Nacht für Nacht
Von Cathleen Galitz
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Über dieses E-Book
Kann die Liebe eine Brücke bauen, die stark genug ist, um die Kluft zwischen ihren Kulturen zu überwinden? Annie Wainright weiß es nicht - doch sie kann nicht anders, als sich Nacht für Nacht dieser Leidenschaft mit Johnny hinzugeben, die sie alles andere vergessen lässt …
Cathleen Galitz
Cathleen Galitz hat als Autorin schon viele Preise gewonnen und unterrichtet an einer kleinen Schule im ländlichen Wyoming Englisch. Ihr Ehemann und sie haben zwei Söhne, die ihre Eltern mit ihren vielen unterschiedlichen Aktivitäten ganz schön auf Trab und damit auch jung halten. Cathleen liest sehr gerne, geht oft Golf und Tennis spielen, verbringt aber natürlich besonders viel Zeit mit ihrer Familie. Sie geht oft auf Reisen und genießt lange Spaziergänge durch die wunderschöne Umgebung ihres Hauses. Ihre beiden Katzen Murphy und Spanky sind dagegen echte Stubentiger und verbringen die meiste Zeit vor ihren Futternäpfen. Cathleens Lebenstraum war es schon immer, ihre Bücher frisch gedruckt in den Buchläden zu entdecken!
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Buchvorschau
Nacht für Nacht - Cathleen Galitz
IMPRESSUM
Nacht für Nacht erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Cathleen Galitz
Originaltitel: „Warrior in Her Bed"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1300 - 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: M. R. Heinze
Umschlagsmotive: GettyImages_gpointstudio
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733747602
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Die neue Lehrerin war hübscher als erwartet. Dazu gehörte allerdings auch nicht viel. Schließlich hatte Johnny Lonebear sich die berüchtigte Miss Anne Wainright mit Hörnern und Hufen vorgestellt.
Seine Schwester Esther hatte die neue Lehrerin ungefähr so beschrieben – eine Frau, die anstelle eines Zeigestocks eine Mistgabel benutzte. Das wiederum hatte ihn an seine eigene Lehrerin in der Grundschule erinnert, die ihm auf die Finger geschlagen hatte, wenn er sich in der Klasse aufspielte – was er häufig getan hatte.
Nein, auf den ersten Blick hatte die reizende Miss Wainright nichts mit dem alten Schlachtross Miss Applebee gemeinsam. Johnny ließ sich jedoch von dem fröhlichen Lächeln und der offensichtlichen Intelligenz der jungen Frau nicht beeindrucken. Schließlich kam Miss Wainright von auswärts, und Crimson Dawns Mutter, seine Schwester, war überzeugt, dass diese Leute alle Teufel waren. Das galt besonders für diejenigen, die sich nach außen hin besonders viel Mühe gaben.
Johnny war noch wesentlich misstrauischer als seine ältere Schwester. Das war nicht zuletzt auf seine Erfahrungen als U.S. Marine zurückzuführen. Er hatte gelernt, dass Söldner leichter zu bekämpfen waren als Eiferer. Und er fürchtete, ein Eiferer in der Schule, auch wenn er es noch so gut meinte, wäre noch gefährlicher als im Kampfgebiet.
Falls Miss Wainright tatsächlich zu den Eiferern gehörte, wie Esther glaubte, war sie eine Feindin, die er nicht unterschätzen durfte. Esther hatte sie zumindest so beschrieben und ihm die heftigsten Vorwürfe gemacht, weil er dieser Frau überhaupt den Zutritt zu seiner Schule erlaubt hatte. Und dann hatte sie ihn losgeschickt, um sich die Teufelin mit eigenen Augen anzusehen.
„Ich stelle die Lehrkräfte nicht ein, Schwesterherz, hatte er abgewehrt. „Ich bemühe mich lediglich, den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Nun betrachtete er die Frau mit den honigblonden Haaren, die von zahlreichen dunkelhaarigen Schülern umringt war, und er musste ihr zugestehen, dass sie zumindest am heutigen Vormittag nicht gerade diabolisch wirkte. Es fiel ihm sogar schwer, sich nicht vom goldenen Glanz ihres Haars ablenken zu lassen. Er durfte nicht vergessen, warum er hier war.
Miss Warinright, die gerade damit beschäftigt war, ein Stück rotes Glas zu schneiden, unterbrach ihre Tätigkeit und sah ihn an. „Möchten Sie sich uns anschließen?"
Ihre Stimme klang nicht feindselig. Johnny war sogar überrascht, wie sanft und weiblich sie wirkte, und er hätte ihre Einladung gern angenommen – als Mann.
Aus ihren blauen Augen traf ihn allerdings ein herausfordernder Blick, und das waren ganz besondere Augen. Bestimmt konnte sie damit das Herz eines Mannes so mühelos erobern, wie sie ihr Glasschneider, den sie noch in der Hand hielt, durch das Glas glitt.
