Wahre Liebe siegt: Sophienlust Bestseller 55 – Familienroman
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Aller guten Dinge sind drei. Obwohl es sich hier eher um schlechte Dinge handelt«, seufzte Denise und betrachtete ärgerlich ihr weizengelbes Lederblouson, dessen warmer Ton so gut zu ihren dunklen Haaren und dem leicht gebräunten Teint paßte. »Diese Reißverschlüsse sind ja recht praktisch, solange sie funktionieren. Aber dieser hier ist eindeutig kaputt. Dabei ist die Jacke so gut wie neu.« Gusti, eine Hausangestellte mittleren Alters, nahm ihrer Arbeitgeberin das Kleidungsstück aus der Hand und begutachtete es nun ihrerseits. »Man muß bloß einen neuen Reißverschluß einnähen«, meinte sie. »Stimmt«, gab Denise von Schoenecker zurück. »Und einen neuen Reißverschluß benötigen auch mein grünes Kleid und Nicks Leinenhose. Ich frage mich nur, wo ich die Zeit hernehmen soll, um drei neue Reißverschlüsse einzunähen. Abgesehen davon bin ich auch zu ungeschickt dafür. Zum Knöpfeannähen reicht meine Fertigkeit gerade, aber auch da bin ich im Rückstand. Die weiße Spitzenbluse, in der mein Mann mich so gerne sieht, hängt seit Monaten im Schrank, weil ich einen Knopf verloren habe. Ich müßte auch alle übrigen auswechseln.« »Das Knöpfeauswechseln übernehme ich gerne«, erklärte Gusti. »Aber bei den Reißverschlüssen muß ich passen.
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Sophienlust Bestseller
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Buchvorschau
Wahre Liebe siegt - Elisabeth Swoboda
Sophienlust Bestseller
– 55 –
Wahre Liebe siegt
Wie Tanja und Fanny glücklich wurden...
Elisabeth Swoboda
»Aller guten Dinge sind drei. Obwohl es sich hier eher um schlechte Dinge handelt«, seufzte Denise und betrachtete ärgerlich ihr weizengelbes Lederblouson, dessen warmer Ton so gut zu ihren dunklen Haaren und dem leicht gebräunten Teint paßte. »Diese Reißverschlüsse sind ja recht praktisch, solange sie funktionieren. Aber dieser hier ist eindeutig kaputt. Dabei ist die Jacke so gut wie neu.«
Gusti, eine Hausangestellte mittleren Alters, nahm ihrer Arbeitgeberin das Kleidungsstück aus der Hand und begutachtete es nun ihrerseits.
»Man muß bloß einen neuen Reißverschluß einnähen«, meinte sie.
»Stimmt«, gab Denise von Schoenecker zurück. »Und einen neuen Reißverschluß benötigen auch mein grünes Kleid und Nicks Leinenhose. Ich frage mich nur, wo ich die Zeit hernehmen soll, um drei neue Reißverschlüsse einzunähen. Abgesehen davon bin ich auch zu ungeschickt dafür. Zum Knöpfeannähen reicht meine Fertigkeit gerade, aber auch da bin ich im Rückstand. Die weiße Spitzenbluse, in der mein Mann mich so gerne sieht, hängt seit Monaten im Schrank, weil ich einen Knopf verloren habe. Ich müßte auch alle übrigen auswechseln.«
»Das Knöpfeauswechseln übernehme ich gerne«, erklärte Gusti. »Aber bei den Reißverschlüssen muß ich passen. Im Umgang mit Nähmaschinen bin ich eine Niete.«
»Nähen gehört ja auch nicht zu Ihren Aufgaben«, sagte Denise.
»Aber irgend jemand müßte sich darum kümmern. Es wäre schade um die hübsche Jacke. Sie steht Ihnen so gut, Frau von Schoenecker.«
»Trotzdem wird sie vermutlich das Schicksal des grünen Kleides teilen und im Schrank bleiben, bis sie total aus der Mode ist. Unsere Hausschneiderin übernimmt Ausbesserungsarbeiten höchst ungern. Hier auf Gut Schoeneich und drüben in Sophienlust türmen sich wahre Berge schadhafter Wäsche und leicht beschädigter Kindersachen. Oft sind es nur Kleinigkeiten, wie eben fehlende Knöpfe oder offene Säume. Eine Fachkraft wird gewiß leicht damit fertig. Ich werde doch noch einmal ein ernstes Wort mit der Hausschneiderin reden.«
Gusti furchte nachdenklich die Stirn. »Ich habe unlängst beim Kaufmann ein Gespräch mitangehört«, erzählte sie. »Da war eine junge Frau, eine noch sehr junge Frau, mit einem kleinen Mädchen. Es war die Rede von Näharbeiten. Ach ja, jetzt erinnere ich mich genau! Nachdem die junge Frau mit dem Kind gegangen war, schwatzten die anderen noch eine Weile.«
»Aha«, warf Denise ein. Sie kannte den Kaufmannsladen, er diente nicht nur der Versorgung der Wildmooser Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, er fungierte darüber hinaus auch als eine Art Nachrichtenbörse, wo Neuigkeiten, Gerüchte und allerlei Klatsch in Umlauf gesetzt wurden.
