Ihr großes Geheimnis: Toni der Hüttenwirt 359 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Toni fuhr den Weg am Bergsee entlang. Schon von weitem sah er Martin. Er stand am Ufer und warf immer wieder ein kleines Stück Holz in den See. Coco die Boxerhündin spurtete hinterher und schwamm mit der Beute zurück zum Ufer. Dann setzte sie sich vor Martin hin und bellte ihn an, bis dieser erneut den Ast weit in den Bergsee warf. Dann stürzte sie sich wieder freudig ins Wasser und das Spiel ging weiter. Toni hielt neben der Bank und stieg aus. Er holte zwei Flaschen Bier aus dem Kofferraum und ging zu Martin. Die Freunde begrüßten sich herzlich. »Was war das für eine geheimnisvolle SMS, Toni? Das war ein seltsamer Text. Ich soll mich hier mit dir treffen, aber niemand etwas von der Verabredung erfahren. Okay, ich bin hier, du bist hier. Was ist los?«, sagte Martin. »Komm, trinken wir erst mal einen Schluck!«, sagte Toni. Er reichte Martin eine Flasche Bier. Sie gingen zur Bank und setzten sich. Martin ließ Coco Platz machen.
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Buchvorschau
Ihr großes Geheimnis - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 359 –
Ihr großes Geheimnis
Unveröffentlichter Roman
Friederike von Buchner
Toni fuhr den Weg am Bergsee entlang. Schon von weitem sah er Martin. Er stand am Ufer und warf immer wieder ein kleines Stück Holz in den See. Coco die Boxerhündin spurtete hinterher und schwamm mit der Beute zurück zum Ufer. Dann setzte sie sich vor Martin hin und bellte ihn an, bis dieser erneut den Ast weit in den Bergsee warf. Dann stürzte sie sich wieder freudig ins Wasser und das Spiel ging weiter.
Toni hielt neben der Bank und stieg aus. Er holte zwei Flaschen Bier aus dem Kofferraum und ging zu Martin.
Die Freunde begrüßten sich herzlich.
»Was war das für eine geheimnisvolle SMS, Toni? Das war ein seltsamer Text. Ich soll mich hier mit dir treffen, aber niemand etwas von der Verabredung erfahren. Okay, ich bin hier, du bist hier. Was ist los?«, sagte Martin.
»Komm, trinken wir erst mal einen Schluck!«, sagte Toni.
Er reichte Martin eine Flasche Bier. Sie gingen zur Bank und setzten sich. Martin ließ Coco Platz machen.
Sie klappten den Bügelverschluss zurück, prosteten sich zu und tranken.
»So jetzt will ich wissen, was los ist«, drängte Martin.
»Nun gut, es ist einfach so, dass ich mit jemandem sprechen muss. Mir geht da etwas durch den Kopf und ich werde es einfach nicht los. Ich kann deswegen sogar schlecht einschlafen.«
»Hast du Kummer?«, fragte Martin.
»Nein, Kummer habe ich nicht, ich bin in Sorge. Martin, du kennst mich. Ich habe oft im Leben so eine Ahnung.«
Martin lachte.
»Du sprichst jetzt von deinem Bauchgefühl, wie?«
»Ja, ich weiß, dass du dich als Arzt gern auf handfeste Befunde stützt. Mein Bauchgefühl hat dich schon oft zum Schmunzeln gebracht.«
»Das stimmt, Toni. Allerdings gebe ich gern zu, dass du damit immer richtig lagst.«
»Nett gesagt, Martin. Aber du bist doch als Hausarzt nicht weit davon entfernt, denke ich. Klar kannst du auf medizinische Kenntnisse zurückgreifen, wenn jemand dir seine Beschwerden schildert. Aber du hast mir einmal gesagt, dass die Beschwerden oft nicht so richtig zusammenpassen. Dann komme dir die Idee, dass eine andere Erkrankung dahinterstecken könne. Ist das nicht auch eine Art Bauchgefühl? Dann hast du so eine Ahnung, nicht wahr?«
Martin musste schmunzeln.
»Es ist eine Mischung von medizinischen Kenntnissen, Lebenserfahrung und darüber hinaus dem Wissen, das volkskundlich von Generation zu Generation weitergegeben wird. Dieses Wissen ist in keinem medizinischen Fachbuch erfasst. Wie du weißt, habe ich mich schon in der Jugend, als ich noch Schüler war, gern bei unserem alten Doktor in der Praxis herumgetrieben. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Später habe ich in seiner Praxis mitgearbeitet, bis er sich ganz zur Ruhe setzte.«
»Solche Kenntnisse machen eben einen guten Hausarzt aus«, sagte Toni.
»Ich bemühe mich, ein guter Hausarzt zu sein, Toni. So wie du dich bemühst, ein guter Hüttenwirt zu sein. Du erkennst auf Anhieb, wenn jemand vorgibt, die Gefahren in den Bergen zu kennen.«
Toni lachte.
»Oh ja, es vergeht kaum eine Woche, in der ich jemanden zur Seite nehme und ihm ins Gewissen rede. Wenn eine Gruppe junger Burschen zusammen ist, steigern sie sich hinein. Sie prahlen mit ihren Gebirgstouren und versuchen sich einander zu übertrumpfen. Sie fordern sich gegenseitig heraus. Wenn ich da zuhöre, wird mir oft angst und bange.«
»Sind das nicht nur leere Worte nach einigen Bier und vielen Obstlern?«, fragte Martin.
