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Die wilde Komteß: historischer Roman
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Die wilde Komteß: historischer Roman
eBook371 Seiten5 Stunden

Die wilde Komteß: historischer Roman

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Über dieses E-Book

Der Weg machte eine Biegung, und wie sich nun der Mann im Wagen erhob, um, an dem breiten Rücken des Kutschers vorbei, den neuen Ausblick in den Forst zu genießen, da knackte es plötzlich in den Zweigen zur Rechten, gedämpfter Hufschlag erklang im Galopptakt, und etwa fünfzig Schritte vor ihm sprengte in mächtigen Sätzen eine schlanke Reiterin quer über den Weg, um blitzartig, wie sie erschienen, in dem Dickicht auf der andern Seite wieder zu verschwinden. »Holla! Wer war denn das?« rief der Fremde eifrig und berührte Hinrich am Arme. Der Alte grinste furchtbarer denn je ...
SpracheDeutsch
Herausgeberidb
Erscheinungsdatum19. Feb. 2017
ISBN9783961505920
Die wilde Komteß: historischer Roman

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    Buchvorschau

    Die wilde Komteß - Ernst von Wolzogen

    Die wilde Komteß 

     Roman in zwei Bänden

    von

    Ernst von Wolzogen

    idb 

    ISBN 9783961505920

    Erster Band.

    Erstes Kapitel.

    In welchem der fremde Herr die Bekanntschaft des alten Hinrichs macht, der Leser einiges über die Leute von Räsendorf erfährt, und Fräulein Sophie vergebens erwartet wird.

    Der Personenzug von Berlin hielt prustend und kreischend vor dem kleinen Bahnhofsgebäude des Haltepunktes Mellenthin an. Da das Wetter so heiter war, hatte sich der Stationsvorsteher seine neue rote Mütze aufgesetzt – sobald nämlich eine Wolke am Himmel stand, pflegte der Vorsichtige zu der älteren Garnitur zu greifen; hatte er aber die neue auf, so gab sich der ganze Mann einen Ruck ins Strenge, Wichtige hinein, reckte sich, nahm die Schultern zurück und zwirbelte den blonden Schnurrbart kecker auf. In stolzer Ruhe und mit einem wahren Feldherrnblick, als wenn er eine Parade abnähme, ließ er den Zug an sich vorbeilaufen, bis er zum Stillstand kam. Ein paar Bauernweiber mit Marktkiepen schoben sich langsam und plump aus der vierten Klasse heraus, und einem Abteil zweiter Klasse entstieg ein einzelner Herr. Das war alles für Mellenthin.

    Der Stationsvorsteher wechselte einige leutselige Worte mit dem Zugführer und gab dann mit herablassendem Gruße die Erlaubnis zur Abfahrt. Drei Glockenschläge, und polternd, wegmüde und faul setzte sich der Zug wieder in Bewegung.

    Der einsame Reisende zweiter Klasse stand, ein leichtes Köfferchen in der Hand, auf dem Bahnhofssteig und sah sich, die kühne Adlernase etwas hochgehoben, durch seinen goldnen Kneifer, den er ohne Schnur trug, rings um, als ob er jemanden suche. Da er aber außer dem Inspektor, dem Packmeister und einem Bahnwärter niemanden bemerkte, so schritt er auf den ersteren zu, grüßte leicht mit seiner Reisemütze und redete den Beamten an: »Entschuldigen Sie, Herr Stationsvorsteher, ist hier nicht ein Wagen vom Grafen Pfungk aus Räsendorf?«

    Der Herr hatte so etwas Militärisches im Ton, etwas so Befehlsgewohntes in den festen Zügen seines sonnverbrannten Gesichtes mit dem kurzgehaltenen, dunkeln Vollbart, daß sich in dem aufgeblasenen kleinen Bahnbeamten der frühere Feldwebel getroffen fühlte. Er grüßte stramm mit der Hand an der Mütze und sagte: »Jawohl, mein Herr, der Kutscher aus Räsendorf erwartet Sie bereits. Ich irre wohl nicht – ich habe wohl die Ehre mit dem neuen Herrn Verwalter? . . .«

    »Allerdings – das heißt, ich will mich erst dem Herrn Grafen vorstellen«, versetzte der Fremde kurz angebunden und ging, abermals die Mütze lüpfend, davon.

    Der alte Packmeister trat ihm an der Ecke des kleinen Bahnhofsgebäudes entgegen und rief ihm zu, indem er nur einen seiner krummen dicken Finger nachlässig an den Kopf hob: »Gu'n Dag ok! Na, Se sünd wohl de nige Herr Entspekter von Räsendörp? Ja, ja, de oll Hinrich de het mi dat all vertellt.« Und mit diesen Worten nahm er dem Herrn einfach das Köfferchen aus der Hand und schritt ihm voran um das Gebäude herum.

