Trail durch die Hölle: Die großen Western 306
Von Frank Callahan
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
»Sie kommt!« Die zahlreichen Menschen, die sich auf der Main Street der kleinen texanischen Stadt Hondo drängten, reckten die Hälse und starrten auf den Ranchwagen, der jetzt die ersten Häuser der Town erreichte. Auf dem Kutschbock saß eine Frau von ungefähr dreißig Jahren, die ein schwarzes, hochgeschlossenes Kleid trug. Kurze blonde Haare umrahmten ein ovales Gesicht, das einer starren Maske glich. Die blauen Augen waren unter den halbgeschlossenen Lidern fast verborgen. Die fest aufeinandergepreßten Lippen ähnelten einer schlecht verheilten Narbe. »Das hätte ich nicht gedacht, daß sich Mabel Kincaid in die Stadt wagt«, stieß eine ältere Frau hervor. »Sie sollte sich schämen!« Einige Männer und Frauen senkten die Köpfe und eilten schnell davon, andere verschwanden in den Nebengassen oder betraten schnell die Häuser. Innerhalb weniger Minuten war die Hauptstraße von Hondo wie leergefegt. Dumpf tackte der Hufschlag der beiden Pferde, die den Ranchwagen zogen. Staubschleier wehten und wurden nur träge vom leichten Wind zerfasert, der von den grünen Hügeln wehte, zwischen denen die kleine Stadt eingebettet lag. Jetzt straffte sich Mabel Kincaids schlanker Körper, während sich die Hände so fest um die Zügel krampften, daß die Knöchel hell zu schimmern begannen. Ein heiseres Stöhnen drang zwischen den Lippen hervor. Kurze Zeit später erreichte das Gefährt den Marktplatz der Ortschaft. Die beiden Vierbeiner blieben mit hängenden Köpfen stehen. Mabel Kincaid aber starrte auf das Galgengerüst, das dort aufgebaut war. Und die junge Frau sah auch den Mann, der dort am Galgen hing und dessen Körper vom Wind leicht bewegt wurde. Einige Krähen flogen krächzend davon.
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Trail durch die Hölle - Frank Callahan
Die großen Western
– 306 –
Trail durch die Hölle
Frank Callahan
»Sie kommt!«
Die zahlreichen Menschen, die sich auf der Main Street der kleinen texanischen Stadt Hondo drängten, reckten die Hälse und starrten auf den Ranchwagen, der jetzt die ersten Häuser der Town erreichte.
Auf dem Kutschbock saß eine Frau von ungefähr dreißig Jahren, die ein schwarzes, hochgeschlossenes Kleid trug. Kurze blonde Haare umrahmten ein ovales Gesicht, das einer starren Maske glich.
Die blauen Augen waren unter den halbgeschlossenen Lidern fast verborgen. Die fest aufeinandergepreßten Lippen ähnelten einer schlecht verheilten Narbe.
»Das hätte ich nicht gedacht, daß sich Mabel Kincaid in die Stadt wagt«, stieß eine ältere Frau hervor. »Sie sollte sich schämen!«
Einige Männer und Frauen senkten die Köpfe und eilten schnell davon, andere verschwanden in den Nebengassen oder betraten schnell die Häuser. Innerhalb weniger Minuten war die Hauptstraße von Hondo wie leergefegt.
Dumpf tackte der Hufschlag der beiden Pferde, die den Ranchwagen zogen. Staubschleier wehten und wurden nur träge vom leichten Wind zerfasert, der von den grünen Hügeln wehte, zwischen denen die kleine Stadt eingebettet lag.
Jetzt straffte sich Mabel Kincaids schlanker Körper, während sich die Hände so fest um die Zügel krampften, daß die Knöchel hell zu schimmern begannen.
Ein heiseres Stöhnen drang zwischen den Lippen hervor.
Kurze Zeit später erreichte das Gefährt den Marktplatz der Ortschaft. Die beiden Vierbeiner blieben mit hängenden Köpfen stehen.
