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Wie verführt man einen Duke?
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eBook268 Seiten3 Stunden

Wie verführt man einen Duke?

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Über dieses E-Book

Der Duke of Dunstan verflucht den Tag, an dem er Julia zu der Seinen gemacht hat! Denn eine Familienfehde verbietet ihm, mit ihr das Ehebett zu teilen. Er darf keine Nachkommen zeugen! Und doch brennt in Alistair ein unbezähmbares Verlangen – vor allem, wenn er die lodernde Leidenschaft in Julias Augen sieht …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum18. Sept. 2021
ISBN9783751508513
Wie verführt man einen Duke?
Autor

Ann Lethbridge

Ann Lethbridge wuchs in England auf. Dort machte sie ihren Abschluss in Wirtschaft und Geschichte. Sie hatte schon immer einen Faible für die glamouröse Welt der Regency Ära, wie bei Georgette Heyer beschrieben. Es war diese Liebe, die sie zum Schreiben ihres ersten Regency Romans 2000 brachte. Sie empfand das Schreiben so schön, dass sie einfach nicht damit aufhören konnte. Sie zog nach Kanada als sie Anfang 20 war. Noch heute lebt sie dort mit ihrem Ehemann und ihren zwei Töchtern. Sie schreibt in Vollzeit nachdem sie ihre Karriere in der Verwaltung einer Universität aufgegeben hat um zu ihrer ersten Liebe zurück zu kehren – dem Schreiben von Romanen. Während sie schreibt, genießt sie es sehr wenn ihr Malteser Terrier, Teaser, ihr zu Füßen liegt. Ann Lethbridge lebt noch immer in Kanada aber sie hat noch eine große Familie, die in England lebt. Einmal im Jahr reist sie dorthin um alle Familienangehörigen zu sehen. Auch nutzt sie diese Reisen zur Recherche für ihre Bücher. Wenn Sie möchten, können Sie ihr unter romanceinhistory@gmail.com eine E-Mail schreiben.

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    Buchvorschau

    Wie verführt man einen Duke? - Vera Möbius

    IMPRESSUM

    Wie verführt man einen Duke? erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2017 by Michele Ann Young

    Originaltitel: „Secrets Of The Marriage Bed"

    erschienen bei: Harlequin Enterpriese, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 56

    Übersetzung: Vera Möbius

    Umschlagsmotive: Cannasue, LiuSol, ppart/GettyImages

    Veröffentlicht im ePub Format in 09/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751508513

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Das Bild vollkommener häuslicher Harmonie, das sich Alistair Crawford, Duke of Dunstan, in diesem Moment bot, hätte ihn sofort veranlassen sollen, in seinen Club zu eilen und sich einen doppelten Brandy einschenken zu lassen. Stattdessen blieb er im Schatten vor dem Salon stehen und beobachtete, wie seine Frau sich anmutig mit ihrer Stickerei befasste. Dabei wünschte er sich – viel mehr. Schmerzhaft regte sich etwas in seiner Brust. Irgendetwas, das er nicht benennen konnte, vermischt mit der viel leichter kontrollierbaren Unannehmlichkeit einer wachsenden Lust.

    Obwohl er sich gar nichts wünschen durfte … Seine Lippen verzerrten sich zu einem bitteren Lächeln. Die einzige Frau, die er so heiß begehrte wie seit Jahren keine andere, konnte er nicht umarmen, weil sie seine Gemahlin war.

    Was zum Teufel hatte er sich bei seinem Heiratsantrag gedacht? Diese Frage hatte er sich in den letzten beiden Wochen immer wieder gestellt. Er brauchte keine Ehefrau, er wollte keine. Warum band er sich an eine Frau, während zahllose weibliche Geschöpfe, vom Dienstmädchen bis zur Aristokratin, nur zu gern in sein Bett sinken würden? Diese Heirat war die schlimmste Idee, die ihm jemals in den Sinn gekommen war. Und er war im Lauf seines Lebens auf sehr viele schlechte Ideen verfallen.

    Sollte seine Gemahlin jemals die Wahrheit erfahren, würde sie sich angewidert von ihm abwenden.

