Willkommen daheim, liebe Mutter: Sophienlust Extra 126 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
Auf dem Rosshof St. Georg, einem verfallenen Gebäude in der Nähe von Sophienlust, wollen Ilona, das Mädchen aus der Puszta, und ihr alter Freund Janosch ein Paradies für pflegebedürftige Pferde schaffen. Die Kinder von Sophienlust glauben fest daran, dass sie eines Tages auch das goldene Hufeisen finden, das dort vergraben sein soll. Vor dem Rosshof brannte das Lagerfeuer. Die Kinder von Sophienlust hatten erhitzte Gesichter. Aber das kam nicht nur von der Glut des Feuers, sondern vor allem daher, dass der alte Janosch wieder einmal eine sehr spannende Geschichte erzählt hatte. Schwester Regine stand als Erste auf. Sie drängte: »Kommt, wir müssen nach Sophienlust zurückgehen. Tante Isi wird schon auf uns warten.« »Aber eine ganz kurze Geschichte hätte Janosch vielleicht noch erzählen können«, sagte die kleine Heidi und sah Schwester Regine bittend an. Die Kinderschwester schüttelte den Kopf. »Nein, Heidi, auch dazu reicht die Zeit nicht mehr. Außerdem müssen Ilona und Janosch noch ihre Pferde versorgen.« Schwester Regine zeigte auf die Koppel. Dort standen die Schützlinge. Nun begann ein großes Abschiednehmen. Alle waren mit Ilona und Janosch gut Freund geworden. Die beiden winkten den Kindern noch nach, dann machten sie sich an die letzte Arbeit dieses Tages. Ilona stand noch bei dem ehemaligen Reitpferd Fortuna, als Janosch die Koppel schon längst wieder verlassen hatte.
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Buchvorschau
Willkommen daheim, liebe Mutter - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 126 –
Willkommen daheim, liebe Mutter
Gert Rothberg
Auf dem Rosshof St. Georg, einem verfallenen Gebäude in der Nähe von Sophienlust, wollen Ilona, das Mädchen aus der Puszta, und ihr alter Freund Janosch ein Paradies für pflegebedürftige Pferde schaffen. Die Kinder von Sophienlust glauben fest daran, dass sie eines Tages auch das goldene Hufeisen finden, das dort vergraben sein soll.
Vor dem Rosshof brannte das Lagerfeuer. Die Kinder von Sophienlust hatten erhitzte Gesichter. Aber das kam nicht nur von der Glut des Feuers, sondern vor allem daher, dass der alte Janosch wieder einmal eine sehr spannende Geschichte erzählt hatte.
Schwester Regine stand als Erste auf. Sie drängte: »Kommt, wir müssen nach Sophienlust zurückgehen. Tante Isi wird schon auf uns warten.«
»Aber eine ganz kurze Geschichte hätte Janosch vielleicht noch erzählen können«, sagte die kleine Heidi und sah Schwester Regine bittend an.
Die Kinderschwester schüttelte den Kopf.
»Nein, Heidi, auch dazu reicht die Zeit nicht mehr. Außerdem müssen Ilona und Janosch noch ihre Pferde versorgen.«
Schwester Regine zeigte auf die Koppel. Dort standen die Schützlinge.
Nun begann ein großes Abschiednehmen. Alle waren mit Ilona und Janosch gut Freund geworden. Die beiden winkten den Kindern noch nach, dann machten sie sich an die letzte Arbeit dieses Tages.
Ilona stand noch bei dem ehemaligen Reitpferd Fortuna, als Janosch die Koppel schon längst wieder verlassen hatte. Sissy und auch der Hengst Sandor wurden eifersüchtig. Sie drängten sich an das junge Mädchen heran. Ilona gab jedem einen Klaps, sah noch einmal zu den anderen Pferden zurück und ging zum Rosshof.
Dort wartete Janosch bereits auf sie. Er sah sie nachdenklich an. »Wenn ich dich bei Fortuna stehen sehe, merke ich immer, wie traurig du jetzt bist. Ilona.«
»Ich vermisse Mathias. Durch Fortuna habe ich ihn kennengelernt. Daran muss ich immer wieder denken. Janosch. Es ist doch eine Schicksalsfügung gewesen, dass ich mich damals dazu entschlossen hatte, Fortuna im Isartal abzuholen.« Jetzt lachte Ilona … »Meistens werde ich auch mit aufsässigen Pferden fertig, aber als Fortuna nicht in den Waggon wollte, war ich hilflos.«
Janosch legte den Arm um Ilonas Schultern … Aber da kam Mathias Friese mit seinen jungen starken Armen und bändigte das Pferd. »Mathias hat mich außerdem davor bewahrt, von Fortunas Hufen getroffen zu werden.«
Janosch schmunzelte. Er kannte diese Geschichte schon sehr genau, aber er nahm es Ilona nicht übel, dass sie immer wieder von jenen aufregenden Minuten sprach. Welches Mädchen würde das nicht tun, wenn es seinen Retter so liebte wie Ilona ihren Mathias?
