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Der kleine Erbe von Gut Breitenbuch: Fürstenkinder 33 – Adelsroman
Der kleine Erbe von Gut Breitenbuch: Fürstenkinder 33 – Adelsroman
Der kleine Erbe von Gut Breitenbuch: Fürstenkinder 33 – Adelsroman
eBook126 Seiten1 Stunde

Der kleine Erbe von Gut Breitenbuch: Fürstenkinder 33 – Adelsroman

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Über dieses E-Book

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkinder" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.

Bis zu diesem Augenblick war Gräfin Stella Baranek wie eine, die das alles nichts anging; erstarrt, tränenlos und als hole sie sich alle Kraft aus der kleinen, lebenswarmen Hand ihres Sohnes, hielt sie diese fest umschlossen. Erst jetzt, als der lange Trauerzug sich formierte und Fritz Segers, der Inspektor, das Reitpferd des Verstorbenen, gesattelt und aufgezäumt, hinter dem Sarg herführte, schwankte sie einen Augenblick. Ein Zittern überlief ihre kleine, zarte Gestalt, ein Wehlaut drang über die bebenden Lippen, und ein tiefes Schluchzen, einem qualvollen Stöhnen gleich, erschütterte die zunächst Stehenden. Halt suchend griff Gräfin Stella Baranek mit der linken Hand irgendwohin, während die Rechte weiter Konnys Bubenhand umschloß. Der achtjährige Junge blickte seine Mutter mit tiefdunklen, erschrockenen Augen an. »Mummilein, ich bin doch da, bitte, soll ich sagen, daß Herr Segers Baldur zurück in den Stall bringt?« Der junge Konrad fühlte instinktiv, daß der Nervenzusammenbruch seiner tapferen, bisher so beherrschten Mutter von Baldur, dem Rapphengst, ausging. Dr. Georg Vötter hatte, als Stella schwankte, sogleich fest nach ihrem Arm gegriffen. Er fühlte sich dazu berechtigt, als bester Freund des Verstorbenen und ständiger Anwalt der Baraneks. Baldur tänzelte nervös, und jeder blickte fragend auf die junge Witwe. Würde man endlich losgehen können? So urplötzlich der Schwächeanfall gekommen war, so schnell ging er auch wieder vorüber. Unmerklich nickte Stella Baranek, danach ging sie, schmal und hoch aufgerichtet, und begleitete ihren Mann Martin zur letzten Ruhestatt. Für Konny verging diese Stunde unter dem Eindruck des fremden, noch nie Erlebten und der Sorge um die kleine, geliebte Mummi, die so furchtbar bleich und mit einem ungewohnten Ausdruck neben ihm stand. Vater hatte ihn, Konny, zu seinem Nachfolger erkoren, und der Junge nahm dieses Versprechen ernster, als man es ihm, seinem Alter gemäß, zugetraut hätte. »Konrad, mein Sohn, du wirst mir auf deine Mutter achtgeben, sie beschützen und für sie sorgen. Ich darf nicht länger bei euch bleiben, aber ich habe ja dich als guten Nachfolger.« Groß und ernst hatten dabei die Augen des Kranken auf Konny geruht. »Warum darfst du denn nicht bei uns bleiben?«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum27. Apr. 2021
ISBN9783740979591
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    Buchvorschau

    Der kleine Erbe von Gut Breitenbuch - Lia von Massow

    Fürstenkinder

    – 33 –

    Der kleine Erbe von Gut Breitenbuch

    Ein vaterloses Kind verliert die Heimat

    Lia von Massow

    Bis zu diesem Augenblick war Gräfin Stella Baranek wie eine, die das alles nichts anging; erstarrt, tränenlos und als hole sie sich alle Kraft aus der kleinen, lebenswarmen Hand ihres Sohnes, hielt sie diese fest umschlossen.

    Erst jetzt, als der lange Trauerzug sich formierte und Fritz Segers, der Inspektor, das Reitpferd des Verstorbenen, gesattelt und aufgezäumt, hinter dem Sarg herführte, schwankte sie einen Augenblick. Ein Zittern überlief ihre kleine, zarte Gestalt, ein Wehlaut drang über die bebenden Lippen, und ein tiefes Schluchzen, einem qualvollen Stöhnen gleich, erschütterte die zunächst Stehenden.

    Halt suchend griff Gräfin Stella Baranek mit der linken Hand irgendwohin, während die Rechte weiter Konnys Bubenhand umschloß.

    Der achtjährige Junge blickte seine Mutter mit tiefdunklen, erschrockenen Augen an.

    »Mummilein, ich bin doch da, bitte, soll ich sagen, daß Herr Segers Baldur zurück in den Stall bringt?«

    Der junge Konrad fühlte instinktiv, daß der Nervenzusammenbruch seiner tapferen, bisher so beherrschten Mutter von Baldur, dem Rapphengst, ausging.

    Dr. Georg Vötter hatte, als Stella schwankte, sogleich fest nach ihrem Arm gegriffen. Er fühlte sich dazu berechtigt, als bester Freund des Verstorbenen und ständiger Anwalt der Baraneks.

