Ein Herz voller Liebe: Dr. Norden Bestseller 214 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Lutz Fabry vernahm die schrille Stimme seiner Schwiegermutter schon, als er aus seinem Wagen stieg. Ein schwerer Seufzer entrang sich seiner Brust, als er nun schnell auf das Haus zuging.
Die Kinder schrien durcheinander, aber als er dann deutlich hörte, wie Kai aggressiv rief: »Schlag doch, dann schlag doch«, betrat er schnell das Haus.
Sofort trat Stille ein. Wie erstarrt stand auch Regina Schilling, aber die Reitpeitsche hielt sie noch in der Hand. Lutz Fabrys Gesicht wurde fahl.
»In meinem Haus wird keine Reitpeitsche mehr benutzt«, sagte er drohend.
»In deinem Haus?«, höhnte Regina Schilling. »Ich habe nur gedroht. Wie soll ich dieser Rangen Herr werden? Sie legen es doch nur darauf an, mich zu schikanieren.«
»Ist gar nicht wahr«, sagte der fünfjährige Kai. »Wir haben ganz schön im Garten gespielt, Papi.«
»Ganz schön«, schloss sich die dreijährige Franka an.
»Gegrölt haben sie. Keinen Augenblick hat man Ruhe«, sagte Regina Schilling zornbebend. »Aber auf mich braucht man ja keine Rücksicht zu nehmen.«
»Du hast doch darauf beharrt, deine großmütterlichen Rechte in Anspruch zu nehmen, Mama«, sagte Lutz tonlos.
»Wenn sie doch immer nur meckert«, sagte Kai. »Aber in den Kindergarten dürfen wir auch nicht gehen.«
»Von morgen an geht ihr wieder«, sagte Lutz. »Wir reden nachher. Geht zu Hilde in die Küche.«
Die Kinder folgten wortlos. Regina Schilling sank stöhnend in einen Sessel.
»Jetzt tun sie wieder so, als wären sie die reinsten Engel«, sagte sie anklagend, »aber wenn du nicht da bist, hecken sie dauernd etwas aus, um mich aufzuregen.«
»Du siehst das falsch. Man kann gesunden Kindern nicht alles verbieten. Und
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Buchvorschau
Ein Herz voller Liebe - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 214 –
Ein Herz voller Liebe
Patricia Vandenberg
Lutz Fabry vernahm die schrille Stimme seiner Schwiegermutter schon, als er aus seinem Wagen stieg. Ein schwerer Seufzer entrang sich seiner Brust, als er nun schnell auf das Haus zuging.
Die Kinder schrien durcheinander, aber als er dann deutlich hörte, wie Kai aggressiv rief: »Schlag doch, dann schlag doch«, betrat er schnell das Haus.
Sofort trat Stille ein. Wie erstarrt stand auch Regina Schilling, aber die Reitpeitsche hielt sie noch in der Hand. Lutz Fabrys Gesicht wurde fahl.
»In meinem Haus wird keine Reitpeitsche mehr benutzt«, sagte er drohend.
»In deinem Haus?«, höhnte Regina Schilling. »Ich habe nur gedroht. Wie soll ich dieser Rangen Herr werden? Sie legen es doch nur darauf an, mich zu schikanieren.«
»Ist gar nicht wahr«, sagte der fünfjährige Kai. »Wir haben ganz schön im Garten gespielt, Papi.«
»Ganz schön«, schloss sich die dreijährige Franka an.
»Gegrölt haben sie. Keinen Augenblick hat man Ruhe«, sagte Regina Schilling zornbebend. »Aber auf mich braucht man ja keine Rücksicht zu nehmen.«
»Du hast doch darauf beharrt, deine großmütterlichen Rechte in Anspruch zu nehmen, Mama«, sagte Lutz tonlos.
»Wenn sie doch immer nur meckert«, sagte Kai. »Aber in den Kindergarten dürfen wir auch nicht gehen.«
»Von morgen an geht ihr wieder«, sagte Lutz. »Wir reden nachher. Geht zu Hilde in die Küche.«
Die Kinder folgten wortlos. Regina Schilling sank stöhnend in einen Sessel.
