Manchmal werden Wunder wahr
Von Jackie Braun
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Über dieses E-Book
Wie ein Häufchen Elend steht Lauren am Straßenrand. Ihre Schwangerschaft, auf die sie so lange vergeblich gehofft hatte, verursacht ihr momentan nur Übelkeit, und der Streit mit ihrem Ehemann, der absolut keine Kinder will, tut unendlich weh. Retter in der Not ist Gavin O’Donnell. Wie ein Ritter in schimmernder Rüstung eilt ihr der sportliche Immobilientycoon zu Hilfe. In Gavins Landhaus findet sie Zuflucht und endlich auch Liebe - für sich und das ungeborene Kind. Rührend kümmert sich Gavin um ihr Wohlergehen. Doch Laurens Mann stört die romantische Idylle …
Jackie Braun
Nach ihrem Studium an der Central Michigan Universität arbeitete Jackie Braun knapp 17 Jahre lang als Journalistin. Regelmäßig wurden dabei ihre Artikel mit Preisen ausgezeichnet. 1999 verkaufte sie schließlich ihr erstes Buch ‚Lügen haben hübsche Beine‘ an den amerikanischen Verlag Silhouette, der es im darauf folgenden Jahr veröffentlichte. Der Roman machte Jackie zum Star am Liebesroman-Himmel und ihr nächstes Buch wurde für den RITA Award sowie den National Readers Choice Award nominiert. 2004 beendete Jackie ihre Journalistenkarriere, um so ihre ganze Zeit dem Schreiben widmen zu können. Der Erfolg gibt ihr Recht denn ihre mitreißenden Liebesromane knüpfen genau da an, wo ihre ersten Bücher aufgehört haben und sind ebenso erfolgreich. Zusammen mit ihrem Ehemann Mark und ihrem Sohn Daniel lebt Jackie in Flushing, Michigan.
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Buchvorschau
Manchmal werden Wunder wahr - Jackie Braun
Jackie Braun
Manchmal werden Wunder wahr
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2008 by Jackie Braun Fridline
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1684 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Petra Frick
Fotos: gettyimages
Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-363-9
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Lauren Seville parkte ihr Auto am Straßenrand und stieg aus. Es war ein wunderschöner Sommertag. Die Sonne schien warm vom strahlend blauen Himmel auf die malerische Landschaft Connecticuts hinab. Tief sog Lauren den betörenden Duft der Wildblumen ein und lauschte dem fröhlichen Zwitschern der Vögel. Dann beugte sie sich vor und übergab sich in den nächsten Busch.
Es mochte ja ein traumhafter Tag sein, aber im Moment herrschte in ihrem Leben das gleiche Durcheinander wie in ihrem Magen.
Sie war schwanger.
Schon lange bevor sie den Investmentmakler Holden Seville kennengelernt und geheiratet und ihr Leben als „Frau eines erfolgreichen Mannes" begonnen hatte, war Lauren von ihrem Arzt eröffnet worden, dass sie keine Kinder bekommen könne. Nachdem sie nun vier Jahre in einer Ehe verbracht hatte, die genauso steril war wie sie scheinbar selbst, war dann doch das Unerwartete geschehen.
Lauren richtete sich wieder auf und strich den leichten Stoff ihres Sommerkleids über dem immer noch flachen Bauch glatt. Sie konnte es nach wie vor nicht fassen, dass sie tatsächlich schwanger war, und es erfüllte sie mit einem nie da gewesenen Hochgefühl, mit Ehrfurcht und freudiger Erwartung. Inzwischen befand sie sich schon fast im dritten Monat. Es war wie ein Wunder.
Ihr Mann allerdings teilte ihre Meinung nicht. Ganz im Gegenteil.
„Ich will keine Kinder."
Der abweisende Ton klang noch immer in ihren Ohren nach. Doch das war nichts Neues für sie. An seiner Einstellung hatte er schon keinen Zweifel gelassen, als er ihr genau ein Jahr nach ihrem ersten Treffen einen Heiratsantrag gemacht hatte. Seiner Ansicht nach stifteten Kinder nur Unruhe, richteten Chaos an und brauchten viel zu viel Aufmerksamkeit. Sie passten einfach nicht zu den schicken Cocktailpartys und dem gehobenen Lebensstil, den er gewohnt war und den er auch weiterhin genießen wollte.
Lauren dagegen sah das völlig anders, aber damals hatte sie nichts dazu gesagt. Warum diskutieren, wenn sie ohnehin keine Kinder bekommen konnte? Aber das war eben damals gewesen.
Schon wurde ihr wieder schlecht, und sie schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Straßenrand.
„Oh Gott", stöhnte sie, stolperte ein paar Schritte rückwärts und lehnte sich erschöpft gegen die Beifahrerseite.
Wie hatte sie nur glauben können, dass ihr Mann seine starre Haltung ändern würde, jetzt, wo es eben doch passiert war. Der Schock, dass er von ihr verlangte, das Kind wegmachen zu lassen, steckte ihr immer noch in den Knochen.