Ilona ging jetzt langsam auf die Haustür zu. Dort blieb sie stehen und sah den Weg entlang, auf dem die Kinder von Sophienlust eben verschwunden waren. »Wie schön war es, als ich am Abend stets auf Mathias warten konnte, Janosch. Meistens kam er die Senke heruntergelaufen. Die Semesterferien hätten viel länger dauern müssen. Herr Dr. von Lehn hätte Mathias auch noch gebraucht. Das sagt Andrea immer wieder.«
»Du bist unvernünftig, Ilona. Wenn Mathias Tierarzt werden will, muss er sein Studium beenden. Und gar so lange dauert das ja nicht mehr.«
»Aber München ist viel zu weit entfernt von uns.«
Janosch lachte und schob Ilona ins Haus. »Wildmoos hat eben noch keine Universität.«
»Du lachst mich aus, statt mich zu bedauern, Janosch. Dabei dachte ich, dass Mathias dir auch fehlt.«
Ilona ging in die kleine Küche. Janosch folgte ihr bis auf die Schwelle. »Und ob er mir fehlt, dein Mathias. Aber ich bin alt genug, um mich bescheiden zu können. Ich freue mich auf das nächste Wochenende. Warum soll ich klagen, wenn es nur noch ein paar Tage dauert, bis wir Mathias wieder bei uns haben? Jetzt sieh aber zu, dass du das Abendessen auf den Tisch bringst, Ilona. Es wird höchste Zeit.«
»Ja, sonst wieherst du auch so ungeduldig wie Sissy.« Nun hatte Ilona ihre gute Laune wiedergefunden. Sie begann an den Fingern abzuzählen, wie viele Tage es noch waren, bis Mathias wieder zu Besuch auf den Rosshof kommen würde. »Es stimmt, gar so lange ist es nicht mehr.«
Janosch ging zufrieden in die Wohnstube. Es war ihm schon lieber, wenn Ilona lachte. Sobald sie ein trauriges Gesicht machte, drückte das auch auf seine Stimmung.
Und doch war gerade er es, der Ilona beim Abendessen wieder beunruhigte. Allerdings hatte er das nicht vorgehabt. Es wurmte ihn nur, dass Ilona jeden Tag nach dem Briefträger Ausschau hielt, weil sie auf einen Brief ihres Vaters wartete. Deshalb sagte er: »Dein Vater ist ein richtiger Dickschädel. Zuerst hat er getan, als hätte er sich damit abgefunden, dass du Mathias heiratest, und jetzt hüllt er sich doch wieder in Schweigen. Du hättest nicht immer so nachsichtig mit ihm sein sollen. Mir würdest du nicht so viel durchgehen lassen wie deinem Vater.«
Ilona sah Janosch nachdenklich an. »Da hast du recht, ich habe mich auf Vaters Marotten eingestellt. Aber was hätte ich auch tun sollen?« Sie zuckte die Schultern. »Ich habe ihn doch gern. Er ist ja erst seit Mutters Tod so anders geworden. Und dass er mich unbedingt mit einem reichen Mann verheiraten wollte, kann ich ihm nicht einmal übelnehmen. Er hat doch dabei das Beste für mich gewollt.«
Janosch sah Ilona verblüfft an. »Wie redest du denn auf einmal? Früher hast du dich immer schrecklich aufgeregt, wenn dein Vater wieder einmal einen Mann für dich ausgesucht hatte.«
»Dagegen musste ich mich doch wehren. Aber das heißt nicht, dass ich Vater nicht verstanden hätte. Nun ist das ja alles ausgestanden. Ich habe Vater unmissverständlich gesagt, dass es für mich keinen anderen Mann gibt als Mathias. Vater hat uns sogar eingeladen, ihn einmal zu besuchen. Das will viel heißen.«
»Aber er schreibt dir nicht«, erwiderte Janosch bockig.