    Da hielt der alte Hinrich mit seinen beiden alten Braunen, ein paar starkknochigen schweren Stuten, welche mit ihren mächtigen Formen in gar keinem Verhältnis standen zu dem leicht gebauten Jagdwägelchen, welches sie ziehen sollten.

    »He! Dau, Hinrich! Nu hür man up to dösen, hier is de nige Herr Entspekter.«

    Der greise Kutscher saß stocksteif auf dem Bocke, in einen rehfarbenen langen Mantel gehüllt, die Beine trotz des warmen Wetters in eine Pferdedecke fest eingewickelt. Auf den Zuruf des Packmeisters wandte er rasch den Kopf, wie wenn er aus einem angenehmen Halbschlaf aufgeschreckt würde und schnitt seinem mutmaßlichen neuen Vorgesetzten ein so grimmig-komisches Gesicht, daß dieser ein verdutztes Lächeln bei seinem Gruße nicht unterdrücken konnte. Es war eine Grimasse, wie sie ältere Affen zu machen pflegen, wenn sie in den Paketchen, die man ihnen mit freundlicher Miene darreichte, ungenießbare Gegenstände entdeckten. Der Eindruck dieser Grimasse war um so schauriger, als der alte Hinrich in jedem Kiefer nur noch drei einzelne und noch dazu schiefstehende, schwarzgelbe Zähne aufzuweisen hatte. Auch waren seine Augen tiefliegend, rund, rot umrandet und wimpernlos, wie die einer Meerkatze.

    Er lüpfte seinen hohen Hut ein wenig und sagte mit heiser bellender Stimme: »Sünd Se der Herr, den ick halen sall? De Herr von . . . . von . . . . Ja, nu hew ick den Nam' vergäten!«

    Der Fremde mußte lachen über den wunderlichen Empfang, der ihm hier zu teil wurde. »Ja, der Herr Von bin ich schon«, rief er laut. »Nun fahren Sie man zu!«

    Er sprang leicht in den Wagen. Der Packmeister schob das Köfferchen unter den Rücksitz, empfing sein Trinkgeld, und dann setzte der alte Hinrich seine Braunen in Bewegung.

    »Sagen Sie mal, Hinrich«, schrie der Fremde, als sie eine kleine Weile gefahren waren, »haben Sie denn für diesen Puppenwagen keine leichteren Pferde? Das ist ja ein unheimliches Fahren!«

    Der Alte nahm die Zügel kürzer, wandte sein boshaftes Affengesicht herum und sagte mit Anstrengung hochdeutsch sprechend: »Andre Pferde? Oh, was werden wir keine andern Pferde haben! Aber mit die Ponnys, die hier eigentlich zugehören, da sind Frau Gräfin mit Kunteß Vicki zum Missionsfest gefahren, nach Pägelow. Kunteß Vicki kutschiert bloß die Ponnys; und was die Graditzer sind, die sonst Kunteß Marie immer fährt, die müssen heute zu Hause bleiben, weil Kunteß nicht viel nachfragen tut nach die Missionsfeste!« (›Müschohnsfeste‹ sprach er das Wort aus!)

    »Aha! Nun weiß ich Bescheid«, lachte der Fremde. Er lehnte sich so bequem zurück, als die steife Lehne des Sitzes und die geringe Federkraft des Polsters dies gestattete. Er hatte sich der Handschuhe entledigt und strich sich mit seiner sehnig mageren, vornehm geformten Hand über den ganz modern gestutzten Bart. Die kurzen Bemerkungen Hinrichs über die Stallverhältnisse genügten seinem scharfen Geist, um sich sofort ein ziemlich deutliches Bild zu machen von den Verhältnissen des gräflich Pfungkschen Hauses. Die Mutter, welche mit der frommen, gehorsamen Komteß Tochter und mit den ebenso frommen Ponnys auf die dörflichen Missionsfeste fuhr, die andre Komteß Tochter, welche sich aus dergleichen nichts machte, und der Graf selber, von welchem nicht die Rede war, welcher aber, nach diesem Kutscher und diesem Gespann zu schließen, jedenfalls ein äußerst konservativer, sparsamer und wahrscheinlich auch wenig lebenslustiger alter Herr sein mochte, – denn bei einer Spazierfahrt in diesem rasselnden, klirrenden Marterwägelchen, das mit fußhohen Sprüngen über jeden Kieselstein stolperte, konnte einem jede Lebenslust gründlich vergehen! – das alles ergab für einen Menschen von einiger Einbildungskraft eine wenig anmutende Vorstellung von dem gräflichen Hausstande.