Schlagartig fühlte Johnny sich in seine eigene Schulzeit zurückversetzt, und das weckte in ihm jenen Trotz, dem er zahlreiche Besuche im Büro des Direktors zu verdanken hatte. Ganz bewusst ließ er den Blick über den Körper der jungen Frau gleiten und lächelte, um zu zeigen, dass ihm der Anblick gefiel.
„Nein, danke, wehrte er ab, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Von hier aus sehe ich alles, was ich sehen will.
„Wie Sie wünschen", erwiderte sie, setzte eine Schutzbrille auf und machte weiter.
Hätten ihre Wangen sich nicht leicht gerötet, hätte Johnny angenommen, dass er auf die Lady keinerlei Wirkung ausübte. Sehr raffiniert war sie der von ihm angestrebten Machtprobe ausgewichen, indem sie sich nicht bei der Arbeit stören ließ. Sie setzte die Vorführung fort, als wäre er gar nicht da. Geschickt führte sie das Werkzeug im Bogen über die Oberfläche, so dass es die Glasscheibe zerschnitt und entlockte ihren Schülern ein bewunderndes „Oh!"
Seine Schwester hatte ihn gebeten, dafür zu sorgen, dass die neue Lehrerin ihre Beziehung zu ihrer Tochter nicht störte. Darum fügte er ziemlich laut und sehr spöttisch „Ah!" hinzu.
Crimson Dawn warf ihm einen scharfen Blick zu. „Onkel!" zischte sie warnend.
Die Lehrerin schob die Schutzbrille auf die Stirn. „So aufregend ist es nun auch wieder nicht, sagte sie zu Johnny, „aber es freut mich trotzdem, dass Sie beeindruckt sind. Kommen Sie morgen wieder, wenn Sie etwas wirklich Faszinierendes sehen wollen. Dann schleifen wir nämlich die rauen Kanten glatt.
Johnny entging nicht, dass ihr Lächeln die Augen nicht erreichte, die im Moment mehr Funken versprühten als ein Schweißgerät. Es fehlte nicht viel, und er hätte eine Schutzbrille gebraucht, aber letztlich hatte er es ja auf eine Auseinandersetzung angelegt.
Er lächelte flüchtig. Bisher hatte noch jede Frau bei näherem Kennenlernen festgestellt, dass seine Kanten viel zu rau waren, als dass man sie hätte abschleifen können.
„So, das ist für heute alles. Räumt eure Sachen weg."
Während die Schüler gehorchten, nahm Miss Wainright die Schutzbrille ab. Johnny ließ sie nicht aus den Augen und wünschte sich, sie würde jetzt auch den Pferdeschwanz lösen. Das straff aus dem Gesicht zurückgekämmte Haar passte nicht zu ihr. Viel besser und vermutlich ihrem Alter von sieben- oder achtundzwanzig entsprechend hätte sie mit einer üppig wallenden Mähne ausgesehen.
Sie drückte eine Hand ins Kreuz und reckte sich. Johnny kam sich prompt wie ein Voyeur vor, weil es ihn erregte und er den Blick nicht abwenden konnte.
„Stellst du mich deinem Onkel vor?", bat sie Crimson Dawn.
Das Mädchen seufzte hörbar. Johnny lächelte amüsiert. Nicht zum ersten Mal brachte er seine starrsinnige Nichte, die ihm von allen Verwandten am ähnlichsten war, in Verlegenheit. Sie gehorchte nur zögernd und führte die Lehrerin zu ihm. Er lehnte weiterhin am Türrahmen, als hätte er alle Zeit der Welt, und hielt die Arme verschränkt. Die Haltung passte nicht zu einer höflichen Begrüßung, und es sah auch nicht danach aus, als wollte er der Lehrerin die Hand geben, wie das üblich war.
„Das ist mein Onkel Johnny …"
„John, verbesserte er seine Nichte. „John Lonebear.
Lonebear – das heißt einsamer Bär, dachte Annie. Einsamer Wolf hätte besser zu ihm gepasst.
John Lonebear war ein Mann, den man nicht übersehen konnte, etwa einsfünfundachtzig und mit breiten Schultern, über denen sich das Western-Hemd spannte. Er besaß eine Ausstrahlung, die sogar hier in dem großen Klassenzimmer spürbar war. Er hatte ein kantiges Gesicht und rötlich braune Haut, die sie an Kupfer erinnerte. Der militärische Haarschnitt konnte nicht von seiner Herkunft ablenken. Jeans und Hemd betonten die muskulöse Figur.
Unwillkürlich stellte Annie sich vor, wie dieser Mann aussähe, wenn er sich das dichte schwarze Haar lang wachsen ließe und zu Zöpfen flocht so wie die Indianer aus Hollywood-Filmen. Dieser gefährlich wirkende Krieger hätte mit Sicherheit allen noch so berühmten Hauptdarstellern die Schau gestohlen.
