Vampires of Vensaya: - Zeitenriss -
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Buchvorschau
Vampires of Vensaya - Michael Jeremy Hard
Kapitel 1.
„Eisengolems"
34. Tag im Herbst des Jahres 722 nach neuer Zeitrechnung (nnZr)
Felder von Vensaya
Regentropfen hingen an den goldgelben Ähren des reifen Getreides, als die Sonne wieder zum Vorschein kam und sich langsam gen Horizont senkte. Blutrote Strahlen brachen sich und erzeugten winzig kleine Regenbögen.
Doch Ortiz konnte sich nicht daran erfreuen. Er trieb sein mechanisches Schlachtross durch die Felder, denn er musste schnellstmöglich zum Königshof von Vensaya gelangen, schließlich hatte er wichtige Informationen für König Pirus. Er hinterließ eine Schneise in den Feldern, die nassen Ähren flogen hinter ihm in alle Himmelsrichtungen und das Wasser, welches an den Fruchtständen hing, stob wie eine Gischt in die Luft.
Am Horizont konnte er endlich den Königsberg erkennen, auf dessen Plateau sich die Stadt Schwarzbach befand, in deren Mitte auf einer Erhöhung die Königsburg stand. Und das war Ortiz‘ Ziel. Den Griff am Halfter seiner Maschine drehte er ein Stück weiter nach vorne. Damit erhöhte er die Geschwindigkeit seines Schlachtrosses und kam seinem Ziel dadurch zügig immer näher.
Schwarzbach – Königshof, kurze Zeit später
Prinzessin Anka beobachtete besorgt ihren Vater, der den Thronsaal auf- und abschritt. „Vater, redet mit mir, was bedrückt Euch?, versuchte die hübsche junge Frau mit den zu einem Zopf geflochtenen blonden Haaren, zu erfahren. „Seit Sonnen habt Ihr kaum gegessen, geschweige denn ein Wort gesprochen …
Sie ging auf ihn zu und versuchte, sich vor ihn zu stellen, doch er schritt an ihr vorbei, sein Blick nachdenklich und in Gedanken vertieft.
„VATER!"
Doch immer noch reagierte er nicht.
Königin Melisande hätte die Möglichkeit gehabt, ihn zu beruhigen, war sie mit der Gräfin des Nachbarlandes in den Ländereien unterwegs.
Plötzlich schwangen die Türen des holzvertäfelten und von Kerzenständern erleuchteten Herzstücks der Königsburg auf.
Das Licht, welches aus dem Vorraum drang, war gleißend hell, sodass erst nur ein Schemen erkennbar war, aus dem sich nach und nach ein großgewachsener Ritter in dunkelblauer Rüstung mit gelb-goldenen Ornamenten des Landes Vensaya schälte. Er bewegte sich so schnell auf den König zu, dass der Hofmarschall keine Zeit hatte, ihn gebührend anzukündigen.
Vor dem hoffnungsvoll in seine Richtung schauenden Herrscher ging der Ritter in die Knie, legte seine rechte Hand auf seinen Brustkorb, die linke auf sein angewinkeltes Knie, während sein Kopf nach unten auf den mit Marmorfliesen und Mosaiken verzierten Fußboden gerichtet war.
„Erhebt Euch, General Ortiz, und berichtet!"
Dieser Tat, wie ihm befohlen wurde, stellte sich wieder auf beide Füße und schob sein Visier nach oben. „Eure Hoheit.
Prinzessin Anka …", sanft lächelte er in ihre Richtung. Sie hegte beginnende Gefühle für den Hauptmann der Leibgarde ihres Vaters, auch wenn es nicht standesgemäß war und er keine Ahnung davon hatte. Er hingegen hatte nur Augen für Petrissa, Ankas Zofe. Und so wendete er sich an den König.
„Ich bringe schlechte Kunde von der Grenze zu Malgambrién. Kwilo hat es tatsächlich geschafft, alle Orks, Oger und Goblins unter seinem Kommando zu vereinen und sich dann selbst zum König dergleichen ausgerufen. Seine Mordlust und Machtfantasien kennen keine Grenzen. Er überfällt mit Vorliebe wehrlose Dörfer und löscht diese vollständig aus, ehe er sie anzündet und damit dem Erdboden gleich macht. Unsere Spione haben mir berichtet, dass er noch immer auf Rache sinnt, seitdem Ihr ihn vor vielen, vielen Jahren aus Vensaya verbannt habt… Schwer atmete der Ritter aus. „und so wie es sich darstellt, scheint es so, als ist ein Überfall auf uns nur noch eine Frage der Zeit.
„Ich danke Euch für Eure Unterrichtung, mein treuer Ortiz. Es wird also Zeit, endlich zu handeln."
Anka schritt auf ihren Vater zu, legte eine Hand auf die Schulter des Königs und versuchte ihn zur Vernunft zu bringen. „Vater, überstürzt nichts. Das wird genau das sein, was Kwilo will!"
Sanft legte er die Hand auf die seiner Tochter, drehte den Kopf zu ihr und lächelte sie wissend an. „Ich weiß, was ich tue, vertrau mir, mein Kind."
Innerlich seufzte sie schwer und hatte Bedenken, ob der Tatsache, dass er wusste, was er tat. Doch äußerte sie es nicht, es geziemte sich, für eine Prinzessin nicht, ihrem König zu widersprechen.
Dann wandte er sich an die Wachen. „Bringt mir den Mechanikus!"