    »Hm, hm, wird wohl nichts für mich sein«, murmelte der Fremde vor sich hin, indem er seinen weichen Schnurrbart nachdenklich durch die Finger gleiten ließ. »Dumme Geschichte, wenn es wieder nichts würde! Na, aber ich habe doch schon so manches fertig gebracht. – Haha! Die Graditzer sind ihm für mich zu gut!« So ungefähr sprach er bei sich selber und lachte dazu leise vor sich hin.

    Sie lenkten von der Landstraße ab in ein Gehölz hinein. Der Weg war erbärmlich. Der schwere Lehmboden beim letzten Regenwetter tief eingerissen und in der Wärme der letzten Tage zu harten Rinnen und Krusten eingebrannt. Das Unterholz, meist Haselsträucher, trat bis dicht an den Weg heran, die Zweige einiger prachtvollen alten Bäume streckten sich hier und dort in so geringer Höhe darüber hinweg, daß der alte Hinrich sich alle Augenblicke tief verneigen mußte, um seinen Hut oder gar seinen Kopf nicht in Gefahr zu bringen.

    »Prächtig, prächtig!« rief der Fremde im Wagen ganz laut; und leiser setzte er hinzu: »Aber wüste Wirtschaft! Da gäb's was zu tun für mich.«

    Der Weg machte eine Biegung, und wie sich nun der Mann im Wagen erhob, um, an dem breiten Rücken des Kutschers vorbei, den neuen Ausblick in den Forst zu genießen, da knackte es plötzlich in den Zweigen zur Rechten, gedämpfter Hufschlag erklang im Galopptakt, und etwa fünfzig Schritte vor ihm sprengte in mächtigen Sätzen eine schlanke Reiterin quer über den Weg, um blitzartig, wie sie erschienen, in dem Dickicht auf der andern Seite wieder zu verschwinden.

    »Holla! Wer war denn das?« rief der Fremde eifrig und berührte Hinrich am Arme.

    Der Alte grinste furchtbarer denn je. Aber seine runden Aeuglein rollten und leuchteten in seltsamer Lebendigkeit: »Hehe!« lachte er heiser, »dat wier dei dulle Kunteß!«

    »Die tolle Komteß? Wer ist denn das?«

    »Dei dulle Kunteß, hehe! Dat weiten Se nich, Herr? So nöhm'n dei Lüd uns' Kunteß Marie, hehe! Ja, Herr, dat is Ein'!« Der alte Hinrich zwinkerte bedeutungsvoll mit den Meerkateraugen und klappte ein paarmal mit den sechs Zähnen zusammen, daß es ordentlich gespenstisch anzusehen war.

    Der Fremde drückte sich wieder in seine Ecke und sagte laut vor sich hin: »Prachtvolles Weib! Reitet ja wie der Teufel!« Gleich darauf stand er wieder auf und verleitete den alten Kutscher zu einem weiteren Gespräch.

    »Hören Sie mal, Hinrich, das ist wohl diejenige Komteß, welche die Missionsfeste nicht leiden kann?«

    »Hehe!« bellte der Alte, und knallte ohne jeden Zweck den Braunen dreimal so laut um die Ohren, daß sie vor Verwunderung die großen Köpfe bedenklich zu schütteln begannen.

    »Sagen Sie mal, ist denn kein Sohn im Hause?« setzte der Fremde seine Nachforschungen fort.

    »Ne, bloß Dam's. I, Herr, mit dei Dam's, da is dat so. . . . Na, dat jeit mi ja wider nix an, hehe!«

    Er trieb die Pferde aufs neue an, mit einem sonderbaren schlangenhaften Zischen. Ganz plötzlich aber riß er sie mit aller Anstrengung zurück, so daß der leichte Wagen einen heftigen Ruck bekam, welcher den Insassen unsanft auf seinen Sitz zurückschleuderte und die Pferde selbst dermaßen erschreckte, daß sie mit den Hinterfüßen aufgeregt zur Seite stampften und die größte Lust bezeigten, trotz ihres ehrwürdigen Alters über die Stränge zu hauen.

    »Donnerwetter, was ist denn das?« rief der Fremde und griff nach dem Hüftbein, welches einen recht unangenehmen Stoß weg hatte. »Haben Sie einen Geist gesehen, Hinrich? Was machen Sie denn da? Sie wollen doch nicht etwa gar umdrehen?«

    Aber der wunderliche Alte drehte wirklich um, obwohl der Wagen dabei bedenklich ins Kippen geriet und hinten eine junge Birke beinahe umgeknickt hätte, während auf der andern Seite die Pferde das Gebüsch niederstampften, daß es ein Jammer war, und dann ließ er wieder sein Zischen hören, versetzte den Gäulen einen leichten Schmiß hinter die Ohren, und dann ging's denselben Weg zurück, so rasch sie laufen wollten.

