Das Rätsel der Katakomben: Gaslicht - Neue Edition 3 – Mystikroman
Von A. F. Morland
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Über dieses E-Book
In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!
Noch ahnte Verena Mac Barron nicht, daß dieser strahlende Oktobermorgen den Auftakt zu den finstersten Stunden in ihrem bisherigen und vermutlich auch zukünftigen Leben bilden würde. Die helle Morgensonne fiel auf ihren Schreibtisch und stimmte die junge Frau noch heiterer, als sie schon war. Gutgelaunt griff sie zu ihrem Füller. Vor ihr lagen die Zulassungspapiere für das Medizinstudium, das sie schon in Kürze beginnen wollte. Endlich würde ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen! In Gedanken sah sie sich schon in einem großen Hörsaal sitzen und ganz aufmerksam den spannenden Ausführungen des Professors im weißen Kittel lauschen. Verena wollte gerade zum Schreiben ansetzen, als es an der Haustür klingelte. Ganz überrascht legte sie den Füller wieder hin. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Es war Punkt zehn. Ob das wohl der Briefträger war? Sie trat ans Fenster und sah die gelbe Postkarre vor dem Gartentor stehen. Rasch lief sie die Treppe ins Parterre hinab. Ob ihre Mutter schon von ihrem Morgeneinkauf zurück war? Als sie um die Biegung der Treppe lief, konnte sie gerade noch sehen, wie sich der Briefträger, ein freundlicher junger Mann mit einem lustig hochgezwirbelten Schnurrbart, von ihrer Mutter verabschiedete. Beim Geräusch von Verenas Schritten hatte sich ihre Mutter umgewandt. Verena stand auf der untersten Treppenstufe. Sie sah, wie ihre Mutter zurückwich und etwas hinter ihrem Rücken zu verbergen suchte. Auf ihrem blassen Gesicht entdeckte Verena den Ausdruck ängstlicher Überraschung. »Was versteckst du da vor mir?«
A. F. Morland
A. F. Morland schrieb zahlreiche Romane und ist der Erfinder der Serie Tony Ballard.
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Buchvorschau
Das Rätsel der Katakomben - A. F. Morland
Gaslicht - Neue Edition
– 3 –
Das Rätsel der Katakomben
A. F. Morland
Noch ahnte Verena Mac Barron nicht, daß dieser strahlende Oktobermorgen den Auftakt zu den finstersten Stunden in ihrem bisherigen und vermutlich auch zukünftigen Leben bilden würde.
Die helle Morgensonne fiel auf ihren Schreibtisch und stimmte die junge Frau noch heiterer, als sie schon war.
Gutgelaunt griff sie zu ihrem Füller. Vor ihr lagen die Zulassungspapiere für das Medizinstudium, das sie schon in Kürze beginnen wollte. Endlich würde ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen! In Gedanken sah sie sich schon in einem großen Hörsaal sitzen und ganz aufmerksam den spannenden Ausführungen des Professors im weißen Kittel lauschen.
Verena wollte gerade zum Schreiben ansetzen, als es an der Haustür klingelte.
Ganz überrascht legte sie den Füller wieder hin. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Es war Punkt zehn. Ob das wohl der Briefträger war?
Sie trat ans Fenster und sah die gelbe Postkarre vor dem Gartentor stehen. Rasch lief sie die Treppe ins Parterre hinab. Ob ihre Mutter schon von ihrem Morgeneinkauf zurück war?
Als sie um die Biegung der Treppe lief, konnte sie gerade noch sehen, wie sich der Briefträger, ein freundlicher junger Mann mit einem lustig hochgezwirbelten Schnurrbart, von ihrer Mutter verabschiedete.
Beim Geräusch von Verenas Schritten hatte sich ihre Mutter umgewandt. Verena stand auf der untersten Treppenstufe. Sie sah, wie ihre Mutter zurückwich und etwas hinter ihrem Rücken zu verbergen suchte. Auf ihrem blassen Gesicht entdeckte Verena den Ausdruck ängstlicher Überraschung.
»Was versteckst du da vor mir?« sagte Verena lachend und ging auf ihre Mutter zu.
»Ach nichts«, erwiderte Frau Mac Barron und ging noch weiter zurück. »Nichts von Bedeutung«, fügte sie hinzu.
»Aber, Mutter, ich seh doch, daß du da etwas in der Hand hältst. Du hast einen Brief bekommen. Stimmt’s?«
Frau Mac Barron starrte ihre Tochter an. »Ja, es ist ein Brief, aber… ich… verberge ihn doch nicht. Er hat einfach keine Bedeutung.«
»Wenn das so ist, kannst du ihn mir doch ruhig zeigen.« Verena sah ihre Mutter offen an.
»Nun ja, aber warum willst du ihn denn sehen?« Frau Mac Barron seufzte. Das ängstliche Erschrecken war immer noch nicht aus den grauen Augen gewichen.
»Ganz einfach«, erwiderte Verena. »Durch dein merkwürdiges Verhalten hast du mich ganz neugierig gemacht.«
Sie ging auf ihre Mutter zu und legte den Arm um ihre schmalen Schultern. »Ist es ein Brief von unseren schottischen Verwandten?« fragte sie leise.
Frau Mac Barron atmete tief ein und nickte langsam. »Ja, es ist ein Brief aus Schottland«, sagte sie schließlich mit müder Stimme.
»An wen ist er denn gerichtet?«
»Das weiß ich nicht.«
»Dann zeig ihn mir doch mal«, bat Verena.
