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Die Frau auf der Klippe: Gaslicht - Neue Edition 24 – Mystikroman
Die Frau auf der Klippe: Gaslicht - Neue Edition 24 – Mystikroman
Die Frau auf der Klippe: Gaslicht - Neue Edition 24 – Mystikroman
eBook126 Seiten1 Stunde

Die Frau auf der Klippe: Gaslicht - Neue Edition 24 – Mystikroman

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Über dieses E-Book

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Gaslicht – Neue Edition
In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!

Ich hatte die Stelle erreicht, an der die natürlichen Felsstufen in die Bucht hinunterführten. Am Rand der Klippen blieb ich stehen. Weit und breit war nichts von Mike und Colum zu entdecken. Ich ließ meinen Blick über die Bucht schweifen und genoß den herrlichen Anblick. Die Möwen spielten in der Luft, es duftete nach Salz und Meer. Man konnte bereits langsam die Flut kommen sehen. Plötzlich hörte ich hinter mir Schritte. Ganz leise – beinahe schleichend. Kein Freund würde sich auf eine solche Weise nähern. Ich schnellte herum. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Und wieder einmal blickte ich in die schwarzen bösen Augen von James Gardiner! Mit den Briefen hat alles angefangen. Jetzt lagen sie in der Handtasche auf dem Beifahrersitz meines gelben Ford, der am Rande der abschüssigen West-Cork-Straße im Sonnenschein parkte. Ich zündete mir eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Ungefähr eine Meile vor meinem Ziel hatte ich plötzlich das starke Bedürfnis verspürt, anzuhalten und meine Gedanken zu ordnen. Ich mußte noch einmal darüber nachdenken, warum ich jetzt hier und nicht – wie gewöhnlich – in der Schule war, an der ich Geschichte unterrichtete. Erst gestern war ich von einem kurzen Osterurlaub zurückgekehrt und hatte die beiden Briefe vorgefunden. Mein Herz hatte bis zum Hals geklopft, als ich die Poststempel erkannt hatte: Kilcollery, County Cork.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum15. Nov. 2022
ISBN9783740923112
Die Frau auf der Klippe: Gaslicht - Neue Edition 24 – Mystikroman

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    Buchvorschau

    Die Frau auf der Klippe - Fionnuala Reeves

    Gaslicht - Neue Edition

    – 24 –

    Die Frau auf der Klippe

    Angst vor der Flut treibt Joanna immer weiter

    Fionnuala Reeves

    Ich hatte die Stelle erreicht, an der die natürlichen Felsstufen in die Bucht hinunterführten. Am Rand der Klippen blieb ich stehen. Weit und breit war nichts von Mike und Colum zu entdecken. Ich ließ meinen Blick über die Bucht schweifen und genoß den herrlichen Anblick. Die Möwen spielten in der Luft, es duftete nach Salz und Meer. Man konnte bereits langsam die Flut kommen sehen. Plötzlich hörte ich hinter mir Schritte. Ganz leise – beinahe schleichend. Kein Freund würde sich auf eine solche Weise nähern. Ich schnellte herum. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Und wieder einmal blickte ich in die schwarzen bösen Augen von James Gardiner!

    Mit den Briefen hat alles angefangen. Jetzt lagen sie in der Handtasche auf dem Beifahrersitz meines gelben Ford, der am Rande der abschüssigen West-Cork-Straße im Sonnenschein parkte. Ich zündete mir eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Ungefähr eine Meile vor meinem Ziel hatte ich plötzlich das starke Bedürfnis verspürt, anzuhalten und meine Gedanken zu ordnen. Ich mußte noch einmal darüber nachdenken, warum ich jetzt hier und nicht – wie gewöhnlich – in der Schule war, an der ich Geschichte unterrichtete.

    Erst gestern war ich von einem kurzen Osterurlaub zurückgekehrt und hatte die beiden Briefe vorgefunden. Mein Herz hatte bis zum Hals geklopft, als ich die Poststempel erkannt hatte: Kilcollery, County Cork. Der Heimatort meiner irischen Großmutter, Elisabeth Wentworth.

    Ungeduldig hatte ich die beiden Briefumschläge geöffnet und zu lesen begonnen. Fred Moone, der Anwalt meiner Großmutter, informierte mich ohne große Einleitung, daß er ein großzügiges Angebot für Mainstay erhalten hatte, und bat mich, als Erbin meiner Großmutter dieses Angebot zu prüfen. Mainstay war der Wohnsitz meiner Großmutter, ein wunderschönes, großes, altes Haus, in dem meine Familie seit fünf Generationen zu Hause war. Aber Fred gab mir keine Erklärung, warum er diesen Brief an mich gerichtet hatte. Schließlich war anzunehmen, daß meine Großmutter noch einige Jahre leben würde und durchaus in der Lage war, sich um ihren Besitz selbst zu kümmern.