    Der Fremde bekam ordentlich Angst und schrie aufgeregt: »He! Hinrich, he! Was soll das heißen?«

    »Dat helpt all nix«, bellte der Alte, aber weiter war durchaus nichts aus ihm herauszubekommen den ganzen Weg über, bis er endlich wieder hinter dem Bahnhofsgebäude still hielt. Da nahm er seinen Hut ab, rieb sich mit dem baumwollenen Handschuh in komischer Aufregung den kurz geschorenen Graukopf und gab endlich die Auskunft, daß ihm erst bei der Frage nach den Damen wieder eingefallen sei, daß er ja auch eine Dame habe abholen sollen.

    »Eine Dame?« frug der Fremde verwundert und wußte nicht recht, ob er über den Alten lachen oder sich ärgern sollte. –

    Der Stationsvorsteher war neugierig aus der Tür getreten. »Na, Hinrich, was wollen Sie denn nun wieder?« sagte er mit einem halb mitleidigen Lächeln, welches andeuten sollte, daß er die Schwäche des alten Rosselenkers genugsam kenne.

    »Ick sall ja ein' Dam' afhalen. Häw ick Sei dat nich vertellt, Herr Büchting? Is dei Dam' nicht mitkamen?«

    Jetzt mußte der Fremde doch laut lachen. »Mit mir sind bloß noch ein paar Bauernweiber ausgestiegen. Sollten Sie die etwa mitbringen?«

    »Ne, ne, ein fin Mamsell ut dei Stadt, dei Fru Gräfin sich expreh för dei Wirtschaft up'n Schloß verschräwen het. Herrje, wat ward da dei Fru Gräfin seggen, wenn ick ahn' dat Fröl'n komm'! Sei hätt' mi all letzte Woch' en' ollen Dusselkopp heten, weil ick dat vele Bäden un Singen nicht mehr verdragen kann.«

    Jetzt platzte auch der zurückhaltende Beamte mit lautem Lachen heraus und gab dem Fremden aus seine Frage zur Auskunft, daß die Frau Gräfin wegen ihrer strengen Andachtsübungen von ihren Dienstleuten nicht wenig gefürchtet und auf zehn Meilen in die Runde verspottet werde. Dann wandte er sich wieder an den immer noch sehr aufgeregten Hinrich und fragte ihn, von woher die Dame erwartet werde.

    »Herrje ja, nu föllt mi dat allens werrer in. Da wihr vun Hamburg dei Red'. Sei sall mit den Tog von Ludwigslust kommen.«

    »Ja, der kommt aber erst in einer Stunde«, sagte der Vorsteher.

    Und der alte Hinrich wickelte sich aus seiner Decke, kletterte bedächtig vom Bock herunter und grunzte ganz ruhig: »Na, denn möten wir noch'n bäten täuwen.«

    Eine recht angenehme Aussicht für den fremden Herrn, welcher so ungeduldig der entscheidenden Stunde entgegen sah, wenn er sich dem Grafen würde vorstellen können, und der, nachdem er schon den halben Weg zurückgelegt hatte, nun wieder von dem unheimlichen Alten auf diesem ödesten aller Bahnhöfe abgesetzt wurde! Aber was war zu machen? Der dickköpfige alte Hinrich holte den Futterbeutel hervor und sah sich gar nicht nach dem Herrn um, der doch vielleicht schon morgen sein erster Vorgesetzter sein konnte.

    Der Stationsvorsteher, Herr Büchting, war der einzige, welcher von Hinrichs Vergeßlichkeit einen Vorteil zog. Er machte sich zuvorkommend an den Fremden heran und suchte ihn mit jener Neugier, die allen wenig beschäftigten Menschen mittlerer Bildung auf solchen einsamen Posten eigen ist, über »woher« und »wohin« auszuholen. Er bekam aber nur unvollkommene, noch dazu widerwillig gegebene Auskunft, so daß er bald das Fragen aufgab und sich darauf beschränkte, einige allgemeine Bemerkungen über Land und Leute in diesem Zipfel des gesegneten Obotritenlandes zum besten zu geben.

    »Der Mann hat etwas Heimtückisches«, dachte er, den Fremden von der Seite anschielend. »Man muß sich hüten, dem etwas über die Gesellschaft in Räsendorf zu sagen, der ist im stande, und steckt es heute abend noch der Frau Gräfin, was ich über ihre Andachtsübungen gesagt habe.« Er wollte sich eben unter einem Vorwande zurückziehen, als der Fremde die rasche Frage an ihn tat: »Ach, sagen Sie doch, was ist denn der alte Herr Graf für ein Mann?«

    »Oh, ein recht lustiger alter Herr!« antwortete der Beamte ausweichend.