    Natürlich hatte er in jener Nacht, als er ihr begegnet war, nicht nachgedacht. Zumindest nicht mit dem Hirn. Trunken nach exquisiter Leidenschaft, hatte er deren Nachwirkungen missachtet. Der Gedanke an die Legende der Dunstan-Rubine legte ihm Worte in den Mund, die er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte niemals geäußert hätte. Danach hatte ihm sein Stolz einen Widerruf verboten.

    Niemals nahm ein Dunstan sein Wort zurück. Daran hätte er denken und sein Mundwerk im Zaum halten sollen. Denn er hatte sich vor Jahren gelobt, einstige Fehler wiedergutzumachen – jene Fehler, die ihm keine Ehe gestatteten. Trotzdem war er jetzt verheiratet. Und nun verharrte er unsichtbar im Schatten, obgleich er fortgehen müsste.

    Den Kopf zum Kerzenschein gebeugt, den Blick auf die Nadel gerichtet, hätte Julia für ein Porträt Modell sitzen können. Aus seiner Perspektive genoss Alistair eine perfekte Sicht auf ihr Profil, eine gerade kleine Nase, eine hohe Stirn, die auf Intelligenz schließen ließ. Ein wohlgeformter Hals forderte sanfte Küsse heraus, über einem Kleid aus feinster hellblauer Seide.

    Und dieses Kleid verhüllte einen Körper, den Alistair intim kannte. An alle Kurven und besondere Merkmale erinnerte er sich nur zu gut. Doch er sollte solche Fantasien verdrängen … Eine seltsame Sehnsucht beschleunigte seinen Puls. Wie mochte es sein, nur ein einziges Mal in der Zuneigung einer Frau zu schwelgen?

    Zuneigung. Dieses Wort bewog ihn, ironisch die Lippen zu kräuseln. Dieses Gefühl hatte er nie gekannt, und es fand es auch nicht erstrebenswert. Männer, die von Zuneigung oder sogar Liebe träumten, waren Schwächlinge, die an der Nase herumgeführt wurden oder einem anderen Teil ihrer Anatomie zu sehr vertrauten. Um das zu erkennen, musste er nur an die Beziehung zwischen Papa und Isobel denken. Nach dem Tod seiner Mutter, die bei seiner Geburt gestorben war, hatte sein Vater wenig später unter Isobels Pantoffel gestanden. Alistair hatte ein paar erfreuliche Jahre mit seinem Halbbruder erlebt. Aber gegen seine Stiefmutter begehrte er dreist und respektlos auf. Um ihr einen Gefallen zu erweisen, schickte Papa ihn in ein Internat, während Isobels kostbarer Sohn zu Hause blieb.

    Zunächst hatte Alistair gehofft, mit hervorragenden schulischen Leistungen würde er seine Heimkehr verdienen. Das misslang ihm, die Zeit verstrich, und allmählich begann er die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Auf alle desaströsen Dummheiten, die ein reicher junger Mann an einer Universität nur machen konnte, ließ er sich ein. Schließlich wurde er nach Hause gesandt.

    Überglücklich, weil sein Herzenswunsch endlich in Erfüllung gegangen war, hatte er sogar versucht, seiner Stiefmama höflich zu begegnen. Das nützte ihm nichts. Einige Zeit später musste er mit einem langweiligen älteren Geistlichen nach Frankreich aufbrechen, denn Papa sah im Friedensvertrag von Amiens, der im März 1802 den zweiten Koalitionskrieg beendet hatte, eine günstige Gelegenheit für die obligate Europatour seines ungebärdigen älteren Sohnes. Bedauerlicherweise währte der Friede nur ein gutes Jahr. Alistair sah sich in Italien gestrandet, wo er mit knapper Not einer Verhaftung durch Napoleons Soldaten entrann.

    Als er endlich heimkehren konnte, inzwischen fast dreißig Jahre alt, war sein Vater gestorben. Die Nachwirkungen der jugendlichen Fehltritte holten Alistair mit voller Kraft ein, womit er nicht gerechnet hatte.

