Das flammende Herz der Eisprinzessin
Von Pippa Roscoe
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Über dieses E-Book
In Kjells Armen über die Tanzfläche zu schweben, ist für Prinzessin Freya bittersüß. Nie hat sie die verbotene Nacht mit ihm vergessen, in der die Flammen der Leidenschaft sie zu verschlingen drohten. Seitdem träumt sie davon, ihrem geliebten Bodyguard noch einmal zu zeigen, welches Begehren er in ihr entfacht. Doch als nun auf dem Frühlingsball der letzte Ton verklingt, bricht ihr das Herz. Sie weiß: Wenn nicht ein Wunder geschieht, ist es ein Abschied für immer. Denn einen Bürgerlichen zu heiraten, verbietet ihr das königliche Protokoll.
Pippa Roscoe
Pippa Roscoe lebt mit ihrer Familie in Norfolk. Jeden Tag nimmt sie sich vor, heute endlich ihren Computer zu verlassen, um einen langen Spaziergang durch die Natur zu unternehmen. Solange sie zurückdenken kann, hat sie von attraktiven Helden und unschuldigen Heldinnen geträumt. Was natürlich ganz allein die Schuld ihrer Mutter ist – sie hat Pippa ihren ersten Liebesroman zu lesen gegeben, als diese erst sieben war! Pippa freut sich sehr, ihre romantischen Träume nun mit Ihnen teilen zu können.
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Buchvorschau
Das flammende Herz der Eisprinzessin - Pippa Roscoe
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Pippa Roscoe
Originaltitel: „Snowbound with His Forbidden Princess"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2566 10/2022
Übersetzung: Rita Koppers
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751510011
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Eure Hoheit? Seine Majestät wird in ein paar Minuten für Sie da sein."
Prinzessin Freya von Svardia nickte und widerstand dem Drang, ihre Hand auf ihr unregelmäßig schlagendes Herz zu pressen. Sie rief sich in Erinnerung, dass es ihr Bruder war, mit dem sie sich treffen würde, nicht ihr Vater. Denn der war, der Tradition von Svardia folgend, im Alter von fünfundsechzig Jahren vom Thron zurückgetreten, so wie sein Vater und sein Großvater es vor ihm auch getan hatten. Die Tradition stellte damit sicher, dass derjenige, der auf dem Thron saß, geistig und körperlich stark genug war, das Land zu regieren.
Der regierende König – ihr Bruder Aleksander – würde sein erstes Jahr begehen, während ihr Vater und ihre Mutter zu einem Sabbatjahr aufgebrochen waren, fort von der Heimat und ohne Kontakt, um sicherzustellen, dass es keine Einmischung geben würde, während der neue König und die Menschen von Svardia sich aneinander gewöhnten.
Vor drei Monaten hatte Aleksander den Thron bestiegen. Und jetzt stand Freya draußen vor seinem Arbeitszimmer, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und darauf vorbereitet, sich mit ihrem König einen Kampf zu liefern.
Ein Vogel, der am Fenster vorbeiflog, erregte ihre Aufmerksamkeit. Ihr Blick schweifte weiter über den frühjahrsgrünen Garten, der sich bis zu den Mauern erstreckte, die den Palast von der Hauptstadt Torfarn trennten. Der Anblick war ihr sehr vertraut, ohne dass sie je einen Gedanken daran verschwendet hätte. Doch nun hatte er etwas einzigartig Kostbares für sie.
Die schlichte Schönheit der alten Bäume, die Hainbuchenhecken, die den Irrgarten aus dem sechzehnten Jahrhundert säumten, die gepflegten Rasenflächen und der natürliche Park dahinter, all das zeugte von den vielen Generationen einer der ältesten Königsfamilien der Welt. Ihr Herz klopfte dumpf, als sie überlegte, was ihr Bruder Aleksander der zukünftigen Generation hinterlassen würde.