    »Lustig? Das ist wohl kaum möglich!« rief jener. »Ich dachte ihn mir als einen recht brummigen, durch und durch vertrockneten alten Junker.«

    Der Beamte lachte leise vor sich hin. »Na, Sie werden ihn ja kennen lernen. Ich kann Ihnen nur eins sagen: wenn Sie sich bei ihm einschmeicheln wollen, dann müssen Sie ihm Geschichten erzählen – je kräftiger, desto besser!«

    Der Fremde merkte sich im stillen diesen guten Rat, und trat, nachdem der Vorsteher ihn allein gelassen hatte, einen Spaziergang längs des Bahndammes an. Er hatte sich eine Zigarre angesteckt und schlenderte nachdenklich auf schmalem Fußpfade durch die blühenden Wiesen. Wieder und wieder ertappte er seinen Geist bei dem Versuche, aus den bunten Steinchen flüchtiger Bemerkungen sich ein lebendiges Bild von dem Pfungkschen Hause und von dem Leben, das seiner unter diesen Leuten und in diesem Lande wartete, zusammenzusetzen. Er kam aus einer andern Gegend Deutschlands, Land und Leute von Mecklenburg waren ihm völlig neu, ihre Sprache nicht ganz leicht verständlich. Er mußte sich sagen, daß der alte Graf gewichtige Bedenken gegen ihn erheben konnte, daß jedenfalls, wenn er die Stellung erhielt, die Arbeit, die seiner wartete, eine recht schwere sein würde.

    Er ließ sein Auge über die ruhig anmutige Gegend schweifen. Die Sonne sank eben hinter der sanft geschwungenen Hügelreihe im Westen, und ihre reine, tiefe Glut spiegelte sich auf den kleinen Fenstern des Bahnwärterhäuschens, das da gerade vor ihm lag, so daß es aussah, als ob es im Innern lichterloh in Flammen stände. Und im wunderlichen Gegensatze dazu saß der Bahnwärter vor dem Hause auf dem Bänkchen und schmauchte friedlich sein Pfeifchen, während sein kleiner Knabe mit unablässigem Bemühen eine große blaue Tüte mit einem durchgesteckten Holzspan nach Art eines Drachens zum Fliegen zu bringen suchte. Auch das Blondköpfchen dieses Kleinen war glühend überpurpurt, man wußte nicht, ob von dem Widerschein der sinkenden Sonne oder von der Anstrengung seiner kindischen Sisyphusarbeit. Im Grase zirpten die Heimchen, aus den Stoppelfeldern stiegen die Lerchen noch ein letztes Mal flatternd und zwitschernd auf, ehe sie sich zur Nachtruhe in ihre Nester duckten. Um den hohen Wipfel einer Eiche, der den Rand des nahen Forstes hoch überragte, schwärmte mit unablässigem Gekrächz eine große Schar von Krähen, die dort allnächtlich Einkehr zu halten pflegte. Ein Bauernwägelchen rollte auf der Landstraße heran, dem Bahnhof zu. Noch einmal erglühte das Schienengeleise feurig im letzten Sonnenstrahl – und dann war es Abend geworden. In dem nächsten Dorfe, welches, im Grünen ganz versteckt, etwa eine Viertelstunde vom Bahnhof entfernt lag, schlug eine Turmuhr acht. Mit jenem tiefen, vollen Feierklange, der dem einsamen Lauscher auf dämmerndem weiten Felde oft so wunderlich zu Gemüte dringt, wie kaum ein frommes Lied mit Orgelklang.

    Dem Fremdling mit den scharfen, vornehmen Zügen schien das Bild der Anmut und des Friedens zu behagen, das ihn ringsum mit so bescheidener Lockung anlachte, und der leichte Abendwind, der jene Glockentöne weiter trug, schien seine weltmüde Stirn mit dem frischen Hauche trauter Heimatlichkeit zu umwehen. Er wandte sich wieder dem Bahnhofe zu und murmelte im Gehen vor sich hin: »Wenn ich hier bleiben dürfte – endlich einmal ausruhen! Das Land gefällt mir, es hat so gar nichts Aufregendes. Hier wird mich niemand suchen. Und die Leute? Mein Gott, mit wem habe ich mich nicht schon alles abfinden müssen!«

    Das Bild der kühnen Reiterin, die vorhin seinen Weg gekreuzt hatte, huschte wieder durch seinen Gedankengang. Die tolle Komteß! Das klang nach etwas. Ein stiller Zufluchtsort, harmlose altmodische Menschen, die sich von ihm gängeln ließen, und als hellflackerndes Kaminfeuer in solch behaglicher Dämmerung ein Weib voll Temperament, vielleicht voll Schönheit und Geist – – O nein! Der Gedanke, hier bleiben zu müssen, hatte nichts gar so Abschreckendes mehr für ihn, ein wie seltsames Willkommen ihm auch vorhin des alten Hinrichs Meerkatergrimassen geboten haben mochten.

