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88. Opfer der Gefühle
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eBook155 Seiten2 Stunden

88. Opfer der Gefühle

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Über dieses E-Book

Sorildas lebt bei ihrem Onkel und der Stieftante, die kaum älter ist als sie selbst und mächtig eifersüchtig auf Sorildas Schönheit. Obwohl sie verheiratet ist, stellt sie heimlich dem benachbarten Graf von Winsford nach und lädt ihn zu einem Stelldichein ein als der Herzog nach London reist. Doch einem Hinweis folgend kehrt er unerwartet zurück – und findet den Grafen in Sorildas Schlafzimmer wieder, wo er sich vor dem Gatten der Geliebten versteckte. Um die Ehre beider Namen zu wahren, muss er Sorilda heiraten, doch kann daraus Glück erwachsen?
SpracheDeutsch
HerausgeberM-Y Books
Erscheinungsdatum14. Feb. 2016
ISBN9781788670791
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    Buchvorschau

    88. Opfer der Gefühle - Barbara Cartland

    1 ~ 1851

    Der Herzog von Nuneaton raschelte ungehalten mit der Morning Post.

    »Wie ich sehe, hat Winsford den Hosenbandorden bekommen. Weiß Gott, was er getan haben mag, um diese Auszeichnung zu verdienen!«

    Er legte die Zeitung in den Silberhalter, der vor ihm auf dem Frühstückstisch stand, und begann sein Kalbsbries zu essen. Die beiden Frauen, die links und rechts von ihm saßen, merkten ihm seinen Ärger deutlich an.

    »Jedenfalls besitzt der Graf ein Bein, das den Orden höchst vorteilhaft zur Geltung bringen wird«, bemerkte die Herzogin.

    Sie sprach in besänftigendem Ton, aber ihr Mann sah erbost von seinem Teller auf.

    »Du verteidigst diesen Kerl auch noch! Letzte Woche beim Staatsball war es wohl offensichtlich, was du von ihm hältst.«

    Sie hob die Brauen und erwiderte mit ihrer »Kleinmädchenstimme«, wie ihre Stiefnichte dazu sagte: »Was meinst du denn bloß, lieber Edmund? Ich dachte, es sei ganz in deinem Sinn, wenn ich unseren Nachbarn höflich behandle.«

    Der Herzog murmelte etwas Unverständliches und befaßte sich wieder mit seinem Frühstück.

    Sorilda kannte die Eifersucht ihres Onkels und fand sie keineswegs erstaunlich. Für sie war es ebenso wie für alle anderen Schloßbewohner ein Schock gewesen, als der Herzog vor drei Monaten - eine Woche nach seinem sechzigsten Geburtstag - eine um fünfunddreißig Jahre jüngere Witwe geheiratet hatte. Zunächst hatte Sorilda geglaubt, daß es vielleicht sehr angenehm sein könne, eine gleichaltrige Hausgenossin zu haben, und daß sie und ihre Stieftante Freunde würden. Doch sie war schon bald eines Besseren belehrt worden.

    Iris wußte nichts mit Frauen anzufangen, schon gar nicht mit solchen, die ihr auf irgendeine Weise Konkurrenz machen könnten. Niemals wäre Sorilda auf den Gedanken gekommen, daß ihre Tante sie als Rivalin betrachten könnte. Neidlos bewunderte sie die Schönheit der neuen Herzogin, bis sie herausfand, daß der äußere Schein trog.

    Sechs Monate nach der Hochzeit ihres Onkels mußte Sorilda der Tatsache ins Auge blicken, daß aus dem Zuhause, das sie nach dem Tod ihrer Eltern gefunden hatte - wenigstens, was sie selbst betraf -, ein trostloses, düsteres Gemäuer geworden war, in dem sie jeden neuen Tag fürchtete.

    Der Herzog, wie so viele alte Ehemänner junger Frauen völlig verblendet, sah nichts weiter als Iris’ verführerischen Charme und hatte keine Ahnung, daß sie den anderen Schloßbewohnern wie ein feuerspeiender Drache erschien. Seltsam, hatte Sorilda schon oft überlegt, daß Iris äußerlich wie ein Engel wirkte, aber in ihrem Herzen eine Teufelin war.

    Sorilda war ein bemerkenswert intelligentes, gebildetes junges Mädchen, da sie viel Zeit mit ihrem außergewöhnlich geistreichen Vater verbracht hatte. Nach seinem Studium in Eton und Oxford war er Parlamentsmitglied und der herausragendste junge Politiker seiner Generation geworden. Die ganze Nation empfand es als Tragödie, als Lord Lionel Eaton und seine Frau auf der Fahrt zu einer politischen Konferenz in Frankreich bei einem Zugunglück ums Leben kamen. Für Sorilda brach eine ganze Welt zusammen. Obwohl ihr Onkel sie zu trösten versuchte und nach Northamptonshire in sein Schloß holte, war sie für lange Zeit unfähig gewesen, etwas anderes zu tun, als den Verlust der geliebten Eltern zu betrauern. Wehmütig blickte sie auf ihre Kindheit in einem Haus voller Glück und Fröhlichkeit zurück. Daheim hatte sie sich vor allem deshalb so wohl gefühlt, weil sie von einer liebevollen Atmosphäre umgeben worden war, die sie im herzoglichen Schloß nicht fand.

