Die zwei Gesichter eines Mannes: Gaslicht - Neue Edition 6 – Mystikroman
Von Judith Parker
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Über dieses E-Book
In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!
Rosa von Brixen zuckte erschaudernd zusammen, als eine eiskalte knochige Hand ihren Nacken umspannte und ihn wie mit einer Klammer einzwängte. Großer Gott, was ist das? durchfuhr es sie. Was geschieht mit mir? In panischer Angst wollte sie aufschreien, doch ihre Stimmbänder gehorchten nicht. Das Entsetzen lähmte sie. Die Hand in ihrem Nacken stieß sie brutal voran. Rosa spürte den Boden unter ihren Füßen nicht mehr, und um sie her waren unartikulierte beängstigende Laute von seltsam hohl klingenden Stimmen. Vergeblich bemühte sie sich, das Dunkel zu durchdringen. Alles, was sie erkennen konnte, waren zerfließende, gespenstige Schatten. Rosa stolperte und verlor das Gleichgewicht, doch sie fiel nicht. Die eisige Hand in ihrem Nacken hielt sie mit zwingendem Griff umklammert und trieb sie unbarmherzig voran. »Weiter? W e i t e r !« ächzte es mit unheimlicher Stimme dicht an ihrem Ohr. Und wie ein tausendfaches Echo schepperte es aus allen Richtungen: »W e i t e r !« Rosa wankte auf ungelenken Füßen voran – gewürgt von Todesangst! Der Griff in ihrem Nacken schmerzte. Voller Verzweiflung suchte die junge Frau nach einer Erklärung für das mysteriöse Geschehen, doch in ihrer Verwirrung war logisches Denken völlig unmöglich. Immer tiefer und immer schmerzhafter krallten sich die knöchernen Finger in ihren Nacken und schienen dabei, einem Vampir ähnlich, alle Kraft aus ihrem Körper zu saugen.
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Die zwei Gesichter eines Mannes - Judith Parker
Gaslicht - Neue Edition
– 6 –
Die zwei Gesichter eines Mannes
Judith Parker
Rosa von Brixen zuckte erschaudernd zusammen, als eine eiskalte knochige Hand ihren Nacken umspannte und ihn wie mit einer Klammer einzwängte.
Großer Gott, was ist das? durchfuhr es sie. Was geschieht mit mir? In panischer Angst wollte sie aufschreien, doch ihre Stimmbänder gehorchten nicht. Das Entsetzen lähmte sie.
Die Hand in ihrem Nacken stieß sie brutal voran. Rosa spürte den Boden unter ihren Füßen nicht mehr, und um sie her waren unartikulierte beängstigende Laute von seltsam hohl klingenden Stimmen. Vergeblich bemühte sie sich, das Dunkel zu durchdringen. Alles, was sie erkennen konnte, waren zerfließende, gespenstige Schatten.
Rosa stolperte und verlor das Gleichgewicht, doch sie fiel nicht. Die eisige Hand in ihrem Nacken hielt sie mit zwingendem Griff umklammert und trieb sie unbarmherzig voran.
»Weiter? W e i t e r !« ächzte es mit unheimlicher Stimme dicht an ihrem Ohr. Und wie ein tausendfaches Echo schepperte es aus allen Richtungen: »W e i t e r !«
Rosa wankte auf ungelenken Füßen voran – gewürgt von Todesangst! Der Griff in ihrem Nacken schmerzte. Voller Verzweiflung suchte die junge Frau nach einer Erklärung für das mysteriöse Geschehen, doch in ihrer Verwirrung war logisches Denken völlig unmöglich.
Immer tiefer und immer schmerzhafter krallten sich die knöchernen Finger in ihren Nacken und schienen dabei, einem Vampir ähnlich, alle Kraft aus ihrem Körper zu saugen.
Großer Gott, wie wird das enden? grübelte Rosa verstört. Was wird mit mir passieren? Was kann ich tun, um diesem Monster zu entkommen?
Wenn ich wenigstens wüßte, wo ich hier bin und wie ich in diese entsetzliche Situation geraten bin!
Vergebens zermarterte sie sich das Hirn, um eine Antwort auf ihre Fragen zu finden. Ihr Erinnerungsvermögen war ausgelöscht.
Ihr Inneres bäumte sich gegen den Zwang und die Erniedrigung auf, und ihre Hilflosigkeit schlug in Wut um. Ich werde nicht klein beigeben! dachte sie wütend. Ich werde nicht sang- und klanglos zugrunde gehen! Ich werde kämpfen! Vielleicht geschieht ein Wunder und es gelingt mir trotz allem zu entkommen.
Rosa versuchte die Hände zu heben, um sich von dem schmerzhaften Griff im Nacken zu befreien. Ihre Handgelenke reagierten so schwerfällig, als trügen sie Bleimanschetten, und ehe sie ihren Nacken erreicht hatte, wurde sie durch einen plötzlichen heftigen Stoß vorangeschleudert. Sie taumelte, verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe zu Boden gestürzt. Wie durch ein Wunder gelang es ihr dann doch noch, das Gleichgewicht wiederzufinden.
Zwei Atemzüge später begriff sie, daß der Griff in ihrem Nacken nicht mehr zu spüren war!
Hatte ihr Peiniger aufgegeben?
War sie frei?