    Er lachte vor sich hin: »Die tolle Komteß, haha!« daß er es doch nicht lassen konnte, daß es ihm ein so brennendes Bedürfnis war, allezeit ein Weib im Mittelpunkte seines Denkens und Empfindens verborgen zu wissen!

    Die Glocken des Signaltürmchens am Bahnhof schlugen an. H, G, E klangen sie von oben nach unten, und der Fremde summte die Melodie weiter, welche den Anfang jenes Walzers ergab, den gerade damals die Drehorgelspieler in alle Welt trugen:

    »Denn ich hab' sie ja nur auf die Schulter geküßt!«

    Des Fremden scharfe, unstäte Augen leuchteten sonderbar auf. Er stand jetzt wieder auf dem Bahnhofssteig und blickte das Geleise hinaus nach der Richtung, aus welcher der Zug erwartet wurde. Da trat der Stationsvorsteher Büchting an ihn heran und meldete, daß soeben eine Depesche für den Grafen Pfungk eingetroffen sei, die er ihm vielleicht mitgeben dürfe: »Übrigens kann ich's Ihnen ja gleich sagen«, fügte er hinzu; »das Telegramm ist unterzeichnet: Sophie Bandemer. Das Fräulein kommt heute nicht, Sie brauchen also den Zug gar nicht abzuwarten, Herr. . . .«

    »Was tausend!« rief der Fremde. »Konnte das Fräulein nicht eine Stunde eher telegraphieren? Dann säße ich jetzt schon längst in Räsendorf. Fatal, fatal!«

    Er und der Vorsteher boten gemeinschaftlich ihre Überredungskunst auf, um den alten Hinrich zu überzeugen, daß kein Grund mehr vorhanden sei, länger zu warten. Es war ihm schwer klar zu machen, und er erwiderte ihnen immer aufs neue: »Ja ja, dat mag all sin; öwerst wenn dat nachher doch nich recht is, denn krieg ick dat vun de Fru Gräfin.«

    Endlich rasselte er aber doch wieder los, und die beiden Braunen schlugen einen so lebhaften Trab an, daß der leichte Wagen ganz entsetzlich hin und her geschleudert wurde. Dafür verging aber auch kaum mehr als eine halbe Stunde, bis der Park von Räsendorf mit seinen tiefen schwarzen Schatten aus dem abendlichen Dunkel heraufstieg. Die Hunde schlugen an, es knirschte der Kies, das Wägelchen hielt vor dem stolzen Portal des gräflichen Schlosses. Als der Fremde die steinernen Stufen hinaufstieg, griff er in seine Brusttasche und holte die Depesche hervor, um sie sofort übergeben zu können. Wäre statt dieser Nachricht das Fräulein Sophie Bandemer selbst gekommen, so würde der Fremde wahrscheinlich niemals die Schwelle dieses Schlosses überschritten, und die Lebensschicksale seiner Bewohner einen ganz andern Verlauf genommen haben!

    »Melden Sie dem Herrn Grafen meine Ankunft«, trug er dem Diener auf; »mein Name ist: von Norwig!«

    Und leichten Schrittes, voll Hoffnung und Selbstvertrauen stieg er, dem Diener folgend, die breite Treppe hinauf.


    Zweites Kapitel.

    In welchem Herr von Norwig sich vorteilhaft einführt, Komteß Vicki ihr Strumpfband verliert und der alte Hinrich die Andacht stört.

    Herr von Norwig wurde zwei Treppen hinauf und dann durch einen langen Flur in das Zimmer geführt, welches ihn für diese Nacht beherbergen sollte. Sehr behaglich sah es darin gerade nicht aus, eher etwas gasthausmäßig. Ein Bett, ein unbrauchbares Sofa, Waschtisch, Kleiderschrank und ein paar Stühle. Das war alles. Dazu fiel ihm noch die große Geschmacklosigkeit der Tapete und die kindlich farbenfreudige Bemalung der Rollvorhänge auf.

    Er packte eilig sein Köfferchen aus und legte, als ordnungsliebender Mann, sogleich seine sieben Sachen in die vorhandenen Schubfächer des Waschtisches. In jeder Lade, die er aufzog, geriet ihm auf den ersten Griff ein Buch in die Hände. Im Kamm- und Bürstenfach lag ein Neues Testament, im Hemdenfach ein Gesangbuch und im wollenen Fach ein vollständiger Jahrgang der Zeitschrift »Emmaus, ein christlicher Sonntagsfreund«. Mit einem eigentümlichen, achtungsvollen Lächeln legte er die schwarzen Bände an ihre Plätze zurück und dann badete er sich den Reisestaub vom Gesicht, band einen neuen Stehkragen um und wählte unter den vorhandenen Krawatten in der Mutmaßung, daß in diesem hochchristlichen Hause wahrscheinlich die weltliche Eitelkeit auch in Gestalt von lachs- oder ponceaufarbenen Halsbinden übel angebracht sein möchte, eine einfach schwarze aus. Er bürstete sorgfältig sein dunkles Haar, welches auf dem Scheitel bereits recht dünn zu werden begann, suchte zum Schluß seinen Mienen wie seinem Rocke eine möglichst vertrauenerweckende reinliche Glätte zu geben und verfügte sich dann nach dem ersten Stockwerk hinunter, wo der Diener ihn bereits erwartete, um ihn in das Zimmer des Grafen zu führen.

