Duell der Gespenster: Gaslicht - Neue Edition 7 – Mystikroman
Von Viola Larsen
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Über dieses E-Book
In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!
Gaslicht Nr. Der Sturm hielt den Atem an, als die Duellanten sich in jener kalten Winternacht auf der Lichtung unter dem Galgenbaum gegenüberstanden. Jenseits der verschneiten Gärten erhob sich schemenhaft die Silhouette des Schlosses. Es war zwei Uhr morgens. Eine ungewöhnliche Zeit für ein Duell. Noch bevor die Sekundanten das Kommando gaben, fiel ein Schuß. Einer der Duellanten stürzte zu Boden, sein Blut färbte den Schnee rot. Der andere flüchtete, von Panik gepackt, in den Glockenturm. »Brudermord« Jahrhunderte später geschah es in einer jener Nächte, die erfüllt sind von bösen Träumen, daß Jacinth im Traum die Glocken schaurig läuten hörte und das Schloß wiedersah, dessen Anblick dumpfe Ängste in ihr auslöste, obwohl es heiter und lieblich inmitten idyllischer Gärten lag. Doch es war ein Haus ohne Türen und Fenster, das auf Jacinth so bedrohlich wirkte, als hüteten seine Mauern ein schreckliches Geheimnis. Als endlich fahl der Morgen heraufdämmerte und die Schläfer aus den Spinnennetzen ihrer Traumgespinste befreite, läuteten die Kirchenglocken einen frostigen Sonntag ein. Jacinth stand, noch im Banne der düsteren Traumwelt, verstört an dem Panoramafenster ihres luxuriösen Apartments und blickte zum Central Park hinüber. Dieser Blick war ziemlich teuer! Die eleganten Apartments mit Blick auf den Central Park kosteten jeden Monat ein kleines Vermögen. Dank des Salärs, das sie bei Whitch und Wrestler bezog, konnte Jacinth sich die horrende Miete zwar leisten, aber froh stimmte der Ausblick sie an diesem Sonntagmorgen dennoch nicht. Es war auch kein erfreuliches Bild, das sich ihr bot. Die Bäume im Park waren kahl und sahen im bleichen Morgenlicht wie vergessene Nachtgespenster aus. Es war Winter und kalt in New York. Jacinth sehnte sich nach Sonne und Wärme.
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Buchvorschau
Duell der Gespenster - Viola Larsen
Gaslicht - Neue Edition
– 7 –
Duell der Gespenster
Ein Brudermord und seine schrecklichen Folgen
Viola Larsen
Der Sturm hielt den Atem an, als die Duellanten sich in jener kalten Winternacht auf der Lichtung unter dem Galgenbaum gegenüberstanden. Jenseits der verschneiten Gärten erhob sich schemenhaft die Silhouette des Schlosses. Es war zwei Uhr morgens. Eine ungewöhnliche Zeit für ein Duell. Noch bevor die Sekundanten das Kommando gaben, fiel ein Schuß. Einer der Duellanten stürzte zu Boden, sein Blut färbte den Schnee rot. Der andere flüchtete, von Panik gepackt, in den Glockenturm. »Brudermord« dröhnten die Glocken schaurig durch die eisige Nacht, um danach für immer zu verstummen…
Jahrhunderte später geschah es in einer jener Nächte, die erfüllt sind von bösen Träumen, daß Jacinth im Traum die Glocken schaurig läuten hörte und das Schloß wiedersah, dessen Anblick dumpfe Ängste in ihr auslöste, obwohl es heiter und lieblich inmitten idyllischer Gärten lag. Doch es war ein Haus ohne Türen und Fenster, das auf Jacinth so bedrohlich wirkte, als hüteten seine Mauern ein schreckliches Geheimnis.
Als endlich fahl der Morgen heraufdämmerte und die Schläfer aus den Spinnennetzen ihrer Traumgespinste befreite, läuteten die Kirchenglocken einen frostigen Sonntag ein.
Jacinth stand, noch im Banne der düsteren Traumwelt, verstört an dem Panoramafenster ihres luxuriösen Apartments und blickte zum Central Park hinüber.
Dieser Blick war ziemlich teuer! Die eleganten Apartments mit Blick auf den Central Park kosteten jeden Monat ein kleines Vermögen. Dank des Salärs, das sie bei Whitch und Wrestler bezog, konnte Jacinth sich die horrende Miete zwar leisten, aber froh stimmte der Ausblick sie an diesem Sonntagmorgen dennoch nicht.
Es war auch kein erfreuliches Bild, das sich ihr bot. Die Bäume im Park waren kahl und sahen im bleichen Morgenlicht wie vergessene Nachtgespenster aus.
Es war Winter und kalt in New York. Jacinth sehnte sich nach Sonne und Wärme. Aber die Kälte allein war nicht schuld daran, daß sie sich nichts sehnlicher wünschte, als New York zu verlassen, ihre Zelte abzubrechen und einfach irgendwohin fortzugehen.
Vielleicht nach Kalifornien oder nach Florida oder endlich dorthin, wohin sie schon immer wollte, nämlich nach Europa?
Das hing mit der vagen Spur zusammen, die darauf hinwies, daß Jacinths Vorfahren einst aus Europa nach Amerika ausgewandert waren.
