Der falsche Fünfziger: Detektei Indiskret
Von Elvira Alt
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Über dieses E-Book
Mit der Ruhe war es schnell vorbei, als Alexander Graf, ein Charmeur, ein Frauenschwarm dem die Damenwelt reihenweise zu Füßen lag, in Frankfurt auftauchte – und Martins Liz passte genau in sein Beuteschema. Der Graf wusste, wie man die Frauen umgarnt und jeder von ihnen das Gefühl gab, seine Königin zu sein. Für Martin war der Graf ein Dorn im Auge.
Dem eigenwilligen Musiker und Schauspieler wurden angeblich mysteriöse Drohbriefe zugespielt. Martin hielt das Ganze für reine Promotion.
Doch dann ereigneten sich mehrere Todesfälle und es ging um viel Geld – immer in Reichweite: Der Graf!
Ähnlich wie Der falsche Fünfziger
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Buchvorschau
Der falsche Fünfziger - Elvira Alt
Detektei Indiskret
Hinter Gittern - Die Entlassung
Unter dem grellen Deckenlicht wirkte er bleich und grau. Die Wangen waren hohl, die Augen lagen in tiefen Höhlen und waren schwarzgerändert. Sie wirkten stechend und starr. Die Augen eines Raubtiers, das die Beute anvisiert. Er zog seinem Spiegelbild eine Fratze.
Er wandte sich vom Waschbecken ab. Er zog sich an, die Sachen waren verpackt. Das Bett war abgeräumt, die Matratze zusammengerollt.
Unruhe auf dem Gang, Zellentüren wurden geöffnet. Schritte der Justizvollzugsbeamten warfen ihr Echo und mischten sich mit den Flüchen, die jeden Morgen die gleichen waren, auch wenn sie von verschiedenen Personen ausgesprochen wurden.
Der Riegel flog zurück, die Tür schwang auf.
„Sie sind eine latente Gefahr für die Umwelt, Spaghetti. Sie werden Unheil stiften, und Sie werden hier wieder landen!"
„Kann ich jetzt gehen?" Er starrte ins Nichts.
„Natürlich. Ich weine Ihnen keine Träne nach."
Oliver Farfalle war wieder ein freier Mann. Er hatte eine mehrjährige Haftstrafe wegen Einbruch / Diebstahl, versuchter Erpressung und Urkundenfälschung abgesessen.
Ein unbelehrbarer Wiederholungstäter mit der Aura eines Engels.
Altweibersommer
Momentan war Liz Beer voller Lebensfreude, fast schon störend wie jemanden wie Martin Mint, der sich seit einigen Wochen niedergeschlagen fühlte.
Der Spätsommer lag im Sterben, der Herbst kam. An Spinnweben, wie eine aufgezogene Perlenkette, hingen die Tautropfen. Dicker Raureif lag auf den Wiesen.
Die beiden Freunde machten bei klarem, kalten Wetter mit strahlender Sonne und viel Wind einen Spaziergang durch den Wald. Ihr Ziel: Die sonntägliche Andacht in der Marienkirche. In der ersten Reihe waren für beide Plätze reserviert. Liz bedachte zu feiertäglichen Anlässen das Gotteshaus immer mit einer großzügigen Spende.
Für einen Atheisten, wie Martin, war die heilige Messen nicht von Bedeutung.
Im Anschluss, um die Mittagszeit, kehrten sie immer bei ihrem Lieblingsitaliener, einer kulinarisch gehobenen Pizzeria ein, um zu essen.
„Tun Sie, was Sie nicht lassen können, sagte Liz mit kaum hörbarer Stimme. „Ich kann wirklich nicht verstehen, warum Sie der Ansicht sind, Ihren nach wie vor so unanständig trainierten, jungen Körper durch eine Wanderung auf dem Jakobsweg zu quälen, zumal Sie kein gläubiger Mensch sind. Das passt doch gar nicht zu Ihrer Gesinnung!
