Die Kinder von Gut Kaldern: Fürstenkinder 18 – Adelsroman
Von Aliza Korten
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Geraldine Feller strich sich lässig die Haarsträhne zurück, die ihr der Seewind in die Stirn geweht hatte. Aber obwohl sie braun gebrannt und ausnehmend hübsch war, fühlte sie sich recht verlassen in dem ausgelassenen Treiben am Strand und schickte hin und wieder einen betrübten Blick über die bunten Strandkörbe und die Burgen aus Sand. Überall hatten sich fröhliche Gruppen gebildet; es wurde gelacht, gespielt – einsame Menschen wie Geraldine schien es im Seebad nicht zu geben, keinen einzigen. In diesem Augenblick flog ihr ein großer bunter Wasserball ziemlich unsanft an den Kopf. Geraldine richtete sich auf und sah einen Jungen von etwa fünf Jahren atemlos hinter dem Ball herlaufen. Geraldines angeborene Schüchternheit wich, als sie feststellte, daß es sich um ein Kind handelte, dem der Ball zu gehören schien. Sie sprang auf und lief ebenfalls dem Ball nach, der aufs Wasser wollte. Mit ihren langen Beinen schaffte sie es schneller als der kleine Bursche. »Hier hast du ihn wieder!« rief sie und warf dem Jungen seinen Ball zu. »Danke.« Dunkle Kinderaugen blickten unter kontrastierendem weißblondem Haar zu ihr auf. Es waren so schöne Augen und ein Gesichtchen, das man nicht vergessen konnte, wenn man nur ein einziges Mal hineingeschaut hatte. Jedenfalls erschien es Geraldine so. »Mach schon, Tim!« Zu Geraldines Verwunderung erklang jetzt direkt hinter ihr ein ungeduldige Kinderstimme. Sie drehte sich um und zweifelte einen Augenblick, ob sie wache oder träume. Die gleichen großen dunklen Augen, die gleichen hellen Haare, eine ebenso feine Zeichnung der Nase, sogar die winzigen Sommersprossen waren vorhanden. Und der Badeanzug war selbstverständlich auch der gleiche. Geraldine stellte sich so, daß sie beide Kinder sehen konnte.
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Buchvorschau
Die Kinder von Gut Kaldern - Aliza Korten
Fürstenkinder
– 18 –
Die Kinder von Gut Kaldern
Tim und Ina hatten keine Mutter mehr
Aliza Korten
Geraldine Feller strich sich lässig die Haarsträhne zurück, die ihr der Seewind in die Stirn geweht hatte. Aber obwohl sie braun gebrannt und ausnehmend hübsch war, fühlte sie sich recht verlassen in dem ausgelassenen Treiben am Strand und schickte hin und wieder einen betrübten Blick über die bunten Strandkörbe und die Burgen aus Sand. Überall hatten sich fröhliche Gruppen gebildet; es wurde gelacht, gespielt – einsame Menschen wie Geraldine schien es im Seebad nicht zu geben, keinen einzigen.
In diesem Augenblick flog ihr ein großer bunter Wasserball ziemlich unsanft an den Kopf. Geraldine richtete sich auf und sah einen Jungen von etwa fünf Jahren atemlos hinter dem Ball herlaufen.
Geraldines angeborene Schüchternheit wich, als sie feststellte, daß es sich um ein Kind handelte, dem der Ball zu gehören schien. Sie sprang auf und lief ebenfalls dem Ball nach, der aufs Wasser wollte.
Mit ihren langen Beinen schaffte sie es schneller als der kleine Bursche.
»Hier hast du ihn wieder!« rief sie und warf dem Jungen seinen Ball zu.
»Danke.« Dunkle Kinderaugen blickten unter kontrastierendem weißblondem Haar zu ihr auf. Es waren so schöne Augen und ein Gesichtchen, das man nicht vergessen konnte, wenn man nur ein einziges Mal hineingeschaut hatte. Jedenfalls erschien es Geraldine so.
»Mach schon, Tim!« Zu Geraldines Verwunderung erklang jetzt direkt hinter ihr ein ungeduldige Kinderstimme. Sie drehte sich um und zweifelte einen Augenblick, ob sie wache oder träume. Die gleichen großen dunklen Augen, die gleichen hellen Haare, eine ebenso feine Zeichnung der Nase, sogar die winzigen Sommersprossen waren vorhanden. Und der Badeanzug war selbstverständlich auch der gleiche.