»Oft ist es so oder ich hoffe es. Aber es gibt immer welche, die ihren Mut und ihr Draufgängertum beweisen wollen. Dann sehe ich es als meine Aufgabe, sie von unüberschaubaren Abenteuern abzubringen. Ich müsste es nicht. Ein Hüttenwirt bietet Übernachtungsmöglichkeiten, Essen und Getränke. Er sorgt für gemütliche Hüttenabende. Ich versuche den Hüttengästen ein Gefühl für die Natur zu vermitteln.«
Martin lachte und unterbrach Toni: »Und ganz nebenbei betätigst du dich als Hochzeiter. Wer dich gut kennt, weiß, dass du vielen Burschen und Madln den Weg zum Traualtar geebnet hast. Hast du einmal gezählt, wie viele es waren?«
»Nein, ich habe sie nicht gezählt. Ich führe kein Buch darüber.«
»Das solltest du vielleicht«, schlug Martin vor. »Suche doch einmal all die Namen aus dem Hüttenbuch heraus. Wie wäre es mit einem Hüttenabend nur für diese Paare?«
»Das ist eine gute Idee«, antwortete Toni. »Ich werde es mit Anna besprechen. Sie steht mit einigen Paaren in Verbindung. Sie ist die Briefeschreiberin bei uns. Wir haben eine ganze Kiste mit Photos von Babys. Einige haben ihren ersten Bub nach mir benannt oder das Madl nach Anna.«
»Das ist schön, Das wusste ich nicht«, sagte Martin.
»Jetzt weißt du es. Zurück zu dem, was ich über meine Aufgabe als Hüttenwirt sagen wollte. Ich sehe auch meine Aufgabe darin, Heißsporne zu bremsen. Das hat Alois schon getan und ich mache es auch. Ich will verhindern, dass Leo mit der Bergwacht ausrücken muss. Unfälle sind schnell geschehen, das weißt du selbst. Leichtsinn, gepaart mit einem falschen Handgriff, und schon ist es passiert.«
»Oh ja«, seufzte Martin. »Viele Unfälle und Abstürze wären zu vermeiden gewesen. Es ist immer tragisch. Es ist auch eine gesellschaftliche Entgleisung, will ich sagen. Heute geht es nur nach dem Motto, höher – besser – erfolgreicher. Alles ist nur Wettbewerb. Dabei werden die Augen vor den Gefahren geschlossen.«
»Genauso erlebe ich es oft, Martin. Ich freue mich immer, wenn ich echte Bergliebhaber als Hüttengäste habe. Sie haben Ehrfurcht vor den Bergen. Leider gibt es auch andere. Ich tue, was ich kann. Bis jetzt habe ich Erfolg mit meinen Warnungen. Ich hoffe, es bleibt so. Anna meint oft, ich übertreibe. Aber ich warne lieber einmal zu viel als einmal zu wenig«, sagte Toni.
Sie nahmen einen Schluck aus der Flasche.
»Jetzt haben wir über etwas anderes gesprochen. Was hast du auf dem Herzen, Toni? Ich wundere mich, dass du mit mir sprechen willst. Hat Anna kein Ohr dafür? Oder ist es eine Männersache, über die du mit Anna nicht sprechen möchtest?«
Toni lachte.
»Martin, ich kann mit Anna über alles sprechen. Aber ich nerve sie im Augenblick damit. Das hat sie nicht gesagt, aber ich merke es ihr an. Sie hört mir zu und meint, es sei meine Entscheidung. Ich habe auch schon mit Alois darüber gesprochen. Er versteht mich. Doch auch er hat mich weder ermuntert noch mir abgeraten. Er meint nur, ich begäbe mich auf dünnes Eis.«
»So, so, ich werde immer neugieriger. Jetzt komm endlich zur Sache, Toni. Wenn du einen Rat haben willst, muss ich schon wissen, um was es geht.«
Toni trank noch einen Schluck.
»Ich nenne es Familienzusammenführung. Eine Bezeichnung muss ich ja der Sache geben. Also, es ist so. Das heißt, ich vermute es. Mein Bauchgefühl sagt es mir, und zwar sehr deutlich.«
Martin wurde allmählich ungeduldig.
»Toni, mach nicht so viele Worte. Spuck es aus!«
»Ich habe einen Gast auf der Berghütte und es gibt eine Person hier im Tal. Ich bin überzeugt, die beiden Personen gehören zusammen. Sie müssen irgendwann getrennt worden sein. Die Person auf der Berghütte hat kein Interesse, der Sache nachzugehen. Sie lacht, wenn sie auf die Ähnlichkeit hingewiesen wird.«
»Jetzt verstehe ich. Du hast mich vor einer Weile gefragt, ob es Doppelgänger gibt.«
»Ja, darum geht es. Ich frage mich nun, ob ich da ein bisserl tiefer graben soll? Darf ich das?«
»Puh, das ist wirklich dünnes Eis, Toni«, seufzte Martin.