    Sie durchschritten einen weiten Speisesaal, von dessen holzgetäfelten Wänden lange Reihen gräflich Pfungkscher Ahnen herabblickten. Doch der Fremde hatte nichts weiter davon gesehen, als was der Lichtschein, der beim Öffnen der Tür von außen hereinfiel, auf einen Augenblick erhellte, denn der weite Raum war dunkel. Der getäfelte Fußboden schien frisch gewachst zu sein, denn Herrn von Norwigs neue Stiefelsohlen klebten daran fest, so daß es bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch gab, das in dem weiten leeren Raume einen wunderlichen, beinahe unheimlichen Widerhall erzeugte. Der Diener öffnete eine zweite Tür und ließ den Gast eintreten mit der Bemerkung, daß der Herr Graf sogleich erscheinen werde.

    Herr von Norwig trat mit lautlosen Schritten auf dem dicken Smyrnaer Teppich weiter in das behagliche Herrenzimmer hinein, und das erste, was seinen forschenden Blick fesselte, waren die dunkeln Umrisse einer Frauengestalt, welche, das linke Knie heraufgezogen, auf dem Fensterbrett saß und den Oberkörper zum offenen Fenster hinausgebeugt hatte. Die Dame mußte seinen Eintritt nicht gehört haben, denn sie beharrte noch eine ganze Weile in ihrer Stellung und wandte sich auch nicht um, als sie dann beide Füße auf den Boden stellte und die Arme mit gefalteten Händen hoch über den Kopf emporstreckend, mit einem leisen Gähnen ihre ganze Gestalt wohlig streckte und dehnte. Herr von Norwigs feiner Schönheitssinn war vollkommen berauscht von der edlen Fülle, den weichen Linien und dem vollendeten Ebenmaß dieses prachtvollen Körpers. Er erinnerte sich nicht, alles das jemals bei einer Frau von so ganz ungewöhnlicher Größe gefunden zu haben. Die schönen Glieder umschloß ein leichtes graues Tuchkleid von äußerst einfachem Schnitt, dessen Eintönigkeit nur durch eine Korallenschnur um den Kragen unterbrochen wurde. Das Haar schien dunkelblond und für Norwigs Geschmack etwas zu glatt und unmodern frisiert.

    Es wäre unschicklich gewesen, sich von der Dame als heimlichen Beobachter ertappen zu lassen; er tat also noch einige Schritte auf die Gestalt zu und sagte: »Sie verzeihen, meine Gnädigste, der Diener hat mich hier hereingewiesen . . .«

    Bei seinen ersten Worten wandte die große Dame dem Sprecher rasch ihr Gesicht zu. Es war ihm unmöglich, einen kleinen Schreck in seinen Mienen zu unterdrücken. Eine Gestalt von solcher Vollendung und das Gesicht – häßlich, schlechterdings häßlich! Schmal geschlitzte graue Augen, eine ziemlich flache Nase, großer Mund, stark hervortretende Backenknochen, schlechte Farben, stumpfe Haut – das war so der Eindruck des ersten Anblicks.

    »Ich habe wohl das Vergnügen mit Herrn von Norwig? Mein Vater muß gleich hier sein. Darf ich Sie bitten, Platz zu nehmen?«

    Er verbeugte sich und rückte sich einen mit schwarzem Glanzleder überzogenen Stuhl zurecht.

    »Wenn ich nicht sehr irre, so sind Sie es, meine gnädigste Komteß, die heute im Forst meinen Weg kreuzte. Ich kann Sie versichern, wenn nicht der alte Hinrich mit seinem Jagdwagen mir die poetische Stimmung einigermaßen verdorben hätte, so würde ich Sie auf Ihrem feurigen Rappen entschieden für eine leibhaftige Walküre angesehen haben. Die Erscheinung zuckte ja wie ein Blitz vorüber; aber, auf Ehre, gnädigste Komteß, ich war auch geblendet wie vom Blitz.«

    »Ach, machen Sie doch keine Redensarten!« fiel ihm die Komteß ins Wort. »Ich kann so etwas gar nicht leiden. Hier sind Zigarren. Wollen Sie sich nicht eine anstecken?«

    »Oh, Komteß«, erwiderte er verbindlich ablehnend; »ich würde mir nie gestatten, einer Dame in irgend welcher Gestalt – blauen Dunst vorzumachen!«