    Zu allem Überfluss hatte er auch noch – wie ein gutmütiger Narr – Julia geheiratet. Natürlich hätte er ihr das benötigte Geld geben und sie wegschicken sollen, statt eine sinnlose Ehe einzugehen. Und wäre er ein ehrbarer Gentleman gewesen, hätte er sie in Mrs. B.’s Bordell niemals ersteigert. Auf den ersten Blick hätte er merken müssen, dass sie kein echtes Freudenmädchen gewesen war.

    Das hätte er in einem längst verschütteten Teil seines Bewusstseins feststellen sollen. Wo nur mehr ein Schatten des Anstands existierte, den er einst für selbstverständlich gehalten hatte … Dieses Ehrgefühl hatte er jahrelang ignoriert und sich nichts versagt außer einer eigenen Familie, die er weder verdiente noch wünschte. Aber der Anblick, den Julias schöner, mit blutroten Rubinen geschmückter nackter Körpern ihm bot, bewirkte irgendetwas Unerklärliches in seinem Innern. Und so waren ihm die verhängnisvollen Worte über die Lippen gekommen, die jetzt immer noch in seinen Ohren dröhnten. „Heirate mich." Denn einer alten Legende zufolge durfte nur eine Duchess of Dunstan diese Juwelen tragen.

    Reiner Wahnsinn.

    Und der ließ sich – hol’s der Teufel – nicht einmal mit übermäßigem Alkoholkonsum bemänteln. Immerhin gab es einen einzigen stichhaltigen Grund für die Riesendummheit. Nun konnte er seine Stiefmutter endlich auf den Platz verweisen, der ihr gebührte, und zwingen, die Rolle der Dowager Duchess zu übernehmen, statt immer noch als Duchess herumzustolzieren.

    Wenigstens verschaffte ihm seine Heirat die Genugtuung, Isobels Zorn zu genießen, ihre Angst, ein Kind, aus Alistairs Ehe hervorgegangen, könnte ihrem geliebten Sohn Luke das beeindruckende Erbe wegschnappen.

    Doch die Rache war nicht so süß, wie er erwartet hatte. Julia besaß einfach ein zu liebenswürdiges, herzensgutes Wesen, um eine kühle Vernunftehe zu ertragen. Zumindest kam es ihm bisher so vor, wenn er auch aus bitterer Erfahrung wusste, dass man den Frauen nicht trauen durfte. Was das betraf, hatte er reichlich Lehrgeld gezahlt.

    Wie auch immer, vorerst erfreute es ihn, seine Stiefmutter zu quälen, obwohl er in seiner Ehe keine Kinder zeugen würde. Denn er hatte bereits einen Sohn.

    Ungeduldig seufzte er. Noch länger sollte er wirklich nicht hierbleiben.

    Julia blickte von ihrer Stickerei auf und wandte sich zur Tür. „Euer Gnaden?"

    Erbost biss er die Zähne zusammen. So redete sie ihn seit dem Tag nach der Hochzeitsfeier an. Damals war die gesamte Hautevolee in seinem Haus erschienen, um die neue Duchess zu inspizieren. Die vornehmen Damen hatten Julia zweifellos über seine lasterhafte Vergangenheit informiert. Und da war ihr wohl bewusst geworden, was der miserable Ruf ihres Gemahls für sie bedeutete.

    Da er nicht antwortete, beugte sie sich wieder über ihre Handarbeit und schüttelte den Kopf, offenbar im Glauben, sie hätte sich seine Anwesenheit nur eingebildet.

    Gewiss eine passende Gelegenheit, den Rückzug anzutreten und seinen Klub aufzusuchen. Andererseits – war er ein Feigling, der vor einer Frau davonlief? Noch dazu vor seiner Ehefrau?

    Als er das Zimmer betrat, schaute sie wieder auf und lächelte zögernd. Schatten verdüsterten ihre blauen Augen, aber das Lächeln wirkte erfreut, hoffnungs- und verheißungsvoll. Alistair betrachtete ihre weichen, vollen Lippen und erinnerte sich an süße Küsse. Oh, diese sündhafte Lockung … Und Julias schlanke Gestalt mit anmutigen Rundungen, schönen, langen Beinen und der Macht, ihn um den Verstand zu bringen … Er schluckte und unterdrückte einen Fluch.