„Ich glaube nicht, dass Sie mich verstehen Liz."
Der verdrießliche Tonfall seiner Stimme gefiel ihm selbst nicht. Es schien von Tag zu Tag schlimmer zu werden.
Sie blieb stehen und fütterte mit ungesalzenen Erdnüssen die Eichhörnchen.
„Natürlich verstehe ich Sie, mein Lieber. Sie haben Angst davor, älter zu werden, Ihrer Jugend Lebewohl zu sagen. Mid-life-Crisis? Habe ich recht?" Liz erschauerte und zog ihren Mantel am Hals enger zusammen.
Martin ließ die Frage unkommentiert.
Natürlich hatte sie Recht, dieses, kluge, geistreiche Geschöpf, aber er würde ihr nicht die Genugtuung verschaffen, das auch noch zuzugeben.
Liz schüttelte ahnungsvoll den Kopf.
Sie hatte ihm gegenüber nie ihr Alter preisgegeben, aber Martin vermutete, dass sie ungefähr zehn Jahre älter war als er. Ihm standen die Vierzig unmittelbar bevor.
Liz hatte eine gute Figur und ein attraktives Gesicht, dank guter Erbanlagen und mit Bedacht aufgetragenem Make-up, sah sie wesentlich jünger aus. Dass Liz attraktiv war, stand außer Zweifel. Seine Liz: Eine verständnisvolle, sensible Zuhörerin.
Plötzlich viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Jetzt wusste Martin, dass er die Veränderung seiner normalerweise so berechenbaren Liz nicht länger ignorieren konnte. Ihre nächste Frage bestätigte seine Vermutung.
„Sie wissen doch hoffentlich, dass Sie rechtzeitig zu Alexanders Konzert zurück sein müssen!"
Der Graf! Ein langjähriger, guter Freund von Liz kam für drei Vorstellungen nach Frankfurt, um unter anderem, seine Sangeskunst zum Besten zu geben.
Wäre der Graf ein begnadeter Konzertpianist oder Klavier-Virtuose gewesen, hätte es voll seinen Geschmack getroffen, aber mit Humba Täterä, Uftata und Trallala konnte er sich so gar nicht anfreunden.
Vielleicht würde er sich mit Liz und seinem anderen Sitznachbar einhaken und schunkeln müssen. Vielleicht sprangen – bis auf ihn – alle vor Begeisterung auf die Stühle und klatschten im Rhythmus.
Martin würgte und musste seinen Brechreiz unterdrücken. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, er verdrehte die Augen. In was steigerte er sich gerade hinein?
Obwohl Martin ihm noch nie begegnet war, hatte er von ihm gehört. Genauer genommen sogar zu oft während der letzten Monate. Ein Sänger?! Wohl möglich musizierte er mit einer Kapelle, einem Orchester oder Chor. Eine schreckliche, vollkommen absurde Vorstellung für Martin. Das war sogar nicht seine Musikrichtung.
„Sie werden Alexander lieben. Er hat Herz und Charme." Liz ließ die Worte wie eine Praline auf der Zunge zergehen.
Und das auf leeren Magen. Martin hatte nicht gefrühstückt, und das machte einen Mann wie ihn, der an regelmäßige Mahlzeiten gewohnt war, nervös und ungehalten.
Wie ein trotziges Kind kickte er, mit beiden Händen in den Manteltaschen, einen imaginären Tannenzapfen vom Weg.
Falls er geglaubt hatte, die Schilderungen von Liz seien eventuell ein wenig übertrieben, hatten zwei Fotos ihm rasch diese Illusion geraubt.
Alexander Graf, eine Mischung aus Erich Klann von Let’s Dance und Johnny Depp. Langer, dunkler Ledermantel wie Django, Panama-Hut, Brille mit runden Gläsern wie John Lennon, schulterlanges, glattes, schwarzes Haar wie Professor Severus Snape aus den Harry Potter Filmen. Alexander, ein unverwechselbares Unikat.
