Ina, die Jüngste von dreien: Sophienlust Bestseller 147 – Familienroman
Von Frank Mariza
()
Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Volker Lass bemerkte nicht, dass die Sonne schien und dass es Frühling wurde. Bedrückt verließ er das Städtische Krankenhaus. Die täglichen Besuche bei Melanie wurden immer schmerzvoller. Er hatte begriffen, dass es so gut wie keine Hoffnung mehr gab. Volker ging über die Fahrbahn, ohne auf die hupenden Autos zu achten. Sicher würde Dorit, seine fünf Jahre alte Tochter, wieder weinen. Sie wollte immer ihre Mutter im Krankenhaus besuchen. Bis vor einer Woche hatte er sie auch meistens mitgenommen. Sehr brav war sie an seiner Hand durch die nüchternen Gänge gelaufen. Sie war wirklich ein vernünftiges Kind und bemühte sich stets, alles recht zu machen. Er hatte sie zum Beispiel gebeten, die Mutter nicht mit Fragen zu quälen. Dorit hatte es versprochen und hatte ihr Versprechen auch gehalten. Sie hatte der Mutter von zu Hause und von den Geschwistern erzählt. Es waren meist lustige kleine Erlebnisse gewesen. Bis vor einer Woche war alles gut gegangen, und er, Volker, war stolz auf seine Tochter gewesen. Doch beim letzten Besuch hatte Dorit, ehe er es verhindern konnte, gefragt: »Warum hast du so ein dickes Gesicht, Mami?« »Du weißt doch, dass Mutti sehr krank ist«, hatte er schnell gesagt, ehe Melanie hatte antworten können. Glücklicherweise war zur gleichen Zeit eine Schwester in das Zimmer gekommen, und er hatte sie gebeten, das Kind mitzunehmen. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, hatte Melanie zu weinen angefangen.
Ähnlich wie Ina, die Jüngste von dreien
Titel in dieser Serie (100)
Ein Waisenkind, ein Hund und die Liebe: Sophienlust Bestseller 14 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum hast du geschwiegen?: Sophienlust Bestseller 17 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebst du mich nicht, Mami?: Sophienlust Bestseller 8 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zirkus ist ihr Zuhause: Sophienlust Bestseller 4 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeborgen in der Familie: Sophienlust Bestseller 1 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu gehst zu weit, Adina: Sophienlust Bestseller 2 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEndlich wieder eine Heimat: Sophienlust Bestseller 7 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKommt Mami bald wieder?: Sophienlust Bestseller 24 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGanz ohne Liebe geht es nicht: Sophienlust Bestseller 12 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo bist du, Mami?: Sophienlust Bestseller 3 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVernachlässigt und allein: Sophienlust Bestseller 10 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerschollen in Peru: Sophienlust Bestseller 13 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Liebe und Pflicht: Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe lässt sich nicht erzwingen: Sophienlust Bestseller 34 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuch ich will glücklich sein: Sophienlust Bestseller 38 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKommt doch wieder zurück: Sophienlust Bestseller 11 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNina spielt Vermittler: Sophienlust Bestseller 25 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs geschah aus Liebe: Sophienlust Bestseller 44 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Mädchen namens Biggi: Sophienlust Bestseller 20 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas wird morgen sein?: Sophienlust Bestseller 6 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWinkel der Geborgenheit: Sophienlust Bestseller 15 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeues Glück für Annina: Sophienlust Bestseller 31 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWiedersehen in Spanien: Sophienlust Bestseller 33 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNimm mich in deine Arme: Sophienlust Bestseller 36 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs trennten sie Welten: Sophienlust Bestseller 37 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Mutter, die keine ist: Sophienlust Bestseller 22 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWahre Liebe siegt: Sophienlust Bestseller 55 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu dritt in ein neues Leben: Sophienlust Bestseller 23 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährliches Schweigen: Sophienlust Bestseller 30 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf den Wogen des Glücks: Sophienlust Bestseller 18 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Ina, die Jüngste von dreien: Sophienlust 168 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch spiele für mein Kind: Dr. Laurin 168 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 27 – Arztroman: Fee Norden in höchster Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück, geliebt zu werden: Dr. Norden Bestseller 301 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück, geliebt zu werden: Dr. Norden Gold 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFee Norden in höchster Gefahr: Dr. Norden Aktuell 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch bin nicht schuldig: Dr. Norden