Vielleicht könnte sie, wenn sie ihren königlichen Titel ablegte, einen Job bekommen und hier Rundgänge für Touristen veranstalten. Das Lachen, das bei diesem paradoxen Gedanken in ihr aufstieg, blieb in ihrer Kehle stecken, und sie schloss die Augen.
Sie liebte das, was sie tat. Wer sie war. Eingebunden in die Geschichte, das Gefühl der Erhabenheit, der Respekt vor den Traditionen und das, wofür all dies stand. Und vor allem gefiel ihr, dass sie ihre Stellung und ihren Titel nutzen konnte, um die Anliegen der Menschen zu unterstützen, die es brauchten, Menschen, die das Volk von Svardia und ihre Politiker manchmal vergaßen. Aber sie wusste auch, dass die Stellung als Mitglied des Königshauses eine Verpflichtung mit sich brachte, die nur wenige verstehen konnten. Auch jetzt verspürte sie einen scharfen Stich angesichts der schmerzlichen Ironie, dass sie nur ihre Pflicht tun konnte, indem sie sie nicht tat.
Die Tür hinter ihr ging auf, und die beiden Palastangestellten traten in den Flur. Ihr Gespräch verstummte, und sie neigten die Köpfe, als sie Freya sahen. Sie wartete und erhaschte einen kleinen Blick in den Raum, in dem sich nun das Arbeitszimmer ihres Bruders befand. Auch wenn Aleksander es mit noch so viel moderner Technologie ausgestattet hatte, wirkte dieser Raum, wie jeder andere im Palast, sehr prächtig. Dass der Barockstil des Rilderdal-Palastes erhalten worden war, war der ganze Stolz ihres Vaters gewesen und eine Quelle der Peinlichkeit für ihren Bruder.
„Freya? Komm herein, ich habe nicht viel Zeit."
Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Du solltest wirklich eine Sekretärin anstellen. Du kannst doch nicht weiterhin die Leute selbst hereinrufen."
„Hast du es noch nicht gehört? Ich bin der König. Ich kann tun, was ich will."
Freya wusste nicht, ob aus seiner Bemerkung pure Arroganz sprach oder eine finstere Ansicht über seine neue Stellung, nun da ihre Eltern nicht mehr da waren. Nicht dass es eine Rolle spielte. Denn seine Bemerkung erforderte keine Antwort.
Früher mochte es anders gewesen sein. Als sie beide jünger waren, war er anders gewesen. Doch mit seinem siebzehnten Geburtstag hatte er sich verändert. Die Herzlichkeit zwischen ihnen war plötzlich verschwunden, ohne irgendeine Erklärung. Und was war an deren Stelle getreten? Ein beherrschter und unfreundlicher Mann, der selbst ihr gegenüber verschlossen war. Jetzt konnte sie nur selten sagen, was er dachte, ganz zu schweigen davon, was er vorhatte. Und das brachte sie nun zu der Überlegung, welchen Preis sie beide für den Thron bezahlt hatten.
„Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?", fragte er und starrte sie an, um ihre Reaktion einzuschätzen.
Verblüfft sah sie in seine Augen, die so dunkel waren, dass sie fast schwarz wirkten. Ihre hingegen waren von einem hellen Bernstein, während die ihrer jüngeren Schwester Marit eine perfekte Mischung aus beidem waren, ein erstaunliches Haselnussbraun.
Bei seinem Versuch, sie zu überrumpeln, hätte sie beinahe gelacht und vielleicht verraten, dass es das Letzte war, was sie wollte. Aber sie war zu wohlerzogen und so eine perfekte Prinzessin, dass sie selbst jetzt diplomatischer war als er.
„Ja. Ich habe mich entschieden."
Aleksander grummelte eine unverständliche Antwort, drehte sich um und schaute aus dem Fenster, umrahmt von den verhassten rosa Vorhängen. „Was glaubst du, was Vater sagen würde?", fragte er in überraschend bekümmertem Ton.
