dabei eine große Hilfe sein.

    Vincent ließ den Türgriff los und trabte den Gang hinunter, während sein Bruder versuchte mit ihm Schritt zu halten.

    „Was regst du dich denn so über Papas Pläne auf? Er wird dir immer das letzte Wort in dieser Angelegenheit lassen und dich nicht willenlos vor den Traualtar schleppen."

    „Es geht nicht um Meinungsfreiheiten bei der Suche nach einer potentiellen Ehefrau. Es geht um das, was es aus mir macht. Hast du einmal darauf geachtet? Ich bin ein Preisbulle, der geschätzt, bewertet und umlagert wird. Vincent blieb abrupt stehen, dass Edwin fast in ihn hineingelaufen wäre. „Bestes Beispiel, Gräfin Fallweldes Geburtstagsfeier. Wie viele junge Damen waren anwesend? Ein Dutzend? Beim Souper hätte ich mich beinahe an jedem Happen verschluckt. Oder wie würdest du dich fühlen, wenn ständig darauf geachtet wird was du dir in den Mund schiebst? Ich bin das so leid! Der junge blonde Mann fuhr sich stöhnend über die Augen. „Bei der Freifrau von Feldstetten wird es nicht anders sein. Wahrscheinlich sogar noch schlimmer! Wir werden eine geschlagene Woche mit ihr und den reizenden Freiinnen unter einem Dach wohnen. Wir werden mit noch mehr Mädchen und deren Müttern zusammentreffen, die sich auf Männerjagd befinden. Nicht zum Aushalten!"

    Edwin nagte während der ganzen Tirade an seiner Unterlippe. Nachdem Vincent fertig war, schüttelte er kichernd den Kopf.

    „Du bist vielleicht ein eingebildeter Löffel!"

    „Oh bitte, meinst du das im Ernst? Ich bin nicht eingebildet, nur… realistisch."

    „Realistisch, pessimistisch! Ist doch alles das Gleiche! Edwin lachte. „Es könnte doch sein, dass dir eine der beiden Freiinnen unglaublich gut gefällt. Dann wird dir die Woche viel zu kurz vorkommen.

    „Jede Frau, die hinter meinem Titel her ist, interessiert mich kein bisschen. Im Gegenteil, ich finde das widerlich und absolut unsympathisch. Da kann sie noch so ein hübsches Gesicht haben."

    „Das scheint allerdings bei den beiden Freiinnen der Fall zu sein. Man hört so manches über ihre augenschmeichelnden Erscheinungen. Wie heißen die Madamchen noch gleich? Tamara und Adelheid?"

    „Was du wieder alles weißt!" Vincents Gesichtszüge tauten langsam auf.

    Für gewöhnlich war Edwin tatsächlich eine gut informierte Quelle. Aber diesmal hatte er nicht in allen Punkten Recht.

    „Sie heißen im Übrigen Therese und Adela. Hast du unseren altehrbaren Stammbaum nicht richtig auswendig gelernt?" Jetzt lächelte der ältere Prinz schelmisch.

    „Ach, die Nebenlinien nimmt doch keiner so genau."

    „Diese schon! Aus welchem anderen Grund ist aus diesem Jagdbesuch eine eiserne Pflicht geworden?"

    „Pff, es hat sich bisher einfach niemand getraut diese Bilanz einmal anzutasten, indem eine Einladung ausgeschlagen wurde. Warum sollte man das auch? Es gibt gutes Essen, heitere Gesellschaft und die Landschaft rund um das Anwesen soll atemberaubend schön sein."

    „Du willst also unbedingt hin?"

    „Man müsste mich nicht an den Haaren packen und hinschleifen, wenn du das meinst. Edwin zwinkerte. „Na los, Vinn! Tu es nicht nur für Papa! Mach das für dich! Du wirst es nicht bereuen. Dafür bin ich schließlich mit von der Partie!

    Vincent legte ihm die Hand auf die Schulter.

    „Ist das ein Versprechen, weswegen ich mir Sorgen machen müsste?"

    Der Bruder wollte sich beschweren, aber er sah das Blitzen in den blauen Augen seines Gegenübers und zog eine Spaßgrimasse.

    „Die Sorgen lassen wir zuhause., posaunte er gutgelaunt. „Mit den Weibsbildern werden wir schon fertig. Die sollen gaffen, bis ihnen die Augen schmerzen. Ich überlasse dich ohnehin nur einem Mädchen mit Charakter und einer gehörigen Portion Humor. Wer sollte dich sonst zum Lachen bringen?

    „Gut gesagt, Bruderherz. Nur muss sie Papa auch gefallen. Und…" Vincent senkte den Blick und hob unbewusst die Schultern.

    Edwin duckte sich, um ihm wieder ins Gesicht sehen zu können.

    „Was? Und?"

    „Nunja… Der große Blonde wirkte ein wenig verlegen. „Ich habe noch nie darüber gesprochen. Aber wenn es irgendwie möglich wäre, dann… nun, dann möchte ich gerne eine junge Frau heiraten, in die ich verliebt bin und die meine Gefühle erwidert. Das mag ein utopischer Wunsch sein, aber unmöglich ist es nicht. Er sah wieder auf. „Oder?"

    Vincent hoffte, dass Edwin jetzt keinen seiner Scherze machte. Das würde ihn verletzen. Nachdem diese Worte ausgesprochen waren, stellte er überrascht fest, wie sehr sich dieser Wunsch in ihm gefestigt hatte. Wie sehr sich daher seine Abneigung gegen die Verkuppelei und die damit verbundenen Intrigen und Absprachen steigerte.

    Edwin war eine ganze Zeit lang sehr still. Schließlich räusperte er sich.

    „Hm, ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, Vinn. Aber eines weiß ich. Um eine solche Vertrautheit zwischen zwei Menschen wachsen zu lassen, die notwendig ist, damit daraus Liebe wird, braucht man Zeit. Die ist ein Attribut, welche dir nicht grenzenlos zur Verfügung steht."

    Vincent nickte verbissen. Natürlich wusste er das. Im schlimmsten Fall würde ihm eine Gattin einfach zugeführt. Eine adelige, gebildete Frau mit guten Genen, die sich je nach der Gebärfreudigkeit ihrer weiblichen Verwandten als geeignet zeigte.

    Edwin schien das zu erraten.

    „Papa ist doch im Grunde sehr umgänglich und verständnisvoll. Warum teilst du ihm nicht mit, was dir durch den Kopf geht?"

    „Ich kann schlecht Verständnis für eine Sache erwarten, die er nie so angehen musste. Du weißt, dass er Mutter erst drei Tage

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