Das Feuer einer Wüstennacht
Von Jackie Ashenden
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Über dieses E-Book
Niemand betritt sein Reich! Nur so glaubt Scheich Tariq, sein Land beschützen zu können. Doch die junge Archäologin Charlotte, die er in letzter Sekunde aus der Wüste rettet, bringt seine Vorsätze ins Wanken. Die betörende Schöne übt eine ungeahnte Anziehung auf ihn aus. Er kann sie nicht gehen lassen - und dabei denkt er nicht nur an die Sicherheit seines Landes! Eine Ehe scheint die einzige Lösung zu sein, um die temperamentvolle Engländerin im Auge zu behalten. Doch nicht das Wüstenreich Ashkaraz ist in Gefahr - sondern Tariqs Herz!
Jackie Ashenden
Jackie Ashenden schreibt düstere, gefühlsgeladene Stories über Alphamänner, denen die Welt zu Füßen liegt, bevor sie von ihren umwerfenden Gegenspielerinnen in Stücke gerissen wird. Sie lebt mit ihrem Ehemann, dem unvergleichlichen Dr Jax, zwei Kindern und zwei Ratten in Auckland, New Zealand. Wenn sie nicht gerade Alphamänner und ihre kühnen Heldinnen quält, dann trinkt sie Chocolate Martinis, liest alles, was ihr in die Finger kommt, verschwendet die Zeit in der Welt der Social Media oder wird zu einer Mountainbike-Tour mit ihrem Mann gezwungen.
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Buchvorschau
Das Feuer einer Wüstennacht - Jackie Ashenden
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2020 by Jackie Ashenden
Originaltitel: „Crowned at the Desert King’s Command"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2449 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Julia Lambrecht
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733714260
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Charlotte Devereaux dachte nicht oft über ihren Tod nach. Wenn sie es tat, hoffte sie, im hohen Alter eines Morgens einfach nicht mehr aufzuwachen. Oder vielleicht in einem bequemen Sessel den letzten Atemzug zu nehmen, ein Buch auf dem Schoß.
Dass sie durch Hitzschlag und Austrocknung sterben könnte, nachdem sie sich auf der Suche nach ihrem Vater in der Wüste verirrt hatte, war ihr nie in den Sinn gekommen.
Ihr Vater hatte ihr gesagt, er wolle auf die Düne steigen, um sich einen besseren Überblick über die Ausgrabungsstätte zu verschaffen – keine große Sache. Aber dann hatte jemand gefragt, wo Professor Devereaux eigentlich steckte, und Charlotte war ihn suchen gegangen.
Auf dem Gipfel der Düne, auf der er anfänglich gestanden hatte, war er nicht. Das bereitete Charlotte noch keine Sorgen. Ihr Vater zog häufiger allein los, um in Ruhe nachzudenken, und er war ein sehr erfahrener Archäologe, der schon an vielen Ausgrabungen teilgenommen hatte. Der Gedanke, er könnte sich verlaufen haben, war eher abwegig.
Als Assistentin ihres Vaters war auch Charlotte nicht ganz unerfahren, wenn es um Ausgrabungen in der Wildnis ging. Aber als sie umgedreht war, um zur Ausgrabungsstelle zurückzukehren, war diese auf einmal verschwunden. Zusammen mit Charlottes Orientierungssinn.
Zunächst war sie nicht weiter beunruhigt. Ihr Vater hatte ihr gesagt, dass die Wüste einem manchmal Streiche spielte. Sie war ihrer eigenen Fußspur gefolgt und hatte erwartet, die Ausgrabungsstätte rasch wiederzufinden.
Nur war das nicht geschehen. Und nach etwa zehn Minuten war ihr klar geworden, dass sie einem Irrtum erlegen war. Einem sehr folgenschweren Irrtum.
Charlotte verfiel nicht in Panik. Panik half nicht, das tat sie nie. Wenn man sich verirrt hatte, war es das Beste, ruhig Blut zu bewahren und zu bleiben, wo man war.
Und das tat sie. Allerdings drosch die Sonne auf sie ein wie ein Hammer auf den Amboss. Charlotte musste etwas tun, nicht nur herumstehen, sonst würde sie sterben. Also ging sie los, in die Richtung, in der sie die Ausgrabungsstätte vermutete, aber sie musste sich schließlich der Erkenntnis stellen, dass sie sich tatsächlich verirrt hatte.
In der Wüste war das fatal.
Charlotte hielt inne und rückte das schwarz-weiße Tuch zurecht, das sie sich um den Kopf gewickelt hatte. Es war zu schwer und zu heiß, und wegen des vielen Sands schabte es auf ihrer Haut. Normalerweise war es feucht, weil sie ständig schwitzte, aber nun tat sie das nicht mehr, und auch das war fatal. Wenn man nicht mehr schwitzte, war das ein Anzeichen für einen Hitzschlag, oder?
Sie blinzelte und versuchte zu erkennen, wohin sie ging. Die Sonne drang mit aller Härte auf sie ein. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Wahrscheinlich ein weiteres Anzeichen für einen Hitzschlag, zusammen mit dem Schwindelgefühl.