Ihr Magen drehte sich um. Sie wusste, was ihr Vater sagen würde. Dass sie das Richtige tat – das Einzige, was getan werden musste. Doch wenn sie das sagte, würde ihr Bruder wahrscheinlich noch stärker auf seinem Standpunkt beharren, deshalb meinte sie: „Das wissen wir erst in acht Monaten, wenn sie wieder da sind."
„Du könntest dich mit ihnen in Verbindung setzen. Falls du das willst?"
Freya fragte sich, warum er glaubte, dass das überhaupt einen Unterschied machen würde. Ihre Eltern würden es ihr nicht danken, sondern als eine Angelegenheit betrachten, mit der allein der König von Svardia sich herumschlagen musste. Und falls sie auf emotionale Unterstützung hoffte, nun … Freya, Aleksander und Marit wussten, dass sie in diesem Punkt nicht viel erwarten konnten.
„Ich glaube nicht, dass er den Bruch des Protokolls schätzen würde."
„Selbst in diesem Fall nicht?", wollte er wissen.
„Das ist mein Problem. Ich habe immer gewusst, wie wichtig die Erbfolge ist."
„Wenn du mir Zeit gibst …"
„Aleksander, fiel sie ihm ins Wort, „falls dir irgendetwas passiert, bevor du Kinder hast, oder deiner Familie in Zukunft etwas zustößt, fällt der Thron an mich und …
Sie biss die Zähne aufeinander, weil es ihr immer noch schwerfiel, es auszusprechen.
„Falls", erwiderte Aleksander.
„Ein Falls, das unserem Vater widerfahren ist." Freya versuchte verzweifelt, nicht aufgebracht zu klingen. Nachdem er nach dem schrecklichen Verlust seines älteren Bruders die Herrschaft hatte übernehmen müssen, hatte ihr Vater immer dafür gesorgt, dass sie um die Bedeutung als zweitgeborenes Kind wusste. Die Last und Verantwortung dieser Pflicht trug sie seit ihrer Geburt und würde sie bis zu ihrem letzten Atemzug tragen. Selbst nachdem sie entdeckt hatte, dass sie diese Pflicht nicht in vollem Ausmaß erfüllen könnte.
„Marit wird sich schwertun."
„Ja, stimmte Freya zu. „Aber ich werde ihr helfen, wo ich nur kann.
Frustriert stieß ihr Bruder die Luft aus. „Natürlich würdest du deiner Nachfolgerin helfen, egal, was es dich kostet."
„Es ist meine Pflicht. Und sie ist unsere Schwester", antwortete sie.
„Sie wird heiraten müssen. Und zwar bald. Für sie werden nun die gleichen Regeln gelten, Freya. Sie wird einen Adligen heiraten müssen, so wie du es hättest tun müssen."
Freya konnte nur nicken. Sie hasste es, dass Marit mit hineingezogen wurde. Nicht nur wegen der archaischen Gesetze, die bestimmten, welchen Mann sie heiraten musste, sondern weil ihre jüngere Schwester sich mit den Beschränkungen ihrer neuen Pflichten herumplagen müsste. Freya war damit groß geworden und hatte gewusst, wie eingeschränkt ihr Leben sein würde. Marit hingegen war immer die Wilde gewesen, und Freya und Aleksander hatten Nachsicht mit ihr gezeigt und sich an ihrer Freiheit erfreut, auch wenn sie ihnen selbst nicht zustand.
„Es tut mir leid", sagte sie mit belegter Stimme.
„Es ist nicht deine Schuld. Und ich bin immer noch nicht sicher, ob es notwendig ist."
„Ach wirklich? Seit deiner Krönung sind schon drei Monate vergangen. Falls die Presse das über mich herausfindet und du immer noch unverheiratet bist und ohne …" Ihr Herz und ihr Verstand stolperten über das Wort.
Kinder.