Genaues wußte sie nicht, hatte sie doch selbst an ihre Eltern nur noch undeutliche Kindheitserinnerungen. Andererseits wäre eine Spurensuche ihr viel zu zeitaufwendig und sentimental vorgekommen. Dennoch plagte sie manchmal das Gefühl, hier keine Wurzeln zu haben, gleichsam in einem luftleeren Raum schwebend dem Erfolg nachzujagen, und das machte sie recht rebellisch. In solchen Momenten fühlte sie sich nutzlos, häßlich und alt.
Die Panoramascheibe spiegelte freilich die aparte Erscheinung einer grazilen jungen Frau mit rotblondem Lockenhaar, einem schmalen, ovalen Gesicht, jadegrünen Augen und einem zauberhaften Mund. Jacinth war ein damenhafter Typ, sie war stets elegant gewandet und perfekt gestylt.
Das mußte sie auch sein, denn sie war schließlich eine Karrierefrau, und da zählte die äußere Erscheinung, während es auf die inneren Werte im Grunde weniger ankam. Wichtig war vor allem, stets cool und perfekt zu wirken.
Den Luxus von Gefühlen hatte Jacinth sich noch nie geleistet. Ihr Ziel war es, in der Glitzerwelt des Erfolgs nach ganz oben zu kommen. Viel hatte sie schon erreicht, aber im Moment war sie festgefahren.
In Gedanken überflog sie die Figuren, die ihrem Aufstieg in der Firma möglicherweise im Weg stehen konnten.
Hatte sie doch geglaubt, ihr Ziel erreicht zu haben, als die renommierte Unternehmensberatung Whitch und Wrestler ihr einen Top-Job angeboten hatte. Wie viele Hoffnungen hatte Jacinth auf diesen Job gesetzt! Immerhin war sie nicht nur kreativ und hatte großartige Ideen, sondern sie besaß auch einen kühlen Verstand, der sie davor bewahrte, abzuheben und nicht Realisierbares vorzuschlagen.
Whitch und Wrestler, hatte sie angenommen, sei für ihren Aufstieg genau die richtige Adresse, bei der eben alles stimmte. Doch außer dem Manager-Gehalt, das sie bezog, stimmte leider gar nichts!
Jacinth langweilte sich gepflegt in einem feudalen Büro. Was auf ihrem eleganten Schreibtisch landete, war der schiere Frust, lästige Routinearbeit, die sie mit links erledigte. Eine wirklich große Sache, ein »dicker Karpfen«, wie sie das nannte, war nie dabei. Allenfalls hin und wieder mal ein magerer Hering.
Aber so sehr sie auch grübelte, sie konnte keinen Kollegen ausmachen, der gegen sie intrigieren mochte. Big-Boß Whitch hatte sie wohl einfach vergessen.
Whitch war der Vordenker, der Kopf des Unternehmens, er war es, der die wichtigen Entscheidungen traf. Wrestler war der Mann fürs Grobe, dazu paßte ja auch sein Name, denn so wuchtig und einschüchternd, wie er wirkte, hätte man ihn gut und gerne auch in den Ring schicken können.
Whitch hingegen war ein echter Schreibtischmensch. Er war lang und hager und ging etwas vorgebeugt. Sein Bart und Haar waren eisgrau, wobei der stattliche Bart echt, das dürftige Haupthaar dagegen mit einem üppigen Toupet herausgeputzt war.
Natürlich hatte Whitch, der rund um den Globus Unternehmen über Kontinente hinweg beriet, eine Menge um die Ohren. Aber daß er eine hochmotiviterte und qualifizierte Mitarbeiterin, die noch dazu ein fürstliches Gehalt bezog, in einem feudalen Büro regelrecht vergammeln ließ, ohne ihre Fähigkeiten zu nutzen, das war kaum zu verstehen geschweige denn zu verzeihen.
Jacinth verstand und verzieh es jedenfalls nicht!
Sie war auch nicht bereit, noch länger herumzusitzen, bis der Big-Boß sich irgendwann einmal vielleicht wieder an sie erinnerte. Warteschleifen hatte sie in der Firma nun bereits ein Jahr lang gedreht, ohne daß es ihr etwas gebracht hatte.
Im Park drüben strampelte gerade ein einsamer Jogger. Er schien seiner Atemfahne hinterherzulaufen. Er sah verfroren und ziemlich frustriert aus, der Sportsfreund. Ob es etwas brachte, dem eigenen Atem hinterherzurennen?
Lohnte es sich überhaupt, hinter irgend etwas herzulaufen, fragte sich Jacinth? Was hatte es ihr denn gebracht, daß sie bei Whitch und Wrestler ein Jahr lang dem Erfolg hinterhergehechelt war?
Nichts!
Dabei war Jacinth doch süchtig nach Herausforderungen und Erfolgserlebnissen. Aber um ein Erfolgserlebnis zu haben, brauchte man eben dicke Karpfen. »Und keine mageren Heringe!« murmelte sie erbost.
Was man außerdem brauchte, das war Glück!
Doch das Glück verwöhnte Jacinth derzeit nicht gerade, nicht einmal mit süßen Träumen. Dafür bescherte der Schlummer ihr jene bösen Träume, in denen auf beklemmende Weise immer wieder das seltsame Schloß auftauchte! Manchmal verfolgten die Ängste der Nacht Jacinth sogar noch am darauffolgenden Tag.
So erging es ihr auch an diesem tristen Sonntagmorgen, dessen Luft dünn wie Glas war und der noch trister