Aktuell 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFee Norden in höchster Gefahr: Dr. Norden Bestseller Classic 27 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 46 – Arztroman: Ich bin nicht schuldig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLass uns gemeinsam vergessen: Dr. Norden Bestseller 253 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFüreinander bestimmt: Dr. Norden Extra 36 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNacht in Angst: Der neue Dr. Laurin 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeindeschwester Rosmarie: Dr. Norden Aktuell 40 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 112 – Arztroman: Gemeindeschwester Rosemarie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Angst in ihren Augen: Dr. Norden Extra 35 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd morgen ist ein neuer Tag: Dr. Norden Extra 171 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 21 – Arztroman: Die Frau ohne Erinnerung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerwundete Seele: Dr. Norden Extra 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie andere Seite des Glücks: Dr. Norden Bestseller 368 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo schön kann das Leben sein: Dr. Norden Bestseller 234 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frau ohne Erinnerung: Notarzt Dr. Winter 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Doppelgänger: Der neue Dr. Laurin 62 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZerstör mein Leben nicht: Dr. Norden Bestseller 328 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 171 – Arztroman: Gemeinsam in ein neues Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls ob der Mond die Erde berühre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMichaela kommt ins Großstadtinternat Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDieser Fall macht uns Sorgen: Dr. Norden Aktuell 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Außenseiter: Dr. Norden Bestseller 315 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin alter Freund kehrt heim: Der Bergpfarrer 310 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frau, die sie früher war: Chefarzt Dr. Norden 1175 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Eine Nacht, ein Jahr - ein Leben? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Doktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeiße Nächte: Aus den Memoiren eines Träumers (Ein empfindsamer Roman) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Nachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomm mit mir nach Caracas Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Auf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnbedarft: Raw, #1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Gefangene der Mafia: Mafia Ménage Trilogie, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Wie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFlitterwochen mit dem Feind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHot Shot: BDSM Romance Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Peiniger: Mein Peiniger, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu hast mich wachgeküsst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hilfe: Könige der Linwood-Akademie, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeliehenes Glück Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Entehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 2 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Ina, die Jüngste von dreien
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Ina, die Jüngste von dreien - Frank Mariza
Sophienlust Bestseller
– 147 –
Ina, die Jüngste von dreien
Unveröffentlichter Roman
Frank Mariza
Volker Lass bemerkte nicht, dass die Sonne schien und dass es Frühling wurde. Bedrückt verließ er das Städtische Krankenhaus. Die täglichen Besuche bei Melanie wurden immer schmerzvoller. Er hatte begriffen, dass es so gut wie keine Hoffnung mehr gab.
Volker ging über die Fahrbahn, ohne auf die hupenden Autos zu achten. Sicher würde Dorit, seine fünf Jahre alte Tochter, wieder weinen. Sie wollte immer ihre Mutter im Krankenhaus besuchen. Bis vor einer Woche hatte er sie auch meistens mitgenommen.
Sehr brav war sie an seiner Hand durch die nüchternen Gänge gelaufen. Sie war wirklich ein vernünftiges Kind und bemühte sich stets, alles recht zu machen. Er hatte sie zum Beispiel gebeten, die Mutter nicht mit Fragen zu quälen. Dorit hatte es versprochen und hatte ihr Versprechen auch gehalten. Sie hatte der Mutter von zu Hause und von den Geschwistern erzählt. Es waren meist lustige kleine Erlebnisse gewesen.
Bis vor einer Woche war alles gut gegangen, und er, Volker, war stolz auf seine Tochter gewesen. Doch beim letzten Besuch hatte Dorit, ehe er es verhindern konnte, gefragt: »Warum hast du so ein dickes Gesicht, Mami?«
»Du weißt doch, dass Mutti sehr krank ist«, hatte er schnell gesagt, ehe Melanie hatte antworten können.
Glücklicherweise war zur gleichen Zeit eine Schwester in das Zimmer gekommen, und er hatte sie gebeten, das Kind mitzunehmen. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, hatte Melanie zu weinen angefangen. Es war das erste Mal seit Beginn ihrer Krankheit gewesen, und er hatte beschlossen, Dorit in Zukunft nicht mehr mitzubringen.
