Unbezähmbare Leidenschaft
Von Cat Schield
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Über dieses E-Book
Eine sinnliche Liebesnacht verbringt Starfotograf Oliver Lowell mit dem wunderschönen Model Sammi. Doch die Nacht hat süße Folgen, was für Oliver zu einem Riesenproblem wird. Denn sein eigener Vater ist ein kaltblütiger Betrüger, der mehrere Familien finanziell ruiniert hat. Oliver weiß nicht, was stärker ist: seine unbezähmbare Leidenschaft für Sammi und der Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft mit ihr und dem Baby – oder seine Vergangenheit, die ihm den Glauben an einen verlässlichen Vater genommen hat …
Cat Schield
Cat Schield lebt gemeinsam mit ihrer Tochter, zwei Birma-Katzen und einem Dobermann in Minnesota, USA und ist die Gewinnerin des Romance Writers of America 2010 Golden Heart® für romantische Serienromane. Wenn sie nicht gerade neue romantisch-heiße Geschichten schreibt, trifft sie sie sich mit ihren Freunden um auf dem St. Croix River zu segeln. Auch in der Karibik und Europa ist sie gerne unterwegs und erkundet neue Gewässer.
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Unbezähmbare Leidenschaft - Cat Schield
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2020 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Untamed Passion"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA, Band 2213 11/2021
Übersetzung: Julia Königs
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751503945
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Grimmig starrte Oliver Lowell auf das hingekritzelte Wort auf der Geburtstagskarte: „Irgendwann. Keine Unterschrift. Kein „Entschuldige, dass ich deinen Geburtstag verpasst habe
. Bloß dieses eine Wort, das sämtliche Dämonen weckte, die Oliver in den letzten acht Jahren der Abstinenz bezwungen hatte. Irgendwann? Was war das denn für eine gruselige Nachricht? Sollte das eine Drohung sein? Ein Versprechen?
Genau wie alles andere, das ihn an seinen Vater erinnerte, warf auch dieses Geburtstagsgeschenk – eine Angelrute – ihn völlig aus der Bahn. Zu oft hatte Vernon Lowell ihm versprochen, einen gemeinsamen Angelausflug zu unternehmen, nur um ihn dann immer wieder zu verschieben. War es da verwunderlich, dass Vater und Sohn sich schon zu Olivers Highschoolzeiten nicht mehr im selben Raum hatten aufhalten können, ohne einander an die Gurgel zu gehen?
Oliver warf die Karte beiseite, schnappte sich seine Kamera und trat in die warme Septemberluft Manhattans hinaus. Unentschlossen blieb er auf dem Gehweg stehen, umgeben vom beißenden Abgasgestank und lauten Verkehr. Normalerweise wusste er immer gleich, wo er langgehen wollte, doch vor lauter Wut und Groll konnte er sich gerade nicht entscheiden.
Vor acht Jahren hätte er sich auf die Suche nach seinem Lieblingsdealer begeben, um seine Wut zu betäuben. Damals war die Besinnungslosigkeit sein bester Freund gewesen, seine Lieblingsstrategie, mit der Abscheu und dem Selbstekel umzugehen. Er war Anfang zwanzig gewesen, stets high oder kurz vorm kompletten Absturz, ohne Rücksicht darauf, welchen Einfluss sein Verhalten auf andere hatte. Dann kam der Tag, an dem er sich dazu entschlossen hatte, dieses zerstörerische Verhalten aufzugeben. Doch die Abstinenz hatte sein Leben nicht gerade leichter gemacht. Im Gegenteil: Es hatte sich arg verschlechtert, seit er sich den Konsequenzen seiner Taten stellen musste. Und er stellte sich ihnen bis heute jeden Tag, versuchte, schlechte Meinungen über sich und die ständige Versuchung zu ignorieren.
Als er sich schließlich in Bewegung setzte, marschierte er geradewegs Richtung Soho Grand Hotel. Er wollte sich in Erinnerung rufen, dass er seine Sucht fest im Griff hatte.
Vorbei an der Grand Bar und Lounge mit den hohen Decken und der entspannten Atmosphäre schritt Oliver in den Clubroom mit den großen Fotografien aus alten Filmen und kunstvoll gruppierten Sesseln und Sofas. Am frühen Abend war der Klub beinah voll, und Oliver sicherte sich den letzten freien Tisch in der Nähe des Eingangs.
Ein Kellner trat vor ihn und begrüßte ihn mit Namen. Obwohl Oliver eigentlich keinen Alkohol mehr trank, bestellte er einen Whiskey statt eines Sodawassers mit Limette. Die überraschte Reaktion des Kellners registrierte er ungeduldig. Er stellte sich nicht oft derartig auf die Probe. Die Wut, die während seines Spaziergangs abgeflaut war, entbrannte aufs Neue und raubte ihm die Konzentration. Verdammt! Auf genau dieses zerstörerische Gefühl ließ sich jede seiner schlechten Entscheidungen zurückführen.