    „Guten Abend, Euer Gnaden." Eine ruhige, kühle Stimme, mit einem sanften, einladenden Unterton, der ihn, wie alles andere an Julia, auf emotionale Weise ansprach. Diese Stimme konnte er nicht hören, ohne an die Leidenschaft der gemeinsamen Nacht zu denken.

    Er wandte sich halb ab, damit Julia nicht erriet, was ihm durch den Kopf ging, und stützte einen Ellbogen auf die Lehne eines Stuhls. „Guten Abend, Madam, erwiderte er. Mit voller Absicht verzog er spöttisch die Lippen und musterte den Stickrahmen. „Welch ein perfektes Bild häuslicher Harmonie Sie bieten, meine Liebe … Immer wieder erstaunt es mich, wie gern die Damen sich der Handarbeit hingeben. Wenn sie sich doch etwas viel Besserem hingeben könnten …

    Verdammt, konnte er in Julias Gegenwart nur an sinnliche Gelüste denken? An nichts anderes?

    Offenkundig registrierte sie, wie scharf seine Äußerung geklungen hatte, denn sie legte ihre Stickerei beiseite. „Tut mir leid. Ärgern Sie sich darüber?" In jedem Wort schwang neutrale Höflichkeit mit. Und während die Tage verstrichen, erschien sie ihm immer kühler und reservierter – genauso, wie er es geplant hatte.

    Warum empfand er trotzdem diese unvernünftige Enttäuschung? Er hatte sein Junggesellenleben stets in vollen Zügen genossen, die Freiheit, zu kommen und zu gehen, wie es ihm gefiel. Seine familiären Verpflichtungen beschränkte er auf ein Minimum, unangenehme Zusammenkünfte, die er vermied, wann immer es möglich war. Nach seiner Erfahrung verlangten Verwandte entweder Geld, oder sie versuchten ihn in den Rücken zu stechen. In solchen Dingen wusste er Bescheid, nachdem er mit Messern umzugehen gelernt hatte. Und seine Stiefmutter litt immer noch schmerzlich an ihrem Statusverlust.

    Julias Blick schweifte über seine Kleidung. „Wie ich sehe, möchten Sie ausgehen, Sir. Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend", fügte sie hinzu und begann sich wieder ihrer Handarbeit zu widmen.

    Obschon sie keine Fragen stellte, verkrampfte er sich ein wenig. Wie schnell sie gelernt hatte, dass er nicht verhört werden wollte, ganz egal, worum es ging … Und jetzt? Erstaunlicherweise störte ihn ihr Desinteresse. „Ich gehe in meinen Klub. Dort bin ich mit einigen Freunden verabredet." Wieso erklärte er ihr das? Gab sie nicht deutlich genug zu erkennen, dass seine Absichten ihr gleichgültig waren?

    Ihre Schultern entspannten sich. Nur ein kleines bisschen. Zweifellos glaubte sie, er würde die Nacht mit einer Mätresse verbringen.

    Zum Henker, er hatte vergessen, Lavinia den Laufpass zu geben. Ein weiteres all der Details, die seiner Aufmerksamkeit in letzter Zeit entgangen waren. Am nächsten Morgen würde er seinen Sekretär Lewis anweisen, das zu erledigen. Aber da er seine Geliebte seit der Hochzeit nicht mehr besucht hatte, würde sie ohnehin mit dem Ende der Liaison rechnen. Schon vor mehreren Wochen hatte sie ihn gelangweilt. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum er Julia im Bordell ersteigert hatte …

    „Ich werde dem Personal mitteilen, dass Sie zum Dinner nicht erscheinen werden, Euer Gnaden", sagte sie leise.

    Stets ruhig. Stets kontrolliert. Das zerrte an ihm, weckte den Wunsch, die Leidenschaft zu entzünden, die unter dieser kühlen Fassade schwelte – die ihn in jener Nacht so maßlos entzückt hatte. Doch er würde diesem Impuls niemals nachgeben – und sein Versprechen halten. Distanz war seine Parole, Sicherheit ihre.

