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Die totgeglaubte Melodie: Detektei Indiskret
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eBook126 Seiten1 Stunde

Die totgeglaubte Melodie: Detektei Indiskret

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Über dieses E-Book

Eine Mutter sitzt in der Klinik am Bett ihrer Tochter, die seit Wochen im Koma liegt.
Während der Krankenwache erinnert sie sich an ihr bisheriges Leben.
Nach und nach erfährt der Leser eine unglaubliche Kriminalstory voller Irrungen und Wirrungen, verbunden mit tragischen Familienkonflikten, wobei im Hintergrund das Phänomen des verbrecherischen Babyhandels mit seinen internationalen Verflechtungen steht.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum25. Aug. 2013
ISBN9783847647195
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    Buchvorschau

    Die totgeglaubte Melodie - Elvira Alt

    Kapitel 1

    ***

    „Weißt du, dass du wunderschöne, gepflegte Hände und lange, schlanke Finger hast? Mit meinem Daumen fuhr ich über die feingliedrigen Finder ihrer linken Hand die ich umfasst hielt. „Der perlmuttfarbene Nagellack sieht sehr dezent aus, aber warum schneidest du dir die Nagelhaut ab Kind, das solltest du nicht tun …

    Erschrocken stellte ich mir die Frage, was das sollte. Ich faltete meine Hände, legte meine Daumen an meine Schläfen und blickte zu Boden; schloss für einen Moment meine Augen. Ich redete und redete auf meine reglos daliegende Tochter ein, in der Hoffnung, dass sie mich hören konnte.

    Seit Wochen lag sie nun im Koma und wollte einfach nicht erwachen. Zu viel war geschehen. Schmerzen, Qualen, Enttäuschungen, die ihr junger Körper nicht verkraften konnte und sich, um sich selbst zu schützen, in nachtschwarze Dunkelheit hüllte.

    Mein Blick streifte den verchromten Ständer rechts neben dem Krankenbett, an dem ein mit Flüssigkeit gefüllter Plastikbeutel hing. Langsam, Tröpfchen für Tröpfchen, rann die gelbliche Masse durch einen Schlauch bis zum Ende, wo eine Kanüle direkt in die Vene von Felizitas linker Hand eindrang. Die Schwester hatte vermutlich auf Anhieb nicht richtig die Ader getroffen. Ein Bluterguss, in der Größe eines Fünfmarkstücks, zeichnete sich auf ihrer blassen Hand ab. Man hielt Felizitas künstlich am Leben, ohne zu wissen, ob es einen Sinn hatte. Man konnte sie doch nicht so einfach sterben lassen. Ihr Herz war stark, nur fehlte der Wille, endlich zu erwachen.

    Nur um nicht tatenlos einfach zu dazusitzen, die Minuten erschienen mir wie Stunden, begann ich mich zu erinnern. An meine Kindheit, Tage des Glücks, Tage mit meinem über alles geliebten Paps. Ich begann, Felizitas von mir – ihrer Mutter – von der sie gar nicht wusste, dass es sie gab, zu erzählen. Vielleicht um mich ihr näher zu bringen, ihr das Gefühl von Geborgenheit und Zuneigung zu übermitteln. Liebe, die sie nie kennen gelernt hatte. Oder einfach, um noch einmal die letzten Jahre vor meinen Augen ablaufen zu lassen.

    ***

    „Ich erinnere mich noch genau an den 1. März 1959, begann ich meine Beichte. „Es war ein großer Tag für mich. Mein zehnter Geburtstag. Papa und ich nahmen uns für diesen ganz besonderen Tag etwas ganz Besonderes vor. Ein Lächeln umspielte meine Mundwinkel. „Paps versprach mir, in ein ganz tolles, französisches Restaurant zu gehen, ich könnte mir bestellen worauf ich Lust hätte. Das war schon was. Zuhause musste ich immer essen was auf den Tisch kam, damit mein Haushaltsplan, wie Mathilde sich ausdrückte, nicht aus dem Gleichgewicht kam. Die gute Mathilde war stets um mich besorgt. Sie umhegte und hätschelte mich so gut sie konnte. Pfundweise stopfte sie frisches Gemüse und Obst in mich hinein, es war für mich manchmal schrecklich. Mir dreht sich jetzt noch der Magen bei dem Gedanken an Spinat.

    > Geld spielt heute keine Rolle <, sagte Paps, als er mir den Vorschlag mit dem Abendessen machte. Eigentlich spielte Geld bei uns nie eine Rolle. Ich fasste damals den Entschluss, nur einen Nachtisch zu bestellen. Ich war ein schlechter Esser; Paps und Mathilde hatten es diesbezüglich nicht leicht mit mir.

    Anschließend planten wir noch einen Besuch auf dem Rummel. Paps versprach mir, einen großen Bären zu schießen. Kannst du dir das vorstellen?, fragte ich mein schlafendes Kind. „Paps hatte nie in seinem Leben ein Gewehr in der Hand gehabt – und wollte mir einen Teddy schießen. Ich fuhr fort: „Er wollte mir Zuckerwatte und Puffmais kaufen, mit mir Karussell fahren, ich sah damals genau das kleine, weiße Holzpferdchen vor mir, auf dem ich reiten würde, und ein Besuch in der Geisterbahn durfte selbstverständlich nicht vergessen werden.