Volkers Schritte wurden jetzt langsamer. Er näherte sich seinem Haus und hatte Angst vor den Fragen der Kinder. Dorit und Christian wollten immer alles von der Mami wissen, und seine Schwester, die seit Melanies Krankheit die Kinder betreute, machte mit ihrem deutlich zur Schau getragenen Mitleid alles noch viel schlimmer. Trotzdem war er Bettina dankbar. Ohne sie hätte er nicht gewusst, was er mit den Kindern hätte machen sollen.
Das Haus, das etwas abseits der Straße lag, tauchte vor Volker Lass auf. Melanie hatte es sehr geschmackvoll eingerichtet und auch den Garten selbst bearbeitet. Jetzt kümmerte sich niemand mehr um ihn, sodass er verwilderte. Bettina hatte genug mit den drei Kindern zu tun.
Volker seufzte. Das Privatleben seiner Schwester kam wirklich zu kurz. Im Grunde war sein künftiger Schwager zu bewundern. Bettina hatte nur noch selten Zeit für ihren Verlobten. Sie opferte sich für seine Familie auf.
Wo waren die glücklichen Stunden geblieben? Sinnend sah Volker sich um. Sie hatten oft im Garten gesessen, und Dorit war mit Christian darin herumgesprungen. Er sah Melanie wieder so vor sich, wie sie noch vor einem Jahr ausgesehen hatte. Sie war hübsch und lebenslustig gewesen. Dann war ihnen noch das Wunschkind Ina geschenkt geworden. Melanies Leben war voller Sonnenschein gewesen. Sechsundzwanzig Jahre war sie jetzt erst alt. Ein ganzes Leben sollte noch vor ihr liegen, aber nun gaben ihr die Ärzte höchstens noch einen Monat.
Wie grausam das Schicksal sein konnte! Volker bedeckte sein Gesicht. Es hatte ganz harmlos angefangen. Melanie hatte oft über Müdigkeit geklagt und über Entzündungen im Mund. Plötzlich hatte dann schon die kleinste Arbeit eine gewaltige Anstrengung für sie bedeutet.
In diesem Stadium war Melanie zum Arzt gegangen. Dr. Klein hatte ihn danach in seine Praxis bestellt. Es war der schlimmste Tag in seinem Leben gewesen. Melanie hatte Leukämie. Es war unfassbar!
Lange hatte er überlegt, ob er Melanie sagen sollte, woran sie litt. Doch er hatte auf ein Wunder gehofft und geschwiegen.
Um Melanie zu entlasten, hatte er sich an Bettina gewandt und sie gebeten, eine Zeit lang seinen Haushalt zu führen. Ohne zu zögern hatte sie eingewilligt. Er ahnte, wie schwer es für Melanie gewesen war, zu sehen, wie ihr nach und nach alles aus der Hand genommen worden war. Doch sie hatte schon bald nicht mehr die kleine Ina versorgen können. Sie hatte die Tage meist auf dem Sofa im Wohnzimmer verbracht und ihren Kindern beim Spielen zugesehen. Er hatte ihr Mut zu machen versucht und war so oft wie möglich bei ihr gewesen. Seine Auslandsarbeit hatte er abgesagt.
Melanie war zunächst zweimal in der Woche zur ambulanten Behandlung in das Krankenhaus gegangen. Sie hatten sich beide daran geklammert, dass ihr die Blutübertragungen, die sie erhielt, helfen würden. Aber die Krankheit hatte sich nicht aufhalten lassen. Eines Tages hatte er seine Frau zur stationären Behandlung übergeben müssen. Es war furchtbar gewesen, denn er hatte zu ahnen begonnen, dass sie das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen würde.
*
»Papa! Papa!«, schrie Dorit. Mit offenem Haar kam sie aus dem Haus gestürzt. »Warst du bei Mami? Warum hast du mich nicht mitgenommen?«
Volker Lass fing seine Tochter auf und schwenkte sie durch die Luft. Er wollte sie ablenken, doch Dorit wiederholte beharrlich: »Wann darf ich endlich wieder mit zu Mami?«
»Du weißt doch, dass Mami viel Ruhe braucht.«
»Aber ich bin ganz lieb«, beteuerte die Kleine.
Volker schüttelte unbewusst den Kopf. Nein, dachte er, Dorit soll ihre Mutter so in Erinnerung behalten, wie sie vor ihrer Krankheit ausgesehen hat. Melanie hat sich in den letzten Wochen stark verändert. Die vielen Medikamente haben ihren Körper aufgedunsen und sie um Jahre älter gemacht.