Während er auf seinen Drink wartete, ließ er den Blick durch die Bar schweifen, auf der Suche nach irgendetwas, das ihn von dem Drang, sich zu betäuben, ablenken konnte. Beinah seine ganze Jugend über – bis in seine frühen Zwanziger – hatte ihn nur die Besinnungslosigkeit vor der Wut retten können, die an seiner Seele nagte. Auch wenn er mittlerweile clean war, hatte er doch noch immer mit der Wut zu kämpfen, die ständig unter der Oberfläche brodelte. Zu Beginn seiner Abstinenz hatte er gelernt, auf andere Art mit diesen negativen Gefühlen umzugehen, und eine andere Sucht entwickelt. Schnelle Nummern mit namenlosen Frauen in irgendwelchen Hotelzimmern oder WCs waren scheinbar das perfekte Heilmittel für seine Qualen. Doch im Anschluss an diese flüchtigen Begegnungen fühlte er sich meist leer und schmutzig. Also hatte er auch diese zerstörerische Verhaltensweise aufgegeben und all seine Energie in etwas Positives, Wohltuendes gesteckt. In etwas, das seine Fantasie beflügelte und ihn zu einem weltbekannten Künstler machte: die Fotografie.
Oliver bemerkte kaum, wie der Kellner den Whiskey auf den Tisch stellte. Ein Paar, das gerade auf dem Weg zum Tresen an ihm vorbeigegangen war, hatte seine Aufmerksamkeit erregt – oder eher gesagt die gertenschlanke anmutige Frau mit dem dunklen, zu einem Knoten gedrehten Haar. Sie sah aus wie ein Model und trug schwarze Skinny-Jeans und eine leichte Bomberjacke. In den Stiefeletten mit hohen Absätzen überragte sie ihren Begleiter um einige Zentimeter – eine Tatsache, die das Ego des Mannes zu verletzen schien, so aggressiv, wie er sie auf einen Barhocker schob.
Irritiert musterte Oliver die beiden und bemerkte die steife Körperhaltung der Frau. Warum verschwendete sie ihre Zeit mit einem solchen Rüpel?
Die Frau balancierte eine Model-Mappe auf dem Schoß, während der Mann sich neben sie setzte. Oliver hatte ungehinderte Sicht auf ihr Profil. Sie hatte glattes dunkles Haar und mandelförmige Augen, und Oliver griff geistesabwesend zu der Tasche neben sich und legte die Finger um die Kamera darin. Doch etwas hielt ihn davon ab, sie tatsächlich auf die Frau zu richten – und es war nicht sein Sinn für Anstand.
Mit dem Fotografieren hatte er schon während seiner Highschoolzeit begonnen, damit, die Leute zu beobachten und ihr Innerstes mit der Kamera festzuhalten. Hatte sich an ihnen bedient, ohne irgendetwas zurückzugeben. Kaum hatte er das Hobby zum Beruf gemacht, schoss er Fotos, die ihm viel Beifall einbrachten. Doch er betrachtete diesen Beifall als beruflichen Erfolg, nicht als persönlichen.
Diese Frau weckte den Drang in ihm, sie aus der Nähe zu bewundern, ohne Kamera oder andere Barrieren zwischen ihnen. Er wollte sie mit seinen Händen und Lippen erkunden, wollte die Augen schließen und dem Klang ihrer Stimme lauschen. Aber für den Moment lehnte er sich bloß zurück und beobachtete jede ihrer Bewegungen.
Stumm saß sie da, den Blick auf den Martini gerichtet, den der Mann ihr bestellt hatte, ohne jedoch die Hand danach auszustrecken. Währenddessen stürzte ihr Begleiter gleich zwei Drinks hintereinander hinunter und wurde offenbar immer unhöflicher. Er schien sie sogar zu beschimpfen. Den dritten Drink verschüttete er durch eine schwungvolle Geste, doch die Frau saß bloß wie versteinert da. Reglos, wie sie war, schien sie jedoch nicht verängstigt zu sein. Oliver hatte das Gefühl, dass sie ihre Mappe aus Wut umklammerte, nicht aus Angst.
Fasziniert beobachtete er die Interaktion der beiden und wünschte, er säße nah genug, um sie zu belauschen. Die Frau trug keinen Ring, war also offenbar in keiner allzu festen Beziehung. Zu seiner Überraschung heiterte Oliver diese Feststellung ungemein auf. Kurz darauf kochte allerdings rasende Wut in ihm hoch, als der Mann seinen Drink so abrupt abstellte, dass der Inhalt der Frau auf die Jeans spritzte. Er entschuldigte sich nicht, als sie sich mit einer Serviette über die Hose tupfte. Stattdessen schien er ihr ein Ultimatum zu stellen. Kurz waren sie beide wie erstarrt, während er ihre Antwort abwartete. Sie hörte auf, sich über die Jeans zu wischen, und musterte ihn ernst, ehe sie schließlich den Kopf schüttelte. Das war offenbar nicht die Antwort, auf die er gehofft hatte, denn er stieß eine böse Entgegnung hervor und ließ die Frau dann auf ihrem Barhocker zurück.