„Beende diese Schwangerschaft", hatte er gesagt. Offenbar schien er sie ganz allein dafür verantwortlich zu machen und fühlte sich in keiner Weise mit dem Leben, das in ihrem Bauch heranwuchs, verbunden.
„Wenn du es nicht tust, lasse ich mich scheiden."
Gerade einmal vierundzwanzig Stunden nachdem Lauren sich strikt geweigert hatte, seiner Aufforderung nachzukommen, stand sie an einer einsamen Landstraße. Ihr war übel, sie war erschöpft, und sie sehnte sich nach dem gemütlichen Doppelbett in ihrer Wohnung in Manhattan. Irgendwann würde sie zurückgehen.
Sie hatte nur ihre Handtasche und all ihre Enttäuschung mitgenommen. Aber auf den Rückweg konnte sie sich erst machen, wenn sie sich einen Plan zurechtgelegt hatte. Das nächste Mal würde sie Holden mit erhobenem Haupt entgegentreten und ihre hormonbedingten Gefühlsausbrüche unter Kontrolle haben. Und dann war es auch an der Zeit, ihre eigenen Forderungen zu stellen.
„Hey. Alles in Ordnung bei Ihnen?"
Eine tiefe Stimme hinter ihr riss Lauren aus ihren Gedanken. Rasch drehte sie sich um und sah einen jungen Mann aus Richtung des Bauernhauses am Ende der Straße auf sie zulaufen. Hatte er etwa alles beobachtet? Sie wurde ganz rot vor Verlegenheit und traute sich gar nicht, ihm in die Augen zu schauen.
„Alles okay", erwiderte Lauren.
Sie zwang sich zu einem Lächeln, ging um den Wagen herum und hoffte inbrünstig, dass er nicht näherkommen würde. Aber er lief mit weit ausgreifenden Schritten geradewegs auf sie zu und hatte ihr Auto erreicht, noch bevor sie die Tür des Mercedes öffnen und sich hineinsetzen konnte.
Jetzt war es dafür zu spät. Das wäre absolut unhöflich gewesen. Und Lauren wahrte immer die Form. Also blieb sie stehen, dasselbe kleine Lächeln im Gesicht, das sie auch auf den langweiligen Cocktailpartys ihres Mann und seiner Kollegen immer parat hatte.
„Sind Sie sicher?, erkundigte sich der Mann. „Sie sehen immer noch ein wenig blass um die Nase aus. Vielleicht sollten Sie sich besser hinsetzen.
Lauren schätzte ihn auf Mitte dreißig. Seinen braun gebrannten muskulösen Armen nach zu schließen, war er wohl ziemlich sportlich. Er war groß und hatte zerzauste dunkelbraune Haare, die von der sanften Brise noch mehr in Unordnung gebracht wurden.
„Ich habe die ganze Zeit schon gesessen. Na ja, vielmehr bin ich gefahren. Sie deutete vage in die Richtung, aus der sie gekommen war. „Ich habe Halt gemacht, um … um … mir ein bisschen die Beine zu vertreten.
„Okay. Er sah sie mitfühlend an. „Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nicht irgendetwas Gutes tun kann? Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?
„Nein, aber danke der Nachfrage."
Die Antwort kam ganz automatisch über ihre Lippen. Sie war es so gewohnt, ihre wahren Gefühle zu verstecken, ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen und es allen recht zu machen. Schon von Kindesbeinen an war sie immer darauf bedacht gewesen, die hektischen Zeitpläne ihrer Eltern nicht durcheinanderzubringen. Und auch als Ehefrau hatte sie Holden und seinen anspruchsvollen Beruf immer an erste Stelle gesetzt.
Aber sie war jetzt schon zwei Stunden lang ziellos durch die Gegend gefahren. Sie hatte keine Ahnung, wie weit es noch bis zur nächsten Stadt war, und sie musste einfach ganz dringend auf die Toilette. In diesem Moment würde sie sogar ihre teuren Pradaschuhe gegen einen Kaugummi oder noch besser gegen ein paar Tropfen Mundwasser eintauschen.
Bevor sie also ihre Meinung ändern konnte, fügte sie etwas förmlich hinzu: „Aber es wäre sehr nett, wenn ich Ihre … Örtlichkeiten benutzen dürfte."
Örtlichkeiten. Sie dachte, er würde sie gleich auslachen. Aber das tat er nicht. Stattdessen zeigte er in Richtung Haus und sagte: „Gern. Kommen Sie mit."
Auf dem Weg dorthin ließ er seine Hand auf ihrem Rücken ruhen, als schien er zu spüren, dass sie etwas wackelig auf den Beinen war. Sie fand das angenehm altmodisch. Allerdings hätte sie so eine Geste nicht von einem Mann erwartet, dessen T-Shirt so verblichen war, dass das Logo schon gar nicht mehr lesbar und dessen Jeans von oben bis unten mit Farbflecken bespritzt war.