Mabel Kincaid aber starrte auf das Galgengerüst, das dort aufgebaut war. Und die junge Frau sah auch den Mann, der dort am Galgen hing und dessen Körper vom Wind leicht bewegt wurde.
Einige Krähen flogen krächzend davon.
Mabel Kincaid saß wie erstarrt. Nur in den geweiteten Augen war noch ein Funken Leben.
Dann sackte ihr Oberkörper haltlos in sich zusammen. Ein qualvolles Schluchzen brach aus ihrer Kehle.
So saß die blondhaarige Frau lange Minuten auf dem Kutschbock des Ranchwagens und achtete nicht darauf, daß sie von vielen Augen heimlich beobachtet wurde.
»Tom«, hauchte sie dann. »Lieber Tom, was haben sie dir nur angetan? Diese Mörderbande hat dich umgebracht.«
Mabel stieg wie in Trance vom Wagen und wankte auf das Galgengerüst zu. Mehr als einmal schien es, als würde die Frau zusammenbrechen, doch sie erreichte die Stufen, die hoch zur Plattform führten.
Dort verhielt Mabel Kincaid und schloß die Augen. Ihr keuchender Atem erfüllte die Stille. Schwer hob und senkte sich der volle Busen unter dem schwarzen, enganliegenden Kleid.
Mabel Kincaid lehnte sich kraftlos gegen das Treppengeländer und starrte in die Höhe.
Sie sah in das verzerrte und entstellte Gesicht ihres toten Mannes. Wieder kroch ihr ein trockenes Schluchzen in die Kehle.
»Herr im Himmel, steh mir bei«, flüsterte sie. »Gib mir die Kraft, das alles durchzustehen. Ich muß Tom heimholen, sonst verscharrt ihn diese Mörderbande irgendwo.«
Die ganz in Schwarz gekleidete Frau zitterte und bebte am ganzen Körper, als sie den Fuß auf die erste Treppenstufe setzte.
Sie hatte das Gefühl, Blei in den Beinen zu haben.
Schritte erklangen hinter Mabel Kincaid, die erschrocken zusammenzuckte, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
»Ich erledige das, Mabel«, erklang eine heisere Stimme. »Ich hätte Tom auf jeden Fall raus zur Ranch gebracht. Bitte, geh zum Wagen!«
Mabel stand lange Sekunden regungslos, ehe sie sich abrupt umdrehte und so die Hand abstreifte. Sie blickte in das schmale Gesicht eines schon älteren Mannes, auf dessen Hemdbrust ein Sheriffstern funkelte.
»Scher dich zum Teufel, Steve Forrester!« drang es tonlos von Mabels Lippen. »Ich brauche deine Hilfe nicht.«
Der Gesetzeshüter zuckte hilflos mit den Schultern und senkte den Kopf, denn er konnte dem Blick seines Gegenübers nicht standhalten.
»Sei doch vernünftig, Mabel«, flüsterte Steve Forrester. »Ich konnte Tom nicht helfen, obwohl ich es gern getan hätte. Er wurde von den Geschworenen und dem Richter schuldig gesprochen und zum Tode durch den Strang verurteilt. Tom überfiel eine Bank und tötete dabei zwei Menschen. Das weißt du doch genauso gut wie ich. Er hatte große Schuld auf sich geladen und mußte dafür die gerechte Strafe erhalten. Du mußt den Tatsachen ins Gesicht sehen, auch wenn es dir noch so schwerfällt.«
Mabel Kincaid starrte den Sheriff von Hondo aus funkelnden Augen an.
»Mein Mann ist unschuldig, Forrester. Er wurde hereingelegt. Ich kenne Tom seit über zehn Jahren. Er war ein aufrechter Mann, der noch niemals mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Er…«
Mabel Kincaids Stimme verstummte mit einem schrillen Ton. Ihr wurde klar, daß sie den Gesetzeshüter nicht mit Worten überzeugen konnte. Das war ihr auch vor Gericht nicht gelungen.
