Eine tapfere Frau: Dr. Norden Gold 37 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Liebe Güte, was ist denn mit Ihnen los, Frau Frank?« rief Dorthe Harling erschrocken aus, als eine mittelgroße schlanke Frau die Praxis von Dr. Norden betrat, das Gesicht fast ganz verhüllt mit einem Seidentuch. Dennoch sah man die dunkelgeröteten geschwollenen Wangen, und die Augen waren kaum noch zu sehen. Dorthe hätte Heidemarie Frank gar nicht erkannt, wenn diese vorher nicht aufgerufen hätte, um möglichst sofort behandelt werden zu können. »Hoffentlich ist es keine Gürtelrose«, ächzte Heidemarie, »so was kann ich wirklich nicht brauchen. Und bitte nicht ins Wartezimmer, Dorthe.« Dafür hatte Dorthe volles Verständnis, aber sie hätte Heidemarie sowieso in einen anderen Raum gesetzt, denn es konnte ja auch eine ansteckende Virusinfektion dahinterstecken. Gürtelrose, medizinisch Zoster genannt, konnte eine schwere Erkrankung werden. Sie hatten in letzter Zeit schon mehrere Fälle zu behandeln gehabt. Da aber Heidemarie Frank als Fotografin mit Chemikalien zu tun hatte, konnte auch eine Allergie vorliegen. Und das bestätigte Dr. Norden wenig später. Es war eine schwere Allergie, und die Ursache mochte das Zusammentreffen verschiedener Umstände sein. Einmal hatte Heidemarie den Maler im Haus gehabt, der Geruch der Farbe hatte ihre Schleimhäute gereizt, dann hatte ihre jüngste Tochter Viola die Perserkatze einer Freundin ein paar Tage in Pflege genommen, und zudem hatte Heidemarie wegen eines Schnupfens ein Nasenspray benutzt, der ihr mehr geschadet als genutzt hatte. »Und gerade jetzt hätte ich einen lukrativen Auftrag«, sagte sie bekümmert. »Sie wissen doch, wie es bei uns ausschaut, Dr. Norden, ich bin immer noch nicht aus dem Schneider.«
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Rezensionen für Eine tapfere Frau
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Buchvorschau
Eine tapfere Frau - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 37 –
Eine tapfere Frau
Patricia Vandenberg
»Liebe Güte, was ist denn mit Ihnen los, Frau Frank?« rief Dorthe Harling erschrocken aus, als eine mittelgroße schlanke Frau die Praxis von Dr. Norden betrat, das Gesicht fast ganz verhüllt mit einem Seidentuch. Dennoch sah man die dunkelgeröteten geschwollenen Wangen, und die Augen waren kaum noch zu sehen.
Dorthe hätte Heidemarie Frank gar nicht erkannt, wenn diese vorher nicht aufgerufen hätte, um möglichst sofort behandelt werden zu können.
»Hoffentlich ist es keine Gürtelrose«, ächzte Heidemarie, »so was kann ich wirklich nicht brauchen. Und bitte nicht ins Wartezimmer, Dorthe.«
Dafür hatte Dorthe volles Verständnis, aber sie hätte Heidemarie sowieso in einen anderen Raum gesetzt, denn es konnte ja auch eine ansteckende Virusinfektion dahinterstecken. Gürtelrose, medizinisch Zoster genannt, konnte eine schwere Erkrankung werden. Sie hatten in letzter Zeit schon mehrere Fälle zu behandeln gehabt.
Da aber Heidemarie Frank als Fotografin mit Chemikalien zu tun hatte, konnte auch eine Allergie vorliegen. Und das bestätigte Dr. Norden wenig später.
Es war eine schwere Allergie, und die Ursache mochte das Zusammentreffen verschiedener Umstände sein. Einmal hatte Heidemarie den Maler im Haus gehabt, der Geruch der Farbe hatte ihre Schleimhäute gereizt, dann hatte ihre jüngste Tochter Viola die Perserkatze einer Freundin ein paar Tage in Pflege genommen, und zudem hatte Heidemarie wegen eines Schnupfens ein Nasenspray benutzt, der ihr mehr geschadet als genutzt hatte.
»Und gerade jetzt hätte ich einen lukrativen Auftrag«, sagte sie bekümmert. »Sie wissen doch, wie es bei uns ausschaut, Dr. Norden, ich bin immer noch nicht aus dem Schneider.«
Er wußte es, daß sie sich bereits seit acht Jahren redlich plagte, damit ihre Kinder eine gute Ausbildung bekommen und nicht allzuviel entbehren sollten.
Helmut Frank war freischaffender Graphiker gewesen und im Alter von siebenunddreißig Jahren bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen. Die Kinder waren dreizehn, zwölf und acht Jahre alt gewesen. Dr. Norden kannte die ganze Familie, er hatte auch Helmut Frank gekannt, einen sehr eigenwilligen Mann, der gar nicht daran gedacht hatte, daß so etwas geschehen könnte, und so war letztlich auch nur eine kleine Lebensversicherung vorhanden.
Dr. Norden wunderte es nicht, daß Heidemaries Nerven überreizt waren, denn dadurch wurde eine solche Allergie zusätzlich verschlimmert.
Sie bekam eine kräftige Injektion. Er verschrieb ihr Tabletten und ein Gel und sagte ihr eindringlich, daß sie sich wenigstens zwei Tage Ruhe gönnen solle.
