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Die Quelle Des Adels
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eBook96 Seiten1 Stunde

Die Quelle Des Adels

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Über dieses E-Book

Zürichsee, Schloss Weissenburg Pfäffikon 1523. Die junge Tochter des Bauern wird auf die reizende Insel Ufnau beordet. um als Magd dem sterbenden Humanisten, Ritter von Hutten, zu dienen.
Eine anregende Reise im historischen Ramen sozialen Umschwunges, gespickt mit angesehenen Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts, während die protestantische Reform in Zentraleuropa vorrückt.
SpracheDeutsch
HerausgeberSonja W. Turm
Erscheinungsdatum16. Feb. 2016
ISBN9788892554528
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    Buchvorschau

    Die Quelle Des Adels - Sonja W. Turm

    FANTASIEGESTALTEN

    -1-

    Das grosse Holzboot verliess die Anlegestelle und die starken Ruderer begannen mit ruhigem und regelmässigen Rhytmus des Ruderschlages die Überfahrt. Während das Boot auf dem See gleitete, verlor sich die junge Reisende in Erinnerungen. Ihre anmutige Hand hing gelassen über Bord, vom kalten Wasser dieses Frühlingsanfanges bespritzt.

    Eiskaltes Wasser und Bürste brachten die Hand zum bluten, doch diese Tintenflecken wollten nicht von den Fingern weg. Ihre Augen füllten sich mit Tränen während sie schon die Peitschenhiebe fühlte, die der Vater nicht gezögert hätte zu verabreichen, sobald er ihre Ungehorsamkeit entdeckte.

    Sich umschauend, hoffte sie, nicht von der älteren Schwester, die schon seit einigen Jahren im Dienst des Schlossverwalters arbeitete, entdeckt zu werden.

    Das Schloss in Pfäffikon am Zürichsee war einer der unzähligen Besitze der Benediktiner des Klosters von Einsiedeln.

    Zum Vesper kamen nach und nach Bauern, Arbeiter, Stall- und Hausknechte und am Schluss der Hofverwalter um am Gottesdienst beizuwohnen. Als ihr Pater Georg eine Hand auf di Schulter legte, zuckte sie zusammen. Sobald sie jedoch im runden Gesicht den Verwalter des Schlosses erkannte, blickte sie mit Vertauen zu ihm auf. „ Ich habe nach deinem Vater rufen lassen. Mir ist da so eine Idee gekommen wie ich dem Sturkopf begreiflich mache dass es nicht falsch ist wenn ein Mädchen lesen und schreiben lernt." Dies gesagt, ging er weiter.

    Es dunkelte und die Suppe war inzwischen erkaltet als der Landwirt seine Küche betrat. Die Unterredung von vorher hatte einen bitteren Geschmack hinterlassen, denn die Worte seines Vorgesetztenen verursachten grosse Unzufriedenheit.

    Nach neun Jahren Ehe und zwei Töchtern hätte seine Frau unbedingt einen Bub gebären müssen. Stattdessen verstarb sie im Kindbett und hinterliess ihm das dritte Mädchen. Die drei Töchter wuchsen im Hof des Schlosses auf, von Dienstboten und Knechten grossgezogen. Nur die älteste Schwester wurde verheiratet, da sie als einzige über ein kleines Heiratsgut verfügte. Für die anderen Beiden blieb lediglich die Aussicht auf ein hartes Leben als Magd, da es ohne Aussteuer fast unmöglich war heiraten zu dürfen.

    Der kleinen, neugierigen und aufgeweckten Andelina entging nichts und alles was sie umgab erregte ihre Aufmerksamkeit. Sehr zum Ärger des Vaters, der seiner Jüngsten zu oft aus Missgeschicken helfen musste: in der Scheune vergessen, nach der Geburt eines Fohlens – im Hühnerstall eingesperrt um die Küken unter der Henne zu suchen – vom grossen Misthaufen hinter den Stallungen gerutscht – über volle Milcheimer gestolpert oder zwischen den Kaninchenkäfigen eingeklemmt wo sie die Neugeborenen bestaunen wollte.