    „Darüber habe ich Jackson bereits informiert", erwähnte er seinen Kammerdiener.

    Nur sekundenlang presste sie die Lippen aufeinander – ein kaum wahrnehmbares Zeichen ihres Unmuts, das er ignorierte.

    „Womit werden Sie sich befassen, während ich mich mit meinen Freunden im Klub amüsiere, Madam?"

    Da schaute sie wieder von ihrer Stickerei auf, erwiderte seinen Blick und reckte ihr Kinn. Herausfordernd. Eine temperamentvolle Frau, seine Gemahlin … Prompt reagierte sein Körper auf diese Erkenntnis. Blut schoss ihm in die Lenden.

    „Vielleicht werde ich mir ein Buch aussuchen, antwortete sie. „In der Bibliothek gibt es einige, die ich noch nicht gelesen habe.

    Eher Hunderte, dachte Alistair. Wenn er ein guter Ehemann sein wollte, würde er seine Frau auf Bälle und andere gesellschaftliche Ereignisse begleiten. Und er würde sie mit seinen Freunden bekannt machen. Aber seit seiner Pubertät war er nie mehr „gut" gewesen. Seither wurde sein Verhalten von Selbstsucht, Ausschweifungen und Bosheit bestimmt. Dafür zahlte er jetzt den Preis.

    Allein schon der Gedanke an seine Missachtung der ehelichen Pflichten weckte den Impuls, seine Faust zu erheben. Nicht, um auf Julia einzuschlagen. Aber auf irgendetwas – das Leben oder ein grausames Schicksal. Sie trug keine Schuld an der Heirat, niemand außer ihm selbst. Um den Schaden zu verringern, musste er wenigstens Abstand zu ihr halten. Denn wenn er ihr zu nahe kam, den köstlichen Jasminduft einatmete, die seidenglatte Haut berührte, ihr einladendes Lächeln sah – wie sollte er der Versuchung widerstehen?

    „Gute Abend, Madam", wiederholte er, verneigte sich und verließ das Zimmer.

    Die Stirn gerunzelt betrachtete Julia den kleinen Fliederzweig, den sie auf ein Taschentuch stickte. Warum hatte Dunstan sie geheiratet, obwohl er sie dermaßen verachtete? Wäre die einzige gemeinsame Nacht nicht ein so wunderbares sinnenfrohes Erlebnis gewesen, ganz anders als die Qualen, die sie im Bett ihres ersten Ehemanns erlebt hatte, hätte sie den Antrag des Dukes keinesfalls angenommen.

    Nachdem sie acht Jahre lang unter der Brutalität ihres Gatten gelitten hatte, war er zu der Überzeugung gelangt, sie würde ihm niemals den ersehnten Erben schenken. Julia hatte nicht mehr heiraten wollen. Nur wegen ihrer aussichtslosen Situation hatte sie Dunstans Angebot akzeptiert.

    Vor einiger Zeit war ihr erster Ehemann, ein Bankier, gestorben. Da sie außerstande gewesen war, ihm einen Erben zu schenken, hatte er sein gesamtes Vermögen seinem Neffen hinterlassen. Mit sechsundzwanzig Jahren verwitwet und mittellos, hatte sie ihren Lebensunterhalt als Hutmacherin verdient. Da manche Kundinnen verspätet zahlten, ging ihr das Geld für das erforderliche Material aus. Deshalb versuchte sie in einer Kurzwarenhandlung eine Spitzenborte zu stehlen und wurde ertappt. Zufällig hielt sich Mrs. B. in dem Laden auf, hinderte den Eigentümer daran, die Polizei zu verständigen, und machte ihr ein fragwürdiges Angebot. In ihrem Bordell sollte Julia an einer Versteigerung teilnehmen. Schwerreiche Freier würden einander überbieten und für eine Nacht fast nackte Mädchen ergattern. Weil sie keine andere Möglichkeit sah, dem Gefängnis und ihrer finanziellen Notlage zu entrinnen, hatte sie zugestimmt.