Die goldenen Sandhügel nahmen kein Ende. Vor dem gnadenlosen Blau des Himmels gab es kein Entkommen. Der Boden unter ihren Füßen begann zu schwanken wie das Deck eines Schiffs, und in ihren Ohren rauschte es.
Die schwarzen Punkte wurden immer größer. Aber erst allmählich begriff Charlotte, dass es kein Sehfehler war. Vor ihr bewegten sich Menschen, eine ganze Gruppe, in Schwarz gekleidet und … zu Pferd?
Charlotte machte hoffnungsvoll einen Schritt auf sie zu. Waren es Helfer von der Ausgrabungsstätte, auf der Suche nach ihr? Nahte Rettung?
„Hallo!", rief sie. Oder versuchte es zumindest. Es war kaum mehr als ein Flüstern.
Aber die Reiter schienen sie zu hören. Es ging ihr wohl wirklich nicht gut, denn erst in diesem Moment fiel ihr ein, dass die einheimischen Helfer keine Pferde dabei hatten und keine schwarzen Umhänge trugen. Und sie hatten auch keine … waren das Schwerter?
Trotz der Hitze durchlief Charlotte ein Frösteln.
Ihr Vater hatte alle mehrfach darauf hingewiesen, dass die Ausgrabungsstelle ganz in der Nähe von Ashkaraz lag und sie vorsichtig sein mussten, sich nicht zu weit vom Lager zu entfernen. Ashkaraz hielt seit beinahe zwei Jahrzehnten seine Grenzen geschlossen, und das aktuelle Regime mochte keine Eindringlinge. Man hörte Geschichten von schwarz gekleideten, mit Schwertern bewaffneten Militäreinheiten und von Leuten, die versehentlich die Grenze überquert hatten und nie mehr gesehen wurden.
Gerüchte über Ashkaraz gab es reichlich. Es wurde von einem Tyrannen regiert, der mit harter Hand herrschte und keine Fremden ins Land ließ. Selbst Hilfsorganisationen blieb der Zugang verwehrt, genau wie Diplomaten und Journalisten. Einen einzigen Reporter hatte es gegeben, der vor ein paar Jahren dort gewesen sein wollte und einen Artikel veröffentlicht hatte, voller schrecklicher Behauptungen über ein geknechtetes Volk und dessen Diktator. Aber das war auch schon alles.
Letztlich wusste niemand, was in Ashkaraz vor sich ging, weil niemand – außer diesem Reporter – je dort gewesen und zurückgekommen war.
Charlotte hatte sich nie besonders für die Geschichten interessiert. Nun wünschte sie sich allerdings, sie hätte es getan.
Sie blinzelte wieder. Lieber Gott, war das … war das ein Mensch, der da wie ein Sack auf einem der Pferde hing? Ja. Eine Person mit auffällig hellem Haar …
Ihr Herz wollte einen Moment aufhören zu schlagen. Sie erkannte dieses Haar, weil ihr eigenes dieselbe Farbe hatte. Die Person, die dort auf dem Pferderücken hing, war ihr Vater.
Angst ergriff sie, so kalt, wie die Sonne heiß war.
Nun schwang sich eine große Gestalt in der Mitte der Gruppe vom Pferd. Ein Mann vermutlich, denn Frauen waren selten so kräftig gebaut. Die Sonne ließ die nackte Schwertklinge grell aufblitzen, die er durch den Gürtel um seine Hüften gesteckt hatte.
Er kam mit den fließenden, anmutigen Bewegungen eines Jägers auf sie zu. Sein Gesicht konnte Charlotte nicht erkennen, da er von Kopf bis Fuß verhüllt war, aber als er näherkam, sah sie seine Augen.
Braun. Ein goldenes, glitzerndes Braun wie die Augen eines Tigers.
In diesem Moment wusste sie, dass ihre Befürchtungen richtig gewesen waren. Eine Gruppe Männer, in Schwarz gekleidet mit Schwertern an der Seite, konnte nur eins bedeuten: eine Grenzpatrouille aus Ashkaraz. Sie waren nicht hier, um sie zu retten, sondern um sie gefangen zu nehmen.
Der Mann kam näher. Er ragte über ihr auf und schützte sie allein durch seine beeindruckende Größe vor den brennenden Sonnenstrahlen.
Aber die Sonne, so kam es Charlotte vor, brannte weniger hell als das Feuer in seinen goldenen Augen. Dabei wirkten diese ebenso unbarmherzig und gnadenlos.
Ich bin ein Dummkopf. Warum habe ich niemandem Bescheid gesagt, dass ich Papa suchen gehe?
Aber Charlotte hatte nicht gedacht, dass es mehr als ein paar Minuten dauern würde, ihren Vater zu finden. Und sie hatte ihrer Umgebung nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt.
Was geschah mit den Leuten, die die Grenze nach Ashkaraz überquerten? Niemand wusste es. Keiner kam je von dort zurück. Ihr Vater und sie würden gefangen genommen werden und genauso spurlos verschwinden.
