Das Gastmahl
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Buchvorschau
Das Gastmahl - Karl Wilhelm Salice-Contessa
Karl Wilhelm Salice Contessa
Das Gastmahl
Abschnitt 1
In einem anmutigen Tale, nicht weit von dem Fuß eines hohen Gebirges, findet sich ein ansehnliches Freigut, gewöhnlich der Waldhof zugenannt, weil es einsam und abgesondert an dem Saume eines mächtigen Waldes liegt, der von dem Gebirge herabkommt und zu beiden Seiten des Tales eine gute Strecke hinläuft, als wollt' er es mit den grünen Armen liebreich umfangen.
Dieser Waldhof gehörte vor nicht gar langer Zeit einem wackern Manne namens Arnold. Der lebte hier mit seinem Weibe und einem Häuflein guter, frommer Kinder schon manches Jahr. Alles gedieh und blühte unter seinen Händen und willig hätte man fast diesen Erdenwinkel für ein wohlbewahrtes Stück des verlorengegangenen Paradieses gehalten. Auch trug Arnold keinen höhern Wunsch in seinem Gemüte, als daß alles nur immerfort also Bestand haben möchte.
Doch das war im Himmel anders beschlossen. Der Krieg kam ins Land. Da ging's dem armen Arnold gar übel. Seine Felder wurden verwüstet, seine Herden mit fortgeschleppt, sein Haus ward geplündert. - Zwar gedieh es bald darauf wieder zum Frieden und Arnold dachte: was sein soll, das schickt sich wohl! - Lieh sich eine bedeutende Summe auf sein Gut und ersetzte das Verlorne, so gut es gehn wollte; allein der Sonnenblick war nur von kurzer Dauer. Der Krieg schlug von neuem los, von neuem kam Arnold um all das Seinige und war nun, bis auf ein weniges, das er geborgen, ein ganz armer Mann. - Sein harter Gläubiger, dem er keine Zinsen mehr zahlen konnte, machte Anstalt, ihn von Haus und Hof zu vertreiben; er sah mit schwerem Herzen den Tag schon ganz nahe vor der Tür, an welchem er seinem Paradiese Valet sagen und auf immer den Rücken wenden sollte.
Arnold aber war ein rechter Mann, der sich von keinem Unglück, das er nicht selbst verschuldet, gänzlich zu Boden drücken ließ. Und so dachte er auch hier bald wieder: was sein soll, das schickt sich wohl! und schaute voll Vertrauen auf Gott, auf sich und auf die Seinigen in das neue Leben hinaus, welches er jetzt beginnen mußte.
Mit freundlichem Gesicht trat er am vorletzten Tage vor der Abreise in die Stube, wo seine Frau, ihr jüngstes Kind auf dem Schoße, still vor sich hin weinend in einem Winkel saß und sprach zu ihr: »Elsbeth, ich bin nun fertig mit dem