    Der Onkel war seit zehn Jahren Witwer, seine Söhne hatten längst geheiratet, und der älteste, der Marquis, machte bereits diplomatische Karriere als Vizekönig von Indien.

    Der Herzog hatte viele Pflichten zu erfüllen. Fast unentwegt mußte er der Königin im Buckingham-Palast zu Diensten stehen. Außerdem fungierte er in Northamptonshire als Vertreter Ihrer Majestät und bekleidete mehrere offizielle Posten in der Grafschaft.

    Weder Sorilda noch andere Leute hätten vermutet, daß er sich im Grunde seines Herzens einsam fühlte. Und wie so viele andere Männer in seiner Situation wollte er die Freuden der Jugend festhalten, ehe er zu alt wurde. Deshalb stellte er genau den richtigen Kandidaten für eine Frau wie Mrs. Iris Handley dar, die nach einer gesellschaftlichen Position suchte, die ihrer Schönheit würdig war.

    Natürlich war sie von etlichen Bewunderern umgeben, doch die meisten waren verheiratet. Den Herzog hatte sie bei einer großen Dinnerparty kennengelernt, bei der sie neben ihm gesessen hatte. Die distinguierte ältere Dame, die als seine Tischgefährtin vorgesehen war, erkrankte in letzter Minute, und um nicht die ganze Tischordnung umzustoßen, hatte die Gastgeberin kurzerhand Iris an seiner Seite platziert.

    Oft genug hatte der Herzog geklagt, er müsse stets die »Gattin des Bürgermeisters« zur Tafel führen. Und so betrachtete er es als angenehme Überraschung, neben der schönsten Frau zu sitzen, die er je gesehen hatte.

    Iris’ Anblick pflegte die meisten Männer zu betören. Ihre hellblauen Augen, das blonde Haar und der zarte rosige Teint entsprachen dem gängigen Frauenideal, besonders seit die Königin alles, was klein, süß und betont feminin war, zum modischen Vorbild erkoren hatte. Dies kam dem Herzog an jenem Abend nicht zu Bewußtsein, aber als Iris’ blaue Augen in die seinen schauten, war er verloren.

    Sorilda hingegen hatte als erste erkannt, daß der Charakter der neuen Stieftante ihre äußere Erscheinung Lügen strafte.

    Die Hochzeit wurde schon nach so kurzer Zeit gefeiert, daß Iris keine Gelegenheit fand, Schloß Nuneaton zu besuchen, ehe sie Herzogin wurde. Deshalb kam sie erst zum traditionellen Fest für die Pächter im Zehntschuppen. Blumengeschmückte Triumphbögen wurden im Dorf und auf der Zufahrt zum Schloß errichtet, und sobald es dunkel wurde, ließ man ein farbenprächtiges Feuerwerk abbrennen.

    Als Iris aus der Kutsche stieg - in der breitesten Krinoline, die Sorilda je gesehen hatte, in einem Taftmantel, der farblich zu ihren Augen paßte, mit kleinen Straußenfedern auf einem Hut in derselben Farbe -, hielt das junge Mädchen entzückt den Atem an.

    Spontan lief sie auf ihren Onkel zu, knickste und umarmte ihn.

    »Alles Gute, Onkel Edmund! Ich hoffe, du wirst sehr, sehr glücklich. Wir alle konnten es kaum erwarten, deine Braut kennenzulernen!«

    »Dann sollst du nicht länger auf die Folter gespannt werden«, erwiderte er gutgelaunt und wandte sich zu seiner Frau. »Das ist meine Nichte Sorilda, die bei mir lebt. Sicher werdet ihr gute Freundinnen.«

    »Sie lebt bei dir?«

    In dieser Frage lag ein Unterton, der Sorilda bestürzte. Der Herzog mußte seiner Frau doch erzählt haben, daß seine Nichte im Schloß wohnte.

    »Ja, ja«, bestätigte er. »Ihre Eltern sind unter tragischen Umständen gestorben. Ich hatte noch keine Zeit, dir das mitzuteilen, Liebste.«

    Sorilda hatte einen Knicks vor der jungen Frau gemacht. Nun wartete sie, und als sie dem Blick der Herzogin begegnete, kam es ihr so vor, als wehte plötzlich ein kalter Wind um ihre Schultern.

    Der Herzog merkte nichts davon. Er führte Iris die Eingangstreppe hinauf und in die Schloßhalle, wo die Dienstboten in Reih und Glied standen, um die neue Herrin willkommen zu heißen. Höflich nahm sie die Glückwünsche entgegen, mit einem Lächeln, das jeden täuschen mußte, der sie nicht kannte. Doch das sollte Sorilda erst später herausfinden.