Dann aber ermahnte sie sich, ihn nicht anhand seines Äußeren zu beurteilen. Lauren wusste am Allerbesten, dass nicht alles Gold war, was glänzte. In den letzten Jahren hatte sie genug schicke Menschen in Designerkleidung kennengelernt. Leute, die immer genau das Richtige sagten, die richtigen wohltätigen Zwecke unterstützten und auch wussten, welche Gabel zu welchem Gang gehörte. Aber das war alles nur Schau. Mittlerweile konnte sie solche Menschen schon von Weitem erkennen. Wer im Glashaus sitzt, sollte eben nicht mit Steinen werfen.
Ob es überhaupt jemanden gab, der Lauren Seville wirklich kannte?
Dieser Gedanken erinnerte sie sofort wieder an ihre guten Manieren. „Ich bin übrigens Lauren."
Er lächelte, und zwei charmante Grübchen zeichneten sich unter seinem Dreitagebart ab. „Freut mich. Ich heiße Gavin."
Als sie das Haus erreicht hatten, führte er sie die Verandatreppen hinauf und öffnete ihr die Tür. Ihre Neugier siegte, und sie schaute sich beim Eintreten diskret um. Hinter dem Flur war das Wohnzimmer zu sehen. Es war komplett leer, abgesehen von dem Sägebock, der neben dem Kamin stand.
„Arbeiten Sie hier?"
„Wie kommen Sie denn darauf? Dann fing er an zu lachen. „Das Haus gehört mir. Ich bin dabei, es komplett neu herzurichten.
„Das sieht man."
Er stützte die Hände in die Hüften und schaute sich um, einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht. „Die Küche nimmt so langsam Formen an, und das Schlafzimmer auf dieser Etage ist schon fertig. Ich bin jetzt gerade dabei, die Zierleisten an der Decke fertigzumachen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich sie beizen oder weiß streichen soll. Das Gleiche gilt für den Kaminsims, den ich übrigens selbst geschnitzt habe. Was denken Sie?"
Das brachte sie aus der Fassung. Gavin kannte sie doch gar nicht, und trotzdem fragte er sie nach ihrer Meinung. „Sie möchten wirklich wissen, was ich denke?"
Er zuckte mit den Schultern. „Klar. Sie sehen das Haus heute zum ersten Mal und sind noch unvoreingenommen. Abgesehen davon, scheinen Sie einen guten Geschmack zu haben." Er musterte sie kurz, was sie aber nicht als abschätzend, sondern im Gegenteil eher als anerkennend empfand. Seltsamerweise fühlte sie sich tatsächlich geschmeichelt.
Und etwas unsicher. „Den Kaminsims haben Sie also auch gemacht? Sie sind wohl sehr geschickt mit Ihren Händen."
„Das hat man mir schon häufiger gesagt."
Lauren wurde ganz heiß. Die Hormone, entschied sie. Wahrscheinlich auch die Müdigkeit.
Gavin räusperte sich. „Das Badezimmer ist geradeaus, die erste Tür auf der rechten Seite."
„Danke."
Sie machte sich auf den Weg und hörte ihn hinterherrufen: „Achten Sie bitte nicht auf die Unordnung. Der Raum ist noch nicht ganz fertig."
Das war wohl eine kleine Untertreibung. Zersplitterte Fliesen lagen in einem Haufen auf dem Boden, und eine einzelne Glühbirne hing an einem dünnen Kabel von der Decke herab.
Lauren trat an das Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. Eigentlich erwartete sie, dass braunes Wasser herausspritzen würde. Aber es war klar und kühl und fühlte sich wunderbar erfrischend an.
Obwohl sie nicht dazu neigte, in anderer Leute Eigentum herumzuspionieren, öffnete sie den Badezimmerschrank. Sie brauchte unbedingt etwas, um den ekligen Geschmack im Mund loszuwerden, und der Zweck heiligte bekanntlich die Mittel.
Sie seufzte vor Erleichterung, als sie schließlich eine Tube Zahnpasta fand. Sie verteilte ein wenig davon auf ihrem Zeigefinger und putzte sich so die Zähne. Als sie ein paar Minuten später wieder auf die Veranda trat, fühlte sie sich wie ein neuer Mensch.
Gavin saß draußen auf der Hollywoodschaukel. Er hatte sein Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt und hielt in jeder Hand eine Wasserflasche. Als sie auf ihn zukam, beendete er das Gespräch, nahm umständlich eine der Flaschen von einer Hand in die andere, verstaute das Handy in seiner Tasche und stand auf.
„Fühlen Sie sich jetzt besser?", fragte er und reichte Lauren das eine Wasser.
„Ja. Vielen Dank."
„Das ist schön. Setzen Sie sich doch." Er deutete auf die Schaukel, auf der er eben noch gesessen hatte.
Das Ding sah sehr behaglich aus, wenn auch die Kissen etwas alt und abgenutzt waren. Behaglich und einladend, diesen Eindruck vermittelte ihr auch irgendwie dieser Mann. Ihr größter Wunsch war es, sich einfach hinzusetzen. Doch Lauren schüttelte den Kopf. „Ich sollte mich wirklich langsam auf den Weg machen."
„Wieso? Sind Sie spät dran?", erkundigte er sich.
„Nein. Ich meine … ich möchte Sie nicht von irgendetwas abhalten. Sie haben sicher wichtigere Dinge zu erledigen."