Zwei sind nicht genug: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 25 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Hier spricht der Anrufbeantworter von Fritz Görner. Leider bin ich im Augenblick nicht zu erreichen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich rufe dann umgehend zurück. Vielen Dank und auf Wiederhören.« Viola Görner unterdrückte ein schmerzhaftes Schluchzen und legte den Hörer auf. Warum tat es immer noch so weh? Selbst nach all diesen Jahren, in denen sie gelernt hatte, ohne Fritz zu leben? Sie strich sich durchs Haar und begann, sinnend durchs Haus zu wandern. »Seit er tot ist, hat sich so vieles verändert. Ich habe die Wände gestrichen und neue Möbel gekauft. Sein Geruch ist längst nicht mehr hier. Seine Kleider sind fort. Und wenn ich ehrlich bin, verschwindet er langsam aus meinen Gedanken. Ich lebe mein Leben und das gar nicht mal so schlecht.« Vio war am Wohnzimmerfenster angelangt und sah nach draußen in den trostlosen grauen und wolkenverhangenen Tag. »Warum fühle ich mich dann immer noch so ratlos und verwirrt?« »Führst du schon wieder Selbstgespräche?« Unbemerkt war eine junge Frau mit langem blondem Haar hinter Vio getreten und schreckte sie mit ihrer Frage aus ihren Gedanken auf. Ärgerlich fuhr Viola herum.
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Buchvorschau
Zwei sind nicht genug - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 25 –
Zwei sind nicht genug
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Hier spricht der Anrufbeantworter von Fritz Görner. Leider bin ich im Augenblick nicht zu erreichen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich rufe dann umgehend zurück. Vielen Dank und auf Wiederhören.«
Viola Görner unterdrückte ein schmerzhaftes Schluchzen und legte den Hörer auf. Warum tat es immer noch so weh? Selbst nach all diesen Jahren, in denen sie gelernt hatte, ohne Fritz zu leben? Sie strich sich durchs Haar und begann, sinnend durchs Haus zu wandern.
»Seit er tot ist, hat sich so vieles verändert. Ich habe die Wände gestrichen und neue Möbel gekauft. Sein Geruch ist längst nicht mehr hier. Seine Kleider sind fort. Und wenn ich ehrlich bin, verschwindet er langsam aus meinen Gedanken. Ich lebe mein Leben und das gar nicht mal so schlecht.« Vio war am Wohnzimmerfenster angelangt und sah nach draußen in den trostlosen grauen und wolkenverhangenen Tag. »Warum fühle ich mich dann immer noch so ratlos und verwirrt?«
»Führst du schon wieder Selbstgespräche?« Unbemerkt war eine junge Frau mit langem blondem Haar hinter Vio getreten und schreckte sie mit ihrer Frage aus ihren Gedanken auf.
Ärgerlich fuhr Viola herum.
»Wie oft hab’ ich dir schon gesagt, dass du dich nicht immer wie eine Katze anschleichen sollst? Irgendwann bekomm ich noch einen Herzinfarkt.«
Ihre Tochter Elena lachte herzlich.
»Quatsch mit Soße. Das Einzige, wovor ich mir an deiner Stelle Sorgen machen würde, ist, dass die Männer mit den weißen Kitteln hier vorbeischauen und dich mitnehmen«, entgegnete der Teenager frech.
»Vielen Dank, sehr freundlich.« Verletzt wandte sich Vio ab. Seit Elena in der Pubertät war, hatte das schöne Einverständnis, das zwischen ihnen geherrscht hatte, einen Riss bekommen. Doch das war nicht der einzige Grund für ihren schäumenden Ärger. »Übrigens habe ich heute einen Anruf von deiner Schule bekommen. Deine Klassenleiterin Frau Hornstätter fragte, ob du gestern wirklich beim Kieferorthopäden warst. Die Unterschrift auf der Entschuldigung kam ihr so seltsam vor.«
Elena biss sich auf die Lippe, um einen erschrockenen Aufschrei zu unterdrücken.
»Und? Was hast du gesagt?«, fragte sie ungewöhnlich sanft zurück.
Viola hob den Kopf und sah ihre Tochter mit blitzenden Augen an.
»Na was wohl? Hätte ich mich vor deiner Klassenleiterin zur Idiotin machen sollen?«
»Dann hast du mich nicht verraten?«, fragte Elena vorsichtig optimistisch.
»Ich erklärte ihr, dass ich kurz vorher eine schwere Einkaufstasche getragen habe und meine Hand halb taub war, als ich den Zettel unterschrieben habe.«
Kaum hatte Viola geendet, als ihr auch schon fast fünfzig Kilo Lebendgewicht am Hals hingen.
