Barbaras Flucht in den Pfarrkeller: Roman
Von A. F. Morland
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Der Umfang dieses Buchs entspricht 92 Taschenbuchseiten.
Als Valentin Klefitsch nach Jahren in sein Heimatdorf Grüntal zurückgekehrt, hat er einen Plan. Niemand ahnt jedoch, dass er unlautere Absichten hat - am wenigstens die reiche Witwe Irma Brack, die im Dorf als kalt und hartherzig gilt und nur auf ihren Vorteil bedacht ist. Selbst ihre Nichte Barbara behandelt sie schlecht und will sie gegen ihren Willen mit einem älteren Mann verheiraten. Für Pfarrer Kreutzer, Kaplan Hofer und ihre patente Haushälterin Heide Maus, die sich nicht nur um das geistige Wohl ihrer Gemeinde-Schäfchen kümmern, keine leichte Aufgabe.
A. F. Morland
A. F. Morland schrieb zahlreiche Romane und ist der Erfinder der Serie Tony Ballard.
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Barbaras Flucht in den Pfarrkeller - A. F. Morland
München
Barbaras Flucht in den Pfarrkeller
von A. F. Morland
Der Umfang dieses Buchs entspricht 92 Taschenbuchseiten.
Als Valentin Klefitsch nach Jahren in sein Heimatdorf Grüntal zurückgekehrt, hat er einen Plan. Niemand ahnt jedoch, dass er unlautere Absichten hat - am wenigstens die reiche Witwe Irma Brack, die im Dorf als kalt und hartherzig gilt und nur auf ihren Vorteil bedacht ist. Selbst ihre Nichte Barbara behandelt sie schlecht und will sie gegen ihren Willen mit einem älteren Mann verheiraten. Für Pfarrer Kreutzer, Kaplan Hofer und ihre patente Haushälterin Heide Maus, die sich nicht nur um das geistige Wohl ihrer Gemeinde-Schäfchen kümmern, keine leichte Aufgabe.
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© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
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postmaster@alfredbekker.de
1
Der Herrgott meinte es an diesem Tag gut mit Grüntal, diesem kleinen, idyllischen Ort irgendwo zwischen dem Franken- und dem Bayernwald.
Nicht gut hingegen meinte er es mit Pfarrer Kreutzer, seinem irdischen Repräsentanten. Ihn ließ er unbegreiflicherweise leiden. Hochwürden wusste wirklich nicht, womit er dies verdient hatte. Einen aufrechteren, liebenswürdigeren und hilfsbereiteren Priester fand man in weitem Umkreis nicht. Der Sechzigjährige war ein Hirte alten Schlages, immer da für seine Schäfchen - und auch für die Schafsköpfe unter ihnen -, wenn man ihn brauchte.
Fast immer, musste man nun einschränken, denn eine grausame höhere Gewalt hinderte Paul Kreutzer nachhaltig daran, seinen kirchlichen Pflichten nachzukommen.
»Ausgerechnet jetzt!«, stöhnte er und massierte mit den Händen seinen Bauch.
Bernd Keller, im Hauptberuf Musiklehrer am Gymnasium der in der Nähe von Grüntal gelegenen Kreisstadt Sonnbrunn, nickte wissend. »Ich kenne das, Herr Pfarrer. So etwas kommt immer zur falschen Zeit - einfach deshalb, weil es keine Zeit gibt, die dafür richtig wäre.«
»Wurden Sie auch schon davon heimgesucht?« Wie stets trug Pfarrer Kreutzer seine schwarze Soutane. Man hatte ihn im Dorf noch nie anders gekleidet gesehen, und böse Zungen behaupteten, dass er nur diese eine hätte und sie nicht einmal nachts ablegen würde, was natürlich nicht der Wahrheit entsprach.
»Fast auf jeder Urlaubsreise erwischt mich Montezumas Rache«, antwortete der vierzigjährige Bernd Keller, ein großer, schlanker, dunkelhaariger Mann, seit Kurzem glücklich verheiratet.
Paul Kreutzer, mittelgroß und untersetzt, strich sich mit der Hand über das volle graue Haar. »Wie Sie sehen, bleibt man auch in Grüntal nicht davor verschont.«
Bernd Keller, der bei den Gottesdiensten die Orgel spielte, lächelte. »Ja, ja, die Russen ...«
Pfarrer Kreutzer sah ihn irritiert an. »Was haben denn die Russen mit meinem meinem Leiden zu tun?«
»Einer meiner Schüler blieb mehrere Tage dem Unterricht fern«, erklärte Bernd. »Als er wieder in die Schule kam, trug er zur allgemeinen Erheiterung bei, indem er sagte: >Ich war krank. Ich hatte mit ein paar hartnäckigen Virussen zu kämpfen. < Schallendes Gelächter. Und seither werden die Viren von allen nur noch scherzhaft die Russen genannt.«
»Und nun haben sie mich heimgesucht. Wie schnell so etwas geht. Gestern war ich noch der gesündeste Mensch.«
»Sie sehen auch heute noch wie das blühende Leben aus.«
»Mag sein, aber der Schein trügt. Ich kann das Pfarrhaus nicht verlassen.«
Bernd Keller sah zum Fenster. Über Grüntal spannte sich ein wolkenloser Himmel, so azurblau, wie er nur ganz selten war. »Und das bei einem solchen Prachtwetter.«
»Keine zehn Schritte wage ich mich, von meiner Toilette zu entfernen«, seufzte der Priester.
