Was ohne ihr Wissen geschah: Dr. Norden Gold 52 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Fee Norden betrachtete ihren Mann, der ziemlich sorgenvoll am Frühstückstisch saß und kaum seinen Kaffee trank, den er gewöhnlich so genoß. Überhaupt, das gemeinsame Frühstück mit seiner Familie ging ihm über alles. Danny und Felix hatten heute schon früher zur Schule müssen, und Anneka spielte noch ein bißchen mit den kleinen Geschwistern, bevor sie von ihrer Freundin für die Schule abgeholt wurde, so hatten Fee und Daniel noch ein Viertelstündchen für sich. »Machst du dir Sorgen um Simone Malo?« fragte sie. Dr. Daniel Norden nickte. »Irgendwie hab' ich ein ungutes Gefühl. Schon bei Manuela war es eine schwere Entbindung. Und daß ausgerechnet am selben Tag und in der Leitnerklinik Simones Vater sterben mußte, war auch schrecklich. Und jetzt mit dem zweiten Kind wird es auch nicht ganz ohne Risiko gehen.« »Aber die Ultraschalluntersuchung hat doch ergeben, daß alles in Ordnung ist. Was sagt Schorsch?« »Er meint, daß alles gutgehen wird. Sie ist ja auch immer zu den Vorsorgeuntersuchungen gekommen und von Schorsch zusätzlich beobachtet worden. Und doch«, er runzelte erneut die Stirn, »ich weiß nicht…« »Vorahnungen sind doch eigentlich meine Sache«, meinte Fee. Daniel lächelte seiner reizenden Frau zu und stand auf.
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Buchvorschau
Was ohne ihr Wissen geschah - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 52 –
Was ohne ihr Wissen geschah
Patricia Vandenberg
Fee Norden betrachtete ihren Mann, der ziemlich sorgenvoll am Frühstückstisch saß und kaum seinen Kaffee trank, den er gewöhnlich so genoß. Überhaupt, das gemeinsame Frühstück mit seiner Familie ging ihm über alles. Danny und Felix hatten heute schon früher zur Schule müssen, und Anneka spielte noch ein bißchen mit den kleinen Geschwistern, bevor sie von ihrer Freundin für die Schule abgeholt wurde, so hatten Fee und Daniel noch ein Viertelstündchen für sich.
»Machst du dir Sorgen um Simone Malo?« fragte sie.
Dr. Daniel Norden nickte. »Irgendwie hab’ ich ein ungutes Gefühl. Schon bei Manuela war es eine schwere Entbindung. Und daß ausgerechnet am selben Tag und in der Leitnerklinik Simones Vater sterben mußte, war auch schrecklich. Und jetzt mit dem zweiten Kind wird es auch nicht ganz ohne Risiko gehen.«
»Aber die Ultraschalluntersuchung hat doch ergeben, daß alles in Ordnung ist. Was sagt Schorsch?«
»Er meint, daß alles gutgehen wird. Sie ist ja auch immer zu den Vorsorgeuntersuchungen gekommen und von Schorsch zusätzlich beobachtet worden. Und doch«, er runzelte erneut die Stirn, »ich weiß nicht…«
»Vorahnungen sind doch eigentlich meine Sache«, meinte Fee.
Daniel lächelte seiner reizenden Frau zu und stand auf. »Da hast du völlig recht. Es wird schon werden. Wo ist Anneka?«
Die kam gerade angestürmt. Er nahm seine Tochter hoch, schwenkte das zierliche Persönchen einmal herum und bekam dafür einen liebevollen Kuß. Anneka liebte ihren Papi über alles.
Fee sah zu und freute sich. Da kam auch Lenni, die Zwillinge Jan und Desiree am Rockzipfel, und auch die Kleinen wollten herumgeschwenkt werden, was Daniel auch mit größtem Vergnügen tat.
Ja, dachte Fee Norden, nachdem sie sich liebevoll von ihrem Mann verabschiedet hatte, unsere Welt ist in Ordnung! Ihre Gedanken gingen zu Simone Malo, die der Entbindung ihres zweiten Kindes entgegensah. Sie war eine so nette Frau und auch Bernd, ihren Mann, der seine kleine Familie über alles liebte, mochten die Nordens sehr. Hoffentlich ging alles gut.
Fee ahnte nicht, daß sie bald mit den Patienten ihres Mannes würde bangen müssen…
*
Im Hause Malo war an diesem Morgen im März die Welt noch in Ordnung.
Am Frühstückstisch ging es fröhlich zu. Simone Malo war nicht anzumerken, daß eigentlich jede Stunde mit der Geburt ihres zweiten Kindes gerechnet werden konnte.
Die vierjährige Manuela fragte zum wiederholten Male: »Wann kommt das Baby nun endlich, Mami? Gestern hast du gesagt, daß es morgen kommt, und Madlen sagt, daß das heute ist.«
Madeleine Struck, kurz Madlen genannt, Simones Schwester, war bereits seit vier Wochen im Hause, um ihre Nichte zu betreuen, wenn Simone in die Klinik mußte. Sie hatte sich den häuslichen Verhältnissen bereits angepaßt und verstand es zu verbergen, wie sehr sie Simone beneidete, die alles besaß, was sie, die zwei Jahre ältere, vermißte.
Simone hatte einen gutaussehenden, erfolgreichen und liebevollen Mann, eine reizende intelligente Tochter, ein sehr hübsches Heim, und sie war selbst am Ende der Schwangerschaft noch bezaubernd anzusehen.
Man konnte wahrhaftig nicht sagen, daß Madeleine nicht ansehnlich gewesen wäre, aber sie war von ganz anderem Typ und anderer Wesensart als Simone. Sie war dem Vater nachgeraten, blond, blauäugig, herb und sehr schlank.