    Baldur tänzelte nervös, und jeder blickte fragend auf die junge Witwe. Würde man endlich losgehen können?

    So urplötzlich der Schwächeanfall gekommen war, so schnell ging er auch wieder vorüber. Unmerklich nickte Stella Baranek, danach ging sie, schmal und hoch aufgerichtet, und begleitete ihren Mann Martin zur letzten Ruhestatt.

    Für Konny verging diese Stunde unter dem Eindruck des fremden, noch nie Erlebten und der Sorge um die kleine, geliebte Mummi, die so furchtbar bleich und mit einem ungewohnten Ausdruck neben ihm stand.

    Vater hatte ihn, Konny, zu seinem Nachfolger erkoren, und der Junge nahm dieses Versprechen ernster, als man es ihm, seinem Alter gemäß, zugetraut hätte. Beängstigend fremd hatte Pappusch ausgesehen, die Lippen, sonst immer zu einem strahlenden Lächeln verzogen, hoben sich kaum mehr aus dem gelblich-bleichen Gesicht ab, und die Nase stach scharf und kantig aus dem Gesicht, da hatte er es zu Konny gesagt:

    »Konrad, mein Sohn, du wirst mir auf deine Mutter achtgeben, sie beschützen und für sie sorgen. Ich darf nicht länger bei euch bleiben, aber ich habe ja dich als guten Nachfolger.«

    Groß und ernst hatten dabei die Augen des Kranken auf Konny geruht.

    »Warum darfst du denn nicht bei uns bleiben?« hatte der Kleine geflüstert und die Augen ganz fest zugepreßt, um die Tränen hinter die Lider zurückzudrängen.

    Da hatte Pappusch den Jungen umarmt, das Kind spürte noch ein letztes Mal die geborgene Kraft des Vaters, der ihm über die fast schwarzen Kraushaare strich.

    »Du darfst ruhig weinen, Konny, tue es nur möglichst nicht vor Mummi, und vergiß niemals, worum ich dich eben gebeten habe!«

    Martin Graf Baranek hatte leicht die Hand gehoben, dort blieb sie für Sekunden in der Luft stehen, und Konny überlegte sich, daß diese Bewegung viel Ähnlichkeit mit der des Pfarrers hatte, wenn er am Sonntag nach der Messe den Segen gab. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Gehet hin in Frieden!

    Auch jetzt merkte Konny an der Bewegung der Trauergäste, daß Hochwürden diese Worte gesprochen hatte. Scheu blickte er sich um, und als er sich unbeobachtet fühlte, holte er es nach, sich zu bekreuzigen.

    Mummi trat vor und beugte sich weit nieder; sie sprach ein letztes Mal mit Pappusch, und sie tat es in ihrer weichen, singenden Muttersprache.

    »Schlaf in Frieden, mein Herz, und steh uns bei, mir und unserem Sohn«, und dann tat Mummi etwas zum Entsetzen all der vielen, die gerade jetzt ganz etwas anderes von ihr erwartet hätten und die alle darauf warteten, ihr die Hand geben zu können. Sie nickte Konny zu, nahm abermals seine kleine, vom Spielen zerschundene Jungenhand und verließ mit ihm den Gottesacker. Mummi tat oft Dinge, die man eigentlich nicht tat, wenn man sich streng an die Regeln der Gesellschaft hielt.

    Zuerst gingen sie ganz normal, doch je mehr Entfernung sie zwischen sich und die Trauergäste legten, um so schneller liefen sie, schließlich waren beide ganz atemlos. Konny sprach Ungarisch, als er sagte:

    »Mummi, sollten wir nicht nach Hause gehen? Es sind doch unsere Gäste, und sie meinen es ja gut, du kannst sie nicht allein Tee trinken lassen!«

    Ohne ein Wort zu entgegnen, beugte sich Stella zu ihrem Jungen nieder, schlug den dichten schwarzen Chiffonschleier zurück, der ihr zartes Gesicht verborgen gehalten hatte, und küßte Konny zärtlich auf beide Wangen.

    »Komm!« war alles, was sie sagte.

    *

    Es war wenige Wochen später. Ein letzter goldener Herbsttag wob zarte Schleier in der feucht verhangenen Luft, Altweibersommer genannt. Die Wiesen waren bedeckt mit den zartlila Kelchen der Herbstzeitlosen, und den fetten Schollen der umgepflügten Stoppelfelder entstieg ein herbwürziger Duft. Stella Baranek hob sich in den Steigbügeln ihrer kleinen Vollblutstute, ein Kind der ungarischen Steppe, die seinerzeit, als Stella und Martin heirateten, mit ihr nach Breitenbuch gekommen war. Stella Baranek trank die Schönheit ihres Besitzes in sich hinein.

    Ja, für Breitenbuch lohnte es sich, den einsamen Lebenskampf aufzunehmen, um den Besitz für Konny zu erhalten. Sie wußte wohl, was das bedeutete, denn die Liebe zum Grund und Boden steckte ihr von klein auf im Blut, stammte sie doch von einem der größten ungarischen Güter.