    Es war kaum zu glauben, daß eine einzige Person die Atmosphäre des Schlosses Nuneaton innerhalb weniger Wochen völlig verändern konnte. Und doch hatte Iris genau das geschafft.

    Es lag nicht nur an ihrer Ausdrucksweise, sondern auch an der Art, wie sie die Macht ergriff: mit der Gier einer Frau, die von fanatischem Ehrgeiz getrieben wird. Nichts und niemand durfte ihr im Weg stehen, alles mußte genau so sein, wie sie es wünschte.

    Das Schloß war stets ein wenig düster gewesen, und die Dinge bewegten sich ziemlich langsam innerhalb der alten Mauern, als spielte Zeit keine besondere Rolle.

    Plötzlich erwachte das große Haus zu hektischem Leben, und wenn auch einige Neuerungen begrüßenswert waren - der Stil, in dem sie durchgeführt wurden, und die Methode, mit der die neue Herrin Gehorsam erzwang, wirkten bedrückend.

    Mehrere alte Dienstboten wurden pensioniert, was großes Unbehagen im Kreise der anderen erzeugte. Sorilda sah, daß sie schneller als früher umhereilten und immer wieder nervös um sich schauten. Nach jahrelanger Arbeit war ihnen das Gefühl der Sicherheit genommen worden.

    Was Sorilda betraf, so verschwendete Iris keine Zeit, um ihr in aller Deutlichkeit klarzumachen, daß sie nicht die Absicht hegte, sich um die Nichte ihres Mannes zu kümmern. Sorilda war keineswegs eingebildet, hätte aber sehr dumm sein müssen, um nicht zu merken, daß ihre eigene Schönheit die sofortige Abneigung der neuen Herzogin erregt hatte. In den Adern ihrer Mutter war österreichisches Blut geflossen, und die Tochter hatte das dunkelrote, für viele Wiener Schönheiten typische Haar geerbt. Ihre Augen strahlten in intensivem Grün, und ihre Haut war so zart wie Magnolienblüten.

     In den drei Jahren seit dem Tod ihrer Eltern hatte sie sich von einer hübschen Fünfzehnjährigen zu einer bildschönen jungen Frau entwickelt, die in London zweifellos großen Anklang gefunden hätte, wäre sie dort in Erscheinung getreten. Der Herzog hatte es bisher nicht für nötig gefunden, seine Nichte in die Gesellschaft einzuführen, da ihr das Leben im Schloß zu genügen schien.

    Hin und wieder hatte er überlegt, daß sie früher oder später der Königin im Buckingham-Palast vorgestellt werden und daß er eine seiner wenigen widerwärtigen weiblichen Verwandten als Anstandsdame bestimmen mußte. Stets hatten ihn die unzähligen Eatons gelangweilt, die um ihn herumscharwenzelten und ihn mit Briefen bombardierten, die ihn nicht interessierten.

     Im Gegensatz zu seinem Vater sah er sich nicht als Familienoberhaupt, das jedem zur Seite stand, der Rat und Hilfe brauchte. Er zog es vor, sich alle anderen vom Leib zu halten. Das bedeutete, daß die meisten Gäste des Schlosses in seinem Alter waren. Und da er sich nie bemüht hatte, Sorilda mit anderen Leuten bekannt zu machen, wurde sie nur selten zu den Partys im County eingeladen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ihr Onkel auf viele einschüchternd wirkte. Er war in der Tat eine furchterregende Persönlichkeit.

    In seiner Jugend war er sehr attraktiv gewesen, und die Jahre hatten sein Selbstbewußtsein keineswegs verringert. Der Mehrzahl seiner Mitmenschen fühlte er sich weit überlegen, und er sah keinen Grund, jemanden einzuladen, der ihn weder interessierte noch amüsierte. Dies schränkte den Kreis der Besucher, die ins Schloß kamen, weiterhin ein, und Sorilda hätte ein sehr einsames, tristes Leben geführt, wäre sie nicht mit ihrer Ausbildung beschäftigt gewesen.

    Indem sie sich dem Revisor des Herzogs anvertraute, der ihren Vater sehr geschätzt hatte, gelang es ihr, eine sympathische Gouvernante und Lehrer aus mehreren Teilen der Grafschaft ins Schloß zu holen. Falls der Herzog die hohen Kosten für den Unterricht seiner Nicht mißbilligte, so erwähnte er dies jedenfalls nicht. Und da Sorilda Fachgebiete gewählt hatte, die sie faszinierten, besaß sie eher die Kenntnisse eines Mannes als einer jungen Frau.

    Ein Jahr zuvor, an ihrem siebzehnten Geburtstag, hatte ihre Gouvernante erklärt, sie müsse kündigen, da sie sonst bald zu

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