    Anlässlich meiner bevorstehenden Verabredung hatte Paps mir ein wunderschönes, schwarzes Samtkleid gekauft. Es hatte rosa Spitzen am Halsausschnitt und an den Armen – ich sehe es ganz genau vor mir – als ob es erst gestern gewesen wäre. Ein Paar schwarze Lackschuhe hatte ich auch bekommen. Sie waren so niedlich und klein, etwas zu klein, aber sehr schick und so verbis ich mir den Schmerz beim Laufen. Ich musste sie ganz einfach haben. Ja, Geschmack hatte mein Paps und er konnte mir keinen Wunsch abschlagen. Ich war aber auch ganz schön lange um den Laden geschlichen und mir meine kleine Nase an der Schaufensterscheibe platt gedrückt, bis ich endlich seine Aufmerksamkeit auf das Kleid und die Schuhe gelenkt hatte. Ja, so war er eben. Für seinen kleinen Liebling war ihm nichts zu teuer. Er war eben der beste Paps der Welt.

    An jenem Abend durfte ich meine neuen Sachen tragen, ich wollte wie eine große Dame aussehen. Mathilde erlaubte mir sogar zur Feier des Tages Perlonstrümpfe zu tragen, das erste Mal, und meine weißen, durchsichtigen Handschuhe waren die Krönung, das Tüpfelchen auf dem i. Ich fragte mich damals, ob Paps es wohl bemerken würde, wenn ich mir etwas von Mathildes Rosenwasser hinters Ohr tun würde? Mein Gott, ist das lange her."

    Ich stand auf, ging durch das Krankenzimmer, lief auf und ab. Ein paar Mal. Dann blieb ich am Fußende des Bettes stehen, stützte meine Arme auf die Kante und berichtete Felizitas weiter von früher.

    „Ende März", viel mir ein, „begann die Wandlung. Wir waren im Kino. Wir sahen > La Habanera < mit Zara Leander in der Hauptrolle. Ich konnte damals der Handlung nur schwer folgen, verstand im Grunde genommen den ganzen Film nicht. Ich war einfach noch nicht reif genug Paps schaute kaum hin. Irgendwie war er mit seinen Gedanken weit weg.

    Anfang April versprach Paps mir dann einen Theaterbesuch. Er fand > Hänsel und Gretel < wäre einfach kindgerechter für mich, nicht so schwer verdaulich wie ein Liebesdrama. Wir verschoben unsere Verabredung von einem auf das andere Wochenende, es wollte einfach nicht klappen. Paps hatte so viel Arbeit. Manchmal saß er bis spät in die Nacht über seinen Akten. Ich durfte ihn dann nicht stören. Aber hin und wieder tat ich es doch, nur um mich wieder in Erinnerung zu bringen. Paps war nie so richtig böse mit mir, auch wenn ich ihm offensichtlich manchmal auf die Nerven ging. Er nahm mich dann auf seinen Schoß und drückte mich fest an sich. Paps streichelte mir übers Haar und seufzte: > Mein armer kleiner Liebling <. Dann bekam ich einen Kuss auf die Stirn, er stellte mich wieder mit den Füßen auf den Boden, und gab mir einen Klaps auf den Podex. Ich schlich mich dann ganz leise aus dem Zimmer, damit Paps wieder weiter arbeiten konnte."

    Leise wurde die Zimmertür geöffnet, eine der Krankenschwestern mit weißem Häubchen streckte den Kopf herein: Schichtwechsel. Sie lächelte mir aufmunternd zu und zog von außen die Tür wieder ins Schloss. Ich ging zum Fenster und sah hinaus. Es begann zu regnen. Ich sprach weiter: „Ende April passierte dann etwas für mich ganz außergewöhnliches. Paps und ich spielten wieder einmal > unser < Spiel. Wir nannten es: Was habe ich meinem kleinen Liebling heute mitgebracht.

    Paps brachte mir immer etwas mit, wenn er das Haus verließ. Selbst, wenn er nur zum Kiosk ging um eine Zeitung zu kaufen. Entweder brachte er mir ein kleines Bilderbuch, einen Comic Strip von Mickymaus, oder einfach nur Süßigkeiten mit. Er versteckte es dann irgendwo im Haus, und ich musste es suchen. Das machte Spaß!

    Paps ging – wie an jedem Samstag – zeitig aus dem Haus, um sich am Wasserhäuschen eine Zeitung zu kaufen. Ich war fest davon überzeugt, dass Paps wieder etwas für mich besorgt und in seinem Schreibtisch versteckt hatte, obwohl er verneinte. Das gehörte ab und zu auch zu unserem Spiel, musst du wissen. > Wahrscheinlich hat er mir eine Wundertüte mitgebracht <, freute ich mich. Also ging ich, ohne seine Hilfe durch > heiß und kalt <, allein auf die Suche. Ich zog die erste, dann die zweite Schublade auf, fand aber nichts. Aber ich entdeckte etwas anderes. Einen roten Aktendeckel mit der Aufschrift > privat, vertraulich <. Ich nahm ihn aus der Lade. Er fiel mir vor Schreck aus den Händen, als Mathilde den Raum betrat.

    Ich weiß es noch ganz genau, ich zischte sie damals recht unfreundlich an, nicht immer so wie eine Katze durchs Haus zu schleichen.

    Ich hatte lediglich eine ausgeschnittene Zeitungsanzeige auffangen können, der Rest lag auf dem Fußboden. Neugierig las ich: > Der Einsamkeit müde. Witwer, vermögend mit Kind, sucht liebevolle Partnerin. Wer verbringt mit mir einen harmonischen Lebensabend? < Ich konnte gerade noch einen Blick auf ein paar Briefumschläge und einige Fotos werfen. Aber da war bereits Mathilde an meiner Seite, nahm mir das Papier aus den Händen und half mir die Sachen wieder einzusammeln, ohne ein Wort zu verlieren und ihren Gesichtsausdruck zu verändern. Was hatte das zu bedeuten? Als ich später noch einmal nachsehen wollte, war die Schublade verschlossen.

    Ende

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