»Ich sag’s doch! Du bist die beste Mutter der ganzen Welt!«
»Das ist ja ganz was Neues.« Obwohl sie böse auf ihre Tochter war, genoss Vio die Nähe. Das war ein so seltenes wunderbares Erlebnis, dass sie die Augen schloss und den frischen Veilchenduft ihrer Tochter einatmete. Beinahe fühlte sie sich in frühere Zeiten versetzt, als sich ihre kleine Tochter zwischen sie und Fritz ins Ehebett gekuschelt hatte, um zu schmusen.
»Ich muss los.« Abrupt unterbrach Elena die Gedanken ihrer Mutter. Die Illusion, alles möge noch so sein wie früher, zerplatzte wie eine Seifenblase.
Schmerzhaft berührt sah Vio auf und musste der Realität ins Auge sehen. Ob sie wollte oder nicht.
»Wo willst du jetzt schon wieder hin? Du bist doch eben erst nach Hause gekommen?«
»Zu Nina. Wir haben ausgemacht, zusammen Hausaufgaben zu machen«, rief Elena. Sie war auf dem Weg in die Küche, schnappte sich einen Apfel und wollte das Haus schon wieder verlassen, als sich ihr Vio in den Weg stellte.
»Und was ist mit der Spülmaschine? Heute Morgen hast du mir versprochen, sie auszuräumen.«
»Mach ich, wenn ich wieder da bin. Bis später, Mutsch!«, ließ sich Elena jedoch auf keine weitere Diskussion ein.
Ehe Vio noch etwas einwenden konnte, fiel die Haustür krachend hinter ihrer Tochter ins Schloss. Viola starrte mit leerem Blick darauf. Plötzlich fühlte sie sich so einsam und alleine wie schon lange nicht mehr. Und da war es wieder, das Gefühl der Enge in der Kehle, das sie in letzter Zeit so häufig plagte. Sie hustete würgend, bis ihr vor Anstrengung die Tränen über die Wangen liefen. Panik stieg in ihr auf.
»Ich muss unbedingt zum Arzt, um das abklären zu lassen«, stellte sie besorgt fest, nachdem sie sich endlich mühsam beruhigt hatte. Nur ungern erinnerte sie sich an die unwillige Miene ihres Hausarztes, die er zweifellos machen würde, wenn sie schon wieder zu ihm in die Praxis kam.
»Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Sie kerngesund sind wie ein Fisch im Wasser?«, klang seine vorwurfsvolle, leicht ungeduldige Stimme in ihrem Ohr.
Um nicht länger mit dem Schreckgespenst einer unheilbaren Krankheit alleine zu sein, griff Vio schließlich nach ihrer Tasche, um vor der Einsamkeit in die Redaktion zu fliehen.
*
Nachdenklich saß Karen Matthis am Tisch ihrer großzügigen, gemütlich abgewohnten Wohnküche und schälte Kartoffeln. Es hatte lange gedauert, bis sie sich daran gewöhnt hatte, dass die beiden Töchter und der Sohn nach und nach eigene Wege gegangen waren und sie nur noch für zwei Personen kochen musste.
»Ich weiß auch nicht. Irgendwie mache ich mir Sorgen um Viola«, antwortete sie auf die Frage ihres Mannes, warum sie so ernst dreinschaute.
Sten holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich zu seiner Frau an den Tisch. Er nahm einen tiefen Schluck und sah sie fragend an.
»Gibt es einen besonderen Anlass dafür?« Er nahm die Sorgen seiner über alles geliebten Frau wie immer sehr ernst.
Karen hielt in ihrer Arbeit inne und sah nachdenklich an ihrem Mann vorbei nach draußen in den schönen großen Garten.
»Mutterinstinkt«, sagte sie schließlich und ließ eine Kartoffelschale, kunstvoll zu einer Spirale geschnitten, in den Teller mit Abfall fallen.
»Das ist mir zu einfach«, ließ sich Sten nicht so leicht abspeisen. »Geht es vielleicht ein bisschen genauer?«
Über den Tisch hinweg streichelte Karens liebevolles Lächeln sein vom Wetter gegerbtes Gesicht.
»Du kennst ja unsere Tochter. Immer versucht sie, uns zu schonen, uns in Sicherheit zu wiegen. Und trotzdem scheint sie irgendwie bedrückt zu sein. Am liebsten würde ich zu ihr fahren, um nach dem Rechten zu sehen.«
Sten lachte rau.
»Keine gute Idee.«
Karen nickte betrübt.
»Ich weiß. Deshalb hab’ ich es ja auch noch nicht gemacht. Trotzdem … es lässt mir keine Ruhe.« Sie sah ihren Ehemann beinahe bittend an. »Hast du keine Idee, was wir tun können, um herauszufinden, wie es Viola wirklich geht?«
Sten fühlte sich zutiefst geschmeichelt. Nach all den gemeinsam verbrachten Jahren waren er und Karen zu einer Einheit zusammengewachsen. Sie teilten das Leid in schweren Zeiten und genossen die Freude doppelt. Und wusste der eine nicht weiter, hatte der andere mit Sicherheit