    Nur mit einer hauchdünnen Tunika bekleidet, hatte sie auf einem Podest gestanden und war in Dunstans Armen gelandet. Aus rätselhaften Gründen hatte er ihre einen Heiratsantrag gemacht und sie gerettet, vor einer Zukunft im Bordell oder einer immer noch drohenden Festnahme.

    Natürlich bekundete er keine unsterbliche Liebe. Wie sie ebenso gut wie er wusste, führten sie eine Vernunftehe, zu der er sich aus Mitgefühl entschlossen hatte. Aber mussten sie einander so kühl und zurückhaltend begegnen?

    In jener Nacht hatte er ihren Körper so attraktiv gefunden wie sie seinen. Mit seinen sinnlichen Künsten hatte er bewiesen, dass er den Ruf eines legendären Liebhabers wahrlich verdiente. Nicht dass sie die nötigen Erfahrungen besaß, um das zu beurteilen … Doch sie erinnerte sich an all die exquisiten Einzelheiten.

    Bei diesen Gedanken rutschte sie unruhig zwischen den Sofakissen hin und her. In ihrem Innern entstanden winzige köstliche Gefühle.

    Seit der Hochzeit waren knapp zwei Wochen vergangen, und sie hatte ihr Bestes getan, um sich so zu verhalten, wie Dunstan es von seiner Gemahlin erwarten mochte – immerhin von einer Duchess! Eine beängstigende Tatsache … Offenbar missfielen ihm ihre Bemühungen.

    Schweren Herzens fragte sie sich, ob sie eine zweite unerträgliche Ehe verkraften musste. Und dann dachte sie schaudernd an die monatlichen Wutausbrüche ihres ersten Gemahls, wenn er wieder einmal vergeblich ihre Schwangerschaft erhofft hatte. Sie dachte an seine ständige Kritik. An seinen abstoßenden Körper. Die schmerzhaften Schläge, wann immer sie einen Fehler gemacht hatte … Hastig verdrängte sie die Erinnerungen.

    Nein, einen solchen Albtraum hatte sie jetzt nicht zu befürchten. Aber seit dem Hochzeitstag kränkte der Duke sie ständig mit bissigen, fast rüden Bemerkungen. Würde sich sein Benehmen mit der Zeit verschlimmern? Drohte ihr doch noch eine Wiederholung ihrer ersten Ehe? Dagegen musste sie etwas unternehmen. Entschlossen stand sie auf und eilte in die Halle, wo ein Lakai ihrem Mann gerade in den Überrock helfen wollte.

    „Euer Gnaden?" Etwas zu laut echote ihre Stimme in dem großen Raum mit der blankpolierten Holztäfelung und dem schimmernden Marmorboden. Das Londoner Domizil des Dukes im Außenbezirk Richmond glich eher einem Palast als einem Zuhause. Erfüllt von einer kalten, förmlichen, steifen Atmosphäre.

    Die Schultern angespannt, wandte er sich zu seiner Frau um. Der fast grausame Zug um seine schmalen Lippen verlieh seinem attraktiven Gesicht eine dekadente Aura. Ein Teufel in der Verkleidung eines blonden Engels. Wann immer Julia seine kühle Schönheit sah, setzte ihr Herzschlag einen Moment aus.

    Fragend hob er die Brauen, das Licht des großen Lüsters über dem Treppenhaus versilberte seine hellgrauen Augen. Wieder einmal erwärmte sich ihr Blut, so wie jedes Mal, wenn ihr bewusst wurde, dass sie mit diesem hinreißenden Mann verheiratet war.

    Der Lakai zog sich auf seinen Posten neben der Eingangstür zurück. In diesem Prachtbau begegnete man ständig irgendwelchen Dienstboten. Das gehörte zu den Gründen, warum es Julia so schwerfiel, an ihren Mann heranzutreten. Die mangelnde Privatsphäre bedrückte sie, und sie fürchtete, sich vor dem Personal zu blamieren. Gewiss wurde bereits über sie getuschelt, weil sie keine Ahnung hatte, wie man einen so grandiosen Haushalt führte. Zum Glück wussten die Leute nicht, wo der Duke sie kennengelernt hatte. Sonst

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