    »Hm, nicht übel!« lachte die junge Dame, welche selbst im Sitzen beinahe größer erschien als ihr Gegenüber: »Sie scheinen ja ein Witzbold zu sein. Wissen Sie, ich mache mir nicht viel daraus, aber Papa liebt das. Mit mir werden Sie am besten tun, von Pferden zu sprechen. Sie sind doch Reiter?«

    »Oh, meine Gnädigste – fünfter Ulan gewesen! Erst vor wenigen Monaten aus den Pampas zurückgekehrt.«

    »Aus den Pampas? Das ist ja fabelhaft interessant! Da müssen Sie mir noch viel davon erzählen!« rief die Komteß lebhaft, indem sie sich, die verschränkten Arme auf den Tisch stützend, dem Gaste entgegenneigte.

    Da tat sich hinter ihr die Tür auf, und Graf Pfungk schritt über die Schwelle. Norwig sprang auf, verbeugte sich ehrfurchtsvoll und blickte dann mit wirklichem Staunen zu dem alten Grafen empor, der sogar seine Riesin Tochter noch fast um Haupteslänge überragte und neben dem er selbst sich fast wie ein Knirps erschien.

    Der Graf begrüßte den neuen Anwärter auf die Oberverwalterstelle mit größter Zuvorkommenheit. Seine Gestalt war etwas zu hager, die Haltung ein wenig nachlässig, aber der schmale graue Kopf wunderschön – ein echter Velasquez!

    »Ich empfehle dir Herrn von Norwig«, wandte sich die Komteß an ihren Vater: »Er stand bei den fünften Ulanen und kommt direkt aus den Pampas. Laßt uns nicht zu lange warten, Papa, der Theetisch ist schon gedeckt.« Sie verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung des Kopfes und verließ mit großen vornehmen Schritten das Zimmer.

    »Meine Tochter Marie!« sagte der Graf mit einer Handbewegung nach der Tür hin.

    Herr von Norwig verbeugte sich und bemerkte, daß er bereits Gelegenheit gehabt hätte, die Komteß als Amazone zu bewundern.

    »Ach ja«, seufzte der Graf, »es ist ein Jammer, daß sie kein Mann geworden ist! Dann brauchte ich auch jetzt keinen Oberverwalter. Meine Tochter hat einen so klaren Blick für das Praktische, erfaßt alle ihre Angelegenheiten so rasch und an der rechten Stelle, daß man oft ganz vergißt, daß sie nur ein Mädchen ist. Sie nimmt mir wirklich viele Arbeit in der Feld- und Viehwirtschaft ab, seit es mit meiner Gesundheit nicht mehr so ganz sicher ist. Sie versteht auch wirklich etwas von allen diesen Dingen; aber Sie begreifen, eine Frau ist doch immer nur eine halbe Autorität den Leuten gegenüber. Und alles beherrscht sie denn doch nicht. Es kommt mir darauf an, zum Oberverwalter einen Mann zu gewinnen, der mit hoher Intelligenz und Fachbildung ein sicheres, imponierendes Auftreten verbindet, ohne jedoch den Unterbeamten zu einem unangenehmen Fronvogt zu werden. Sie werden mich verstehen: dieselben Leute, welche dem Herrn selbst ohne Murren Gehorsam leisten, betrachten oft jede strenge Maßnahme eines angestellten Oberbeamten als eine unerträgliche Anmaßung. Besonders hier in Mecklenburg, wo dem älteren Geschlecht noch die Leibeigenschaft im Blute liegt, scheint es mir gefährlich, einen solchen – Quasi-Regenten, und noch dazu einen landesfremden, einzusetzen und von den Leuten für ihn denselben Gehorsam zu verlangen, wie – sozusagen – gegen das angestammte Herrscherhaus. Sie begreifen, daß ein ganz besondrer Takt dazu gehört, eine solche Stellung in meinem Sinne auszufüllen. Ich habe daher Ihrer Bewerbung unter zahlreichen andern den Vorzug gegeben, weil ich glaube, daß Sie, der Sie selbst früherer Grundbesitzer und Edelmann sind, vielleicht am ehesten den richtigen Ton im Verkehr mit den Untergebenen finden dürften und gleichzeitig mir selbst mehr werden könnten, als eben nur ein bezahlter Beamter.«

    Der Graf hatte seine lange Rede mit vielfachem Stocken und leichtem Hüsteln vorgebracht, in einem verbindlichen, leicht gedämpften Tone, der merkwürdig gut zu seinem Gesichte stand. An der Art, wie er seinen weißen Schnurr- und Zwickelbart mit einer gewissen nervösen Unruhe mit den Fingerspitzen bearbeitete und wie er es vermied, Herrn von Norwig gerade

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