Eine Flucht war undenkbar. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie laufen sollte. Und sie würde ihren Vater nicht verlassen. Seit ihre Mutter vor beinahe fünfzehn Jahren in die USA ausgewandert war, hatte er niemanden außer ihr – und obwohl er niemals eine Auszeichnung als Vater des Jahres gewinnen würde, hatten sein Beruf und all die Exkursionen, auf die er sie mitgenommen hatte, eine Liebe zur Geschichte und zu alten Völkern und Zivilisationen in ihr wachgerufen, die ihren Geist beflügelte.
Charlotte verdankte ihm viel. Also würde sie bei ihm bleiben, wie sie es immer getan hatte.
Was bedeutete, dass sie sich der Gnade dieses Mannes ausliefern musste.
Sie kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben, kämpfte gegen ihre Angst und die Auswirkungen des Hitzschlags. Sie war wirklich ein Dummkopf, dass sie sich einfach so vom Camp entfernt hatte, aber sie würde ihren Fehler nicht noch schlimmer machen, indem sie vor den Füßen dieses Mannes zusammenbrach.
Die beste Strategie war es, höflich und vernünftig zu sein, sich zu entschuldigen und dem Mann vor ihr zu versichern, dass sie nur durch ein Versehen sein Land betreten hatte. Ihn zu bitten, davon abzusehen, sie zu töten oder ins Gefängnis zu werfen – und ihr all die anderen Dinge anzutun, mit denen Charlottes Vorstellungskraft gerade aufwartete.
Ein heißer Wind ließ den Saum seines schwarzen Gewands flattern, sodass man seine muskulösen Beine sah. Er blieb vor ihr stehen, so still, als sei er ein Berg, der dort schon Tausende von Jahren stand, unverrückbar und unveränderlich wie die Wüste selbst.
Etwas an seinem gnadenlosen goldenen Blick brachte sie dazu, sich gerade aufzurichten und den Kopf zu heben.
Ihr Mund war staubtrocken. Es fiel ihr schwer, die Worte deutlich zu formulieren. „Entschuldigung, sprechen Sie Englisch? Können Sie mir helfen?"
Einen Moment lang war der Mann still, dann sagte er etwas, die Stimme so tief, dass Charlotte die Vibration in ihrer Brust spürte. Aber sie sprach kaum Arabisch, und die flüssigen Laute, die er von sich gab, klangen anders als die wenigen Brocken, die sie kannte.
Seine goldenen Augen erfüllten ihr ganzes Sichtfeld. Das unbarmherzige Glitzern ließ jede Hoffnung auf Rettung oder Gnade ersterben.
Sie würde hier keins von beidem finden, das war offensichtlich.
„Es tut mir schrecklich leid, flüsterte Charlotte, als die Dunkelheit sie einhüllte. „Aber der Mann dort auf dem Pferd ist mein Vater. Wir haben uns beide verirrt. Denken Sie, Sie könnten uns vielleicht helfen?
Und dann verlor sie das Bewusstsein.
Tariq ibn Ishak Al Naziri, Scheich von Ashkaraz, starrte ausdruckslos auf die zierliche Engländerin, die gerade vor ihm zusammengebrochen war.
Ihr Vater, hatte sie gesagt. Nun, das beantwortete die Frage, wer der Mann war, zumindest zum Teil.
Tariq und seine Patrouille hatten ihn bewusstlos auf einer Düne liegend gefunden. Dann hatten sie die Frau entdeckt und waren ihr gute zwanzig Minuten lang gefolgt. Ihr Weg verlief im Zickzack, über die Grenze und geradewegs hinein nach Ashkaraz. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, wohin sie ging. Aber ihre Worte deuteten darauf hin, dass sie den Mann gesucht hatte, der gerade wie ein Getreidesack auf Jaziris Pferd hing.
Tariq hatte gehofft, sie würde umdrehen, sodass das Ganze nicht länger sein Problem wäre, aber stattdessen hatte sie die Reiter entdeckt und war stehen geblieben, hatte auf sie gewartet, als seien sie ihre Retter in der Not.
Er berührte sie zunächst nicht. Man konnte Fremden gegenüber nicht vorsichtig genug sein, wie der Zwischenfall mit dem Bewaffneten letzte Woche bewiesen hatte, der etwas davon gemurmelt hatte, die Menschen in Ashkaraz zum Widerstand gegen die Tyrannei aufrufen zu wollen. Einer seiner Männer war dabei schwer verletzt worden, und Tariq wollte nicht, dass sich ein solcher Zwischenfall wiederholte.
Deswegen gefiel es Faisal – einem der alten Ratgeber seines Vaters – auch nicht, dass Tariq sich der Frau selbst näherte, statt es einer seiner Wachen zu überlassen. Aber sein Volk zu beschützen, war seine Aufgabe, und er wollte nicht, dass es erneut zu einer Verletzung kam, weil ein Soldat im Umgang mit einem Fremden etwas zu sorglos agierte.
Tariq hatte Erfahrung im Umgang mit Fremden.
Besonders, wenn es um Frauen ging. Die waren manchmal am gefährlichsten.
Gefährlich sah diese spezielle Frau allerdings nicht gerade aus. Sie trug eine schmutzige blaue Hose und