„Ich würde die Premiere von Alexander um keinen Preis der Welt verpassen wollen. Liz seufzte und griff nach seiner Hand. Sie verstummte für eine Weile. Dann, als würde sie sich selbst aus einem Traum zurückholen, sagte sie: „Vertreiben Sie die düsteren Gedanken aus Ihrem Kopf. Es gibt so viel, worüber Sie sich freuen können. Worüber wir beide uns freuen können.
Liz Gesicht strahlte und das war nicht gekünstelt. Manchmal hatte sie das Gemüt eines Engels.
Mit kaum wahrnehmbarem Stirnrunzeln sagte sie dann: „MMchen, wie sie ihn gelegentlich nannte, „Sie werden Alexander doch wohl mit Ihrer üblichen Liebenswürdigkeit begegnen, oder? Eine Zeitlang hatte er seine Lebensfreude verloren. Ich bin froh, dass er endlich seinen wohlverdienten Erfolg erhält.
Dann gab Liz mit einem Lächeln eine Anekdote nach der anderen von Alexander zum Besten. Ihr Lächeln erschien ihm unbeschreiblich süß, doch je mehr Liz schwärmte, desto mehr schwand Martins Interesse. Weder war ihr Atem beschleunigt, noch wirkte sie im Mindesten erschöpft. Ihre Augen strahlten.
Wenn es ihr jetzt schon so ging, wie würde sie sich wohl fühlen, wenn der Graf in all seiner Kraft und Herrlichkeit in Frankfurt eintraf?
„Wir werden uns zusammen ganz wunderbar amüsieren. Warten Sie es nur ab."
Martin, ein gutmütiger Mensch, hatte so seine Zweifel. Er stellte einen gelangweilten Gesichtsausdruck zur Schau. Martin spürte, wie er Liz auf die Nerven fiel, weil er vor sich hinstarrte und nicht richtig zuhörte. Um wieder gut Wetter zumachen, schlug er vor, am nächsten Abend mit ihr auswärts essen zu gehen.
Alexander Graf, ein Roman den man in einer Nacht ausgelesen hat, oder doch ein Buch mit Sieben Siegeln? Eine unendliche Geschichte?
Tante Uschi und Onkel Günni
Ellens Onkel und ihre Tante standen bereits samt Gepäck vor dem Haus. Ihre Tante Uschi machte einen ziemlich aufgeregten Eindruck. Sie schien nicht recht zu wissen, was sie mit ihrem roten Mantel über dem Arm und ihrer großen Handtasche anfangen sollte. Als sie endlich den Wagen ihrer Nichte sah, huschte ein erleichtertes Lächeln über ihr mütterliches Gesicht.
Ein paar kokette Wolken verdunkelten die Sonne.
„Du bist spät, sagte Onkel Günni vorwurfsvoll. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Ich hatte Mühe, Deine Tante zu beruhigen.
Er sah aus wie ein Gerichtsvollzieher nach Feierabend und besaß den Charme von nassen Sand.
„Entschuldigung, ich weiß, ich bin spät."
Während des kurzen Gesprächs küssten sie sich zur Begrüßung.
„Na, wie fühlt Ihr Euch? Seid Ihr aufgeregt? Freut Ihr Euch schon auf die Ferien in Amsterdam?" Ellen schloss das offene Verdeck ihres Cabrios. Erste Regentropfen fielen vom Himmel. Sie wendete den Blick vom Firmament über ihr ab und konzentrierte sich ganz auf Onkel Günni.
„Aufgeregt?, wiederholte er ohne die Miene zu verziehen. „Das ist die Untertreibung des Jahres.
Am späten Vormittag drängten sich in der Abflughalle des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens die Menschen aus aller Herren Länder. Ellen und ihre Tante hatten zwei freie Plätze an einem kleinen Tisch