»Jetzt tun sie wieder so, als wären sie die reinsten Engel«, sagte sie anklagend, »aber wenn du nicht da bist, hecken sie dauernd etwas aus, um mich aufzuregen.«
»Du siehst das falsch. Man kann gesunden Kindern nicht alles verbieten. Und zum Glück sind sie gesund.«
Ihre Augen verengten sich. »Willst du wieder darauf anspielen, dass Edda krank war?«, stieß sie hervor.
»Ich will mich dazu nicht mehr äußern«, erwiderte er. »Edda ist jetzt sechs Monate tot, aber du kannst die Kinder nicht zwingen, jeden Tag auf den Friedhof zu gehen. Sie verstehen das nicht. Es macht sie aggressiv. Sie wollen spielen.«
»Und sollen vergessen. Das willst du doch«, sagte sie giftig. »Du lebst ja noch, sie musste sterben.«
Er begehrte zum ersten Mal auf seit Eddas Tod. »Wäre es dir lieber, wenn die Kinder Vollwaisen wären?«, fragte er.
Er blickte auf die Reitpeitsche.
»Dann könntest du sie damit ungeschoren erziehen«, fügte er tonlos hinzu.
»Ich lasse mir das nicht mehr bieten. Es wird ja in keiner Weise anerkannt, wie ich mich aufopfere, obgleich ich das wahrhaftig nicht nötig hätte. Wem gehört denn dieses Haus? Wem gehört der Betrieb, in den du hineingeheiratet hast? Das muss auch mal gesagt werden.«
»Ich mache dir einen Vorschlag, Mama«, sagte er, plötzlich ganz kühl. »Ich suche mir eine Stellung und eine andere Bleibe mit den Kindern. Meine Anteile an der Firma werden mir ja wohl zustehen.«
Solche Worte hatte Regina Schilling von ihrem Schwiegersohn noch nicht gehört. Immer hatte er nach dem Tod ihrer Tochter, seiner Frau, Rücksicht walten lassen.
Sie hielt die Luft an und schlug einen anderen Ton an.
»Ich habe mich gehen lassen, Lutz, aber ich fühle mich schon seit Tagen nicht wohl. Meine Galle, mein Herz, ich bin nicht mehr die Jüngste, das wirst du doch verstehen.«
»Geh in ein Sanatorium«, sagte er rau, »ich lege dir doch nichts in den Weg.«
»Und wer kümmert sich um die Kinder? Siehst du nicht ein, wie schwierig sie sind?«
»Ich werde schon jemanden finden, der die Kinder betreut.«
»So ein hübsches junges Mädchen, das dich dann auch mit betreut«, sagte sie anzüglich.
Er sah sie kalt an. »Die Auswahl bleibt dir überlassen«, sagte er, »aber ich werde mir nicht mehr nachsagen lassen, dass meine Kinder dich nur schikanieren.«
*
Er ging in die Küche. Dort saßen die Kinder am Tisch und aßen. Den Appetit ließen sie sich anscheinend nicht verderben.
»Kinder müssen doch mal lachen dürfen«, sagte Hilde, die schon seit Jahren den Haushalt führte. »Es wird von Tag zu Tag schlimmer, mit Verlaub gesagt.«
»Es wird sich ändern, Hilde«, sagte Lutz.
»Kommen wir jetzt in ein Heim, Papi?«, fragte Kai.
»Kommt doch gar nicht infrage«, erwiderte Lutz.
»Will auch nicht«, flüsterte Franka. Und schnell war sie bei ihrem Papi und umklammerte ihn. »Will bei meinem Papilein bleiben.«
»Und wie ist es mit Ihnen, Hilde?«, fragte Lutz.