»Einen Tag«, murmelte sie, »dann muß ich fit sein.«
»Jasmin ist doch schon so tüchtig«, stellte Dr. Norden fest. »Sie kann doch einspringen.«
»Aber nicht bei Generaldirektor Klingenthal. Da wird man erst ab dreißig überhaupt ein bißchen ernst genommen. Großer Fototermin aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens der Firma.«
»Immerhin achtbar, wenn sich ein privates Unternehmen so lange hält.«
»Ein solides Fundament und ein sehr sparsamer Chef«, sagte Heidemarie.
Dr. Norden wollte nicht sagen, daß man Hermann Klingenthal geizig schalt, aber das war Heidemarie auch bekannt.
Sie hatte allerdings mit seinem Sohn verhandelt, der ein sehr netter und umgänglicher junger Mann war. Er hatte ihr ein sehr gutes Honorar zugebilligt. Sie brauchte eine größere Summe notwendig, denn sie mußte einen neuen Ölbrenner für die Heizung anschaffen.
Sie hatten das Reihenhaus vier Jahre vor Helmuts Tod gekauft und es sich mit den Zahlungen ganz anders vorgestellt. All dies ging Heidemarie durch den Sinn, als sie wieder heimwärts fuhr.
Sie hatten beide verdient. Helmut Frank war ein sehr guter Graphiker gewesen, nur von Altersvorsorge hatte er überhaupt nichts gehalten, da er ja kerngesund war. Die Krankenversicherung und die übrigen fürs Auto, für den Hausrat und die Haftpflicht langten ihm. Über diese Beiträge konnte er nur murren. Ans frühe Sterben hatte er überhaupt keinen Gedanken verschwendet, aber wer tat das schon in jungen Jahren. Heidemarie hatte das Überlegen auch erst angefangen, als ihr Mann nicht mehr aus dem Skiurlaub zurückkam. Sie konnte ihn ja wegen der Kinder nicht begleiten, und außerdem fand sie eine kurze Trennung ab und zu auch mal ganz gut. Später hatte sie das Grauen gepackt bei dem Gedanken, was mit den Kindern geschehen wäre, wenn sie auch mit von der Lawine fortgerissen worden wäre.
Ihre Mutter, die das Letzte für sie gegeben hätte von ihrer auch nicht gerade großen Pension, war auch schon vier Jahre später gestorben. Helmuts Eltern, vermögende Bauern, hatten sich nicht um ihre Enkel gekümmert, denn sie hatten noch acht andere, die in der Nähe wohnten, und ein Sohn, der lieber Graphiker geworden war, war ihnen suspekt gewesen.
Heidemarie hatte auch während ihrer Ehe als Fotografin gearbeitet, seit die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, denn sie wollten ja und mußten es auch, das Haus abbezahlen. Helmut verdiente nicht schlecht, aber mal mehr, mal weniger, und das Geld mußte eingeteilt werden, und eines Tages, in einem entsetzlichen kalten Februar, stand Heidemarie dann mit den drei Kindern allein da. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu der Stunde zurück, als das Telefon geläutet hatte und ihr gesagt wurde, daß ihr Mann in der Lawine umgekommen sei. Ein Sportsfreund von ihm war gerettet worden. Er hatte keine Frau und keine Kinder, und er hatte dann öfter etwas für die Kinder gebracht, Kleidung, Spielzeug. Ja, er war nett gewesen, aber dann auch ein bißchen zu nett zu ihr, was ihr überhaupt nicht behagt hatte. Und dann hatte er auch eine andere gefunden, die ihm mehr entgegenkam.
Auch später hatte Heidemarie einige Erfahrungen mit Männern sammeln können, doch da sorgten dann schon ihre heranwachsenden Kinder dafür, daß sie sich nicht zu sehr engagierte, was sie aber eigentlich auch nicht vorhatte. Sie arbeitete darauf hin, ein eigenes Atelier einzurichten, und das hatte sie auch geschafft. Freilich mußten sie in dem gerade nicht geräumigen Haus ein wenig enger zusammenrücken, aber dafür hatten die Kinder Verständnis, denn sie wußten doch zu schätzen, was ihre Mutter für sie auf die Beine brachte.
Als sie heimkam, war Christoph von seinem Wochenendausflug zurück. Er war mit Freunden im Gebirge gewesen, und jedesmal hatte sie Angst, wenn sie das auch nicht mehr sagen durfte.
Die Kinder verstanden solche Ängste nicht, und sie dachten auch kaum noch an den Vater.
»Meine Güte, wie siehst du denn aus, und ausgerechnet heute«, sagte er. Vielleicht meinte er es nicht so patzig, aber in ihren Ohren klang es so.
»Wieso denn gerade heute?« fragte sie in ähnlichem Ton zurück, denn sie war gereizt und fühlte sich höchst unwohl.
»Tanja hat Geburtstag, und du solltest mit zu Weibels kommen«, erwiderte er, »aber du siehst wirklich schlimm aus, Heide.«
Er redete sie schon lange mit dem Vornamen an, weil er stolz war auf seine hübsche Mutter, wie er oft betonte, aber heute war dazu kein Anlaß. Momentan bedauerte sie es gar nicht, daß sie so verunstaltet war, denn sie hatte nicht die geringste Lust, zu den Weibels zu gehen, die typisch Neureiche waren und das auch in jeder Beziehung herauskehrten.
Sie redete ihren Kindern in ihre Freundschaften