Volker strich seiner Tochter, die mit traurig herabhängendem Köpfchen vor ihm stand, über das schwarze Haar. »Ich weiß, dass du ganz lieb bist«, versuchte er zu trösten. »Ich werde heute wieder Bilder von euch machen, und die bringe ich dann der Mami mit. Dann kann sie euch um sich haben, solange sie will, und es wird nicht so anstrengend für sie.«
Volker Lass war Fotojournalist. So oft wie in den letzten Wochen hatte er seine Kinder noch nie gefilmt und fotografiert. Bei jedem Besuch brachte er seiner Frau neue Bilder und Filme von den Kindern mit. Er wollte, dass sie sich nicht allein fühlte, dass sie ihre Familie immer bei sich hatte.
Christian kam nun auch angelaufen und wollte vom Vater gebührend begrüßt werden. »Ina weint«, verkündete er dann wichtig.
»Ina weint nicht, Ina brüllt«, berichtigte Dorit sofort. Sie war nur zwei Jahre älter als ihr Bruder, aber sie fühlte sich ihm sehr überlegen. Deshalb befahl sie ihm mit einem tadelnden Blick auf seine schmutzigen Hände: »Geh sofort Hände waschen! Papa will uns nachher fotografieren.«
»Fein!«, rief der kleine Bruder und stürmte davon. Als er außer Hörweite war, fragte Dorit altklug: »Geht es der Mami wirklich gut?«
Volker nickte, wich aber dem kritischen Blick der Kleinen aus.
Diese schüttelte auch sofort den Kopf und stellte fest: »Ich glaube dir nicht. Wenn es stimmt, würdest du mich wieder mitnehmen.«
»Dorit, dein Papa ist müde«, ertönte plötzlich eine Stimme, »lauf zu Christian! Du hast mir doch versprochen, mit ihm zu spielen.«
Folgsam trottete Dorit davon, und Volker sah dankbar seine Schwester an, die mit der kleinen Ina auf dem Arm in der Tür erschienen war.
»Du hast es geschafft, dir Respekt zu verschaffen«, sagte er anerkennend. Er ging an ihr vorbei und hängte mit einer müden Bewegung seinen Mantel an die Flurgarderobe. Die ausgestreckten Ärmchen der acht Monate alten Ina beachtete er gar nicht. Erst als die Kleine zu weinen anfing, wandte er sich ihr zu und nahm sie auf den Arm. Sofort fuhr Ina ihm mit beiden Patschhändchen ins Gesicht und krähte laut vor Vergnügen.
»Sie ist bereits ein sehr anspruchsvolles Persönchen«, stellte Volker fest.
»Aber auch ein kleiner Sonnenschein«, verteidigte Bettina ihre Nichte.
»Sie sollte unser Sonnenschein werden.« Volkers Miene verschattete sich wieder. »Ich hatte mir so sehr eine zweite Tochter gewünscht. Sie sollte Melanie gleichen.« Er hielt Ina etwas von sich ab. »Sie gleicht ihr auch!« Er musste sich abwenden. Schnell reichte er das Baby an Bettina zurück.
Ina war kurz vor dem Ausbruch von Melanies schrecklicher Krankheit geboren worden. Die Freude darüber war groß gewesen. Weder Dorit noch Christian hatten Eifersucht gezeigt. Stolz waren sie immer um den Stubenwagen herumgeschlichen.
»Wie geht es ihr?«, fragte Bettina leise.
»Unverändert, und ich kann ihr nicht helfen!« Tiefe Resignation klang aus Volkers Stimme. In der Tür drehte er sich noch einmal um und erklärte: »Ich glaube nicht mehr an ein Wunder.«
Bettina wollte etwas sagen, doch Volker wehrte ab. »Ich weiß, man soll den Mut nicht verlieren, aber selbst die Ärzte machen mir keine Hoffnung mehr.«
Bettina sah ihm nach, als er in sein Labor ging. Nur in der Arbeit fand er etwas Zerstreuung.
Auch Volker hat sich in den letzten Wochen verändert, dachte Bettina. Er ist so ernst und verschlossen geworden. Vorher war er ein lustiger junger Mann, der stets zu Späßen bereit war. Immer hatte er irgendwelche Anekdoten auf den Lippen, gern hatte er Freunde um sich. Oft war das Haus Schauplatz ausgelassener Partys. Melanie und er waren wie füreinander geschaffen. Warum musste das Schicksal gerade hier so grausam zuschlagen? Bettina fand