»Auf mich können S’ sich schon verlassen, Herr Fabry«, erwiderte sie. »Ich komme mit den Kindern gut aus. Mich freut’s halt auch, wenn sie Leben ins Haus bringen.«
Sie sagte nicht, dass ihr dieses Leben lieber war als jenes, das Edda ins Haus gebracht hatte. Da war es bedeutend turbulenter zugegangen als jetzt, da hatte sie immer flitzen müssen. Die Juniorchefin der Schilling-Chemie hatte den Ton angegeben, gewohnt zu kommandieren. Aber ihr hatte es auch nichts ausgemacht, wenn die Kinder laut waren. Sie hatte immer jemanden gefunden, der sich um die Kinder kümmerte, wenn ihre eigene Betriebsamkeit dadurch gestört wurde. Sie war so großzügig mit dem Geld, wie ihre Mutter geizig war. Leben und leben lassen war Edda Fabrys Devise gewesen, und das hatte sie beliebt gemacht. Es war für viele ein schwerer Schock gewesen, als sie mit dem Wagen verunglückte, und für ihre Mutter ein noch schwererer, dass Lutz dabei nicht besonders schwer verletzt wurde. Ihr, Regina Schilling, wäre es bedeutend lieber gewesen, wenn es umgekehrt gewesen wäre, denn für ihren Schwiegersohn hatte sie nie viel übrig gehabt. Der Name Schilling bedeutete ihr mehr als der Name Fabry, und sie wollte auch nie zur Kenntnis nehmen, dass es Lutz gewesen war, der dem Namen Schilling wieder Ansehen verschafft hatte.
Seine Ehe mit Edda war als glücklich bezeichnet worden, und Lutz hätte auch nie behauptet, dass dies übertrieben war. Sie hatten gewusst, was sie voneinander zu halten hatten, sie hatten sich arrangiert, nachdem es Lutz bewusst geworden war, dass Edda vor allem den tüchtigen Experten in ihm sah. Sie hatte ihm zwei reizende Kinder geschenkt, die er über alles liebte.
Für Edda gehörte das Kinderkriegen zu einer Ehe. Sie hatte kein großes Tamtam darum gemacht und auch ihre Mutterrolle recht lässig genommen. Sie hatte noch andere Ambitionen. Sie liebte rassige Pferde und schnelle Autos, sie liebte alles, worin sie zu den Besten gehörte, wie auch beim Golf und Tennis, aber sie zeigte sich dann auch wieder gern als Ehefrau und Mutter. So lange, bis ihr ein teuflisches Hindernis zum Verhängnis wurde, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Ein Lastwagen, der auf dem Glatteis ins Schleudern gekommen war. Als Lutz zu Bewusstsein kam, war Edda schon tot.
Lutz war kein Habenichts gewesen, als er Edda Schilling kennenlernte, und er hatte auch gewusst, dass es um die Schilling-Chemie nicht gut stand, was Mutter und Tochter geflissentlich übersehen wollten, da Max Schilling auch kostspielige Hobbies gehabt hatte, Pferdezucht und Pferdewetten. Auch er war auf tragische Weise ums Leben gekommen, bei einem Sturz mit seinem Lieblingspferd. Vier Wochen nach Eddas Hochzeit mit Dr. Lutz Fabry, und da war das Dilemma, in dem die Firma steckte, offensichtlich geworden. Aber da hatte auch Edda den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Sie bewies, wie geschäftstüchtig sie war, während Lutz seine Patente verwerten konnte, mit bestem Erfolg, wie sich herausstellte. Die Gütertrennung, auf die Max Schilling bestanden hatte, sollte sich zu seinem Vorteil auswirken. Das wiederum war Regina Schilling ein Dorn im Auge, wenngleich sie es aber ganz gut zu verbergen wusste.
Dass sie ihre Rechte als Großmutter geltend machte, sollte sich allerdings zum Nachteil für die Kinder auswirken, wie Lutz bald merken sollte. Aber er war tolerant und trug dem Umstand Rechnung, dass sie mit abgöttischer Liebe an Edda gehangen hatte.
An diesem Tag jedoch lief ihm die Galle über. Wie sie dagestanden hatte, mit der Reitpeitsche in der Hand, wie sie die Kinder angeschrien hatte, das war zu viel für ihn.
Aber Regina Schilling hatte wohl eingesehen, dass sie zu weit gegangen war. Als Lutz sie nun aufsuchte, gab sie sich ganz deprimiert.
»Es ist wohl doch über meine Kraft gegangen, Lutz«, sagte sie wehleidig. »Ich denke, es ist besser, wenn ich in ein