Ohne zu zögern, nickte eine der Wachen an der Tür, setzte sich in Bewegung und verließ seinen Posten. Wenige Augenblicke später kam er zurück und in seiner Begleitung befand sich ein ca. fünf Fuß kleiner, alter Mann, dessen weißer Bart so lang war, dass er ihn einmal um seinen Hals schlingen musste, um nicht darauf zu treten. Sein Haupt schmückte ein Lederband, in welchem auf Höhe seiner Augen zwei hauchdünne, rundgeschliffene und polierte Schneequarze eingearbeitet waren, als Schutz für sein Augenlicht. Die schwere Lederschürze, die der alte Mann trug, war vollgepackt mit den verschiedensten Werkzeugen und Gerätschaften, von Zangen über Schraubendreher bis hin zu Dingen, bei denen König Pirus nur ahnen konnte, wofür sie verwendbar waren, und es teilweise gar nicht wissen wollte. Die Füße des Mechanikus waren in einfache Ledersandaletten gekleidet, die ausgetreten und kaum vorhanden waren.
„Ihr habt gerufen, Eure Majestät?" Die Stimme des Alten war deutlich, klar und kräftig, und als er sich verneigte und dann wieder sein Haupt erhob, konnte man das Feuer in seinen Augen sehen, denn wenn er einhundertfünfzig Mal das jährliche Licht des Mondes erblickt hatte, so war sein Verstand immer klar und voller Tatendrang. Für einen Menschen war dies ein stolzes Alter, doch für einen Elf oder gar einen Zwerg, wie es der Mechanikus war, begann das Leben erst.
„Wesus, welche Freude, Euch zu sehen!" Pirus lächelte und ging auf den alten Mann zu, der bereits in den Diensten seines Vaters, König Aquilius, gestanden hatte.
„Die Freude ist ganz meinerseits, Eure Majestät."
Beide Männer sahen sich an, Wesus erhob sich und beide lächelten, ehe sie sich umarmten.
„Schön, dass Ihr mal aus der Werkstatt rauskommt, mein alter Freund, auch wenn man Euch immer dazu zwingen muss …, meinte der König lachend. „allerdings gibt es auch einen triftigen Grund…
Pirus‘ Lachen erstarb, dann informierte er seinen Mechanikus über die aktuellen Geschehnisse an den Grenzen. Dieser nickte abschließend und sah zwischen Ortiz, Anka und Pirus hin und her und nickte erneut.
„Folgt mir bitte."
Schwarzbach – Werkstatt des Mechanikus
Der alte Mann öffnete mühsam ein übermannshohes hölzernes Scheunentor, dessen Eisenbeschläge bereits bessere Zeiten erlebt hatten, und die rote Pest tat ihr Übriges. Bevor sie eintraten, flüsterte Pirus seiner Tochter zu.
„Erinner mich daran, dass ich veranlasse, dass Wesus neue Tore bekommt."
„Sicher, Vater." Anka lächelte ihn an, wenn sie überzeugt war, dass sie es ebenfalls bald vergessen haben würde, und warf ihren Zopf nach hinten.
Die vier betraten die spärlich beleuchtete Werkstatt und kaum mehr als die Schatten massiver Holzbalken hoben sich aus der Dunkelheit hervor. Vereinzelt sah man ein bläuliches Schimmern, doch nichts, woran sich das menschliche Auge gewöhnen konnte.
Wesus stand an erster Stelle der kleinen Menge und klatschte zweimal in die Hände. Nach und nach leuchteten Lichtquellen an der Decke und an den Holzbalken auf, Reihe um Reihe erstrahlte und schon bald war die gesamte Halle in ein helles, leicht bläuliches und kühles Licht getaucht.
„Wesus … Bei den sechs Göttern!" Pirus sprach aus, was sich Anka und Ortiz nicht getrauten, nur zu denken. Vor ihnen standen überlebensgroße eiserne Kolosse, menschlich geformt, doch gleichzeitig massiger.
In der ersten Reihe waren zwei von ihnen. Der größere von beiden trug die Farben Vensayas und um das, was wohl der Kopf war, zog sich ein goldenes Band, die Schultern hingegen wurden von einem purpurnen Metallstreifen umrandet. Die Maschine rechts daneben war nur geringfügig kleiner als die Erste. Die erstrahlte in Vensayas Farben und hatte frappierende Ähnlichkeit mit Ortiz‘ Rüstung. Im Unterschied zum ersten Apparat trug diese eine Art roten Umhang, und eine entsprechend große Nachbildung von Freya und Gaia, Ortiz‘ Schwertern, hingen jeweils rechts und links an dem Part, den man am ehesten als Hüfte bezeichnen konnte.
Hinter den beiden Kolossen standen in mehreren Reihen ein paar Dutzend kleinere und schmucklosere Maschinen, noch immer in den Farben des Königreichs, aber weit weniger verziert. Allen Apparaturen gemein: sie trugen blaue Kristalle in ihrem Brustbereich und lange lederne und mit Eisenringen verstärkte röhrenartige Schläuche hingen jeweils rechts und links aus jeder Maschine. Grauer Rauch stieg zischend aus den Anschlussstellen und waberte in dicken Schwaden über den steinernen Boden.
„Eure Hoheit, Prinzessin, General Oritz … Die Eisengolems…"
Der König schritt an seinem Mechanikus vorbei und auf die Maschine, die seine werden würde, zu. Mit seiner Hand strich er über das