    Doch dann merkte ich, daß ich versehentlich den zweiten der beiden Briefe zuerst gelesen hatte. Mechanisch griff ich nach dem anderen Schreiben, das einige Tage vor Ostern aufgegeben worden war. Mit ungläubigen Augen begann ich zu lesen:

    Liebe Joanna, es tut mir leid, Dir mitteilen zu müssen, daß Deine Großmutter am Donnerstag vor Ostern bei einem Spaziergang auf den Klippen ausgerutscht und die Felsen hinuntergefallen ist. Unglücklicherweise herrschte zu dieser Zeit hohe Flut und sie wurde aufs Meer hinausgetrieben. Ihr Leichnam wurde drei Tage später gefunden. Es mag ein kleiner Trost für Dich sein, daß der Doktor sicher ist, daß der Aufprall Deine Großmutter augenblicklich getötet hat.

    Ich habe einige Male versucht, Dich zu erreichen, erfuhr dann jedoch von der Schuldirektion, daß Du in Urlaub bist. Dadurch war ich bedauerlicherweise gezwungen, die Bestattung durchführen zu lassen.

    Es folgten noch die üblichen Beileidsworte, und ich erkannte die vertraute Unterschrift von Fred. Während der letzten Jahre hatte ich diese Unterschrift – und auch die seiner Schwester Nita – von Zeit zu Zeit unter den Briefen gelesen, in denen sie mir mitteilten, daß »in Mainstay alles noch beim alten war« oder daß meine Großmutter »sich guter Gesundheit erfreute und unverändert« sei.

    Ich hatte stets gewußt, was diese Worte bedeuteten. Großmutter und ich hatten seit fast fünf Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt.

    Und nun war sie tot. Völlig benommen ließ ich mich in einen Sessel fallen.

    Es vergingen einige Minuten, bevor ich schließlich noch einmal den zweiten Brief in die Hand nahm und ihn diesmal von Anfang bis Ende las.

    Fred erwähnte meine Großmutter überhaupt nicht mehr, sondern teilte mir gleich die Einzelheiten mit über ein – wie er es nannte – außergewöhnlich großzügiges Angebot für Mainstay, das er erhalten hatte. Ich konnte mich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, daß ihm sehr viel daran lag, mich zu überzeugen. Er schrieb:

    Der Interessent bietet sofortige Barzahlung. Die beiden Angestellten, Peggy und Joe, erhalten eine jährliche Lebensrente. Die gesamte Einrichtung des Hauses – die beiden Zimmer der Dienstboten ausgenommen – gehören Dir. Mein Klient würde Dir für den Hausrat gerne ein separates Angebot unterbreiten, wobei es Dir natürlich freisteht, alles das zu behalten, wovon Du Dich nicht trennen möchtest. Mein Klient wird die Kosten für den Transport übernehmen.

    Hmmm, dachte ich, wirklich ein außergewöhnliches Angebot. Und als hätte er meine Reaktion vorausgeahnt, fuhr Fred fort:

    Da mein Klient sein eigenes Haus bereits verkauft hat, liegt ihm verständlicherweise viel an einem schnellen Abschluß. Daher ist auch sein Angebot mehr als großzügig und sehr ungewöhnlich.

    Ich brauche doch wohl nicht zu betonen, liebe Joanna, daß bei einem derartigen Angebot sofortiges Handeln geboten ist. Daher habe ich alle notwendigen Papiere vorbereitet und sie diesem Schreiben beigefügt.

    Selbstverständlich kannst Du Dich voll auf Nita und mich verlassen. Wir werden alles zu Deiner vollsten Zufriedenheit erledigen, als wärst Du selbst anwesend, ohne jedoch die Strapazen einer solchen Reise auf Dich nehmen zu müssen. Sobald ich von Dir die unterzeichneten Papiere zurückerhalten habe, werde ich alles Nötige in die Wege leiten. Du kannst diese Angelegenheit beruhigt mir überlassen. Es ist völlig unnötig, daß Du Dich selbst bemühst.