Als der Mann sich dem Ausgang näherte, nahm Oliver seinen unberührten Drink in die Hand und stand genau rechtzeitig auf, um den Mann anzurempeln. Der teure Whiskey schwappte beinah bis an den Rand des Kristallglases, und Oliver drehte leicht die Hand, um ihn dem Mann übers Hemd zu schütten.
„Was, zur Hölle …?", rief dieser und starrte Oliver böse an.
„Oh, das tut mir aber leid." Oliver bemühte sich um einen aufrichtigen Tonfall.
„Leid?, rief der Mann wütend und zog eine Visitenkarte aus der Tasche. „Mir doch egal, ob es Ihnen leidtut. Sie können gefälligst die Reinigung bezahlen.
„Aber natürlich. Oliver schaute auf die Karte. „Ty Klein. Sie werden bald von mir hören, versprochen.
„Es heißt ‚Klehn‘, nicht ‚Klein‘. Das ist ein h nach dem e."
Oliver neigte den Kopf zur Seite. „Mein Fehler."
„Wie auch immer." Höhnisch grinsend drängte Klehn sich an Oliver vorbei zum Ausgang.
Oliver sah ihm nach, die Visitenkarte immer noch in der Hand. Dann ging er zum Tresen – und der Frau, die immer noch stocksteif dasaß, die Lippen aufeinandergepresst. Er trat an ihre Seite und schob dem Barkeeper einen Fünfziger zu, um die Rechnung des Pärchens zu begleichen. Klehn hatte sich nicht die Mühe gemacht, für ihre Drinks zu bezahlen.
„Der Kerl ist ein Arschloch, sagte Oliver, in der Hoffnung, sie ein wenig aufheitern zu können. „Sie sind ohne ihn besser dran.
Eigentlich hatte er nach dieser Geste gleich wieder gehen wollen, denn die Frau wäre nach dieser nervenaufreibenden Situation sicher gern allein. Doch dann erwiderte sie seinen Blick aus warmen braunen Augen, und er konnte nicht mehr klar denken. Er war vollkommen gebannt von den Gefühlen, die ihr in schneller Abfolge über das ovale Gesicht huschten: Wut. Entsetzen. Wiedererkennen. Erleichterung. Oliver konnte kaum mithalten. Aber erst als ihre Miene verschlossen wurde, kam ihm eine nur schwer zu fassende Erinnerung in den Sinn.
„Kennen wir uns?", platzte er einfach heraus. Halb rechnete er damit, dass sie ihn nach diesem offensichtlichen Anmachspruch sofort wegschicken würde. Stattdessen zuckte bloß ihre linke Augenbraue.
„Komme ich Ihnen denn bekannt vor?"
„Ein wenig. Ich kann Sie nur nicht richtig einordnen. Sind Sie Model?"
Sie verengte leicht die Augen, als würde ihr die Frage missfallen. „Momentan schon."
Ihre mysteriöse Antwort weckte seine Neugier. „Dachte ich’s mir doch. Ich bin Oliver Lowell."
Ihr Mundwinkel zuckte, als müsse sie ein Lächeln unterdrücken. „Ich weiß."
Das war wenig überraschend. Er war zwischenzeitlich selbst als Model tätig gewesen, ehe er sich als Fotograf einen Namen gemacht hatte. „Habe ich Sie schon mal fotografiert?"
Als er das Modeln aufgegeben hatte, war der Wechsel zur Modefotografie einfach am sinnvollsten gewesen. Er hatte mit Beauty-Shots für Nachwuchsmodels angefangen, und seine Arbeit war so gut angekommen, dass er schon bald darauf Angebote von Zeitschriften erhielt.
Sie schüttelte den Kopf.
„Natürlich nicht, murmelte er. „An Sie würde ich mich definitiv erinnern.
Als sie vielsagend lächelte, juckte es ihn erneut in den Fingern. Doch genau wie beim ersten Mal wollte er nicht zu seiner Kamera greifen. Er wollte ihr über die makellose Haut streichen, wollte herausfinden, ob sie tatsächlich so glatt und weich war, wie sie aussah.
„Wo sind wir uns dann begegnet?", fragte er und durchsuchte krampfhaft sein Gedächtnis – allerdings vergebens. Er konnte sich nur noch sehr vage an sie erinnern. Kein Wunder, schließlich verhüllte ein dichter Schleier aus Drogen seine gesamten Zwanziger.
„Vor acht Jahren sind wir gemeinsam die Frühlingsfashionshow von Valentino gelaufen. Während ihres Gesprächs hatte sie allmählich den Klammergriff um ihre Handtasche gelockert. Nun hob sie die Hand, um sich eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen. „Das war meine erste Modenschau.
Wut und Selbsthass stiegen in Oliver auf. „Und meine letzte." In jener Nacht war sein bester Freund an einer Überdosis gestorben. In jener Nacht war er nicht für Carson da gewesen, weil er zu sehr damit beschäftigt war, sein Leben in den Sand zu setzen.
„Und jetzt stehen Sie hinter der Kamera, sagte sie. „Wie fühlt sich das an?
„Es gefällt mir, die Kontrolle zu haben", sagte er und ignorierte das höhnische Gelächter, das ihm