    Pater Georg hatte den Auftrag zur Schlossverwaltung vor wenigen Jahren übernommen und dachte sich dass es wohl recht seie dem, fùr alles verantwortlichen Bauern, lesen, schreiben und rechnen beizubringen. Die Kleine, ein elfjähriger Wirbelsturm spähte dauernd mit grosser Neugierde ins Studio während der Stunden des Unterrichtes. Doch dieses Mal blieb der Vater unnachgiebig : „ Die Weiber sollen Dinge der Weiber tun. Was wollen sie mit Buchstaben und Zahlen ? Es wäre doch viel gescheiter, würden sie Buben gebären!"

    Also kein Unterricht für Andelina, oder besser gesagt, Unterricht im Geheimen. Der Dominikaner hatte sich nach langer und ausdauernder Belagerung geschlagen gegeben und lehrte sie inzwischen seit zwei Jahren. Schnell hatte das Kind die Fähigkeiten des Vaters überholt, denn der Wissensdrang war ohne Grenzen. Hin und wieder, wie heute, passierte dass sie sich die Hände mit Tinte beschmutzte. Er glaubte dann, seine Andelina habe mit Federn und Tintenfass des Verwalters gespielt, womit heilige Schläge folgten.

    Nun ward alles anders und neu. Der Geistliche hatte ihn rufen lassen um ihm mitzuteilen eine belesene Tochter zu haben.

    „Nimm dies als ein Zeichen Gottes und fasse es mit Vernunft. Deine Mädels verfügen über keinerlei Mitgift und du weisst dass sie so niemand heiratet. Du denkst dir dabei es seie gut und richtig, sie werden dienen wie viele Andere. Aber vielleicht, für Andelina, die jetzt lesen und schreiben kann, finden wir eine Stelle im Dienst als Kammerzofe und du brauchst dir für sie keine Gedanken mehr zu machen."

    Der Landwirt war wohl sehr stur aber nicht dumm. Sollte seine Jüngste weggehen, wer hätte sich um ihn gekümmert? Wer hätte gewaschen, gekocht, geputzt und ihn hin und wieder heiter oder zornig werden lassen? Im Grunde hing er mit Zuneigung an seinem Töchterchen, auch wenn sie nicht ein Bub war. Warum dachte der Priester nicht an seine eigenen Angelegenheiten und die des Abtes anstatt Lehrer von Andelina zu werden?

    Als der Vater die Türe zur Küche öffnete fand er das Mädchen am Tisch, schlafend, den Kopf auf den Armen. Er weckte sie und schickte sie ins Bett. Wie kam es, dass er nie lange wütend auf dieses Kind blieb? Hatte Pater Georg vielleicht recht wenn er behauptete, dass gerade wegen der Tochter im Haus, die Witwe des Fabers nichts von seinem Antrag zur Heirat wissen wollte? Im Grunde fühlte sich der Oberbauer in voller Manneskraft und davon wussten einiges auch die Mägde des Schlosses zu berichten.

    Es war spät geworden und der morgige Tag sollte, wie immer, harte Arbeit sein. Also besser alle Gedanken und Streitereien vertagen und den Sorgen Zeit lassen. Das hatte der Priester auch gut ausgesprochen: „Der Hergott wird schon an alles denken und Rat bringen. Wir müssen nur Glauben haben."

    -2-

    „Endlich ist die Fastenzeit zu Ende ! Ein Mann der arbeitet braucht währschaftes Essen!" Meinrad gedachte nicht im Geringsten etwas den Worten des Benediktiner zu erwiedern. Seit er sich erinnern konnte, war es jedes Jahr dasselbe. Sicher, wer die beiden Gestalten beobachtete, fragte sich sehr wohl ob der Priester wirklich gefastet hatte. Gross und stark, oder besser fett, mit einem freundlichen, runden, roten Gesicht. Stattdessen Meinrad, der Stallknecht, schien daneben zu entschwinden, schmal und gertenschlank. Niemand konnte sich erklären voher er seine grosse Kraft bei der Arbeit hernahm.

    Der Ostertag des Jahres 1523 ging langsam zu Ende und der Bauer schloss sich den Beiden an um die Arbeiten der folgenden Woche zu besprechen. „ Für diesen Sommer sollten wir wohl eine weitere Kuh zur Insel bringen, und auch Hühner und einige Kaninchen. „Mache nur wie es dir am Besten scheint, antwortete ihm der Geistliche. „Auch weil Vater Schnegg gebeten hatte Andelina so schnell wie möglich zu schicken und mit ihr einen Knecht, der sich um die Tiere kümmern soll."

    Im Herzen des Bauers machten sich Bedenken breit. „Es ist nur,

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