Hinter dem Rücken ballte sie die Hände zu Fäusten, um den tief sitzenden Schmerz abzuwehren.
„Freya …"
Sie hielt eine Hand hoch, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Falls die Presse es herausfindet, wird es ein Gemetzel geben. Sie konnte es deutlich vor sich sehen. Die Presse würde ihr jede Würde und Privatsphäre entreißen. Überall würde man Ärzte, Berühmtheiten und normale Menschen von Svardia nach ihrer Meinung über das Versagen ihres Körpers fragen. „Und das würde sich nicht nur auf mich auswirken, Aleksander. Sie würden auch in deinem Leben herumwühlen, in Marits … dabei stehst du schon unter genauer Beobachtung …
„Freya", warnte er.
„Aleksander, ich glaube an dich. Und an das, was du für Svardia zu erreichen versuchst. Aber es wird bereits darüber getuschelt, du seiest zu progressiv und zu schnell mit deinen Veränderungen."
„Es ist meine Pflicht, das zu ertragen, nicht deine."
„Aber meine ist es, sicherzustellen, dass du durch nichts in dem gestört wirst, was du zu erreichen hoffst."
„Sie werden dich auseinandernehmen, Freya."
„Ja, das werden sie, entgegnete sie, weil sie um die Folgen wusste. „Aber nicht, weil ich als Frau versage. Wir werden ihnen sagen, dass ich mich entschieden habe abzutreten, um Zeit zu haben, an mir selbst zu arbeiten. Wir wissen doch alle, wie sehr die Presse es liebt, Hasstiraden über ein Mitglied des Königshauses zu verbreiten, das nur mit sich selbst beschäftigt ist. Das sollte sie eine Zeit lang beschäftigt halten.
Vielleicht könnte sie sich so ihre Würde bewahren. Ihre Identität.
Denn dass ihre Weiblichkeit infrage gestellt werden könnte, vor solch einem drohenden Schlag schreckte sie zurück. Sie würde sich selbst verlieren. Deshalb nein. Sie konnte sich dem nicht stellen. Es war besser, die Presse glauben zu lassen, ihr sei die Stellung, in die sie hineingeboren worden war und die sie mit jedem Atemzug liebte, egal.
„Hätte ich Kinder …"
„Du hast keine", sagte sie.
„Aber ich werde welche haben", stieß er hervor, als würde es ihn große Mühe kosten.
„Ja, aber wie lange dauert das noch? Zwei oder drei Jahre? Kein Palast kann etwas so lange geheim halten. Dass ich unfruchtbar bin, wird in den nächsten drei Monaten herauskommen. Wenn wir Glück haben, erst in einem halben Jahr. Wenn ich jedoch zurücktrete, wird das keine Frage mehr sein, und wir haben eine viel größere Chance, es für die Dauer der Zeit geheim zu halten, die du brauchst." Dass die Medien nie etwas über ihre Unfruchtbarkeit erfahren würden, war für sie nur eine vage Hoffnung.
„Du hast auf alles eine Antwort."
„Weil ich über jedes Für und Wider genau nachgedacht habe." Und das stimmte. Es tat ihr unendlich weh, denn sie würde nie freiwillig abtreten. Aber wenn das bedeutete, die Stabilität und Zukunft ihrer Familie und des Landes damit zu sichern, war es eine einfache Entscheidung.
„Nun, dann habe ich noch eine letzte Pflicht, die du erfüllen müsstest, Eure Hoheit, sagte er und stellte sich neben seinen Schreibtisch. Jetzt war er nicht mehr ihr Bruder, sondern ihr König. „Ich habe eine Tapferkeitsmedaille, die ihrem Empfänger ausgehändigt werden muss.
Freya runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht. Medaillen werden doch bei der Ordensverleihung vergeben."
„Der Empfänger weigert sich, daran teilzunehmen."
Die Tapferkeitsmedaille wurde Angehörigen des Militärs