Geraldine stellte sich so, daß sie beide Kinder sehen konnte. Unwillkürlich mußte sie lachen. Zwillinge, die sich wie ein Ei dem anderen ähnelten, standen da. Tim hielt den Ball, und der andere Junge streckte die Arme aus, damit er fangen konnte.
»Darf ich mitspielen?« fragte Geraldine.
»Na ja – ein bißchen!« Der zweite Junge schien nicht unbedingt begeistert, während Tim ihr nun wortlos den bunten Ball zuwarf, recht geschickt für einen so kleinen Kerl. Sie fing und zielte zu seinem Bruder. Der war beim Fangen nicht schnell genug, und der Ball rollte noch weiter auf das Meer zu. Geraldine rannte hinterher und rettete ihn, ehe er im Wasser landete. »Es ist Ebbe!« rief sie voller Eifer. »Er würde hinaustreiben, und wir könnten ihn nicht wiederholen.«
Tim kam angelaufen und nahm ihr den Ball aus den Händen. »Ina ist doof«, meinte er. »Fräulein Ohlhausen würde ein wahnsinniges Theater machen, wenn der Ball weg wäre.«
»Ina?« fragte Geraldine verständnislos. »Ich dachte…«
»Alle denken, daß sie ein Junge ist«, erklärte Tim ungerührt. »Aber sie ist trotzdem ein Mädchen. Das sieht man schon, weil sie den Ball nicht kriegt.« Es klang freundlich und doch ein bißchen herablassend.
»Zwillinge seid ihr aber auch, nicht wahr?« forschte Geraldine, die sich allmählich von ihrer Verblüffung erholte.
Ina kam herbeigelaufen, und Geraldine konnte nun feststellen, daß sie tatsächlich ein etwas zarteres Gesichtchen hatte.
»’türlich sind wir Zwillinge«, mischte sich Ina ein, »siehst du das denn nicht, Tante?«
»Doch, Ina, entschuldige bitte«, sagte Geraldine und strich ihr über das helle Haar. »Ich heiße übrigens Tante Geraldine, wenn ihr mich so nennen wollt.«
»Geraldine –, hab’ ich noch nie gehört.«
»Meine Mami hat so geheißen«, erklärte Geraldine. »Leider ist sie schon tot – im Himmel, weißt du.«
»Unsere ist auch im Himmel, aber Geraldine hieß sie nicht«, antwortete Tim.
Das junge Mädchen fühlte einen Stich in der Brust. Diese beiden reizenden Kinder hatten keine Mutter. Das war ein schmerzlicher Gedanke, obwohl Tim ganz ruhig und selbstverständlich über diese Tatsache gesprochen hatte. Wahrscheinlich war die Mutter schon lange tot, und die Kinder kannten es nicht anders.
Geraldine dachte flüchtig an ihre eigene Kindheit zurück. Auch sie war mutterlos aufgewachsen. Ihr Vater, Professor Feller, hatte sich nur wenig um seine stille kleine Tochter kümmern können.
»Jetzt haben wir Fräulein Ohlhausen, die auf uns aufpaßt«, fiel Ina ein. »Vorher war es Fräulein Ingeborg und davor Fräulein Schmidt und noch ein paar andere, glaube ich. Sie gehen alle nach einer Weile.« Es klang gleichmütig, und man konnte heraushören, daß keine dieser Damen den Kindern Liebe hatte geben können. Geraldines Mitgefühl mit den Zwillingen wuchs.
»Wo ist Fräulein Ohlhausen denn jetzt?« erkundigte sie sich, denn es war weit und breit niemand zu erblicken, der zu den Kindern gehören mochte.
Tim schob die Unterlippe vor. »Sie liest ein englisches Buch«, berichtete er verächtlich. »Sie liest meistens, und wir sollen sie nicht stören. Da sind wir an den Strand gegangen. Nachher wird sie merken, daß die Badeanzüge weg sind und der Ball. Dann kommt sie irgendwann furchtbar aufgeregt und holt uns.«
»Seid ihr in den Ferien hier?« setzte Geraldine ihre Fragen fort.
