Geht ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung?: Toni der Hüttenwirt 293 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Petra schaute bei den Steiers zum Fenster hinein. Hertha Steier stand am Küchentisch und richtete einen Proviantkorb. Sie sah auf und lächelte, als sie die junge Krankenschwester erkannte. »Grüß Gott, Petra!« »Grüß Gott, Hertha!« Hertha Steier bat Petra herein. »Wo sind die Kinder?«, fragte Petra. »Thomas und Sandra sind auf der Wiese hinter der Scheune. Mein Mann hat ihnen geholfen, Dieters altes Indianerzelt aufzustellen. Danach schleppten sie das Bettzeug hinaus. Die beiden freuen sich auf ihr Wochenende auf der Prärie«, lachte Hertha. »Ja, die Kinder haben viel Spaß. Holz für das Lagerheuer haben sie auch schon gesammelt. Gustav hat eine tiefe Grube ausgehoben. Er wird dort das kleine Feuer und die Glut überwachen. Die Kinder wollen Stangenbrot backen und Kartoffeln garen.« »Ist das nicht gefährlich? Wegen der Brandgefahr?«
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Buchvorschau
Geht ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 293 –
Geht ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung?
Sie träumen davon, endlich eine Familie zu sein ...
Friederike von Buchner
Petra schaute bei den Steiers zum Fenster hinein.
Hertha Steier stand am Küchentisch und richtete einen Proviantkorb. Sie sah auf und lächelte, als sie die junge Krankenschwester erkannte. »Grüß Gott, Petra!«
»Grüß Gott, Hertha!«
Hertha Steier bat Petra herein.
»Wo sind die Kinder?«, fragte Petra.
»Thomas und Sandra sind auf der Wiese hinter der Scheune. Mein Mann hat ihnen geholfen, Dieters altes Indianerzelt aufzustellen. Danach schleppten sie das Bettzeug hinaus. Die beiden freuen sich auf ihr Wochenende auf der Prärie«, lachte Hertha. »Ja, die Kinder haben viel Spaß. Holz für das Lagerheuer haben sie auch schon gesammelt. Gustav hat eine tiefe Grube ausgehoben. Er wird dort das kleine Feuer und die Glut überwachen. Die Kinder wollen Stangenbrot backen und Kartoffeln garen.«
»Ist das nicht gefährlich? Wegen der Brandgefahr?«, fragte Petra besorgt.
»Weißt du, Petra, wenn die Kinder ein Feuerchen machen wollen, dann kann man sie nicht davon abhalten. Das habe ich schon damals eingesehen, als Dieter und unsere Lilo, Gott hab sie selig, klein waren. Gustav wird aufpassen, dass sie vorsichtig sind und sich weder die Fingerchen verbrenn, noch eine Feuersbrunst entfachen. Deswegen auch die Grube, da kann nichts aus Versehen angezündet werden. Außerdem ist Gustav im Vorstand der Waldkogeler Feuerwehr. In der Scheune stehen mehrere Kasten Bier. Die Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr kommen später auf einen Umtrunk vorbei. Das nennen sie Löschübung. Fragt sich nur, was sie löschen, das Feuer oder die durstigen Kehlen?«
Die beiden Frauen schmunzelten.
»Ach, die Kinder zusammen zu sehen, das ist so herzig, Petra.«
»Ich bin froh, dass sich Sandra gut mit Thomas versteht und sich wohl bei euch fühlt. Ihr seid mir eine große Hilfe und erleichtert mir das Leben. Es ist nicht einfach als Witwe mit Kind. Wenn sich mal wieder der Dienstplan ändert, kann ich sicher sein, dass Sandra immer bei euch willkommen ist. Das ist gibt mir Sicherheit und ist eine große Beruhigung.«
»Petra, mach dir darüber keine Gedanken! Es ist alles in Ordnung. Wir sind froh, dass Thomas dein kleines Madl als Freundin hat. Du kannst ruhig nach hinten gehen.«
»Das würde ich gern«, sagte Petra, »aber Sandra hat gesagt, dann müsste ich mich als Indianerin verkleiden.«
Hertha lachte. »Das hat Thomas auch von Dieter und Gustav verlangt. Gustav hat sich verkleidet, zwar nicht als Indianer, sondern als Cowboy mit einem großen Hut. Er spielt den Indianerfreund und Kundschafter.«
Petra schmunzelte. »Vielleicht komme ich später noch einmal vorbei, wenn es dunkel ist und alle um das Lagerfeuer sitzen. Irgendetwas werde ich schon finden, womit ich mich verkleiden kann.«
»Zieh ein elegantes Abendkleid an! Du bist eine Reisende, deren Postkutsche überfallen wurde. Ich freue mich, wenn du kommst. Ich spiele auch eine Reisende, die bei den Indianern Schutz sucht«, sagte Hertha. Sie schaute wohlwollend auf Petras Kleidung.
Sie trug dunkelrote Kniebundhosen aus weichem Leder, eine bunte Bluse, Wanderschuhe und hatte eine Strickjacke leger um die Hüften gebunden. Als Tasche trug sie eine Umhängetasche aus grobem Stoff.