    Als kleines Mädchen war sie oft früh losgeritten, zusammen mit ihrem Vater, um entfernter liegende Teile des Besitzes zu inspizieren.

    Wenn sie dann abends auf irgendeinem Nebenhof übernachteten, war damit die Grenze des Gutes immer noch nicht erreicht.

    Als sie, kaum achtzehnjährig, Martin Graf Baranek, den feschen Oberleutnant der Reserve, auf einem Regimentsfest kennenlernte, war ihr Schicksal besiegelt.

    Stella gab für Martin ihre Heimat auf, und sie tat es jubelnd, denn sie fand unter seinem Schutz ein tiefes, geborgenes Glück, das bis zuletzt anhielt, denn Martin verstand es, seiner kindhaften Frau alles fernzuhalten, und als nach kaum anderthalb Jahren Konrad geboren wurde, glaubten sie alles das zu besitzen, was ein Leben an Glück zu verschenken hatte.

    Stellas Fehler war es dann zuletzt, daß sie nicht glauben konnte und wollte, daß Martin, ihr starker Fels, an einer Krankheit litt, die ihn schnell und stetig seinem Ende näher brachte. Sie war noch so jung, noch nicht achtundzwanzig Jahre alt. Ein einsames Frauenleben lag vor ihr, unerfüllt und schwer, aber da war ja Konny, Martins Nachfolger.

    Die Stute ›Dasy‹ wieherte weich und erregt. Sie hatte vom nicht allzu fernen Wirtschaftshof her das dunkle Scharren und Locken Baldurs gehört, des Hengstes, der nach draußen drängte und der, seit Martin begann bettlägerig zu sein, nicht mehr zu seinem Recht kam.

    Stella klopfte Dasys schlanken Hals.

    »Ich werde zur Abwechslung auch ihn reiten müssen, dann bleibst einmal du in deiner Box, bis Konny soweit ist, daß er mit dem starken Hengst fertig wird.«

    Konny war für seine Jahre ein ganz ausgezeichneter Reiter, dazu völlig ohne Furcht, die Eltern waren immer sehr stolz darauf gewesen.

    In leichtem, spielendem Trab ritt Stella zurück zu den Ställen. Karl, der Pferdejunge, saß rittlings auf der Tränke und ließ die bloßen, zerkratzten Beine baumeln. Er schien sie zu erwarten.

    »Da ist wer, gnädige Frau, wo was will!«

    Er deutete mit dem Kinn in Richtung auf das Gutshaus. Dort stand ein auffallender ausländischer Wagen, sehr protzig und anmaßend, mit einer Düsseldorfer Nummer. Stella hätte nicht sagen können warum, aber von diesem Auto schien für sie etwas unendlich Feindseliges auszugehen.

    »Wer ist es?« fragte sie mit schmalen Lippen, ohne die Augen von dort fortnehmen zu können.

    Karl zuckte die eckigen Schultern. Er sprang auf und half Stella beim Absitzen, dann beschäftigte er sich mit Daisy, aber er tat es heute extra umständlich.

    »Ist ein fürchterlich aufgeblasener Kerl, aber Dr. Vötter hat ihn hergeschickt.«

    »Dr. Vötter!« Stella atmete erleichtert auf.

    »So ist er auch dabei, warum sagst du denn das nicht gleich?«

    Graziös, sie schien den Boden kaum zu berühren, schritt Stella quer über den Rasen auf das Haus zu. In der Diele, unter der wuchtigen geschwungenen Treppe, hockte Konny. Seine Augen wirkten übergroß und erregt, und eine steile Falte machte sich zwischen den Brauen, auf der sonst so glatten Kinderstirn, bemerkbar. An der ganzen Art, wie er sich an die Mutter klammerte, fühlte sie, daß irgend etwas geschehen sein mußte.

    »Liebling, was tust du hier? Hast du Onkel Georg begrüßt?«

    Konny schüttelte in stummer Qual den Kopf, flehentlich sah er zu seiner Mutter auf.

    »Oh, Mummi, geh nicht hinein, bitte nicht, er sagt, daß er uns Breitenbuch wegnehmen will.«

    Das sensible Kind zitterte so sehr, daß es nicht weitersprechen konnte. Obgleich eine eisige Hand nach Stellas Herzen griff, versuchte sie den Jungen zu trösten.

    »Wie kommst du nur auf derlei, Liebling? Warum sollte Georg Vötter uns Breitenbuch nehmen wollen?«

    Konny schüttelte den Kopf.

    »Der doch nicht«, flüsterte er heiser, »der andere, dem das große, scheußliche Auto gehört.«

    »Du hast dich da ganz sicher verhört, das ist unmöglich; geh zu Alma, Konny, und beruhige dich bitte. Du weißt doch, man soll nicht lauschen.«

    Sie drohte dem Jungen zärtlich mit einem völlig mißratenen

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