Ina schüttelte den Kopf. »Ferien haben wir nicht; wir gehen gar nicht zur Schule, nächstes Jahr erst.«
»Na, dann zur Sommerfrische!« verbesserte sich Geraldine.
»Nee. Wir wohnen immer hier, dort hinter der Klippe.« Tim wies am Strand entlang nach Osten.
»Vielleicht kann ich euch heimbringen«, schlug sie vor und gestand sich ein, daß sie neugierig war, Tims und Inas Zuhause kennenzulernen.
»Hm, wenn du willst, es ist ziemlich weit«, gab Tim zurück, und es ließ sich schwer entscheiden, ob er Tante Geraldines Vorschlag gut fand oder nicht.
In diesem Augenblick erklang in der Ferne eine sonore Männerstimme. »Ina, Tim, wo steckt ihr denn schon wieder?«
Die Kinder sahen einander an und meinten wie aus einem Mund: »Jetzt müssen wir gehen, weil wir nämlich Eis bekommen.« Das schien ihnen Grund genug, davonzulaufen. Tim trug den bunten Ball, und sie nahmen nicht einmal Abschied von Geraldine.
Sie fühlte Enttäuschung. Langsam ließ sie sich auf ihr buntes Strandtuch nieder. Undeutlich nahm sie die Gestalt eines braun gebrannten Mannes wahr, auf den die Zwillinge zuliefen. Für Geraldine gab es keinen Zweifel, daß dieser Herr mit der rot und weiß gestreiften Badehose und der modischen Sonnenbrille der Vater der Zwillinge sein müsse, obwohl sein Haar schwarz war.
Geraldine stellte fest, daß ihr Herz unruhig schlug. Konnte sie auch keine Ähnlichkeit zwischen dem Vater und seinen Kindern erkennen, die Entfernung war nicht zu weit, als daß sie nicht recht genau wahrgenommen hätte, wie gut der Fremde aussah. Er war schlank, wirkte sportlich, und seine Bewegungen drückten eine Sicherheit aus, um die Geraldine ihn beneidete, war sie doch selbst zu ihrem Leidwesen weltfremd und oft gehemmt.
Tim und Ina begrüßten ihren Vater stürmisch und gingen mit ihm in Richtung Strandcafé davon.
Das junge Mädchen streckte sich erneut in der Sonne aus und schloß die Lider. Vorbei das kurze Intermezzo, das ihr ein paar Minuten Abwechslung verschafft hatte. Sie war wieder allein, und niemand kümmerte sich um sie.
Ob es in einem der großen Hotels vorn am Strand anders ausgegangen wäre? fragte sich Geraldine. Was hatte sie sich von diesem Aufenthalt an der See versprochen?
Alle Bekannten sagten, daß es vernünftig sei, erst einmal Abstand zu gewinnen und an gar nichts zu denken. Ein bitterer Zug grub sich um den vollen Mund des Mädchens. Es waren nicht ihre Bekannten, sondern die ihres Vaters, die ihr diesen gut gemeinten Rat gegeben hatten. Bis zu seinem unerwarteten Tode hatte sich Geraldines Leben nur im Rahmen der Arbeiten und Forschungen, der Freundschaften und Liebhabereien ihres Vaters, des Professors, abgespielt. Er hatte das Kind abseits von anderen Kindern gehalten, weil ihn der Lärm störte. Als Geraldine größer wurde, las er ihr aus seinen Büchern vor, obwohl sie nichts von deren wissenschaftlichen Inhalt verstand. Nachdem sie die Schule verlassen hatte, war es für Vater und Tochter vollkommen selbstverständlich gewesen, daß sie den Platz hinter der kleinen Reiseschreibmaschine im Arbeitszimmer des Professors einnahm und als seine Helferin und Sekretärin tätig wurde. Sie begriff nur einen Teil dessen, womit der Professor sich so leidenschaftlich beschäftigte.
Was sie nicht erfaßte, war die Tatsache, daß Professor Feller allzu sehr in seinen Forschungen versponnen war und vom praktischen Leben keine Ahnung hatte. Er wußte nicht mit Geld zu haushalten und steckte Unsummen in seine Arbeit, während am Haus die nötigsten Reparaturen unterblieben, der alte Garten verwilderte und oft sogar das Haushaltsgeld knapp wurde.
Sein Tod sollte Geraldine