    Ich lehnte mich zurück und dachte eine ganze Weile nach. Dann machte ich mich auf den Weg zu Miß Ainsworth, der Direktorin unserer Schule, und bat um sofortigen Urlaub. Miß Ainsworth war sehr betroffen über den Tod meiner Großmutter und fand es selbstverständlich, daß ich sofort nach Kilcollery fahren wollte.

    Allerdings hatte ich ihr gegenüber nichts von meinen beunruhigenden Vorahnungen erzählt, daß irgend etwas nicht stimmte. Was mich an Freds Briefen störte, waren die ständigen Betonungen, daß der Verkauf schnell vonstatten gehen sollte und daß ich auf keinen Fall in Kilcollery benötigt wurde. Was hatte Fred vor?

    Und dann fielen mir wieder die Umstände ein, unter denen meine Großmutter gestorben sein sollte. Merkwürdige Umstände… Sie war eine alte Frau und nicht sehr unternehmungslustig gewesen. Und sie kannte jeden Zentimeter ihrer Umgebung. Warum ist sie an diesem Abend die Klippen hinuntergefallen? Wie hatte das passieren können?

    Wieder zu Hause, kam mir ein Gedanke und ich griff zum Telefon. Es dauerte eine Weile, bis ich mit der richtigen Person verbunden wurde.

    Nachdem meine Frage beantwortet worden war, legte ich nachdenklich den Hörer wieder auf. Die Auskunft gefiel mir überhaupt nicht.

    Voll innerer Unruhe holte ich meinen Koffer hervor und begann, für die Reise nach Mainstay zu packen.

    Meine Erinnerungen an Mainstay waren düsterer Art. Während der jährlichen Sommerferien, die ich mit den Eltern dort verbrachte, gab es zahllose Auseinandersetzungen zwischen meinem Vater und meiner Großmutter. Nie hatte sie ihm verziehen, eine Engländerin geheiratet zu haben. Und nie hatte sie aufgehört, ihn zu drängen, nach Mainstay zurückzukommen. Sie beschuldigte meine Mutter, ihn aus seinem Vaterhaus fernzuhalten.

    Nach einer solchen Auseinandersetzung verließen meine Eltern das Haus, um mit dem Boot zum Angeln hinauszufahren. In kurzer Zeit kam plötzlich ein starker Sturm auf. Wir eilten alle hinaus, um den beiden zu Hilfe zu kommen, konnten aber nur hilflos zusehen, wie sie vor unseren Augen ertranken.

    Die Schwester meiner Mutter kam sofort aus London und nahm mich gegen den Willen meiner Großmutter mit. Jahrelang danach gab ich meiner Großmutter die Schuld am Tod meiner Eltern. Wären sie nicht so erregt gewesen, hätten sie den Sturm vielleicht rechtzeitig bemerkt und sich retten können. Fünf Jahre vergingen, bevor ich mich endlich doch entschloß, meine Großmutter zu besuchen. Mein Zorn hatte sich im Laufe der Zeit gelegt, und ich begann so etwas wie Mitleid für meine Großmutter zu empfinden, die einsam und allein in ihrem riesigen Haus lebte.

    Doch der Besuch entwickelte sich zu einer Katastrophe. Starrköpfig und unbeugsam verlangte sie von mir, mein Haus in London, das ich von meiner Mutter geerbt hatte, zu verkaufen und bei ihr in Mainstay zu wohnen. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, und ich fuhr nach London zurück. Von diesem Augenblick hatte ich nur noch zeitweiligen Brief kontakt mit Fred und Nita, die mir versprochen hatten, sich ein wenig um Großmutter zu kümmern.

    Damals sah ich Kilcollery zum letztenmal. Bis heute… Es wurde langsam warm im Auto und ich stieg aus. Ein wenig frische Luft würde mir guttun. Ich kletterte die Felsen einige Meter hinauf und setzte mich dort an eine sonnige Stelle. So kurz vor meinem Ziel mußte ich noch einmal über die Gründe nachdenken, aus denen ich diese Reise unternommen hatte.

    Es gab zwei Fragen zu beantworten. Warum hatte Fred Moone es mit dem Verkauf von Mainstay so eilig? Die zweite Frage war sehr viel schwieriger zu beantworten. Warum war meine Großmutter an jenem Abend auf die gefährlichen Klippen gegangen?

    Irgend etwas stimmte da nicht. Außerdem hatte man mir beim Wetteramt am Cork Airport mitgeteilt, daß an jenem Donnerstagabend an der gesamten Südwestküste Irlands starker Sturm in Verbindung mit Wolkenbrüchen geherrscht hatte. Und Großmutter hatte Stürme gehaßt, so lange

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