Bernd grinste. »Wegen dieser heimtückischen Russen, die sich in Ihrem Darm eingenistet haben.«
»Sie graben in meinen Eingeweiden um wie die Gärtner ihr Gemüsebeet im Herbst«, beklagte sich Paul Kreutzer. Seit zwanzig Jahren war er katholischer Pfarrer der Gemeinde Grüntal, und es ärgerte ihn maßlos, dass er wegen dieses hundsordinären Durchfalls seine sonntägliche Predigt nicht würden halten können. Das hatte es noch nie gegeben. Aber sollte er mit verkniffenem Gesicht und schweißnasser Stirn auf der Kanzel stehen, das Bohren, Wühlen und Schneiden ignorieren und seiner Gemeinde ächzend ins Gewissen reden?
»In einer Woche haben Sie es überstanden«, versuchte Bernd Keller den Priester zu trösten.
Pfarrer Kreutzer rollte die Augen. »Eine Woche werden meine Gedanken permanent um den Lokus kreisen - welch grandiose Aussichten.«
»In ganz hartnäckigen Fällen ziehen die Russen auch erst nach vierzehn Tagen ab.«
Paul Kreutzer wiegte vorwurfsvoll den Kopf. »Sie verstehen es, einem Mut zu machen, das muss man Ihnen lassen.«
»Verzeihen Sie, Hochwürden.«
»Schon gut.« Der Pfarrer winkte deprimiert ab, riss seine blauen Augen plötzlich auf, erhob sich erschrocken, stöhnte: »Es geht schon wieder los - entschuldigen Sie mich«, und stürmte hinaus.
»Da sieht man, dass Priester auch nur Menschen sind«, meinte Bernd Keller lächelnd, als Paul Kreutzer sich wieder blass und matt zu ihm setzte.
»Bedarf es wirklich eines solch drastischen Beweises?«
»Die Predigt wird dann ja wohl Kaplan Hofer halten - oder sehe ich das falsch?«, erkundigte sich Bernd Keller.
»Sie sehen es leider richtig.«
»Wieso leider?«, fragte Bernd erstaunt.
»Meine Predigten unterscheiden sich grundlegend von jenen unseres jungen Kaplans. Wir sind nicht nur vom Typ her sehr verschieden. Wir haben auch sehr unterschiedliche Ansichten, wie Sie wissen.«
Oh ja, das wusste Bernd Keller, und nicht nur er. In ganz Grüntal war es bekannt. Manchmal wirkten der Pfarrer und sein Kaplan wie Tag und Nacht.
Pfarrer Kreutzer hielt streng auf Zucht und Ordnung. Kaplan Hofer hingegen sah man kaum in einer Soutane. Er bevorzugte moderne Kleidung und brauste auf einem schweren Motorrad durch den Ort. Natürlich war das einigen Leuten - vor allem den älteren Semestern - ein Dom im Auge. Die Jungen jedoch liebten ihren legeren, fortschrittlichen Kaplan gerade deswegen heiß.
»Jürgen Hofer wird Sie würdig vertreten, Herr Pfarrer«, meinte Bernd Keller zuversichtlich.
Paul Kreutzer behielt seine diesbezüglichen Bedenken für sich. Es würde sich nicht vermeiden lassen, dass Jürgen Hofer am Sonntag auf der Kanzel stand.
»Warum legen Sie sich nicht ins Bett?«, fragte der Organist. »Mit einer schönen Wärmeflasche auf dem Bauch ...«
»Hören Sie auf!«, stöhnte Pfarrer Kreutzer. »Das habe ich versucht.«
»Und?«
Der Pfarrer winkte mit säuerlicher Miene ab.
»Auf jeden Fall kommt mir keine Wärmeflasche mehr auf den Bauch.«
Die Männer hörten, wie die Pfarrhaustür geöffnet wurde. Gleich darauf erschien Frau Maus, die achtundfünfzigjährige Pfarrhaushälterin.
Sie war seit Anbeginn bei Pfarrer Kreutzer im Dienst und leitete daraus das Recht für sich ab, ihm hin und wieder ganz unverblümt die Meinung zu sagen. Eine kluge, arbeitsame, warmherzige Frau war diese Heide Maus, die von vielen liebevoll »Kirchenmaus« genannt wurde. Ihr großes Anliegen war es, Frauen und Mädchen, die in Schwierigkeiten geraten waren und ratsuchend zu