»Das stimmt. Ich werde eben doch noch einmal von Sophienlust aus im Taunus anrufen. Ob ich es heute noch versuche? Ich könnte nach Wildmoos reiten.« Ilona sah hinaus. »Was macht es aus, dass es jetzt schon dunkel ist?«
»Ach, bleib heute zu Hause«, bat Janosch. Nun ärgerte er sich, dass er dieses Thema angeschnitten hatte.
»Warte morgen noch einmal den Briefträger ab.«
Ilona schüttelte den Kopf. »Eben hast du dich noch darüber aufgeregt, dass ich immer auf den Briefträger warte. Manchmal weißt du auch nicht, was du willst, Janosch.«
»Da kommt man ja auch ganz durcheinander. Ich musste immer den Mund halten, weil dein Vater mein Herr war und …«
»Das hat dir niemand befohlen, Janosch.« Ilona regte sich auf. »Im Gegenteil, ich habe immer zu dir gesagt, du brauchst nicht so viel Respekt vor meinem Vater zu haben. Die Zeiten, dass er Herr auf einem großen Gut war, sind lange vorbei. Und Vater hat von dir auch niemals verlangt, dass du vor ihm kuschst.«
»Dir kann ich aber heute gar nichts recht machen, Ilona«, beklagte sich Janosch. »Natürlich habe ich vor dem großen Magnaten Bela Bartholdy immer Respekt gehabt. So sind wir damals in Ungarn erzogen worden. Ich war ja nur ein einfacher Czikös. Deshalb hatte ich zunächst ein schlechtes Gewissen, als ich mit dir im Rosshof lebte, als sei ich deinesgleichen. Nun rege dich aber nicht schon wieder auf. Wir beide verstehen uns ja. Aber wenn dein Vater zu Besuch kam, war mir eben doch nicht ganz wohl in meiner Haut. Trotzdem wäre ich jetzt heilfroh, wenn er endlich wiederkäme, damit du deine Ruhe finden könntest.«
Ilona umarmte den Alten. »Ich weiß, du hast es schwer mit mir, Janosch. Aber jetzt wollen wir uns nicht mehr so viel Gedanken um meinen Vater machen. Ich bringe schon alles in Ordnung mit ihm. Das habe ich noch immer geschafft.«
*
Während Ilona und Janosch dieses Thema beendeten, legte Bela Bartholdy auf dem Gut Bodenwerder im Taunus alles bereit, um am nächsten Tag verreisen zu können. Aber er wollte nicht etwa zum Rosshof, sondern nach Wolfratshausen bei München.
Ilonas Vermutung, dass sich der Vater doch noch nicht damit abgefunden hatte, Mathias Friese als Schwiegersohn zu bekommen, war richtig. Was soll Ilona denn mit einem Veterinärstudenten, der sich mühsam durchschlägt, dachte Bela Bartholdy. Die Aussicht, dass sein Schwiegersohn einmal Tierarzt sein würde, war nur ein kleines Trostpflaster für ihn. Wozu hatte Ilona einen Vater, wenn er sie nicht davor bewahrte, in ihr Unglück zu rennen?
So dachte Bela Bartholdy, und danach handelte er auch. Weil er jedoch wusste, dass Ilona seine Wünsche nicht gelten lassen würde, wollte er eine Komplizin suchen. Er hoffte, sie in Mathias’ Mutter zu finden. Wenn er ihr vor Augen halten würde, welchen Unsinn ihr Sohn und seine Tochter vorhatten, dann würde er sicher auf Gehör bei ihr stoßen. Schließlich konnte ja auch Agnes Friese hoffen, dass ihr Sohn eine gute Partie machte. Warum sollte er nicht ein reiches Mädchen finden?
In Wolfratshausen musste Bela Bartholdy aus dem Telefonbuch erst die Adresse der Tierarztwitwe Agnes Friese heraussuchen. Glücklicherweise war außer der Telefonnummer auch die Straße angegeben.
Es war früher Nachmittag, als Bela Bartholdy an der Pforte des kleinen Hauses läutete. Er brauchte nicht lange zu warten, bis ihm eine mittelgroße, schlanke Frau öffnete. Sie hatte blondes, straff zurückgekämmtes Haar. Aber das gab ihr nicht etwa einen strengen Ausdruck. Dazu waren die braunen Augen in ihrem schmalen Gesicht viel zu lebhaft.
Agnes Friese sah den Mann vor der Tür neugierig an, als sie über den Kiesweg auf die Pforte zuging. Es war der Fünfundfünfzigjährigen zweifellos noch nicht passiert, dass ein so auffallender Mann zu ihr wollte. Natürlich trug Bela Bartholdy