Simone hatte den französischen Charme ihrer Mutter, dunkles Haar und samtbraune Augen, sie war weich und niemals launisch, auch jetzt nicht, als sie schon ab und zu ein heftiges Ziehen und Stechen verspürte.
Als sie ihre Hände auf den Tisch stützte, sah Bernd seine Frau besorgt an.
»Wenn das Baby heute wieder nicht kommt, können wir ja einen Ausflug machen«, sagte Manuela.
»Ich glaube, wir sollten jetzt fahren, Bernd«, sagte Simone zu ihrem Mann.
»Ui jeh«, sagte Manuela aufgeregt. »Kann ich mitkommen?«
»Du bleibst bei Madlen«, erwiderte Bernd. »Du kannst mit ihr einen Ausflug machen.«
»Ich will aber gleich wissen, ob es ein Brüderchen ist«, erklärte Manuela trotzig.
»Es wird noch etwas dauern, Schätzchen«, erklärte Simone mühsam.
»Bis wann?« fragte das Kind.
»Bis zum Abend«, warf Madeleine ein. »Du hast dir viel Zeit gelassen, bis du auf die Welt gekommen bist.«
»Erzählst du es mir genau, Madlen?« fragte die Kleine interessiert.
»Ja, ich erzähle es dir«, erwiderte Madeleine. »Toi, toi, toi, Simone.«
»Ich möchte aber bestimmt ein Brüderchen«, sagte Manuela, als Simone sie zärtlich küßte.
»Ist doch versprochen«, erwiderte sie.
Bernd Malo sagte nichts. Er war viel aufgeregter als seine Frau. »Bleibt nicht zu lange fort«, rief er Madeleine nur noch zu, als er sich ans Steuer des großen Wagens setzte.
»Jetzt erzählst du mir genau, wie ich auf die Welt gekommen bin, Madlen«, verlangte Manuela.
»Unterwegs erzähle ich es dir«, erwiderte Madeleine. »Ich muß jetzt nur noch kurz telefonieren, Mignon.«
»Warum sagst du manchmal Mignon zu mir, Madlen?« fragte die Kleine.
»Weil es ein Kosename ist«, erwiderte Madeleine überstürzt. »Das erkläre ich dir auch später.«
Sie griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Manuela ließ sie nicht aus den Augen.
»Es ist soweit«, sagte Madeleine. »Dann wie verabredet! In zwei Stunden.«
*
Simone war von Claudia Leitner fürsorglich zu ihrem Zimmer geleitet worden. Dr. Leitner war bereits telefonisch verständigt worden.
»Mal wieder ein Sonntagskind«, sagte Claudia lächelnd, »an uns liegt es nicht, daß es jetzt immer weniger davon gibt.«
Madeleine hatte indessen das Auto ihrer Schwester, einen flotten Sportwagen, aus der Garage geholt. Ihr eigener Wagen war alt und
klapprig.
»Mami hat gesagt, daß du den bekommst, wenn sie einen neuen kriegt«, sagte Manuela eifrig. »Mami ist lieb, gell?«
Alles bekommt sie, dachte
Madeleine, neiderfüllt. Sie braucht bloß zu wünschen. Aber sie zeigte ihre Bitterkeit nicht.
»Ja, sie ist lieb, Mignon«, erwiderte sie.
»Papi hat die Mami ja auch so mächtig lieb«, sagte die Kleine. »Warum hast du keinen Mann und keine Kinder, Madlen?«
Nun verdüsterte sich Madeleines Miene doch. »Ich habe eben nicht so viel Glück wie deine Mami«, sagte sie heiser.
»Vielleicht mußt du mehr lachen«, meinte Manuela nachdenklich. »Und auch nicht mehr so dünn sein.«
Unbefangen und kindlich sagte sie, was sie dachte, und jedes Wort versetzte Madeleine einen schmerzhaften Stich.
Auch sie war einmal jung und fröhlich gewesen – wie Simone. Sie waren in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem die Mutter den Ton angab. Es war ihnen immer gutgegangen, aber dann war die Mutter plötzlich gestorben, an einer Sepsis. Eine winzige Verletzung, die sie sich beim Beerenpflücken zugezogen hatte, war schuld gewesen, oder auch die Injektion, die ihr ein Arzt gegeben hatte. Darauf jedenfalls hatte sich Madeleine, die damals neunzehn gewesen war, versteift.
Ihr Leben hatte sich seit jenem Tag verändert. Der Medizinstudent, in den sie verliebt gewesen war, hatte sich von ihr zurückgezogen, weil sie nur noch auf die Ärzte schimpfte. Der Vater war verbittert. Nur Simone wurde wieder froh, weil sie schon ein Jahr später Bernd Malo kennenlernte und ein weiteres Jahr später dessen Frau wurde.
»Du wolltest mir doch erzählen, wie ich auf die Welt gekommen bin!« Mit diesen Worten entriß Manuela ihre Tante diesen Erinnerungen. Doch nur für kurze Zeit befand sich Madeleine wieder in der Gegenwart.
»Es war ein sehr heißer Sommertag, als du auf die Welt kamst«, begann Madeleine.
»Ich habe es gern, wenn es warm ist«, warf Manuela ein.
»Deinem Großpapa bekam die Hitze nicht. Er bekam an diesem Tag einen Herzschlag.« Es klang hart, aber das Kind begriff diese Worte nicht.
»Wieso?« fragte Manuela.
»Er hat sich aufgeregt, weil es deiner Mami nicht gutging. Du bist nämlich zwei Wochen zu früh auf die Welt gekommen.«
»Kann ich was dafür?« fragte Manuela ängstlich.