Widerstrebend reichte Frau Mac Barron ihrer Tochter den Brief.
Verena las die Adresse und blickte erstaunt auf.
»Der ist ja an mich gerichtet«, sagte sie und sah ihre Mutter an. »Beinahe hättest dich ja der Unterschlagung schuldig gemacht, Mutter.« Sie bemühte sich um einen scherzhaften Ton.
Ihre Mutter tat ihr plötzlich leid. »Komm, wir gehen ins Wohnzimmer und lesen den Brief gemeinsam«, schlug sie vor. »Ich habe ja keine Geheimnisse vor dir, auch keine Briefgeheimnisse.«
Frau Mac Barron stand noch immer wie erstarrt.
»Warum sagst du denn nichts, Mutter? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Was soll ich sagen?«
»Bist du nicht neugierig, was in dem Brief steht?«
»Nein.«
»Aber ich«, erwiderte Verena mit erwartungsvoller Stimme. »Schau, auf dem Umschlag ist sogar das Wappen der Familie Mac Barron: der zinnenbewehrte Turm.« Sie konnte ihre Neugier kaum noch zügeln. Was würde in dem Brief stehen?
»Also gut«, sagte Frau Mac Barron schließlich und folgte ihrer Tochter ins Wohnzimmer.
Das Wohnzimmer war groß, hell und mit modernen Möbeln eingerichtet, die einladend und gemütlich wirkten. Die warme Oktobersonne fiel durch die breiten Fenster.
Über dem hellbraunen Sekretär ihrer Mutter hing ein Bild von John Mac Barron, Verenas verstorbenem Vater. Es zeigte einen Mann mit energischen, aber sehr freundlichen Gesichtszügen,
dunklem, gewelltem Haar und nachdenklich blickenden Augen.
Frau Mac Barron ließ sich im Sessel gegenüber ihrer Tochter nieder, die auf dem sandfarbenen Sofa mit den bunten Kissen Platz genommen hatte.
Hastig öffnete Verena den Brief und überflog mit klopfendem Herzen die Zeilen. Dann ließ sie sich in die Polster zurücksinken.
»Stell dir vor, Mutter, ich bin zur Beerdigung meines Onkels William Mac Barron und zur Testamentseröffnung nach Schottland eingeladen. Ist das nicht merkwürdig? Er hat mich doch nie kennengelernt. Warum sollte er mich in seinem Testament bedenken?« Verena hielt kurz inne und strich sich eine Strähne ihres braunen Haars aus dem leicht geröteten Gesicht. »Was sagst du dazu, Mutter? Kannst du dir das erklären?«
»Nein.«
»Warum nicht? Du müßtest doch etwas über Vaters Familie wissen!« Verenas Stimme klang aufgeregt.
Frau Mac Barron setzte sich in ihrem Sessel zurecht.
»Ich weiß nicht viel mehr als du. Dein Vater hat nicht viel über seine Familie gesprochen. Nach unserer Heirat ist er nur kurz noch einmal zu Hause in Schottland gewesen. Dann nie wieder. Damals hat er auf sein Recht als Erstgeborener verzichtet und das Erbe seinem jüngeren Bruder William überlassen.«
Verena beugte sich vor und sah ihre Mutter erstaunt an.
»Warum hat er das getan? Einfach so auf sein Erbe verzichtet? Warum ist er nie wieder nach Schottland gefahren? Hat er nichts dazu gesagt?« die Fragen sprudelten nur so aus Verena heraus. Endlich hatte sie Gelegenheit, etwas mehr über ihren Vater und dessen Familie zu erfahren!
Frau Mac Barron verschränkte die Hände über der Brust und erwiderte: »Dein Vater hat nur einmal über seine Familie gesprochen. Als er zurückkam. Dann hat er mich gebeten, nie wieder danach zu fragen. Er wollte nicht an seine Familie erinnert werden.« Frau Mac Barron schwieg.
Verena beobachtete ihre Mutter, deren Gedanken in weite Ferne zu schweifen schienen. »Du warst damals noch nicht geboren, Verena«, fuhr Frau Mac Barron dann fort. »Aber John sagte, er habe dafür gesorgt, daß seine Nachkommen nicht rechtlos sein würden.«
»Was bedeutet das?« fragte Verena.
»Das weiß ich nicht, mein Kind.«
Verena blickte auf das Foto des Mannes, der ihr Vater gewesen war. Sie hatte nur wenige Erinnerungen an ihn, aber diese Erinnerungen waren wunderschön. »Daddy« hatte sie auf seine Schultern gesetzt und war mit ihr durch den Wald gelaufen, um den Osterhasen zu suchen, er hatte mit ihr eine Bootsfahrt gemacht und dabei die Geschichte von der kleinen Seejungfrau erzählt, und am ersten Schultag hatte er sie zur Schule begleitet und abgeholt. Verena erinnerte sich an seine dunkle Stimme mit dem leichten englischen Akzent und an seine Augen, die oft nachdenklich, aber nie böse geblickt hatten.
»Warum mußte er nur bei diesem Attentat sterben?« sagte Verena traurig. »Ich hätte ihn jetzt so gerne gefragt, warum er jede Vebindung zu seiner Familie und seiner Heimat abgebrochen hat. Hat dich das nicht auch gewundert, Mutter?«
»Ja, schon, aber…« Frau Mac Barron schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort. »Wir hatten eine Art Abkommen geschlossen, nicht darüber zu sprechen. Und ich habe mich daran gehalten und hatte auch nie wieder einen