Gusti schmunzelte über den Einwurf der Gutsbesitzerin, dann fuhr sie fort: »Es heißt, Frau Rieder und ihr Töchterchen leben gewissermaßen von der Hand in den Mund. Die Frau sei mit einem Studenten verheiratet, der sich irgendwo in der Weltgeschichte herumtreibe und nur hin und wieder bei seiner Familie auftauche. Die Lechnerbäuerin behauptete, daß Frau Rieder Flickarbeiten übernimmt und wunderschön arbeitet, und das zu reellen Preisen!!« Das Hausmädchen blickte Denise erwartungsvoll an.
»Sie meinen, wir sollten diese junge Frau beschäftigen? Wissen Sie denn, wo sie wohnt?«
Gusti nickte. »Angeblich in dem alten Haus schräg gegenüber vom ›Grünen Krug‹. Soll ich sie aufsuchen und mich erkundigen, ob sie für uns nähen will?«
»Ja. Das ist eine gute Idee«, pflichtete Denise dem Hausmädchen bei und hängte das Lederblouson zurück in den Schrank. Stattdessen wählte sie einen leichten Übergangsmantel. Es war noch zu kühl, als daß man sich mit Rock und Bluse hätte begnügen können.
»Grüßen Sie die Kinder von mir«, bat Gusti. »Pünktchen und Heidi ganz besonders.«
»Gerne«, versprach Denise und verließ das schloßähnliche Gutshaus. Wie beinahe an jedem Tag, fuhr sie hinüber nach Sophienlust. Eine kurze Straße verband die beiden Anwesen, deren Parkanlagen ineinander übergingen. Zäune oder sonstige Absperrungen wären ja auch höchst überflüssig gewesen. Gut Schoeneich war seit Generationen im Besitz der Familie von Schoenecker. Der derzeitige Gutsherr war Alexander von Schoenecker, Denises Ehemann. Ihrem Sohn aus erster Ehe, Dominik von Wellentin-Schoenecker, gehörte Sophienlust. Dabei handelte es sich ebenfalls um einen alten Gutsbesitz, aber das großzügig angelegte Herrenhaus diente jetzt als Kinderheim und wurde bis zu Dominiks Volljährigkeit von seiner Mutter verwaltet.
Denise parkte ihr Auto neben der Freitreppe und trat in die große Halle. Zielstrebig wollte sie das Büro der Heimleiterin aufsuchen, doch ein kleines blondes Mädchen mit abstehenden kurzen blonden Zöpfen, hinderte sie daran, es stürmte auf sie zu und warf sich in ihre Arme.
»Endlich, Tante Isi!« rief das Kind. »Ich habe schon furchtbar lange auf dich gewartet!«
»Ich bin nicht später dran als sonst, Heidi«, erwiderte Denise. »Was gibt es denn so Dringendes?«
»Ich war heute schon sehr traurig, Tante Isi«, vertraute Heidi der Verwalterin an.
»So? Weshalb denn?«
»Weil mein schönes blaues Kleid kaputt ist. Es ist in der Mitte entzwei gerissen. Ich hab heute morgen oben den Kopf durchgesteckt. Schwester Regine wollte mir beim Anziehen helfen und hat unten am Rock gezogen. Auf einmal hat es ›ratsch‹ gemacht, und ich habe nur das Oberteil angehabt. Den Rock hat Schwester Regine in der Hand gehabt. Zum Trost hat sie mir dann die Zöpfe geflochten. Mein blaues Kleid kann ich erst wieder anziehen, wenn jemand es zusammengenäht hat«, seufzte die Kleine.
»Mit diesem Problem stehst du nicht allein da«, bemerkte Denise. »Mir ist heute etwas Ähnliches passiert.« Sie berichtete von dem irreparablen Reißverschluß.