Aus seinen schwarzen Augen traf sie ein so abweisender Blick, dass sie ihm am liebsten nicht die Hand gegeben hätte. Er machte ein Gesicht, als würde er ihr sehr gern die Finger abbeißen.
„Freut mich, Sie kennenzulernen", sagte sie trotzdem und streckte ihm mutig die Hand entgegen.
Er ließ sich viel Zeit, ehe er ihre Hand mit beiden Händen ergriff. Dabei setzte in ihrem Arm ein so heftiges Prickeln ein, dass Annie tatsächlich zu atmen vergaß. Sie wusste nur sehr wenig über die indianische Kultur, aber sie fragte sich, ob die Wirkung dieses geheimnisvollen Mannes vielleicht darauf zurückzuführen war, dass er Schamane oder Medizinmann war.
Über welche magischen Kräfte verfügte John Lonebear, dass sie ihn halb als Mensch, halb als Wolf sah, ein beeindruckendes Wesen, das über das raue Land und das Rudel herrschte? Dieses beeindruckende Wesen verteidigte bestimmt sein Territorium mit all seinen Kräften.
Annie schaffte es nicht, länger zu lächeln. Sie zog die Hand zurück. Hoffentlich hatte er nicht gemerkt, dass sie innerlich bebte. Jedenfalls verzichtete sie darauf, sich die Arme zu reiben, um die Gänsehaut zu vertreiben, die sie bekommen hatte. Damit hätte sie ihn nur auf ihre heftige Reaktion aufmerksam gemacht.
„Was kann ich nun für Sie tun, Mr. Lonebear?", fragte sie ohne Umschweife.
Du kannst dich aus dem Leben meiner Nichte und aus meiner Schule zurückziehen und schnell wie der Wind weglaufen … Verschwinde mit deinen Ideen, die für die Großstadt geeignet sind, nimm den verlockenden Duft mit, der dich umgibt, und verlass das Reservat, solange du es noch kannst. Flieh, bevor dich ein großer böser Wolf verschlingt, der dich zu verlockend findet, als dass er dich ignorieren könnte. Und wenn du mich schon fragst, was du für mich tun kannst – du könntest mich küssen, wie du noch nie einen Mann geküsst hast …
Johnny hatte keine Ahnung, woher diese Gedanken stammten. Der Schauer, der durch den Körper dieser Frau gelaufen war, hatte sich auf ihn übertragen, und seine Finger prickelten jetzt noch, als hätte er versehentlich eine elektrische Leitung berührt.
Vermutlich war das eine Warnung des Schicksals, sich von dieser Frau fernzuhalten. Anstatt zu lächeln, sah er sie hart an und trat einen Schritt auf sie zu. „Ich sage Ihnen, was Sie für mich machen können, Miss Wainright. Zeigen Sie Ihren Schülern, wie man buntes Glas schneidet und daraus Butzenscheiben fertigt, aber hören Sie auf, Ihr hübsches Näschen in die Privatangelegenheiten Ihrer Schüler zu stecken."
Sie sah ihn so entgeistert an, als hätte er ihr eine Ohrfeige versetzt. „Nennen Sie mich Annie", bat sie ihn hastig. Vielleicht war es leichter, den Grund für sein Verhalten herauszufinden, wenn sie weniger förmlich miteinander redeten.
„Wir legen Wert darauf, unsere Lehrer nicht mit dem Vornamen anzusprechen, erklärte er kühl. „Damit zeigen wir unseren Respekt für die Würde dieses Berufs.
Wenn diese Frau glaubte, ihn mit ihrer sanften Stimme einlullen zu können, irrte sie sich. Nur weil ihr Name hübsch klang, hieß das noch lange nicht, dass sie jeden Mann mit ihrem natürlichen Charme einwickeln konnte.
Crimson Dawn hielt es offenbar für nötig einzugreifen. „Lass sie in Ruhe, Onkel!, verlangte sie und gab ihm durch einen Blick zu verstehen, dass sie ihn später umbringen würde. Danach wandte sie sich an ihr neues Vorbild und versuchte, das Verhalten ihres Onkels herunterzuspielen. „Hören Sie nicht auf ihn, Miss Wainright. Bestimmt hat ihn meine Mutter dazu angestiftet.
Das beruhigte Annie nicht im Geringsten.
„Apropos Mutter, sagte Johnny zu seiner Nichte. „Sie wartet draußen im Wagen auf dich.
Annie merkte, dass das Mädchen sie nur ungern mit dem feindseligen Onkel allein ließ. „Geh nur, drängte sie. „Ich komme hier schon zurecht. Morgen sehen wir uns dann im Unterricht wieder.
Crimson Dawns starre Haltung beim Hinausgehen ließ keinen Zweifel daran, dass ein gewaltiger Streit zwischen Mutter und Tochter bevorstand. Man sah förmlich die Gewitterwolken,