*
Sheriff Steve Forrester schob sich an Mabel Kincaid vorbei und stieg entschlossen die Treppenstufen empor. Er zog das Bowie-Messer aus der Scheide am Gürtel, schnitt den Gehängten los und fing ihn auf. Dann legte er den Toten über die Schulter und verließ das Galgenpodest.
Mabel lehnte erneut mit geschlossenen Augen gegen das Treppengeländer. Der Gesetzeshüter stiefelte schnell an ihr vorbei, erreichte den Ranchwagen und bettete den Leichnam ins Stroh.
Dann legte er eine Decke über den toten Rancher, der bei Sonnenaufgang gehängt worden war.
Sheriff Steve Forrester blickte zu Mabel Kincaid hinüber, die noch immer am Galgengerüst stand.
»Hell und devil!« fluchte der Sternträger. »Vor diesem Augenblick habe ich mich seit Tagen gefürchtet. Und nun fühle ich mich wirklich so mies, wie noch nie zuvor im Leben.«
Der Gesetzeshüter lief zu Mabel Kincaid hinüber, deren Körper sich nun straffte. Ohne Forrester eines Blickes zu würdigen, wankte sie an ihm vorbei und hatte Sekunden später große Schwierigkeiten, den Kutschbock hochzuklettern. Dort blieb sie zusammengekauert sitzen.
Dann aber griff Mabel nach den Zügeln und trieb die beiden Pferde an. Der Ranchwagen setzte sich rumpelnd und polternd in Bewegung. Die Frau umrundete die Richtstätte und fuhr in Richtung des Ortsausgangs davon.
Langsam traten die Einwohner von Hondo wieder auf die Straße und blickten dem Gefährt schweigend hinterher.
Zwei Stunden später verließ Mabel Kincaid die staubige Poststraße und bog in einen Feldweg ein. Es dauerte nicht lange, dann sah sie die Gebäude der kleinen Pferderanch vor sich auftauchen.
Scheunen, Ställe und Schuppen umringten ein geräumiges Blockhaus. In einem nahen Corral weideten über fünfzig erstklassige Pferde, die ihre Artgenossen vor dem Ranchwagen mit lautem Wiehern begrüßten.
Zwei Jungen, im Alter von ungefähr neun und sieben Jahren, verließen das kleine Ranchhaus. Mabel sprang schnell vom Kutschbock und trat ihren beiden Söhnen entgegen.
Sie umarmte Johnny und Tommy und konnte nur mit Mühe die aufsteigenden Tränen zurückhalten. Sie fühlte ein Würgen in der Kehle, das ihr den Atem nahm. Ihr Herz hämmerte in wildem Stakkato in der Brust.
»Geht wieder ins Haus zurück!« würgte Mabel Kincaid mühsam hervor. »Bitte, Kinder.«
»Ist… ist… Vater… tot?« stammelte der neunjährige Johnny und kämpfte gegen die Tränen an, als seine Mutter nickte.
»Vater ist im Himmel. Ihm geht es gut. Ihr solltet für ihn beten. Nimm deinen Bruder mit.«
Johnny Kincaid griff nach der Hand des jüngeren Tommy, dessen Mundwinkel zuckten. Gemeinsam liefen sie zum Ranchhaus hinüber, in dem sie kurze Zeit später verschwanden.
Mabels schlanker Körper straffte sich, nachdem sie sich die Tränen von den Wangen gewischt hatte. Dann trat sie auf den Wagen zu und blickte auf den in die Decke eingewickelten Leichnam ihres Mannes.
Wieder hatte Mabel Kincaid das Gefühl, als würde sich ein eherner Ring um ihre Brust legen und sich gnadenlos zusammenziehen. Sie rang nach Atem und glaubte für einen Herzschlag lang, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
Dann aber fing sie sich wieder und lief zum Schuppen hinüber, um dort einen Spaten zu holen. In diesem Moment vernahm sie tackendes Hufgetrappel, das sich rasch näherte.
Ein Reiter tauchte am Taleingang auf, der zielstrebig auf die Ranchgebäude zuhielt.
Mabel blieb unentschlossen stehen, ehe sie zum Blockhaus eilte, es