»Bei dir ist das nicht so schlimm, Tante Isi«, meinte Heidi. »Du bist schon groß und kannst nähen. Aber ich muß warten, bis Schwester Regine oder eines von den größeren Mädchen Zeit für mein blaues Kleid hat. Pünktchen und Irmela haben leider sehr wenig Zeit, denn sie müssen dauernd für die Schule lernen. Mit Angelika habe ich gestern gestritten, und Vicky hilft mir sowieso schon bei einem Puppenmäntelchen«, zählte sie die für Näharbeiten in Frage kommenden Mädchen auf.
»Weswegen hast du denn mit Angelika gestritten?« erkundigte sich Denise.
»Sie hat mich beleidigt. Sie hat Dreikäsehoch zu mir gesagt«, erwiderte Heidi empört.
Die Verwalterin verbiß sich ein Schmunzeln und erklärte: »Gusti wird sich um die notwendigen Reparaturarbeiten an unseren Kleidungsstücken kümmern. Sie läßt dich übrigens schön grüßen.«
Heidi riß ihre blauen Augen weit auf. »Gusti?« fragte sie zweifelnd. »Hat Gusti denn Zeit für mein Kleid? Sie muß doch aufräumen und servieren und Betten machen und einkaufen.«
»Das stimmt«, bestätigte Denise. »Gusti soll ja auch nicht selbst nähen. Sie hat von einer jungen Frau gehört, die solche Arbeiten ausführt. Gusti will versuchen, diese junge Frau nach Gut Schoeneich zu holen.«
*
Tanja Rieder saß über ihre Nähmaschine gebeugt und war bemüht, sich voll auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie war eine hübsche Frau von knapp dreiundzwanzig Jahren, mittelgroß und beinahe überzart. Trotz ihres brünetten Haares und der dichten dunklen Wimpern um ihre grauen Augen wirkte sie seltsam farblos. Daran war wahrscheinlich ihr schlichtes taubenblaues Kleid und ihre blasse Haut schuld.
Tanja drückte das Füßchen der Nähmaschine in die Höhe, zog den Stoff hervor und schnitt die Fäden ab. Kopfschüttelnd betrachtete sie ihr Werk. Die Naht war stümperhaft, aber zum Glück handelte es sich lediglich um einen Kissenbezug. Beim Reißverschluß hatte sie tadellos gearbeitet, dem Lederblouson war die Reparatur nicht anzusehen.
Die junge Frau unterdrückte ein Stöhnen und streckte sich. Sie war müde, ihr Rücken schmerzte vom langen Sitzen, und vom Bauch her strahlte dieses beängstigende Ziehen schon wieder über den ganzen Körper aus. Mit einem Seufzer trennte Tanja die mißlungene Naht auf. Sie durfte sich keine Schlamperei leisten. Sie war froh, daß sie für mehrere Tage Arbeit zu äußerst günstigen Bedingungen gefunden hatte. Sie mußte nicht in ihrer winzigen Wohnung, wo das Licht schlecht war, arbeiten. Frau von Schoenecker hatte sie und ihre Nähmaschine mit dem Wagen nach Sophienlust geholt und ihr auch erlaubt, ihr dreijähriges Töchterchen Fanny mitzunehmen. Und das Beste war, daß die lebhafte Fanny hier auf dem Gutshof Anschluß gefunden hatte. Der jüngste Sohn des Hauses, Henrik von Schoenecker, hatte sich der Kleinen angenommen und sie mit dem Versprechen, ihr die Ponys zu zeigen, hinaus in den Park geführt. Fanny war dem um etliche Jahre älteren Jungen unter munterem Geplapper willig gefolgt.
Die Schneiderin wollte die Stoffbahnen gerade wieder unter die Maschine schieben, als sich die Tür öffnete. Gusti erschien, beladen mit einem Tablett, auf dem sich eine Kaffeekanne mit verlockend duftendem Inhalt, zwei Tassen, Gläser mit Limonade und ein Teller voller Kuchenstücke befanden.
»Unser Nachmittagskaffee«, verkündete das Hausmädchen fröhlich.
»Aber ich hatte ohnehin bereits ein reichliches Mittagessen, und Fanny bekam von Ihnen sogar einen besonderen Leckerbissen aufgetischt, nachdem sie sich weigerte, von dem Hühnchen zu kosten. Ich geniere mich wirklich für meine Tochter. Sie ist sonst nicht so verwöhnt. Ich weiß nicht, was heute in sie gefahren ist.«
»Tja, Kinder sind mitunter heikel beim Essen. Dafür