Doch noch ehe die junge Frau aufatmen oder gar an Flucht denken konnte, erstickte ihre aufkeimende Hoffnung jäh in der Erkenntnis, daß sie von seltsam durchsichtigen grünen Monstern umringt war, phosphoreszierende Gestalten, die auch nicht im entferntesten an menschliche Wesen erinnerten! Sie schienen aus schlangenförmigen Gliedern zu bestehen, die unaufhörlich zuckten und sich wanden, und während sie wild im Kreis um Rosa herumtanzten, streckten sie immer wieder ihre langen knochenlosen Tentakel nach ihrem Opfer aus, in dem Bemühen, sie zu berühren… sie zu umschlingen!
Rosa erschauerte, wollte vor Angst und Widerwillen gellend aufschreien, doch aus ihrer Kehle kam nur ein halberstickter gurgelnder Laut.
Schon glaubte die junge Frau, ihr letztes Stündlein habe nun endgültig geschlagen, da teilte sich urplötzlich die Kette der wild tanzenden grünen Monster, und der Kreis brach auf.
Rosa erkannte ihre einzige Chance zu entkommen. Nur fort! dachte sie. Ich muß fliehen! Irgendwie muß ich es schaffen, diesem Wahnsinn zu entkommen, oder ich bin verloren!
Die junge Frau bot ihren ganzen Willen auf und taumelte auf unsicheren Füßen voran, jeden Augenblick darauf gefaßt, von den Monstern wieder eingefangen zu werden. Aber niemand hielt sie auf!
Hatten die grünen Monster sie freigegeben? Waren sie vielleicht sogar verschwunden? Rosa wagte nicht, sich umzudrehen. Sie blickte nur nach vorn in der Hoffnung, irgendwo eine Zuflucht zu entdecken!
Aber schon nach wenigen Schritten bemerkte sie, daß der Boden unter ihren Füßen nachgab und sie mit jedem weiteren Schritt tiefer einsank. Immer mühsamer wurde es, die Füße zu heben und den nächsten Schritt zu tun. Sie taumelte und stolperte voran, bis sie schließlich das Gleichgewicht verlor und stürzte.
Im Fallen erkannte Rosa voller Entsetzen, daß sich vor ihr ein Abgrund auftat. Es blieb keine Zeit, die Katastrophe noch abzuwenden! Rosa von Brixen stürzte kopfüber in die Schlucht, in panischer Angst darauf gefaßt, daß ihr Körper tief unten aufschlagen und mit zerschmetterten Gliedern liegen bleiben würde!
Niemand würde jemals erfahren, was mit ihr geschehen war, und wo sie ihr Grab gefunden hatte!
Tatsächlich ging Sekunden später ein schmerzhafter Ruck durch ihren Körper – allerdings war der Aufprall längst nicht so hart, wie Rosa befürchtet hatte. Sie verlor das Bewußtsein und hätte später nicht mehr zu sagen gewußt, wie lange es dauerte, bis sie wieder zu sich kam und einigermaßen klar denken konnte.
Sie konnte sich an jede Einzelheit der unheimlichen Geschehnisse erinnern und war auf das Schlimmste gefaßt. Doch als sie die Augen öffnete, stellte sie fassungslos fest, daß sie nicht in der Tiefe einer gespenstischen Schlucht lag, mitten in einem verhexten finsteren Wald voller Monster und Ungeheuer, sondern in ihrer Wohnung neben ihrer Schlafcouch auf dem Teppich!
Offenbar hatte sie sich in dem Bestreben, den unheimlichen Gestalten ihres Alptraums zu entkommen, von der Schlafcouch gewälzt!
»So etwas Verrücktes!« murmelte Rosa verstört und fuhr sich mit der Hand über die Augen, um die beängstigenden Traumbilder zu verscheuchen. Man sollte nicht solche albernen Dinge träumen! schalt sie sich ungehalten. Wenn ich Henny davon erzähle, wird sie sich den Bauch halten vor Lachen! Am besten verschweige ich ihr diesen dummen Traum. Sie würde mich sonst bis in alle Ewigkeit damit aufziehen.
Allein – so problemlos, wie Rosa von Brixen glaubte, ließen sich ihre gespenstigen Traumerlebnisse nicht abtun. Noch steckte ihr das Entsetzen in allen Gliedern – beherrschte ihre Gedanken.
Zwar wehrte sie sich mit dem Verstand dagegen, ihrem Traum einen besonderen Sinn zuzuordnen, doch tief in Unterbewußtsein spürte sie instinktiv, daß das unheimliche Traumerlebnis nicht in die Kategorie übler Alptraum einzuordnen war, von denen man nach zu reichlichem Essen oder zu später Krimi-Lektüre heimgesucht wird.
Alles war so unglaublich realistisch gewesen!
Vor allem die Schmerzen im Nacken!
Kein Zweifel, dieser Traum mußte eine besondere Bedeutung haben!
Wollte er sie vielleicht vor einer Gefahr warnen? Rosa strich sich verstört ein paar Haarsträhnen aus der Stirn.
So habe ich noch nie geträumt! grübelte sie, und unwillkürlich schob sie sich die Hand in den Nacken, dorthin, wo sie während des Traumgeschehens den schmerzhaften Griff ihres Peinigers gespürt hatte.
Die Stelle schmerzte noch immer, ganz so als hätte der klammernde Griff des Ungeheuers Verletzungen hinterlassen!
Rosa erschauerte und kauerte sich voller Angst in sich zusammen.
Das kann doch gar nicht sein! wehrte sie sich gegen die