»Fesch schaust du aus, Madl«, sagte Hertha. »Hast dir meine Worte ein bisserl zu Herzen genommen, wie?«
Petra errötete. »Ja, du hattest recht, Hertha. Es war Zeit, die Trauerkleidung abzulegen. Sandra soll sich später nicht an mich erinnern als die traurig-ernste Mutti, die immer Schwarz trug. Deine Worte haben mich sehr nachdenklich gemacht, Herta. Ich muss auch wieder anfangen, zu leben.«
»Das ist ein sehr vernünftiger Entschluss. Und jetzt lass mich raten: Du willst heut noch ein bisserl wandern gehen.«
»Ja, ich will meine alten Gewohnheiten wieder aufnehmen. In den Bergen bekommt man einen klaren Kopf. Wenn man von oben, am Hang, herunter schaut und alles so klein ist, nimmt man sich selbst nicht mehr so wichtig.«
Hertha lächelte Petra an. »Ich weiß natürlich, wie du das meinst, Petra. Aber du solltest auch anfangen, dich selbst ein wenig wichtiger zu nehmen. Du hast doch bestimmt auch Wünsche und Träume. Du bist doch noch so jung. In deinem Alter hatte ich noch viele Träume.«
Petra schaute Hertha ernst an. »Die Träume sind alle vorbei, seit ich allein bin, ich meine, seit ich mit Sandra allein lebe«, seufzte Petra leise.
Hertha wischte sich die Hände an der Kittelschürze ab, die sie meistens im Haus trug. Sie ging auf Petra zu und legte ihr mütterlich die Hand auf die Schulter. »Madl, das weiß ich. Es ist nicht gerecht vom Himmel, dir so früh die Witwenschaft zuzumuten. Ich weiß, dass ich den Herrgott nicht kritisieren soll. Aber verstehen kann ich es nicht! Wenn ich damit etwas Unrechtes gesagt habe, dann ist es eben so.« Hertha Steier tätschelte Petra die Wange. »In einigen Jahren, vielleicht weniger als zehn Jahre, dann ist Sandra erwachsen und geht ihre eigenen Wege. Also ist es höchste Zeit, dass du dir neue Träume zulegst und sie verwirklichst. Sonst liegt ein langes, sehr einsames Leben vor dir. Verstehst mich?«
»Ja, Hertha!«
Hertha rollte die Augen. Sie schaute zur Küchendecke mit ihren dunklen Eichenbalken, meinte aber den Himmel. Sie flehte um Einsicht. »Nix da, einfach nur ›Ja, Hertha!‹ zu sagen! Das ist mir zu wenig, verstehst? Denk nach und handle! Versprich mir, dass du nachdenkst. Lausche auf dein Herz. Da sind bestimmt Wünsche drin. Die solltest du nicht länger unter Verschluss halten. Auch darin solltest du Sandra ein Vorbild sein. Kein Berg ist zu hoch, als dass man nicht auf den Gipfel kraxeln könnte, wenn man will«, sagte Hertha streng. Sie blinzelte Petra zu. »Wenn man den Gipfel allein nicht erreichen kann, dann sucht man sich jemanden, mit dem man eine Seilschaft eingehen kann. Ich denke, du verstehst mich, Petra.«
Petra errötete wieder. »Hertha, ich weiß, dass du es gut mit mir meinst. Und ich bin dir dankbar für die Ermutigung. Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde darüber nachdenken und mich bemühen.«
»Das ist gut, Madl. So ist es recht. Das ist schon mal ein Anfang. Und jetzt gehe und genieße die Abendsonne! Pfüat di, Petra!«
»Pfüat di, Hertha!« Petra wandte sich zur Tür. »Und grüße mir Gustav und Dieter und natürlich die Kinder.«
»Das mach ich! Vielleicht kommst du später ja doch noch mal auf einen Sprung vorbei? Ich würde mich freuen.«
Petra lächelte und ging hinaus.
Hertha sah ihr durch die offenen Küchenfenster nach. »Madl, sei mutiger!«, flüsterte Hertha vor sich hin.
Als Petra zum Fuß der Klamm kam, wartete Dieter Steier schon auf sie.
»Grüß Gott, Petra! Fesch schaust du aus!«
Petra lächelte verlegen und errötete. Sie schaute kurz unter sich.
»Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte Dieter schnell. »Entschuldige bitte! Ich nehme es zurück. Du schaust nicht fesch aus. Bist du jetzt zufrieden?«
»Dieter, es ist für mich sehr ungewohnt, wenn ich ein Kompliment bekomme. Ich habe so etwas jahrelang nicht mehr gehört, seit ich Witwe bin.«
Dieter sagte darauf nichts. Er spürte, dass jedes Wort ungeschickt sein würde. »Wollen wir gehen?«, fragte er.
Petra nickte.
Dieter schulterte seinen Rucksack, er ging voraus. Der schmale Pfad verlief am Felsen entlang, neben dem Bach, der die Klamm herunterstürzte. Nach einigen Schritten blieb er stehen und drehte sich um. Er streckte Petra seine Hand hin. »Hier, halte dich fest! Hier an den Felsen ist der Pfad feucht und voller Moos. Da könntest du leicht ausrutschen. Weiter oben, wo wenigstens die Sonne um die Mittagszeit drauf fällt, ist der Weg besser.«
Petra lächelte.
Sie nahm Dieters Hand. Sie fühlte sich warm und weich an. In Petra stiegen die Gefühle auf, die sie auch schon an Gustavs Geburtstag gefühlt hatte, während sie mit Dieter tanzte. Damals hatte sie dagegen angekämpft. Aber jetzt war es etwas anderes, auch wenn es nur